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Ueber

schwemmun

gen.

unbeträchtliche Ueberschwemmungen im Flufsgebiete der Lahn, welche der ganz ungewöhnlichen Zeit wegen bemerkt werden müssen '). Am 13. Januar, wiederum zu ungewöhnlicher Zeit, folgte ein grofses, über Norddeutschland verbreitetes Gewitter mit starken Regengüssen 2), und am 28. Januar ein bedeutendes Erd Erdbeben. beben in Lissabon, wobei an 200 Häuser einstürzten und gegen tausend Menschen umkamen, während sich eine feurige Lufterscheinung zeigte, die nach den ungenauen Beschreibungen die meiste Aehnlichkeit mit einem Nordlichte hat, also höchst wahrscheinlich electrischen Ursprungs war 3). Hierauf trat in Deutschland (Februar) grofser Frost ein *). Am 21. März sah man in Magdeburg und der Umgegend, sieben Uhr Morgens zwei Nebensonnen mit drei Regenbogen, und am Abend zwei Nebenmonde 5). Dieselben Nebensonnen wurden auch zu Wittenberg, jedoch ohne Regenbogen beobachtet. Eine ähnliche Erscheinung, mit zwei Regenbogen, wiederholte sich am 27. März 6), auch hatte man schon am 28. Februar in Antwerpen Nebensonnen bemerkt 7). Um dieselbe Zeit (den 21. März) trat die Oder aus ihren Ufern ), auch folgten im Mai, nach anhaltenden Regengüssen, Ueberschwemmungen in Thüringen und Franken 9). Es

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Neben

sonnen..

fehlte nicht an grofsen Gewittern '), und nach bedeutender Hitze entstand am 26. Juni ein dichter Sommernebel in den Elbgegenden, der den Belagerern von Magdeburg den Anblick dieser Stadt entzog; man kann vermuthen, dafs dieselbe Erscheinung sich wohl in gröfseren Räumen gezeigt haben möge 2). Am 22. September sah man wieder eine nordlichtähnliche Lufterscheinung, und am 29sten desselben Monats fiel nach heiterem Wetter tiefer Schnee, und die Kälte blieb anhaltend 3).

Diese Thatsachen reichen hin, um den ungewöhnlichen Verlauf des Jahres 1551, eine Ueberladung des Luftmeers mit Wasser, und eine gewifs nicht unbedeutende Störung der electrischen Verhältnisse ganz deutlich zu erkennen, wobei nicht zu übergehen ist, Schimmel- dafs schon seit 1547 wiederum Schimmelflecken an flecken. den Kleidern und rothe Färbungen des Wassers, also Wucherungen in der untersten kryptogamischen Pflanzenwelt in Deutschland vorgekommen waren *).

4. Krankheiten.

Schon während der Nothjahre von 1528 bis 1534 erregte es allgemeine Verwunderung, dafs bösartige Fieber, unter denen vorzüglich die Pest, das Fleck

1) Angelus, a. a. O.

2) Spangenberg, fol. 465. a. Magdeburg wurde in dieser Zeit belagert, weil es die Annahme des Interim's verweigert hatte.

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Spangenberg, fol. 466. a.

3) Wurstisen, S. 624. 4) In der Mark Brandenburg sah man die sogenannten Kreuze an den Kleidern im Jahre 1547 (Leuthinger, p. 216.); rothes Wasser bei Zörbig im Jahre 1549 (Ebend. p. 231.), und sonst häufig im Jahre 1551. (Chron. chron. p. 402.) Agricola scheint in der oben (S. 39.) angegebenen Stelle diese zusammenhängenden Erscheinungen zu meinen.

fieber und die Hauptkrankheit zu verstehen sind, die in den einzelnen Angaben selten ganz genau unterschieden werden können, sich immer wieder und wieder zeigten, und hatten sie ihre Wanderungen durch ganze Länderstrecken, träge von Ort zu Ort schleichend vollendet, da wo sie vor Jahren ausgegangen waren, wieder zum Vorschein kamen ). Es war ein Jahrhundert fauliger, bösartiger Verderbnifs, in welcher die typhösen Krankheiten unablässig wucherten, überreich an grofsen Erscheinungen des menschlichen Gesammtlebens, auch späterhin, lange nach der Zeit, wo unsere Untersuchung zu Ende geht.

Von einer epidemischen Ruhr, die sich während Ruhr, 1538. eines kalten Sommers 2) im Jahre 1538 über einen grofsen Theil von Europa, vornehmlich über Frankreich verbreitete, so dafs nach der Versicherung eines berühmten Arztes fast keine Stadt von ihr verschont blieb 3), haben wir leider nur mangelhafte Nachrichten, unter denen die Angabe nicht unwichtig ist, dafs kein auffallender Vorgang -von denen, die bei Erscheinungen dieser Art zu beachten sind Volkskrankheit irgendwie erklärlich machte *). Zwei

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diese

1),,Pestis insuper in certis saeviebat Germaniae provinciis (1533), praesertim Nurenbergae et Babenbergae, et villis oppidisque per girum. Et est stupenda res, quod haec plaga nunquam totaliter cessat, sed omni anno regnat, jam hic, nunc alibi, de loco in locum, de provincia in provinciam migrando, et si recedit aliquamdiu, tamen post paucos annos et circuitum revertitur, et juventutem interim natam in ipso flore pro parte majore amputat.“ -- Jo. Lange, Chron. Numburgens. eccles., bei Mencken, T. II. col. 88.

2) Spangenberg, fol. 369. b.

3) Fernel, de abditis rerum causis, L. II. p. 107.

4) S. Fernel; Wurstisen (S. 613.) berichtet indessen,

42. 43.

Jahre früher (1536, den 12. Juli) starb Erasmus an der Ruhr ). Diese Krankheit kommt selten vereinzelt, gewöhnlich epidemisch vor, und so könnten vielleicht geringere Verbreitungen dieses rheumatischen Uebels als Vorläufer der grofsen Erkrankung von 1538 vorausgesetzt werden.

Eine denkwürdige Pestzeit beginnt hierauf im Jahre 1540, und endet gegen 1543. Der Sommer des erstgenannten Jahres wird in den Zeitbüchern vorzugsweise der heifse genannt, und er blieb noch im ganzen Jahrhundert seines trefflichen Weines wegen in gutem Andenken 2). Waldbrände waren häufig, auch wird ein Erdbeben in Deutschland (den 14. DePest 1541. cember) angeführt 3). 1541 folgte hierauf eine grofse Pest in Constantinopel *), die sich 1542 durch einen Heereszug der Türken nach Ungarn verbreitete, und ihre gröfsere Bedeutung an begleitenden Erscheinungen zu erkennen gab, unter denen besonders die Heuschreckenschwärme dieses Jahres zu bemerschwärme. ken sind. Sie kamen aus dem Innern von Asien, und zogen in dichten Massen über Europa hin, nördlich bis über die Elbe '), und südlich bis nach Spanien 6). Kaye sah eine solche Heuschreckenwolke in Padua; ihr Vorüberziehen währte volle zwei Stunden, und

Heu

schrecken

der vorausgegangene Winter wäre sehr warm gewesen. So würde also Aph. 12. Sect. III. zutreffen.

1) Wurstisen, a. a. O.

2) L'année des vins rostis, bei den Franzosen. Stettler, S. 119.

3) Spangenberg, fol. 439. a. - Chron. chron. p. 375. 4) Kircher, p. 147.

5) Spangenberg, fol. 439. b.

6) Villalba, T. I. p. 93. Sie machten in Spanien grofse Verwüstungen.

ihr Umfang war unübersehbar 1). Die Pest griff alsbald in Ungarn um sich, und bereitete dem gegen die Türken fechtenden Reichsheere unter dem Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg einen ähnlichen Unter- Joachim II. gang, wie einst den Franzosen vor Neapel 2). Ob diese Seuche die ursprüngliche morgenländische Drüsenpest gewesen sei, oder ob man schon jetzt eine Entartung derselben in das ungarische Fleckfieber annehmen könne, welches auch im Jahre 1566 in dem Lager bei Komorn, während des Feldzuges von Maximilian II. ausbrach, und durch die entlassenen Landsknechte sich überallhin verbreitete 3), ist für jetzt nicht wohl zu entscheiden, denn es fehlt noch an Thatsachen. Noch im folgenden Jahre (1543) brach dieselbe Pest in Deutschland aus, namentlich in den Harzgegenden, im Gebiete der Saale *), und viel bösartiger noch in Metz 5), doch verursachte sie im Ganzen keinen erheblichen Menschenverlust.

46.

In den Jahren 1545 und 46 finden wir wieder Trousse - gadie Trousse-galant in Frankreich 6). Sie tödtete lant, 1545. in der Nähe von Boulogne den Herzog von Orleans, zweiten Sohn Franz I., und in dieser Festung (1546) nach der Angabe französischer Geschichtschreiber

1) P. 193. bei Babington, p. 25. der lat. Ausg. Haftitz, S. 149. u. a.

2) Spangenberg, fol. 439. b.

3) Jordan, Tr. I. c. 19. p. 220.

4) Spangenberg, fol. 440. b.

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5) Villalba, T. I. P. 94. Die Schrift von Sixtus Kepser, einem Beobachter dieser Krankheiten, hat der Verf. nicht benutzen können. (Consultatio saluberrima de causis et remediis Epidemiae, sive pestiferi morbi Bambergensium civitatem tum infestantis. Bambergae, 1544. 4.

6) S. oben S. 83.

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