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energisch verfolgt, daß nur 1892 Mann und 1794 Pferde*) über Geislingen, Nördlingen, Gunzenhausen, Nürnberg, unter Führung des Erzherzogs Eger erreichten. **)

Die russische Hülfe war um diese Zeit noch fern. Zwar hatte die erste russische Armee unter dem General Kutusow am 22. August die österreichische Grenze überschritten, aber zunächst nur sehr kleine Märsche gemacht. Beschleunigte sie später auch ihre Bewegung gegen den Inn aufs Aeußerste, so konnte sie doch erst in der zweiten Hälfte des Monats Oktober, 37 700 Mann, 11 000 Pferde stark, bei Braunau eintreffen. Außer diesen Truppen waren am Inn von der österreichischen Armee 35 Bataillone, 40 Schwadronen oder 21 989 Mann, 4073 Pferde verfügbar, so daß sich die Gesammtkräfte der österreichisch-russischen Armee dort auf rund 60 000 Mann, 15 000 Pferde bezifferten. ***)

An Verstärkungen standen für die nächste Zeit nur 9 Bataillone und 5 Schwadronen Russen, ungefähr 8000 Mann, unter dem General Rosen, und 22 Bataillone, 7 Schwadronen oder 13 356 Mann, 571 Pferde der Oesterreicher unter dem Feldmarschall-Lieutenant Herzog Paul von Württemberg bei Wien zur Verfügung. Nur 4 Bataillone, 4 Schwadronen, 3600 Mann, waren von diesen österreichischen Truppen als wirklich kriegsbereit anzusehen, während der Rest in unausgebildeten Ersatzmannschaften bestand.

Die zweite russische Armee unter Buxhoewden sowie die Garden konnten erst im letzten Drittel des November in der Gegend von Brünn mit 47 000 Mann erwartet werden. Thatsächlich haben sich diese Kräfte in der Zeit vom 20. bis 24. November bei Wischau, 6 Meilen nordöstlich Brünn, und bei Olmütz mit den dorthin zurückgewichenen russisch - österreichischen Kräften des Generals Kutusow vereinigt.

Die dritte russische Armee dagegen unter den Generalen Michelson und Bennigsen, deren Aufstellung erst durch Kaiserlichen Befehl vom 4./16. Juli angeordnet worden war, wurde in Folge der anfänglichen Verwickelungen mit Preußen, sowie durch wiederholte abändernde Befehle, in ihrem Vormarsch derartig aufgehalten, daß sie erst am 13. und 14. November Warschau passirte und am 13. Dezember mit den Vortruppen Breslau erreichte.

*) Ulm und Austerliß. Mittheilungen des K. K. Kriegs-Archivs II. 1877. S. 412 **) Feldmarschall-Lieutenant Jellačić, der mit einem Korps von 21 Bataillonen und 10 Schwadronen von Ulm aus noch am 13. Oktober nach Süden entsendet worden war, zog sich nach Vorarlberg zurück.

***) Ulm und Austerliß. Mittheilungen des K. K. Kriegs-Archivs III. 1878. S. 310.

V. Erfte Anordnungen zur Aufftellung der preußischen Heere gegen

Frankreich.

Die Nachrichten von der Verlegung der preußischen Neutralität, die Mittheilungen über die Einzelheiten, über vorgefallene Excesse, über die Abweisung der von den Behörden erhobenen Proteste und über die Zurückdrängung der preußischen Militär-Kommandos, erregten einen allgemeinen Unwillen, welcher um so stärker auftrat, je mehr sich Preußen Frankreich gegenüber bis dahin willfährig und rücksichtsvoll gezeigt hatte.

Der König genehmigte im Allgemeinen die Konferenzbeschlüsse vom 9. Oktober. Der Aufmarsch der preußischen Heere gegen Westen wurde eingeleitet. Die bezügliche Kabinets-Ordre, aus Potsdam vom 13. Oktober 1805 datirt, sagt in der Einleitung:

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Se. Majestät von Preußen sehen sich veranlaßt, da die Franzosen auf eine ganz unerwartete Weise die Neutralität in Franken verlegt haben, um weiteren unerlaubten und Allerhöchst Dero Staaten nachtheiligen Schritten vorzubeugen, verschiedene Armee-Korps sowohl im Fränkischen, als in Niedersachsen und Westfalen, zu versammeln.“

General Graf Tauenzien, der in den fränkischen Landen befehligte, erhielt die Weisung, seine Truppen sogleich im Bayreuthschen zusammenzuziehen und im Ansbachschen nur eine Abtheilung von 100 bis 150 Pferden zu belassen. Fürst Hohenlohe sollte mit den bei Sieradz an der Warthe schon versammelten oder dorthin im Marsch befindlichen Truppen sogleich nach dem Bober umkehren, und sie an diesem Flusse bei Naumburg, Sagan und Bunzlau versammeln, von wo dann der größte Theil weiter nach Franken bestimmt war. Dorthin sollten auch von Brandenburg einige Regimenter marschiren, Fürst Hohenlohe das Kommando über das neu zu bildende starke fränkische Korps übernehmen.

General Blücher erhielt die Weisung, mit den westfälischen Truppen unter den Oberbefehl des Kurfürsten von Hessen zu treten, um dann später dessen Avantgarde zu führen.

Der zum Einmarsche in das Hannoversche bestimmte Herzog von Braunschweig übernahm das zu diesem Zwecke bereitgestellte niedersächsische Korps. General v. Rüchel wurde in seiner Bewegung zur Versammlung bei Drengfurth sofort angehalten und alsbald beordert, den größten Theil seiner Truppen zur Bildung mehrerer Reservekorps abzugeben, in welche der gesammte Rest der Armee, soweit er nicht zu Besaßungszwecken erforderlich war, eingetheilt wurde.

Gegen die Zusammenziehung eines starken Korps in Franken machte jedoch Oberstlieutenant v. Kleist, der vortragende Generaladjutant, Bedenken geltend. Er reichte dem Könige am 16. Oktober ein Promemoria ein.

In demselben legte er dar, daß der Beschluß, eine bedeutende Truppenmacht bei Bayreuth, am rothen Main und bei Hof zu versammeln, vor Allem aus dem unangenehmen Eindruck hervorgegangen sei, den das treulose Benehmen der Franzosen gemacht habe.

Bei ruhiger Prüfung der Lage müsse man die Dinge anders ansehen. Liefen die französischen Operationen an der oberen Donau unglücklich ab, so könnte der Rückzug der durch das Ansbachsche marschirenden Truppen nur auf denselben Wegen vor sich gehen, auf denen der Hinmarsch erfolgt sei. Dann aber würden die preußischen Truppen in Franken noch nicht versammelt sein, die Franzosen sich in der Folge, nach einem Bruche mit Preußen, links wenden und von Würzburg über Meiningen nach Sachsen, oder von Frankfurt über Fulda auf Erfurt marschiren. Dadurch werde das fränkische Korps von dem westfälischen und niedersächsischen getrennt sein. Auch könnten die Franzosen diese Operationen mit frisch über den Rhein herangezogenen Truppen unternehmen.

Selbst bei einem Rückzuge der Franzosen und dem wahrscheinlichen Vordringen der Russen auf Würzburg stelle sich eine Schwierigkeit ein. Große Heeresmaffen drängten sich dann auf engem Raum in Franken zusammen, was die Unterkunft und Verpflegung aufs Aeußerste erschweren und den Truppen viel Ungemach bereiten müsse. Bei der schlechten Jahreszeit werde ferner das Fuhrwesen auf den bergigen Straßen in Franken bald zu Grunde gehen.

Eine Versammlung des fränkischen Korps in Thüringen dagegen sei zweckmäßiger. Dort könnten die Truppen in der getreidereichen Gegend gut leben, die Verbindungen mit dem westfälischen und niedersächsischen Korps würden nicht unterbrochen werden, ein kleines an der oberen Werra aufgestelltes Korps vermöge mit dem fränkischen Seitenforps Fühlung zu halten, dieses wieder mit der österreichisch-russischen Armee, aber auch mit der fursächsischen. Die Mobilmachung der Sachsen werde dann besser geschüßt.*)

In Folge dieser Einwendungen des vortragenden Generaladjutanten fand am 18. Oktober beim Herzog von Braunschweig eine Berathung statt, deren Ergebnisse in einem weiteren Promemoria **) zusammengefaßt wurden. Dasselbe erhielt die Genehmigung des Königs und ordnete die in Folge von Kleists Vorschlägen nothwendig werdenden Aenderungen an.

Um die Aufmerksamkeit der Franzosen nicht zu erregen, so lange noch teine beträchtliche Truppenzahl in Thüringen versammelt sei, sollten zunächst keine Verstärkungen nach Franken rücken, General Graf Tauenzien aber, wie schon angeordnet, bei Bayreuth Stellung nehmen. Das ganze, unter Fürst Hohenlohe aus Schlesien nach Franken bestimmte Korps hätte sich mehr rechts zu ziehen und zwischen Werra und Saale oder zwischen Eisenach, Gotha

*) Anlage IV. enthält das „Allerunterthänigste Promemoria“ des Oberstlieutenants D. Kleist. **) Ohne Unterschrift und Datum. Anlage V enthält den Wortlaut dieses Promemoria.

Erfurt und Saalfeld zu rücken, um zu verhüten, daß die Franzosen sich zwischen dasselbe und die Kurhessen einschieben könnten. Die aus Halle, Brandenburg und Erfurt anfänglich nach Franken bestimmten Truppen sollten Halt machen. und das Herannahen des Hohenloheschen Korps abwarten.

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,,Diese Stellung" sagt das Promemoria - würde die vollkommene Verbindung zwischen der kurhessischen Armee, der niedersächsischen unter dem Herzoge von Braunschweig und der kursächsischen unterhalten können.“

Bis zum 20. Oktober entstand auf Grund dieser Erwägungen und Bestimmungen ein neues „General-Uebersichts-Tableau der verschiedenen Armeen, in welche die Armee zusammengezogen wird.“

Es bestimmte:

1) Das fränkisch-thüringische Armee-Korps unter dem Generalkommando des regierenden Fürsten zu Hohenlohe-Ingelfingen besteht:

a. aus dem Seitenkorps unter dem Generalmajor Grafen Tauenzien, 7 Bataillone, 5 Eskadrons, bei Bayreuth, mit dem vorgeschobenen Kavallerieposten im Ansbachschen;

b. aus den Hauptkorps in Thüringen, 281⁄2 Bataillone, 4 Kompagnien Jäger, 40 Eskadrons, 10 Batterien. Dasselbe versammelt sich am Nordfuß des Thüringer Waldes, den rechten Flügel bei Eisenach an die Werra, den linken bei Saalfeld an die Saale gelehnt, die Mitte bei Erfurt.

Sonach konnte Fürst Hohenlohe im Ganzen 351⁄2 Bataillone, 4 JägerKompagnien, 45 Eskadrons, 10 Batterien vereinigen, welche zunächst allerdings auf eine Entfernung von fast 20 deutschen Meilen auseinandergezogen standen.

2) Das westfälische Armee-Korps, unter dem Generalkommando des Kurfürsten von Hessen, besteht zuvörderst nur aus dem Avantkorps des Generallieutenants v. Blücher: 15 Bataillone, 2 Jäger-Kompagnien, 25 Eskadrons, 4 Batterien.

Es versammelt sich in engen Kantonnirungen zwischen Münster und Hamm, die Mitte um Drensteinfurt, beobachtet gegen die Ems und ist bestimmt, sich nach Umständen mit der hessischen Armee zu vereinigen.

3) Das niedersächsische Armee-Korps, unter dem Generalkommando des regierenden Herzogs von Braunschweig 37 Bataillone, 6 Kompagnien Jäger, 55 Eskadrons, 12 Batterien, rückt in mehreren Kolonnen ins Hannoversche vor, bezieht Kantonnements zwischen Bremen und hannöverisch Münden und besetzt Bremerlehe und Rigebüttel mit Kommandos.

Das Korps hatte sich sonach, wenn man die äußersten Entfernungen berücksichtigt, vom Zusammenfluß der Werra und Fulda bis zur Elbmündung, also auf 36 deutsche Meilen, in gerader Linie gemessen, auszudehnen. Erforderlichenfalls sollte es übrigens noch zwei Kavallerie-Regimenter an die Hessen abgeben.

4) Das oberschlesische Observationskorps, unter General v. Grawert, 15 Bataillone, 20 Eskadrons, 5 Batterien bleibt vorläufig in Oberschlesien und der Grafschaft Glaz.

5) Das 1. Reservekorps, unter dem Kommando des Feldmarschall Möllendorff, 16 Bataillone, 25 Eskadrons, 4 Batterien, bleibt in Berlin, Potsdam und der Mark, bereit, sofort über Magdeburg abzurücken.

6) Das 2. Reservekorps unter dem General der Kavallerie, Herzog Eugen von Württemberg, 16 Bataillone, 25 Eskadrons, 7 Batterien, versammelt sich an der Oder und Warthe bei Schwedt, Küstrin und Landsberg, und ist bestimmt, das von Berlin abrückende 1. Reservekorps dort zu erseßen. 7) Das 3. Reservekorps unter dem Generallieutenant v. Rüchel, 14 Bataillone, 25 Eskadrons, 7 Batterien, versammelt sich am Bober zwischen Naumburg, Sagan und Krossen, um erforderlichenfalls gegen Thüringen nachrücken zu können.

Diese Zusammenstellung erlitt bis zum 22. Oktober noch einige unerhebliche Abänderungen. *) Das Anfangs zur Besatzung von Breslau bestimmte Regiment Tschepe trat zum Korps des Fürsten Hohenlohe über, wodurch dasselbe auf eine Gesammtstärke von 371⁄2 Bataillonen stieg. Außerdem fand der Austausch einiger Regimenter statt, ohne daß sich die Stärke der verschiedenen Korps änderte.

Im Ganzen betrug sonach die gegen Frankreich aufgestellte Armee 1501⁄2 Bataillone, 12 Kompagnien Jäger, 220 Eskadrons, 49 Batterien.

Im Lande blieben außer den ohnehin zu Besaßungszwecken bestimmten dritten Musketier-Bataillonen, Invaliden-Kompagnien und Depots:

1) In Ostpreußen, unter General v. Courbière: 7 Bataillone, 10 Estadrons.

2) In Westpreußen, unter General v. Manstein: 2 Bataillone.

3) In Neuostpreußen, unter General v. Lestocq: 3 Bataillone, 10 E3fadrons.

4) In Südpreußen, unter General v. Köhler: 10 Bataillone, der augenblickliche Bestand des Regiments Chlebowski, 15 Eskadrons, 1 reitende Batterie, so daß nicht weniger als 22 Bataillone, 35 Eskadrons, 1 reitende Batterie der Feldarmee entfielen, um fern vom Kriegsschauplatze heimathliche Festungen zu besetzen und entlegene, jezt nicht mehr bedrohte Provinzen zu sichern. **)

Nach Kassel ging der Major v. Kampt vom Generalstabe mit einem Königlichen Handschreiben ab, um den Kurfürsten von der ihm zugedachten

*) Geheimes Staats-Archiv. Acta, betreffend den Marsch der zur Aufrechterhaltung der Neutralität zusammengezogenen Königlich preussischen Truppen nach Westphalen, Niedersachsen und Franken. R. 63. 87. Nr. 20.

**) Anlage VI. enthält das berichtigte General-Uebersichts-Tableau der verschiedenen Armee-Korps, in welche die Armee zusammengezogen wird, vom 22. Oktober 1805,

Kriegsgesch. Einzelschriften. 1. Heft.

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