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nadiere der westlichen Küste entlang hart am Meere, um die Vorposten der Gegner, so wie die Verschanzungen zu umgehen, welche sie vor dem Fort angelegt; am Fuße der Felsen angelangt, auf denen es erbaut ist, sollte er mittelst eines unbeseßten Fußsteigs in dasselbe eindringen. Eine stärkere Colonne folgte zu seiner Unterstüßung, zwei andere marschirten weiter östlich, mit der Bestimmung, die vorgeschobenen Werke theils in der Front anzugreifen, theils links zu umgehen. Nach den erlittenen Verlusten konnte die Division Hervilly, welche mit einigen Chouansabtheilungen diesen Punkt der Halbinsel beseht hielt, nur etwa 3000 Mann zählen; die Division Sombreuil cantonnirte eine Meile weiter rückwärts, und man hatte so wenig daran gedacht, sie in schlagfähigen Stand zu sehen, daß sie weder mit Artillerie noch der erforderlichen Taschenmunition versehen war. Alles hatte sich der nächtlichen Ruhe hingegeben, und wie es bei solchem Unwetter wohl öfter geschieht, die Vorposten und Schildwachen suchten mehr sich gegen Sturm und Regen zu sichern, als ihrer Pflicht zu genügen.

Die Abtheilung unter Menage, oft bis an den Gürtel im Wasser marschirend, erreichte nach Mitternacht den Fuß des Felsens und, nachdem einige Schildwachen ohne alles Geräusch niedergemacht worden, unentdeckt die Umwallung des Forts; Verräther im Innern desselben erleichterten ihr das Uebersteigen der Werke, und alle vormalige Kriegsgefangene traten sogleich in ihre Reihen. Man ermißt leicht, daß unter diesen Umstånden die

gänzliche Eroberung des Plazes keine Schwierigkeit fand und nur wenige von den Emigrirten, welche noch Widerstand versuchten, dem Gemeßel zu entrinnen vermochten. Die übrigen Colonnen waren jezt auch auf den ihnen angewiesenen Punkten eingetroffen, da ihnen indeß hier Verrätherei nicht den Weg in das Innere der Verschanzungen öffnete, so gewannen die überraschten Royalisten Zeit, sich zur Vertheidigung anzuschicken, und das hef= tigste Geschüßfeuer warf die Stürmenden zurück; der Angriff wurde mit gleich ungünstigem Erfolge wiederholt, und erst als man von beiden Seiten bemerkte, daß das Fort in der Gewalt der Republikaner sei, hörte nach und nach der Widerstand auf. Es lag auch hier in den Verhältnissen des Gefechts, daß nur wenige Royalisten fich retten konnten; Pusaye befand sich unter diesen, und brachte durch sofortiges Einschiffen seine Person in Sicherheit, ohne irgend eine Anordnung zu ertheilen.

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Graf Sombreuil hatte sich bei dem ersten Kanonenschusse in das Hauptquartier begeben, um Befehle von dem Oberanführer zu erhalten, der aber bereits verschwunden war; in der Hoffnung, das Fort noch wiedernehmen zu können, beorderte er seine Truppen zum Vorrücken, sie erhielten diese Weisung um 24 Uhr und standen um 5 im Angesicht der Feste. Dort hatte Hoche indeß die Sturmcolonnen wieder geordnet, und ließ fie nun theils gegen die Front der Division, theils so vór, rücken, daß er ihr den Rückweg an das Meerufer abschneide; die Royalisten wurden dadurch zum Abzuge

genöthigt, stellten sich zwar einigemale wieder auf, muß ́ten aber endlich in den verfallenen und von allem Geschüß entblößten Werken des neuen Forts Zuflucht suchen. Erwågt man, daß bei stürmischer See,, an einer felsigen Küste, das Einschiffen von Truppen, welchen der Feind unmittelbar folgt, fast unmöglich ist; so begreift sich leicht, daß von der englischen Flotte für die Royalisten wenig geschehen konnte. Ganz unausführbar wurde dieß jezt in Bezug auf die Division Sombreuil, da, wie schon erwähnt, das neue Fort auf steil abfallenden Felsenhöhen liegt, und die Sieger schnell Artillerie an das Ufer brachten, deren Feuer bei nunmehr völlig angebrochenem Tage die Annäherung von Böten hinderte *).

*) Bulletins of the campaign 1795 p. 112. 113. Moniteur p. 1268. 1269. Villeneuve Mémoires II. 115 -136. Guerres des Vendéens V. 286-288. 293. 294. 336-338. Beauchamp III. 218-225. Vie de L. Hoche II. 197–200.

Aus der obigen Darstellung ergeben sich hoffentlich die Grundursachen des Mißlingens dieser Expedition so deutlich, daß die Behauptung von Parteischriftstellern oder Historikern wie Beauchamp: England habe die Emigranten absichtlich aufgeopfert, keiner besondern Widerlegung bedarf. Napoleon geht noch weiter, indem er (Mémoires VI. 285) fagt: Les Anglais avaient à dessin compris dans l'expédition trois cents émigrés de cette arme (von der vormaligen französischen Marine); ce moyen infamant de se venger des triomphes du brave Suffren souriait à leur politique, et ils anéantirent tous les auteurs, tous les

Als die Sieger, durch das Feuer einer englischen Fregatte wenig gehindert, sich dem Fort näherten, fand nur ein Schatten von Widerstand statt, da die Royalisten kaum noch einige Patronen hatten; über das, was nun erfolgt, weichen die Angaben beider Parteien so wesentlich ab, daß eine Vereinigung derselben unmöglich scheint. Nach der Versicherung eines Augenzeugen, riefen die Republikaner ihren Eegnern zu, die Waffen zu strecken, wo dann ihres Lebens geschont werden solle; Graf Sombreuil begab sich darauf zu Hoche und schloß eine mindliche Uebereinkunft dahin ab, daß er persönlich dem Gesetz als Opfer verfalle, die Truppe dagegen wieder eingeschifft werde. Es vereinigt sich Vieles, um dieser Angabe einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit zu verleihen *). Der

témoins de cette belle campagne de l'Inde, qui avaient porté si haut la gloire du pavillon français. Der Widerwille gegen die englische Regierung hat hier den Geschichtschreiber zu Behauptungen verleitet, deren Unwahrheit er selbst am besten wissen mußte. Håtte das Ministerium wirklich so niedrige Absichten gehegt, so war es im höchsten Grade unvernünftig, die Marine-Officiere einer Expedition anzuschließen, zu deren Gelingen es so ungeheure Aufopferungen gemacht, daß man wohl einen günstigen Erfolg erwarten durfte; überdem waren jene Officiere schon bei der Armee der Brüder des Königs in 2 Compagnien, 1 Escadron formirt, und wohnten dem Feldzuge von 1792 in der Champagne bei.

*) Villeneuve Mémoires II. 136-140. 143. 146. 148. 196. 197. Für die Wahrheit dieser Angabe scheint der Um

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officielle Bericht des General Hoche übergeht alle diese Umstände mit Stillschweigen; Tallien, welcher sogleich nach Paris eilte, behauptet in seinem dem Convent ge= machten Vortrage: die Royalisten håtten mehrere Parlementaire gesendet um zu capituliren, diese seien aber zurückgewiesen und den Gefangenen durchaus keine Bedingungen zugestanden worden. Indeß der ganze Ton

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stand zu sprechen, daß die erste zur Verurtheilung der Emigrirten niedergeseßte Militaircommission, weil sie Anstand nahm, das Todesurtheil auszusprechen, von dem Conventsdeputirten Blad aufgelöst und durch eine andere ersegt wurde, welche nach seinem eignen Ausdrucke fut à la hauteur de ses fonctions. Noch mehr sprechen dafür zwei Briefe, welche Graf Sombreuil am 22sten an den Commodore Warren und Hoche schrieb, in dem ersteren sagt er: N'ayant plus de ressource, j'en vins à une capitulation pour sauver ce qui ne pouvait échapper, et le cri général de l'armée m'a répondu que tout ce qui était émigré serait prisonnier de guerre, et épargné comme les autres; j'en suis seul excepté. Der Brief an Hoche besagt: Toutes vos troupes se sont engagées envers le petit nombre qui me restait et qui aurait nécessairement succombé; mais Monsieur la parole de ceux qui sont venus jusque dans les rangs la leur donner, doit être chose sacrée pour vous. Es ist durchaus unwahrscheinlich, daß ein Mann von dem Charakter des Grafen, im Angesicht des gewissen Todes, sich durch eine zu nichts führende unwahrheit entehre, und zwar gerade demjenigen gegenüber, der ihn am ersten durch ihre Widerlegung demüthigen konnte. Guerres des Vendéens V. 296. 338. 339.

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