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Olaß es tief in's Herz dir schreiben,
Was dieser Tag mit Flammenzungen spricht:
Den Guten muß der Sieg auf Erden bleiben,
Dein Werk, o Herr, die Bösen brechen's nicht.

Millionen Herzen hat er dir geschenket
In neuer Liebe, dieser Augenblick

O, wenn er Schmerz in deine Seele senket,
Er war noch reicher, Herr, an heil'gem Glück.

Ernst von Wildenbruch.

Kronprinz Friedrich Wilhelm.

Und segnend legt er seine Hände

Auf Dich, o Deutschlands Hort und Held:
„Mit Deinem Vater führ' zu Ende
Das Werk, das Gott so wohl gefällt!

Ob Heldenwangen sich entfärben,

Dein ist der Sieg, ich grüße lind

Des achtzehnten Oktobers Erben,
Des achtzehnten Oktobers Kind!“

Joh. Fastenrath.

Die Verwundung des Kaisers war eine so schwere, daß derselbe auf den Rath seines Ministeriums hin, sich während der Krankheit durch seinen Sohn in den Regierungsgeschäften vertreten ließ. richtete an denselben nachstehende Verordnung:

Er

,,Da Jch in Folge Meiner Verwundung zur Vollziehung der nöthigen Unterschriften augenblicklich nicht im Stande bin, Ich auch nach Vorschrift der Aerzte, um die Heilung der Wunden nicht aufzuhalten, Mich aller Geschäfte enthalten soll, so will ich Eurer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit und Liebden für die Dauer Meiner Behinderung Meine Vertretung in der oberen Leitung der Regierungsgeschäfte übertragen. Eure Kaiserliche und Königliche Hoheit und Liebden ersuche Ich, hiernach das Erforderliche zu veranlassen.“

Der Kronprinz, „Unser Frig“, war der erklärte Liebling des deutschen Volkes. Seine hohe, herrliche Gestalt, seine offenen blauen Augen, sein leutseliges Wesen waren dazu geschaffen, ihm die Liebe

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sofort auszunuzen, gewann er sich auch die Zuneigung aller fremden Höfe und Völker, mit denen er in Berührung kam. Der Zauber, der über seiner Person lag, hatte etwas an das Romantische Streifende an sich, und war etwas davon auch auf seine eigenen Neigungen übergegangen. Während bei seinem Vater lediglich die nüchterne Ueberlegung und das strenge, trockene Pflichtgefühl die Thätigkeit regelte, war bei seinem Sohne das Ziel auch noch historisch.

Der Sohn suchte während der Dauer der Krankheit seines erlauchten Vaters, die Regierung ganz in dessen Sinne weiter zu führen. Müßig wäre es, errathen zu wollen, wie er das Scepter geführt hätte, wenn es ihm beschieden gewesen wäre, dasselbe selbstständig in voller Manneskraft zu tragen! Wer hätte dieses auch nur bei einem unserer hervorragenden Hohenzollernfürsten vorhersagen können;*) die so ganz anders erschienen vor der Thronbesteigung als nachher, wo der goldene Pflichtenring der Krone so schwer auf das Gewissen und auf die Stirne drückt.

Und pflichttreu wie der Vater ist der Sohn,
Dies schöne Menschenbild voll Kraft und Güte,
Dies Ideal von deutscher Mannesblüthe-
So würd❜ge Zier einst für den Königsthron.

Fern von Berlin.

Kein Wunder, daß auf der Begeist'rung Wogen
Jezt hoch einherzieht König Wilhelms Namen!
Stets gleicht die Ernte dem gestreuten Samen.

Bis zum 22. Juli mußte der Kaiser auf seinem Krankenlager in Berlin verweilen, dann begab er sich auf wenige Tage nach seinem geliebten Babelsberg und von dort nach Teplig, um weitere Heilung zu suchen.

Nur drei Wochen dauerte sein dortiger Aufenthalt, und doch empfing er während dieses kurzen Zeitraums den Besuch des Königs und der Königin von Sachsen, des Kaisers Franz Joseph, des

*) Verfasser hat 1864 im Stabe des Feldmarschall von Wrangel monate= lang vielfach mit dem Kronprinzen persönlich verkehrt, der an dem Stabe attachirt war.

Prinzen Friedrich der Niederlande und des österreichischen Thronfolgers, die sämmtlich herbeigeeilt waren, um ihm ihr aufrichtiges Beileid persönlich auszudrücken und nach seiner Gesundung sich zu erkundigen. Auch aus den Kreisen der Bevölkerung gingen ihm so viele Beweise der Liebe und Verehrung zu, daß er den gastfreundlichen Ort nicht verließ, ohne dem Bürgermeister durch folgendes Schreiben seinen Dank auszusprechen:

,,Nach schwerer, Mir vom Allmächtigen auferlegter Prüfung war es Mir wohlthuend, daß zur Wiederherstellung Meiner Ge

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sundheit das Mir schon seit Meiner Jugend so liebe Teplit ausgewählt wurde. Hier angelangt, ist Mir vor Allem in Erinnerung Meines unvergeßlichen in Gott ruhenden Königs und Herrn Vaters, dessen Gedächtniß auf in meinem Herzen so unendlich wohlthuende Weise bewahrt wird, schon beim Empfang und während meines ganzen Aufenthalts, namentlich auch durch die persönliche Fürsorge einer großen Anzahl hiesiger Einwohner aller Stände, so viel Freundlichkeit und Theilnahme gezeigt worden, daß es ein Herzensbedürfniß für mich ist, Allen denen, die mir diese Gesinnungen entgegengetragen haben, beim Scheiden von Teplit meinen tiefgefühlten Dank hiermit auszusprechen, welchen Jch Sie, Herr Bürgermeister, ersuche, zur öffentlichen Kenntniß bringen zu wollen."

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