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Sechster Abschnitt.

Eine neue österreichische Armee wird in Tyrol und Friaut gebildet. Marsch des Friauler Corps an die Brenta. Treffen bei Bassano. Buonaparte's Rückzug nach Verona. Treffen bei Caldiero. Ereignisse in Tyrol. Gefecht am Lavisbache. Vaubois wird zum Rückzuge in die Stellung von Calliano genöthigt. Abgewiesene Angriffe auf dieselbe. Die Republikaner werden daraus vertrieben und beziehen die Stellungen von la Corona und Rivoli.

Deutlich erkannte die österreichische Regierung, daß an den Besik von Mantua die Entscheidung über das Loos von Italien geknüpft sei, und mit großer Anstrengung wirkte sie seit der ersten Hälfte des September für die Bildung eines Heeres, welches zur Rettung des wichtigen Plazes erst neu erschaffen werden mußte *). Die im Tref= fen bei Bassano nach Friaul abgedrångte und die in Tyrol stehende Abtheilung sollten so schnell als möglich zu

*) Um diese Zeit unterhandelte das Cabinet von Neapel ernstlich wegen des Friedens, nachdem es beim ersten Vorrücken Wurmsers im Juli Miene gemacht hatte, die Feindseligkeiten wieder zu beginnen. Der Traktat, am 10ten Oktober zu Paris abgeschlossen, bezog sich hauptsächlich auf die Neutralitåt Neapels und die Behandlung französischer Unterthanen und Schiffe; in einem geheimen Artikel verpflichtete sich aber der König, eine Contribution zu bezahlen. Recueil des Traités IV. 201-216.

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zwei selbstständigen Corps vermehrt werden und ohne Verzug die Unternehmung beginnen, sobald sie die für nothwendig erachtete Stärke erreicht hätten. Man ergånzte die Regimenter durch Rekruten, sendete einige tausend Mann, die sich im Innern der Monarchie befanden, und 18 in der Militairgränze neu errichtete Bataillone zu Wagen nach den Sammelplågen, so daß am Schlusse des Oktober das Friauler Corps 28,699, das in Tyrol 18,427 Mann unter dem Gewehr zählte; 4 Bat., 1 Esc. unter General Mitrowski zwischen Feltre und Belluno aufgestellt, sicherten die Verbindung zwischen beiden.

Das Ergebniß dieser Anstrengungen war indeß nur in Bezug auf die Zahl einigermaßen befriedigend; der innere Zustand der Armee ließ sehr Vieles zu wünschen übrig. Alle neue Truppen waren so gut wie gar nicht ausgebildet und kaum mit dem dritten Theile der etatsmåßigen Officiere versehen, bei deren Anstellung überdem keine strenge Auswahl stattgefunden hatte; durfte man sich daher schon bei gewöhnlichen Verhältnissen nicht allzuviel von den Leistungen solcher Soldaten versprechen, so machte der drückende Mangel an Bekleidungs- und Feldausrüstungs-Gegenständen beim Beginn eines Winterfeldzugs die Aussichten des Oberbefehlshabers noch trüber. Wohl erkannte Feldzeugmeister Alvinky, welcher dazu ernannt worden, die Schwierigkeit seiner Lage, allein der baldige Entsah Mantua's war zu nöthig, als daß die Beseitigung jener Mångel håtte abgewartet wer

den können; er beschloß, am 22ften Oktober mit dem unmittelbar von ihm befehligten Friauler Corps die Ope= rationen zu beginnen *).

Nach dem dazu entworfenen Plane follte dieses Corps am 3ten November an der Brenta eintreffen und Basfano angreifen, während Davidovich in Tyrol den Feind aus Trient vertriebe; erst wenn dieses gelungen, beabsichtigte der Feldzeugmeister gegen die Etsch vorzugehen und die in der Gegend von Verona zu vereinigende Armee gerade nach Mantua zu führen. Ein flüchtiger Blick auf die Charte wird hinreichen, dem Leser von der Schwierigkeit der Ausführung dieses Plans und den Vortheilen zu überzeugen, welche man dadurch selbst einem im Ganzen schwächeren Gegner freiwillig überließ.

Die bei Görz lagernden Truppen brachen am 22sten Oktober auf und trafen über Romans, S. Pelegrino,

Codropio und Valvasone am 26sten bei Pordenone ein, 11 M. s.w. Görz. wo sich die zweite Division aus der Gegend von Osopo 7 M. n. 8. Pord. mit ihnen vereinigte; man verwendete zwei Tage auf

die Eintheilung der Truppen und erreichte in zwei Mår

schen am 30sten bei Campano das linke Ufer der Piave, 5 m. f. 8. Pord. welche durch Regengüsse so angeschwellt war, daß für den Augenblick keine Schiffbrücke geschlagen werden konnte.

Wiener Zeit. S. 3099. Deft. Mil. Zeits. 1813. V. Heft S.
3-8. Jahrgang 1828. III. 276-280, 283. Jahrgang 1829.
I. 122-124. Kriegsgeschichtliche und kriegswissenschaftliche
Monographien II. 318-321.,

Erst am 2ten November bewirkte das Corps den Ueber4 M. f.w.Camp. gang, lagerte folgenden Tags bei Barcone und rückte am 4ten in zwei Colonnen gegen die Brenta. General

Liptai führte 4 Bat., 2 Esc., welchen der Rest der Di4 M. f. w. Barc. vision Provera folgte, nach Fontaniva, und war angewiesen, den Fluß hier zu überschreiten und nöthigenfalls

den Angriff zu unterstüßen, welchen die Division Quas3 M. w. Barc. danovich auf Bassano versuchen würde. Leztere brauchte den Besitz der vom Feinde verlassenen Stadt nicht zu

w. Bas.

erkämpfen und bezog ein Lager bei derselben, die Vor1 M. f. w.1m. hut bei le Nove und Marostica; Liptai war ebenfalls ohne Widerstand in die Insel übergegangen, welche nur durch einen schmalen und seichten Arm vom rechten Ufer der Brenta getrennt, sich bei Fontaniva findet. Er schob seine Vorposten bis Carmignaro; die zweite Brigade der Division Provera stand weiter abwärts am linken Ufer des Flusses, die dritte als Rückhalt zwischen Fontaniva und Citadella *).

Von den 42,000 Mann, welche Buonaparte jest befehligte, standen 10,000 vor Mantua, 10,500 unter Vaubois in Tyrol, und es blieben nur die Divisionen Massena und Augereau (9540 und 7140 Mann) so wie die 4400 Mann betragende Reserve verwendbar, welche er, sobald Alvinky's Bewegung übersehen werden

*) Wiener Zeit. S. 3196. 8197. Dest. Mil. Zeits. 1813. V. beft S. 8. 11. Jahrgang 1828. III. 281–288. Kriegsgeschichtliche Monographien II. 823-325.

konnte, gegen ihn zu vereinigen beschloß. Vaubois sollte indeß dem zu erwartenden Angriffe zuvorkommen und den Feind jedenfalls entfernt von Mantua, in Tyrol festhalten. Die Division Augereau nebst der Reserve

M. n.d.Carm.

führte der Obergeneral am 4ten November nach Monte- 44 M. v.8. Ver. bello, folgenden Tags bis Vicenza, wo sich Massena, von 2M.n.ỏ. Mont. Bassano kommend, mit ihm vereinigte, aber gleich eine Abtheilung gegen die Brenta zurücksenden mußte. Diese verdrängte noch ant 5ten November die österreichischen Vorposten aus Carmignano und spåter aus Ospital di 13 M. n. 8. Vlc. Brenta; mit dem nächsten Morgen folgte der Rest der Division in dieser Richtung, alle übrigen Truppen marschirten unter Buonaparte's persönlicher Leitung gegen Bassano. Gelang es, den Feind so zu werfen, daß er auf einige Zeit entfernt würde *), so verseßte ein schneller Marsch die Armee auf demselben Wege, den fie frůher gemacht, in die Gegend von Trient, und die Vernichtung des österreichischen Corps in Tyrol warð um

*) Höchst wahrscheinlich beabsichtigte Buonaparte sich erst auf dem linken Brentaufer zu schlagen, denn er betrieb das Heranbringen der Pontons eifrig und schrieb darüber an Berthier unter dem 5ten November: Pressez par tous les moyens possibles l'arrivée des cinq pontons. Si ces pontons m'arrivent, je passerai la Brenta cette nuit..... si nous avons nos pontons ce soir, la jour née de demain sera décisive. Das Nichteintreffen derselben mag ihn dann zu den Angriffen auf dem rechten Flußufer gendthigt haben. Correspondance inédite II. 256, 257.

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