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Blätter für literarische Unterhaltung.

Jahrgang 1851.

3 weiter Band.

Blätter

für

literarische Unterhaltung.

Jahrgang 1851.

Zweiter Band.

Juli bis December.

(Enthaltend: Nr. 108-133, Literarische Anzeiger Nr. XXII—XLVII. )

Leipzig:

F. A. Brockhaus.

1851.

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Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich ein mal in drei Bogen und der Preis beträgt für den Jahrgang 12 Thlr. Alle
Buchhandlungen in und außer Deutschland nehmen Bestellungen darauf an; ebenso alle Postämter, die sich an die
Königl. fächsische Zeitungsexpedition in Leipzig wenden.

Inhalt.

Josef Rank. Von Wag Waldau.

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Zur Geschichte des ungarischen Kriegs. Zweiter Artikel. Oliver Cromwell. Ueber eine Sammlung spanischer Romanzen in fliegenden Blättern auf der Universitätsbibliothek zu Prag. Nebst einem Anhang über die beiden für die ältesten geltenden Ausgaben des Cancionero de romances. Von F. Wolf. Von N. 6. Julius. Erinnerungen aus der Theaterwelt. Neugriechische Literatur. Der Béranger Italiens, Giuseppe Giusti. Miscellen'; Bibliographie.

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Josef Rank.

Aus dem Böhmerwalde. Bilder und Erzählungen aus dem Volksleben von Josef Rank. Erste Gesammtausgabe. Drei Bände. Leipzig, Brockhaus. 1851. 12. 5 Thlr.

So sehr auch in neuerer Zeit der ästhetische Kastenzwang und Schubladengeist durch verschiedenartige, in sich selbst ihr Necht zu sein mitbringende Schöpfungen in seinem Gelüst nach absoluter Herrschaft gekränkt worden ist, ohne daß das Publicum Etwas für den Pedantismus that; wie lax und schlaff die Zügel auch niederhängen mit denen man so gern im Namen der Kunst oder der ästhetischen Ordnung Alles bändigen möchte was nicht nach hergebrachter, mit Naturalisationspatenten und Bürgerbriefen verschener Weise schön ist: immer blieb noch genug Dammwirthschaft und Deichbau in Amt und Würden um den Grunt er seltenen Einhelligkeit mit welcher die Kritik den,, Dorfgeschichten" vom ersten Erscheinen ab ihr gutes Recht zugestand einer Prüfung zu unterwerfen. Sie bilden doch nun einmal eine neue Kategorie: man kann ohne Auerbach Unrecht zu thun nicht behaupten daß sich seine Arbeiten. im Wesentlichen an Pestalozzi, Immermann oder Brentano anschließen, fie erinnern in all ihren Eigenthüm lichkeiten an diese sogenannten Vorgänger nicht mehr als etwa ein Dorf als Dorf an das andere; fie traten epochemachend und namengebend für eine neue. Sache auf, und doch stemmte sich ihnen keine Phalanx entge gen, Niemand verwahrte das Alte gegen den bedrohlichen Einfluß einer solchen Bereicherung. Schliefen die Gerndespoten etwa, die Herren die sich so sehr in kleius

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lichster Schubfächerbornirtheit gefallen und zu allen Zeiten die stricteste Kategorienreiterei, die Aegide der Impotenz, zum Geseze zu erheben suchen? Wahrscheinlich nicht. Hatten sie vielleicht aus der hierin durch Jahrhunderte gleichen Geschichte der Kunst und Literatur aller Völker gelegentlich gelernt daß ein Zetergeschrei Nichts nüße, daß kräftige Menschen von selbständig schöpferischer Begabung doch alle vorhandenen Schlagbäume und Marksteine verlachen, wie der Eroberer im Gefühle seiner Macht an der Spige seines muthigen Heers die Grenzpfähle bespötteln darf, die ihm ihre blasse Mahnung an das Recht eines Andern entgegentragen? Es ist wahr, das Neue, da es immer ein Angriff gegen die Vollkommenheit des Alten ist, würde sich mitunter großen Kampf ersparen, wenn es zunächst versuchte sich durch Erweiterung der theoretischen Schranken einen äußern Rechtsboden zu schaffen; oft aber, sehr oft würde es dann nie zur That werden. Ueberdies sind solche Umschweise mit Recht Jedem zuwider der Thatkraft besigt und das Bewußtsein seines Rechts, eines ursprünglichen, nur dem Schönen und sich selbst verantwortlichen Rechts, insich trägt. Man pflegt in solcher Weise begabte Menschen Genies zu nennen, ohne damit, nach einem vulgairen Misbrauche, einen Cyklus universeller Eigenschaften bezeichnen zu wollen. Das Genie nun schreitet unmittelbar zur That, schwingt den Discus seines Gedankens in mächtigem Wirbel um das Haupt, hinfliegt die Wurfscheibe, und immer noch hat nach solchem Wurfe inmit ten des Geschreis, gegenüber der Erstarrung besiegter Phäaken, die Stimme der Göttin gesprochen:eg med

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