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4. Ch.

zerstreut wurden; bald darauf griffen die Royalisten einen 1 M. n. w. Bell. von Grandluc ausgegangenen Transport an, hieben die Bedeckung großentheils nieder, verloren aber in Pajot einen ihrer besten Officiere, welcher gleich im Beginn des Krieges den Befehl in Marais der Insel Bouin ge= führt hatte. Später ward unter Charette's eigner An3 M. d. Bell. führung das Lager bei les quatre Chemins überfallen. Nach kurzem Gefecht zogen sich die Republikaner nach † M. n. w. les dem Posten S. André Goule d'Oye zurück, unterlagen aber auch hier der stürmischen Tapferkeit ihrer Gegner; diese stießen dagegen auf eine mobile Colonne von beträchtlicher Stärke, und mußten ́in der größten Unordnung, mit Verlust aller eroberten Gegenstände weichen. Wir haben diese Vorfälle so allgemein und unbestimmt erzählen müssen, wie sie in den in der Anmerkung bezeichneten Quellen *), den einzigen, welche ihrer gedenken, erwähnt sind; sie mögen in die zweite Hälfte des November und die erste des December fallen, erst für das zunächst zu berührende Ereigniß war es möglich das Datum zu ermitteln.

Schon früher hatten Unterbefehlshaber Charette auf die Unmöglichkeit långeren Widerstandes aufmerksam gemacht; als jezt auch Coetus diese Ansicht äußerte, und fich erbot Unterhandlungen anzuknüpfen, mochte der Feldherr einem so ausgezeichneten Manne, der zuerst mit das

*) Bouvier II. 433-437. Beauchamp III. 324

Panier des Aufstandes erhoben, nicht geradezu entgegen sein, und genehmigte den Vorschlag. Coetus hatte eine Unterredung mit dem General Gratien, welcher die Befehle Hoche's einzuholen versprach, begab sich darauf zu einem Freunde in der Nähe von Challans, und benachrichtigte selbst den Befehlshaber der dortigen Besahung von seinem Aufenthalte, so wie von der Lage der Dinge; nichts destoweniger ward er in der Nacht zum 25sten December aufgehoben, in den nächsten Tagen durch ein Kriegsgericht zum Tode verurtheilt und erschoffen *).

In der ersten Hälfte des Januar hatten die Repu= blikaner in der westlichen Vendée so entschieden das Uebergewicht gewonnen, daß nun selbst der bisher ungebeugte Feldherr die Ueberzeugung erhalten mußte, die Fortsehung des Kampfes könne hier nur zum Untergange führen; doch weit entfernt, ihn aufzugeben, beabsichtigte er den Schauplah nach dem Bezirke der großen Armee zu verlegen und dadurch vielleicht Stofflet zu Erneuerung der Feindseligkeiten zu veranlassen. Mit der geringen Anzahl Streiter, die ihm zu dem mißlichen Unternehmen folgte, war er bis la Bruffière gekommen, und wurde hier mit: ten in der Nacht von den Republikanern überfallen. Drei Colonnen waren ihm gefolgt, und eben im Begriff den Ort ganz zu umschließen, als die eine etwas vor

*) Moniteur p. 448. Bouvier II. 431-433. 437 — 439. Beauchamp III. 331-333.

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ausgeeilt, die Insurgenten alarmirte, welche ohne Widerstand flohen; ein Theil entwich in der Richtung von Montfaucon, der andere; bei welchem sich Charette befand, erreichte die große Straße von Montaigu nach St. Fulgent, stieß hier auf ein Corps Republikaner und ward so völlig auseinander gesprengt, daß die 34 M. s.w.Bruf. Zerstreuten sich erst einige Tage später bei Boulogne sammeln konnten. Bei der allgemeinen Entmuthung mochte jezt selbst der Oberbefehlshaber einen neuen Versuch, zu Stofflet durchzudringen, nicht mehr für ausführbar halten *).

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Dieser General war aus Gründen, welche wir nicht angeben können, zu einer Zeit im Friedensstande geblie= ben, wo sein Mitwirken der Sache der Royalisten höchst nüßlich gewesen wåre; jezt da diese Sache völlig verloren schien, ergriff er die Waffen und erklärte in einer Proclamation vom 26sten Januar der Republik den Krieg. Allein auch in seinem Distrikte hatten die Einwohner das Behagen eines ruhigen Zustandes so schäßen gelernt, daß nur Wenige dem Aufrufe zum neuen Kampfe folg= ten, und es scheint sogar, als håtte bei den Unteranführern Mißvergnügen wegen der Begünstigung stattgefunden,

*) Bouvier II. 440-442. Beauchamp III. 334–336. Das Datum dieses Ereignisses war nicht zu ermitteln; Beauchamp verlegt es in die ersten Tage des Februar, was aber jedenfalls unrichtig ist, da der Marsch Charette's gewiß eher erfolgte, als Stofflet sich erklärt hatte.

welche die in beträchtlicher Anzahl angekommenen Emigrirten genossen haben sollen. Unter solchen Umständen war Widerstand gegen die energischen und zugleich klug berechneten Maasregeln seines Gegners nicht wohl möglich. Hoche hatte kaum Kunde von der Kriegserklärung erhalten, als er von allen Seiten Truppen in den Distrikt einrücken ließ, und am 28sten selbst sieben Bataillone von Angers nach Chemillé führte. Ueberall wurde der friedliche Landmann geschüßt und überhaupt Alles gethan, um ihn von der Sache der Anführer zu trennen, was auch in dem Grade gelang, daß die zahlreichen Colonnen, welche das Land durchzogen, nirgend Widerstand fanden, und kein anderes Geschäft hatten, als den mit wenig Getreuen herumirren den General unausgesetzt zu verfolgen. Er ward endlich in der Nacht zum 24sten Februar in einem Meierhofe unweit la Poitiviniere aufgehoben, nach Angers gebracht und hier am 26sten erschossen *). Auf Betrieb des Abbé Bernier erwählten zwar die noch vorhandenen Anführer den Chevalier Autichamp zum Oberbefehlshaber der großen Armee, es geht aber aus einem vertraulichen Schreiben von ihm hervor, daß dieß nur noch ein leerer Titel, und er eigentlich ohne Truppen war, da die Einwohner sich durchaus nicht schlagen wollten. Seine Thätigkeit als

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*) Guerres des Vendéens VI. 133–159. 186. 190—198. Correspondance secrète de Charette I. 72-75. 8696. Beauchamp III. 337-345. Bourniseaux II. 366-368.

Feldherr beschränkte sich daher auf das Erlassen einiger Proclamationen, und bald unterwarf er sich den Gesezen der Republik, so wie Bernier schon etwas früher die Erlaubniß nach der Schweiz auszuwandern erbeten und erhalten hatte *).

Wir wenden uns jeht zum leßtenmale nach der westlichen Vendée, deren Beruhigung lediglich von der Entfernung ihres heldenmüthigen Anführers abhängig schien. Der Feldherr der Republikaner war so sehr davon überzeugt, daß er ihm noch in der Mitte des Februar durch das Anerbieten: sich mit Beibehaltung der Einkünfte aus seinen Gütern, frei nach England einschiffen zu dürfen, Gelegenheit gab, seine unerschütterliche Anhänglichkeit für die Sache des Königthums aufs Neue zu beweisen. Auf die abschlägige Antwort Charette's, ward er, kaum noch von zweihundert Mann begleitet, durch mehrere mobile Colonnen unausgeseht verfolgt, verlor in den Gefechten, denen oft nicht auszuweichen ́war, seine besten Soldaten, und hatte den Schmerz, sich von einigen Unteranführern verlassen zu sehen. Am 13 M. n. Bell. 23sten März in der Nähe von St. Sulpice erhielt er die Nachricht, daß vier feindliche Abtheilungen von Poiré, Petit Luc, St. Philbert und Montaigu gegen ihn an=

*) Guerres des Vendéens VI. 223. 224. 258. 292. 303. 304. 318. 329. Correspondance secrète de Charette I. 191 - 194. 198–204. Beauchamp III. 362-365. Bourniseaux II. 375. 376.

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