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Die lange Unthätigkeit der Republikaner beruhte wohl hauptsächlich auf dem Umstande, daß ihnen vor allen Dingen daran liegen müßte Luxemburg zu gewinnen, und spåter die Mittel zur regelmäßigen Belagerung von Mainz zusammen zu bringen; auch mochte der Mangel an vielen nothwendigen Kriegsbedürfnissen dem Vordringen ihrer Heere große Hindernisse entgegenstellen. Als Grund des Stillstandes der deutschen Armeen wird, jedoch ohne hinlängliche historische Beglaubigung angeführt, daß man den Erfolg der Landung auf Quiberon abgewartet habe, um dann einen Einfall in die Franche-Comté zu machen; es war vielleicht nur physische und moralische Abspannung • Folgen des unglücklichen Feldzugs von 1794 welche auf entscheidende Unternehmungen verzichten und eine strenge Defensive vorziehen ließ.

Jourdan traf in den lezten Tagen des August, Neuwied gegenüber, Anstalten. zu einem Flußübergange, in der Absicht, die Aufmerksamkeit dahin zu lenken, während er ihn wirklich in der Gegend von Duisburg versuchen

1795. G. 5-13. 20. Gouvion St. Cyr Mémoires sur les campagnes de l'armée du Rhin etc, II. 180. 181. Jomini VII. 59. 60. 177-179. Gr. Beust Feldzüge der Kursächsischen Urmee IV. 91. D'Ecquevilly I. 388.

In der pfälzischen Festung Mannheim befanden sich nur wenige Desterreicher, die Hauptmasse der Besagung bestand aus pfälzischen Truppen, die von Düsseldorf gänzlich; die Commandanten beider Plåge waren Generale im Dienste des Kurfürsten.

burg.

sollte; eine große, hier am Ufer in Batterie gebrachte Geschüßmasse war bestimmt, das Unternehmen zu decken und Düsseldorf zu bombardiren. Nichtsdestoweniger hatte das Ueberseßen eines so bedeutenden Stromes im Bereich der österreichischen Batterien, so wie der Angriff auf die Front der hinter ihnen angelegten Werke *), sehr viel Be= denkliches; entschloß man sich dagegen die Demarcations= linie in einem kleinen Raume zu verlegen, so fiel dieß nicht allein weg, auch die Verschänzungen waren umgangen und keiner långern Vertheidigung fähig. Die bet der Armee anwesenden Conventsdeputirten nahmen keinen Anstand, den General zu diesem Schritte zu autorisiren,

und in der Nacht zum 6ten September stieg die bei · ` 4 M. f.w. Duls- Rheinhausen eingeschiffte Division Lefevre unweit Eichelcamp ans Land, durchschritt schnell das nur von wenig preußischen Posten beseßte neutrale Gebiet, und rückte gegen den Angerbach; hier erst fand sie Widerstand, erzwang den Uebergang nach kurzem Gefecht, und bedrohte

1 M. f. w. Eich. in der Richtung von Mündelheim vorgehend, die ganze Verschanzungslinie der Desterreicher im Rücken. Gleich

zeitig hatten 10,000 Mánn unter Championnet von GrimM. f. w. lingshausen aus das rechte Rheinufer bei Hamm erreicht, Düffeld. und wendeten sich unverzüglich gegen Düsseldorf; wurde der Plak vertheidigt, so blieb der Division kaum etwas

*) Ueber das Detail derselben siehe: Wiebeking der Uebergang der Franzosen über den Rhein am 6ten September 1795. G. 34-45.

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anderes übrig als sich wieder einzuschiffen, indeß der pfälzische dirigirende Minister von Hompesch schloß sogleich eine Capitulation, durch welche die Besahung freien Abzug unter der Bedingung erhielt, binnen Jahresfrist nicht gegen Frankreich zu dienen. Die Divifion Grenier konnte den Uebergang in der Gegend von Mündelheim erst etwas spåter bewirken und fand keinen Widerstand, da die Desterreicher bereits das Ufer verlassen hatten. Graf Erbach, dessen Abtheilung, auch wenn sie nicht vereinzelt gewesen wäre, wenig mehr betrug als eine dieser drei Divisionen, eilte den Rückzug anzutreten, und lagerte am Abende bei Mettmann; nur der Umstand, daß2 M. ¿. Düss. die Artillerie und Reuterei der Republikaner noch nicht übergegangen waren, erklärt es, daß unter solchen Verhältnissen das Corps ohne andern bedeutenden Verlust als den der Positionsgeschüße entkam *).

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Der Rest des französischen linken Flügels ging am 7ten auf einer bei Uerdingen geschlagnen Schiffbrücke über, und Jourdan rückte in den nächsten Tagen dem rechten Ufer des Rheines entlang, gegen die Sieg; er ward während dieser Bewegung durch die Division Morlot verstärkt, welche bei Cöln gestanden, und nach dem Rückzuge

*) Moniteur p. 1438. 1442, 1443. Wiener Zeit. S. 2627. 2662, 2698. Jomini VII. 183-185. Freimüthige Beurtheilung S. 89–91. Correspondance du Gen. Grenier et de son état-major etc. p. 8-15. Wiebeking der Uebergang S. 45-57.

3 M.n.6.Mettm..

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8 M. s. 8. Breck.

der Gegner keine Schwierigkeit hatte, sich mit ihm zu vereinigen. Graf Erbach, durch die Eroberung von Dúfseldorf bereits von der kürzesten Verbindungslinie mit dem Prinzen von Würtemberg abgeschnitten, sah sich genöthigt 2 Mt. 18. Schw. über Schwelm und Breckerfeld nach Siegen zu marschiren; der Prinz, am 11ten nach Siegburg zurückgegangen, ver2 M. f. 6. Siegb. einigte sich folgenden Tags bei Uckerath_mit ihm, und 7M.f.w.Siegen. ward durch ein am 13ten hier geliefertes Gefecht zum 24 M. f. §. uæ. Rückzuge nach Altenkirchen veranlaßt. Wartensleben räumte hierauf seine Stellungen bei Neuwied und zog sich hinter die Lahn, wo am 16ten alle drei Corps vereinigt waren; ~ Clerfait selbst kam mit mehreren Unterftübungen herbei, und man durfte hoffen, durch Besehung der starken Stellungen am linken Ufer des Flusses, von seiner Mündung bis Weilburg, die weitern Fortschritte der Gegner aufzuhalten.

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Sobald auf diese Weise dem Uebergange bei Neuwied nichts mehr entgegenstand, bewirkte ihn der französische rechte Flügelz eine Division desselben schloß Ehrenbreitenstein sein, die beiden andern stießen zu Jourdan, deffen Armee ungefähr 71,000 Mann stark, am 19ten das rechte Ufer der Lahn erreichte, Der Uebergang ward am nächsten Tage in dem Raume zwischen Nassau und Limburg auf mehreren Punkten versucht, es gelang aber nur der Division Poncet ihn bei Dieß zu erzwingen, worauf am 21sten das ganze Heer den Fluß überschritt und folgenden Tages rastete; eine Division wurde nach Düsseldorf zurückgesendet, um dort ein verschanztes Lager

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zu erbauen und zu besehen, welches in jedem Falle für eine starke Truppenmasse festen Fuß auf dem rechten Rheinufer gewähre. Die Desterreicher waren in vollem Rückzug nach dem Main, indeß nicht blos die Ereignisse in der Front bestimmten den Feldmarschall Elerfait zu dieser Bewegung *). --22

Pichegru hatte den Befehl erhalten, bei Mannheim über den Rhein zu gehen, und sich vor allen Dingen in den Befih dieser Festung zu sehen. Er zog zwei Divifionen von dem Blocadecorps von Mainz, und eine von Strasburg, in der Nähe von Mannheim zusammen, und hatte sich kaum am linken Rheinufer gezeigt, als auch der pfälzische Staatsminister Graf Oberndorf (wie seine Vertheidiger behaupten, auf Befehl des Kurfürsten) am 20sten eine Capitulation schloß, welche der Besaßung freien Abzug zusicherte **). Die Republikaner erhielten damit nicht allein einen wohlbefestigten Uebergangspunkt, sondern auch die Möglichkeit, den Feind ohne allgemeine Schlacht zum schleunigsten Rückzuge zu nöthigen. Das Hauptmagazin der Desterreicher, so wie ihre wichtigsten Depots befanden sich in dem 24 Meilen entfernten Hei

*) Moniteur l'an IV. p. 6. 31. 39. 125. Wiener Zeit. S. 2733. 2775. 2811. 2812. Jomini VII. 185. 186. Gouvion St. Cyr II. 190. Correspondance du G. Grenier p. 16-29.

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**) Beiträge zur richtigen Beurtheilung der Capitulation von Mannheim G. 51, 55,

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