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Torre. In der Richtung gegen Villafranca und Valeggio stand das 23. JägerBataillon auf Vorposten.

Noch am Abende des 24. traf der Erzherzog alle Dispositionen für den Fall der Wiedererneuerung des Kampfes, so wie für den Munitionsersatz und die Verpflegung der Armee, und meldete die Ereignisse des Tages mittelst folgendem Telegramme an Seine Majestät den Kaiser:

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Heute im Vorrücken gegen den Mincio vom Könige mit einem Theile ,,seines Heeres angegriffen, beendete die Armee während des Kampfes die „begonnene Frontveränderung nach Süden, stürmte den Monte Vento und „schliesslich nach 5 Uhr Custoza. Mehrere Kanonen erobert, viele Gefangene.“ Unserseits namhafter Verlust."

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„Die Armee focht ausserordentlich tapfer und ausdauernd trotz drücken„der Hitze; von 3 Uhr Morgens an waren die Truppen auf den Beinen, ,,sie sind vom besten Geiste beseelt."

Hauptquartier Zerbare am 24. Juni 1866.

EH. Albrecht m. p.

Seine Majestät versagten der Armee die Anerkennung nicht. Am nächsten Tage gab der Erzherzog dieselbe den Truppen mit folgendem Armeebefehle bekannt:

„Seine Majestät unser Allergnädigster Kaiser geruhten Mir heute Nacht „folgende Worte zu telegrafiren :

„Dir und Meinen braven Truppen Meinen wärmsten Dank.“ Waffenbrüder! Es ist der schönste Augenblick Meines Lebens, Euch diese Allerhöchste Anerkennung bekannt geben zu können.

„Den uns vom Feinde frevelhaft aufgedrungenen Krieg habt Ihr mit dem herrlichen Siege von Custoza eröffnet, auf denselben Höhen, wo wir vor ,,18 Jahren bereits entscheidend gesiegt.

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„Ich war Zeuge Euerer überwältigenden Tapferkeit, trotz der Über

,,macht und den ungestümen Angriffen des Gegners.

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Kanonen wurden erbeutet, und zahlreiche Gefangene gemacht.

„Jeder von Euch hat als Held gestritten, keine Waffe ist der andern ,,nachgestanden, jede hat in ihrer Eigenschaft das Äusserste geleistet.

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Ihr waret der schweren Aufgabe würdig, wie Ich es Euch vorausgesagt. Wir gehen neuen Anstrengungen, aber so Gott will, neuen Siegen entgegen."

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Hauptquartier Zerbare am 25. Juni 1866 1).

EH. Albrecht, m. p.

1) Der Chef des Generalstabes, GM. Baron John, der Commandant des 5. Armee-Corps, GM. Baron Rodich, der Commandant der Reserve-Division, GM. von Rupprecht, wurden zu Feldmarschall-Lieutenants, die Oberste v. Pürcker,

Verluste in der Schlacht. Die beiderseitigen Verluste waren nicht unbedeutend. Sie betrugen bei der österreichischen Armee 7956 Mann, wovon 1500, zum Theil verwundet, gefangen worden waren. Die italienische Armee verlor 8145 Mann, darunter über 4000 an unverwundeten Gefangenen 1).

Der grössere Verlust der österreichischen Armee an Todten und Verwundeten erklärt sich daraus, dass dieselbe überall angriffsweise auftrat, während die Italiener in ihren festen Positionen sich grösstentheils defensiv verhielten, und das Feuer ihrer Infanterie mit Geschick ausnützten.

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An Material wurden bei der österreichischen Armee drei 4pfdge Geschützrohre und fünf 4pfdge Laffeten unbrauchbar. Dagegen hatte sie an Siegestrophäen aufzuweisen: 14 Kanonen, 16 Protzen, 4 theilweise beladene Munitionswagen, 1 Génie-, 4 Ambulance - Wagen, 2 Feldschmieden und über 5000 Gewehre.

Chef der Operations-Kanzlei, Pulz, Commandant der Cavallerie-Reserve, Bujanovics, Cavallerie-Brigadier, zu General-Majors befördert, und zahlreiche, weitere Beförderungen, Auszeichnungen und Anerkennungen bewiesen dem Heere die Zufriedenheit ihres kaiserlichen Kriegsherrn und ihres ruhmgekrönten Führers.

1) Die beiderseitigen Verluste sind in der Beilage zum II. Abschnitt specificirt.

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III. Abschnitt.

Ereignisse nach der Schlacht von Custoza, und Abmarsch der Süd-Armee an die Donau.

Der physische Zustand der kaiserlichen Armee, namentlich aber jener der Cavallerie, war am Morgen des 25. Juni kein derartiger, um eine energische Verfolgung des Feindes unternehmen zu können. Der Erzherzog musste sich entschliessen, der Armee an diesem Tage Ruhe zu gönnen. Es wurden nur kleine Dislocations - Veränderungen vorgenommen, und einzelne Abtheilungen vorgeschoben, um die Bewegungen des Gegners aufzuklären.

Gemäss der in der Nacht vom Armee-Commando für den 25. hinausgegebenen Disposition, entsandte die Brigade Piret zeitlich Morgens das 5. Kaiser-Jäger-Bataillon, 2 Geschütze und eine halbe Escadron Sicilien-Uhlanen gegen Valeggio, bei deren Herannahen der Feind den Ort verliess, und die Brücke bei Borghetto in Brand steckte.

Das Jäger-Bataillon besetzte um etwa 6 Uhr Früh Valeggio, wo es 120 Verwundete fand und 30 feindliche Nachzügler ohne Widerstand gefangen nahm. Die bei der Rocca aufgefahrenen zwei Geschütze gaben ein paar Schüsse auf die noch bei der Brücke beschäftigten feindlichen Sappeurs, und auf eine Cavallerie-Abtheilung, welche sich auf der Strasse nach Volta zurückzog.

Es

Zwischen 8 und 9 Uhr rückte das Gros der Brigade Piret in Valeggio ein. Die Halb-Escadron Sicilien-Uhlanen ward hierauf am Mincio-Ufer abwärts nach Pozzolo entsandt, wo sie um 12 Uhr Mittags eintraf. ward von den Uhlanen nichts Feindliches bemerkt, und nur in Erfahrung gebracht, dass der Feind seine drei Pontonbrücken bei Molini della Volta, Bonati und Ferri um 6, 9 und 11 Uhr Vormittags abgebrochen habe. Valeggio, wohin das Corps - Commando noch die Spfündige Batterie 10 V der Geschütz-Reserve disponirt hatte, ward durch die 1. Génie-Compagnie zur Vertheidigung eingerichtet, und die Brücke über den Mincio für Fussgänger practicabel gemacht.

Österreichs Kämpfe 1866. II. Band.

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Der Rest des 5. Corps nahm folgende Stellung ein: Brigade Bauer bei Ripa; Brigade Möring bei S. Lucia; die Batterien 5/V und 7/V der Geschütz-Reserve bei Pernisa; Munitions-Park in S. Rocco di Palazzolo, das Corps-Hauptquartier in Monteselle, das Colonnen - Magazin in Castelnovo.

Von der Reserve-Division lagerte die Brigade Benko am Monte Vento, die Brigade Prinz Weimar bei Salionze, das Divisions-Commando blieb in Salionze. Zur Recognoscirung und etwa thunlichen Zerstörung der Brücke ward ein Detachement gegen Monzambano entsandt, welches jedoch die hölzerne Brücke bereits abgetragen und das Materiale am rechten Ufer niedergelegt fand; die am Ufer befindlichen Einwohner wurden veranlasst, das Materiale in's Wasser zu werfen. Monzambano war vom Feinde geräumt; einige Reiter, die sich hinter dem Orte zeigten, verschwanden bald in südwestlicher Richtung.

Das 7. Corps verblieb in seiner Stellung zwischen Custoza und Monte Godi; die Brigade Scudier ward zeitlich Morgens von la Zina nach Casazze gezogen. Ein von diesem Corps gegen Quaderni vorgeschickter HuszarenZug brachte 30 Gefangene ein.

Das 9. Corps besetzte zeitlich Früh mit dem 4. Kaiser Jäger-, dem 1. und 3. Bataillon Bayern, 1 Zug Huszaren und der Batterie 5/VII Villafranca, wo viele feindliche Verwundete lagen. Von dort wurden je eine halbe Compagnie Bayern nach Quaderni und Mozzecane vorgeschoben und der Huszaren-Zug gegen Goito vorgesandt; letzterer kam der durch feindliche Infanterie besetzten Brücke bis auf einige hundert Schritte nahe und bemerkte am rechten Ufer auf dem Rideau bei Goito ein grösseres Infanterie-Lager.

Der Rest des Corps blieb in den am Abende vorher bezogenen Biwaks. u. z. die Brigade Kirchsberg am Monte della Croce, die Brigade Weckbecker in und bei Sommacampagna, wo auch die Geschütz - Reserve, der Munitions-Park und das Colonnen-Magazin lagerten.

Die Cavallerie-Reserve verlegte, um der Tränke näher zu sein, ihr Lager auf das Glacis von Verona bei Porta Nuova, mit Ausnahme von zwei Escadrons Bayern-Huszaren, welche bei Sommacampagna Biwak bezogen.

Das Armee-Hauptquartier blieb in Zerbare.

Nach der Schlacht blieb dem Erzherzog die Wahl unter folgenden Operationen:

1. Die directe Verfolgung der feindlichen Armee, um ihre Sammlung und Ordnung zu verzögern und ihr möglichsten Abbruch zu thun.

2. Im Falle dieselbe hinter dem Oglio Stellung genommen hätte, überraschendes Vorbrechen über Mantua und ein Stoss in die rechte Flanke der feindlichen Armee, um ihre taktische Lockerung zu vervollständigen.

3. Wenn Cialdini sich mit der Armee des Königs vereinigen wollte, und nahe genug am Po marschirte, der Übergang bei Borgoforte, ein überraschender Flankenangriff, und das Zurückwerfen Cialdini's gegen Bologna 4. Eine rasch gegen die untere Etsch ausgeführte Operation, um das Corps Cialdini, falls es trotz der Niederlage des Königs in das Venetianische eindringen wollte, entweder zwischen der Etsch und dem Po, oder an der Etsch zu fassen.

Auf die beiden ersten Operationsfälle konnte bei der Ungewissheit, in der man sich über Cialdini befand, nicht ohne weiters reflectirt werden, da der mögliche Gewinn bei der Ausführung, nie im Verhältnisse zu den Gefahren im Falle eines Misserfolges gestanden hätte, der dritte Operationsfall war an ganz besondere Bedingungen geknüpft, und überdies mit der Schwierigkeit verbunden, dass die k. k. Süd-Armee nicht mit hinreichendem Brückenmateriale zur Überschreitung des Po versehen war 1).

Endlich lag, abgesehen davon, dass sich die Armee mit Rücksicht auf die beiden feindlichen Heerestheile nicht allzuweit von dem Haupt-Waffenplatze Verona entfernen durfte, ein Hinderniss für weiterreichende Operationen darin, dass die Armee weder mit einem bespannten Armee-MunitionsParke, noch mit einer Armee-Feldgeschütz-Reserve versehen war.

Die natürlichste Operation war die gegen die untere Etsch, insbesondere da man nach den zuletzt am Abende des 23. eingelangten Nachrichten das Corps Cialdini noch zwischen dem Po und der Etsch vermuthen musste. Erzherzog Albrecht war auch dazu entschlossen, und liess am 25. die Dispositionen ausfertigen, nach welchen die operirenden Streitkräfte am 26. Juni zeitlich Morgens in mehreren Colonnen an die Etsch marschiren und am 28. bei Trecenta am Canal bianco vereinigt sein sollten.

Für die inzwischen fortzusetzende Beobachtung der Mincio-Übergänge bei Monzambano, Valeggio und Goito ward das Deutsch-Banater GrenzRegiment mit einigen Escadrons Cavallerie bestimmt.

Als jedoch am Nachmittage des 25. Juni, und in der folgenden Nacht Oberst Graf Szapáry, dessen Truppen seit dem 24. hinter der Etsch von Cavarzere bis Castelbaldo standen, berichtete, dass die über den Po gedrun

1) Mit den vorhandenen 9 Brücken-Equipagen, deren Gesammtlänge 945 Schritte betrug, konnte nur eine einzige Brücke über den im Mittel 500 600 Schritte breiten Po geschlagen werden und dies nur bei mittlerem Wasserstaude; der Po war aber um diese Zeit aussergewöhnlich angeschwollen.

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