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dieses Vortrags, so wie sein Inhalt ist keineswegs von der Art, Vertrauen einzuflößen; und indem der genannte Deputirte dem Convente einen Dolch mit der Versicherung vorzeigte, daß alle Emigranten mit ähnlichen bewaffnet gewesen und ein damit verwundetes Thier sogleich Zeichen der Vergiftung gegeben, liefert er selbst den Maasstab für seine Glaubhaftigkeit. Nach der Erzählung Beauchamps endlich, haben die beiden Conventsdeputirten in Vannes und Nantes eine Bekanntmachung erlassen, des Inhalts: daß keine Capitulation stattgefunden, und daß, wenn Officiere zum Niederlegen der Waffen aufgerufen, dieß nur den angeworbenen Kriegsgefangenen habe gelten können *).

Alles Material mit ungeheuren Bekleidungs- und Ausrüstungsvorråthen, war in die Gewalt der Sieger gefallen, welche außer den sogleich entlassenen Frauen und Kindern 6262 Gefangene gemacht hatten. Davon waren 1030 Ausgewanderte, 3600 Chouans, der Rest Republikaner, die als Kriegsgefangene sich hatten anwerben lassen. Die letteren mußten wieder in ihr früheres Verhältniß zurücktreten; die Chouans hatten zwar das Leben verwirkt, indeß wollte man wegen ihrer beträchtlichen Anzahl die Geseße nicht auf sie anwenden, und war spåterhin so geschickt, den Gemeinden, welche sie reclamirten, die Auslieferung ihrer Waffen als Be

Moniteur p. 1268. 1269. Beauchamp III. 284. 235.
Guerres des Vendéens V. 340.

dingung aufzulegen. Die Emigranten blieben dem Tode geweiht, und zwei Militaircommissionen zu Auray und Vannes waren unausgesetzt beschäftigt, diese Bestimmung in gesetzliche Formen zu kleiden. Nach sicheren Nachrichten wurden an beiden Orten, außer dem Grafen Sombreuil und dem Bischof von Dol mit seinen funfzig Geistlichen, 711 Mann erschossen; von den übrigen waren mehrere an ihren im Gefecht erhaltenen Wunden ge= storben, oder mit Hülfe der Einwohner entkommen, und einige wegen ihres jugendlichen Alters oder als bloße Domestiken mit der Todesstrafe verschont worden *).

Wie wir wissen, hatte sich eine bedeutende Anzahl Chouans im Departement der Nordküsten zu einer Unternehmung gegen St. Malo versämmelt, wo Verståndnisse mit den Einwohnern stattfanden; sie wurden entdeckt, und da Hoche in den lezten Tagen des Juli zwölf Bataillone in jene Gegend führte, auch wohl die Catastrophe von Quiberon nicht ohne Einfluß auf die Gemüther blieb, so machten die Insurgenten keinen Versuch, ihr Vorhaben auszuführen, und scheinen sich zerstreut zu haben. Die englische Flotte blieb noch längere Zeit im Angesicht der Küste, und wurde durch die dritte Abthei= lung der Expedition verstärkt, bei welcher sich der Graf Artois mit 1500 Ausgewanderten und 4500 Mann englischen Truppen befand. Man unternahm unbedeutende

*) Guerres des Vendéens V. 294–296. 845. 351–353. Villeneuve Mémoires II. 330-368.

Landungen, wahrscheinlich um zu erproben, inwiefern auf die Unterstüßung der Einwohner zu rechnen sei, aber zu tiefen Eindruck hatten die letzten Ereignisse gemacht, als daß von ihnen håtte etwas geschehen sollen, und so segelte die ganze Flotte nach der Küste der Vendée ab, wo wir sie wiederfinden werden *).

Hoche wurde bald darauf zum Befehlshaber der Westarmee ernannt, und eine bedeutende Truppenzahl an diese abgegeben, um die Unruhen auf dem linken Ufer der Loire schnell zu unterdrücken. Die Chouans erhielten dadurch wieder freieren Spielraum, ihr früheres Treiben fortzusehen, welches keinen Gegenstand kriegsgeschichtlicher Darstellung darbietet; auch Pusaye erschien alsbald wieder auf dem Schauplahe, und der historische Nachlaß jener Zeit enthält neue Beweise seiner großen Thätigkeit im Schreiben und Verabreden, ohne jedoch ein erhebliches Resultat, welches er herbeigeführt, oder auch nur eine Waffenthat zu bezeichnen, die von ihm ausgegangen. Nach dem Falle Stofflets und Charette's und der dadurch bewirkten Beruhigung der Vendée, führte Hoche einen großen Theil der Armee nach der Bretagne zurück, und war eifrigst bemüht, auch diese Gegenden durch die Gewalt der Waffen, verbunden mit Menschlichkeit und Scho

*) Guerres des Vendéens V. 252. 263. 288. 289. 297. 355. Villeneuve Mémoires II. 275. 276. 283. 290. 291. 297. 301. 302. Beauchamp III. 231. 240-242. 245. 246.

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nung der religiösen Meinungen, zu unterwerfen. Er verfehlte keineswegs seinen Zweck. Die Insurgenten, überall und unablässig verfolgt, bestanden mehrere ungünstige Gefechte, in welchen der Chevalier Vieuville den Tod fand; die übrigen Anführer fahen sich bald so bedrångt und dabei ihre Partei so ansehnlich vermindert, daß ihnen die Unmöglichkeit längeren Widerstandes klar werden mußte. Zuerst unterwarf sich der Vicomte Scepeaur, darauf Georges Cadoudal, die Grafen Frotté und Duboisqui konnten nicht verhindern, daß ihre Bezirke diesem Beispiele folgten, und begaben sich nach England; Pusaye hielt es für das Beste daffelbe zu thun, und in der Mitte des Jahres 1796 konnte der insurgirte Landstrich als größtentheils entwaffnet, und mit Ausnahme einzelner Räubereien, beruhigt, betrachtet werden *).

Nach Allem, was vorgegangen war, mußten sich indeß in diesen Provinzen eine große Menge Unzufriedener finden, und das Verfahren des Direktoriums war nicht geeignet, ihnen Anhänglichkeit an die republikanische Regierungsform einzuflößen. Als der Continentalkrieg im Jahre 1799 wieder ausgebrochen war, gelang es daher den aus England kommenden ehemaligen Unführern sehr

*) Moniteur l'an IV. p. 953. 1081. 1093. 1094. 1139. 1143. 1169. Guerres des Vendéens VI. 275-281. 284. 285. 292. 298. 297. 306. 307. 314 317. 325-327, 329-332. 339-342. Beauchamp III. 291 -294. 297-312. 370-394. 406. 407.

leicht, die noch fortglimmenden Funken des Aufstandes zur hellen Flamme anzufachen; indeß che noch ein entscheidender Schlag geschehen, hatte Buonaparte sich der Regierung bemächtigt, und wußte in seinen Maasregeln Menschlichkeit mit der nöthigen Energie so wohl zu ver einigen, daß diese unglücklichen Gegenden bald und für immer beruhigt wurden.

2. Auf dem linken Ufer der Loire.

Erster Abschnitt.

Wiederausbruch der Feindseligkeiten. Gefecht bei les Essarts. Landung der Emigranten auf Isle Dieu. Gefecht bei St. Eyr. Vordringen der Republikaner bis Belleville.

Nach den Verträgen von la Jaunais und St. Florent fanden zwar offenbare Feindseligkeiten nicht mehr statt, allein auch keine völlige Beruhigung konnte eintreten, da beide Theile unter den Waffen blieben und sich mit gegenseitigem Mißtrauen beobachteten. Stofflets Gebiet war durch die Ereignisse, welche seine Unterwerfung herbeiführten, größtentheils von den Republikanern überschwemmt; in denen von Charette und Sapinaud breiteten sie sich nach und nach aus, und hielten namentlich die Punkte Machecoul, Palluau, Beaulieu und la Mothe Achard, so wie im Osten les Essarts, les quatre Chemins

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