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der Herzog von Braunschweig beabsichtigte, derselben die Blockade von Hameln zu übergeben, um selbst hiervon entbunden zu sein und seinen Heertheil_ungeschwächt im freien Felde verwenden zu können. Die Besetzung von Bremen sollte nach der Willensmeinung des Königs den Engländern überlassen werden.

Am 25. November berichtete der Herzog, daß der englische General Don sowie Graf Tolstoi in seinem Hauptquartier Hildesheim anwesend wären, und daß er alles Erforderliche mit denselben vereinbart hätte. General Don, der zur Zeit nur über die zuerst angekommenen 12 000 Mann verfügte und die Verstärkungen namentlich an Kavallerie noch erwartete, erklärte sich bereit, zwei Bataillone englischer Garden nach Bremen zu legen, doch sollte auf seinen und Graf Tolstois Wunsch auch ein Kommando von 100 Mann des preuBischen Infanterie-Regiments Ferdinand dort bleiben. Es wurde noch verein= bart, daß das Korps des General Don seine Kantonnements vom hannoverschen Amte Blumenthal bis Verden, das russische Korps die seinen von Nienburg bis einschließlich Hannover nehmen sollte. In Hannover wünschte Graf Tolstoi ebenfalls ein preußisches Kommando belassen zu sehen, erklärte sich aber gleichzeitig bereit, die Blockade von Hameln zu übernehmen. Hierzu hatte er schon vorher die Absendung von 7000 Mann unter General Ostermann in Aussicht gestellt, deren Eintreffen vor Hameln am 30. November stattfinden sollte.*)

Fürst Hohenlohe berichtete in ähnlicher Art häufig über die Vorgänge auf dem Kriegsschauplaze, von denen General Graf Tauenzien in seiner vorgeschobenen Stellung bei Bayreuth vielfache Nachrichten erhielt. Erzherzog Ferdinand sandte seinen Generaladjutanten, den Obersten Bianchi an den Fürsten ab, welcher diesen in Leipzig antraf und davon in Kenntniß seßte, daß der Erzherzog sich mit 9000 Mann Infanterie und 3000 Reitern bei Pilsen befinde, zu Ende des Monats November aber über 24 000 Mann zu verfügen hoffe. Auch von den Bewegungen der übrigen österreichischen Heere und dem Anmarsche der Russen machte der Oberst eingehende Mittheilungen. Derselbe sprach ferner den Wunsch des Erzherzogs aus, sich erforderlichenfalls an den linken preußischen Flügel heranziehen zu dürfen. Auf diese Aeußerung mußte Fürst Hohenlohe allerdings bemerken, daß die politische Lage Preußen noch keinen thätigen Antheil am Kriege gestatte; doch wurde rege Verbindung beiderseits verabredet und späterhin auch aufrecht erhalten.

Schon am 17. November schrieb der Erzherzog aus Prag, daß seine sich täglich mehrenden Truppen jezt bei Tabor ständen und mit starken Kavallerieabtheilungen die Gegend von Budweis sowie die Grenze bei Waldmünchen beobachteten. Er verhieß weitere genaue Nachrichten und legte seinem Schreiben den Bericht des Kaiserlichen Generals Fürsten Hohenlohe, eines Bruders des in Preußen dienenden Fürsten, über das mittlerweile vorgefallene, für die Verbündeten glückliche Gefecht von Dürrnstein bei.

*) Am 26. November reisten die Generale Don und Tolstoi wieder von Hildesheim nach Hannover zurück.

VII. Uebersicht über die Ereignisse auf dem Kriegsschauplake von der Kapitulation von Ulm bis zum Vorabend der Schlacht von Aufterliß.

Die vereinigte österreichisch-russische Ärmee hatte am 20. Oktober folgende Stellungen inne:

1) Die österreichische Division Nostig beobachtete mit 8 Bataillonen, 14 Schwadronen den Inn vom Einfluß der Salza bis zur Mündung. 2) 8 Grenzbataillone hielten den Inn aufwärts von Braunau bis Rosenheim besetzt.

3) Die Russen standen geschlossen bei Braunau, der Rest der Oesterreicher lagerte zwischen Mühldorf und Oetting.

Den Oberbefehl über diese Truppen führte der russische General Kutusow, der aber an die Befehle des Kaisers Franz gewiesen war.

Der österreichische Feldmarschall-Lieutenant Graf Merveldt befand sich als militärischer Beirath im russischen Hauptquartier.

Kaiser Napoleon konnte zur Fortsetzung der Operationen im Ganzen verwenden:

1) Die französischen Armee-Korps 1 bis 7, die Garden, die Kavalleriereserve unter Murat, den großen Artilleriepark, oder zusammen:

180 Bataillone, 208 Schwadronen, 272 Geschüße, zu Ende Oktober etwa 200 000 Mann stark;

2) die bayerischen Truppen, zwei Divisionen mit 26 000 Mann;

3) das badische Kontingent etwa 3000 Mann;

4) das württembergische Kontingent etwa 3000 Mann.

Der über die Kapitulation von Ulm geschlossenen Verhandlung entsprechend, sollte jedoch das 6. Korps unter Marschall Ney mit 12 Infanterieund 4 Kavallerie-Regimentern bis zum 25. Oktober noch bei Ulm verbleiben.*) Die zu diesem Korps gehörige Division Dupont, welche sich an der Verfolgung der aus Ulm nordwärts entwichenen Truppen betheiligt hatte, schloß sich jedoch der Armee zum Vormarsche gegen Wien an.

Das 7. Korps, Marschall Augereau, ging erst vom 23. bis 26. Oktober bei Hüningen über den Rhein. Diese Heertheile sowie die badischen und württembergischen Truppen waren somit für die ersten Operationen gegen den Inn nicht sofort verfügbar. Trogdem konnte Napoleon den 60 000 Mann, 15000 Pferden der Verbündeten,**) immerhin 170 000 Mann***) entgegenführen.

*) Marschirte in der Folge auf Befehl Napoleons vom 20. Oktober schon einige Tage früher ab.

**) Ulm und Austerliß. Mittheilungen des K. K. Kriegs-Archivs. III. 1878. S. 310. ***) Die Offiziere nicht eingerechnet.

Er traf für die Fortsetzung des Feldzuges am 25. Oktober 1805 durch einen Tagesbefehl aus München folgende Anordnungen:

1) Der Marschall Bernadotte marschirt mit dem 1. Korps von München auf Wasserburg mit der weiteren Bestimmung, Salzburg zu erobern. Das 2. Korps Marmont und die bayerischen Truppen soweit letztere nicht zu Etappenzwecken verwendet werden*) — folgen diesem Korps. - folgen diesem Korps. Die batavische Division vom Korps Marmont marschirt von Ingolstadt nach Landshut.

2) Der Marschall Murat mit der 2. und 3. Dragoner-Division, Walther und Beaumont, und mit der Kürassier-Division Hautpoult geht von München über Hohenlinden auf Haag und Mühldorf vor; der Marschall Soult mit seinem Korps und die Garden folgen der Kavallerie-Reserve. **)

3) Der Marschall Davout mit dem 3. Korps marschirt über Erding und Dorfen auf Mühldorf, um daselbst den Inn zu überschreiten und durch einen Brückenkopf zu sichern.

4) Der Marschall Lannes, dem die Kürassier-Division Nansouth attachirt wird, marschirt von Landshut über Vilsbiburg, Eggenfelden, Thann auf Braunau.

5) Die Dragoner-Division zu Fuß, bei Ulm zum Theil beritten gemacht, marschirt mit einer Brigade nach Augsburg, mit der anderen nach Ingolstadt. 6) Der große Artilleriepark konzentrirt sich in Augsburg.

Die Bewegung wurde am 26. angetreten, doch hatten die Verbündeten am 23. Oktober bereits ihre Stellungen am Inn geräumt.

Napoleon widmete, da somit eine neue Verlängerung seiner Operationslinien eintrat, der Sicherung derselben ganz besondere Sorgfalt. Er deckte die Flußübergänge durch eine Reihe von schnell angelegten Befestigungen. Augsburg wurde der Etappenhauptort seiner Armee und durch provisorische Werke gesichert. Die Truppen der Bundesgenossen fanden zu sorgfältiger Bewachung der Straßen Verwendung.

Dabei segte der Kaiser seinen Vormarsch gegen das Herz der österreichischen Monarchie unaufhaltsam fort.

Gleichzeitig erhielten das 7. und 6. Armee-Korps die Richtung auf Kempten und Insbruck, um sich gegen den mit 22 279 Mann, 3305 Pferden***) in Tyrol stehenden Erzherzog Johann zu wenden. Dessen Streitkräfte waren. durch das ganze Land zerstreut und mußten Ende Oktober und Anfang November vor dem zuerst erscheinenden 6. französischen Korps den Rückzug in östlicher Richtung antreten, wobei die Oesterreicher wiederholt in ungünstige Nachhutgefechte verwickelt wurden.

*) Es blieben in Ulm eine Brigade, in Rain ein Bataillon, in Donauwörth ein Regiment, in Landshut ein Bataillon.

**) Die 1. Dragoner-Division (Klein) wurde erst nach Landshut, die 4. (Bourcier) nach Augsburg herangezogen.

***) Ulm und Austerlik. Mittheilungen des K. K. Kriegs-Archivs. III. 1878. S. 310.

Auch auf die Ereignisse in Italien wirkte der für Oesterreich unglückliche Gang des Feldzuges in Deutschland zurück. In Wien hatte man die wichtigsten Entscheidungen gerade auf dem italienischen Kriegsschauplage erwartet und demnach die stärkste Armee, nämlich im Ganzen 102 700 Mann,*) die besten Regimenter und den bewährtesten Feldherrn dorthin entsendet. Wenn auch das zu dieser Heeresmasse gehörige Korps des Generals Hiller am Brenner, sowie 18 Bataillone, welche unter dem Feldmarschall-Lieutenant Mitrovsky am 16. Oktober abrückten, um dasselbe zu verstärken, für die Entscheidung ausfielen, so hatte der Erzherzog Karl dennoch für die Schlacht von Caldiero noch 70 000 Mann zur Verfügung gehabt, gegen welche der General Massena am 30. und 31. Oktober ohne Erfolg mit nur 50 000 Mann vorging.

Der Erzherzog konnte seinen Sieg jedoch nicht benutzen, weil er in Folge der Katastrophe von Ulm nach der Donau abberufen wurde. Er trat den Marsch dahin durch Krain und Steiermark an und vereinigte sich in der Zeit vom 25. bis 27. November in der Gegend von Marburg mit den aus Tyrol zurückgehenden Truppen des Erzherzogs Johann. Es bildete sich sonach hier eine Heeresmasse von 94 000 Mann.**)

General Kutusow erhielt aus Wien wiederholt Weisungen, den Marsch Napoleons aufzuhalten. Zu einer entscheidenden Schlacht kam es hierbei nicht, doch wurden Theile der verbündeten Truppen wiederholt in ungünstige Nachhutgefechte verwickelt. Auch trennte sich die Mehrzahl der Oesterreicher unter dem Feldmarschall-Lieutenant Grafen Merveldt, nach Südosten über Leoben ausweichend, von der Armee Kutusows. Nur 4 Bataillone Infanterie und 4 Kavallerie-Regimenter unter Nostig und Kienmayer verblieben bei Leßterer.***)

Napoleon konnte den Marsch von Augsburg über München, Braunau, Enns, St. Poelten, Wien, Znaym bis Brünn, welcher 78 Meilen beträgt, in der Zeit vom 22. Oktober bis zum 20. November zurücklegen.

Er war nach Erreichung des Inn gegen die Traun und die Enns vorgerückt, und hatte demnächst das Korps des Generals Marmont südlich vorgeschoben, um über den Anmarsch des Erzherzogs Karl unterrichtet zu sein.

Bei Linz ließ der Kaiser sodann die Divisionen Gazan des 5., und Dupont des 6. Korps unter Marschall Mortier auf das nördliche Donauufer †) übergehen, während er selbst mit der Masse der Armee über Enns und Amstetten den Verbündeten auf St. Poelten folgte.

Zweimal, hinter der Traun und bei St. Poelten, glaubte er, daß die Gegner eine Entscheidungsschlacht zur Rettung Wiens annehmen würden und

*) Ulm_und_Austerlih. Mittheilungen des K. K. Kriegs-Archivs. II. 1877. S. 398. **) Nach den Standeslisten vom 23. Dezember 93 768 Mann. Ulm und Austerliß. Mittheilungen des K. K. Kriegs-Archivs III. 1878. S. 363. Anmerkung. 1)

***) Ulm und Austerlit. Mittheilungen des K. K. Kriegs-Archivs III. 1878. S. 287. +) Dorthin folgte später auch die batavische Division Dumonceau des 2. Korps.

zog seine Kräfte zusammen. Die Verbündeten gingen jedoch, den Weg nach Wien offen lassend, bei Krems über die Donau und benußten die einsame Lage des Marschall Mortier zum Angriff, welcher das für sie glückliche, schon erwähnte Gefecht bei Dürrnstein am 11. November herbeiführte. Waffenstillstandsverhandlungen hatten sich an den Forderungen Napoleons zerschlagen. Am 13. November rückte Murat in Wien ein, und es gelang ihm sogar durch List und Ueberraschung, die Donaubrücken unversehrt in seine Hand zu befommen.

Napoleon war daher in der Lage, mit den Garden, den Korps Lannes, Soult und Theilen des Korps Davout den Strom bei der österreichischen Hauptstadt ohne Aufenthalt zu überschreiten und, über Stockerau vorrückend, den Verbündeten gegen Znaym zu folgen, während der Marschall Bernadotte bei Krems über die Donau ging und sich dann ebenfalls gegen Znaym wendete. Es kam zwischen den beiden Armeen am 16. November noch zu dem heftigen Arrieregardengefecht bei Ober-Hollabrunn und Schöngrab, wo nur durch die Ausdauer des Fürsten Bagration und durch Unterhandlungen, mit denen Murat sich hinhalten ließ, die Armee des Generals Kutusow der Vernichtung entging.

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Der General Marmont blieb südlich über Wiener Neustadt auf Gratz vorgeschoben, um den Anmarsch der beiden Erzherzöge zu beobachten. Theile des Korps Davout hielten Wien und Preßburg beseßt.

Am 20. November erreichte Napoleon, von Znahm vorrückend, Brünn und erhielt hier bald darauf die Nachricht von dem Eintreffen der russischen Armee unter Buxhoewden.

Er beschloß in Folge dessen, seine Vortheile zunächst nicht weiter zu verfolgen, sondern seine Kräfte zusammenzufassen und für weitere Kämpfe vorzubereiten.

VIII. Preußische Entwürfe und Anordnungen vom 25. November und 5. Dezember zum Vorrücken der Hauptarmee an den Main.

Ein Brief des Kaisers Alexander aus Olmütz vom 19. November hatte dem Könige Friedrich Wilhelm III. die kritische Lage der Verbündeten in Mähren dargestellt, und der König am 23. November in dem Sinne geantwortet, daß er mit Festigkeit auf Verfolgung des vereinbarten Weges beharre*) - wenn es Truppenbewegungen gäbe, welche dazu beitragen könnten, die Aufmerksamkeit der Franzosen zweckmäßig auf sich zu ziehen, so sei er gern dazu bereit.**)

*) "Quant à moi, Votre Majesté peut compter sur ma fermeté à suivre la marche que nous avons concertée."

**) Ranke, Eigenhändige Memoiren des Staatskanzlers Fürsten v. Hardenberg. I. S.348.

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