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„Ich habe gern die Adresse entgegengenommen, in welcher Sie Mir Zeugniß geben von der Bereitwilligkeit des preußischen Volkes, Mich bei einer Lösung der schleswig-holsteinischen Frage zu unterstüßen, die für den Preis des Mir theuren Blutes so vieler Landesfinder einen würdigen Lohn gewähre.

Diesen Lohn werden wir in der Erreichung der Ziele finden, für welche Jch im Bunde mit dem Kaiser von Desterreich die Waffen ergriffen habe.

In Gemeinschaft mit Meinem erhabenen Verbündeten werde Jch, soweit Gott es in Unsere Macht gestellt hat, dafür Sorge tragen, daß Unsern Landsleuten in den Herzogthümern volle Sicherheit gegen die Wiederkehr der Bedrückung durch dänische Herrschaft gewährt werde, und daß Wir wirksame und dauernde Bürgschaften gegen die Gefahren fernerer Störungen des Friedens an der deutschen Nordgrenze gewinnen.

Für dieses Ziel haben die verbündeten Mächte auf dem Schlachtfelde gekämpft, und auf der Konferenz erstreben Wir es gegenuärtig mit der vollständigen Freiheit der Entschließung, zu welcher Wir durch das Verhalten Dänemarks und durch die Ereignisse berechtigt sind.

Welche Form Wir der Lösung unserer Aufgabe zu geben gedenken, darüber werden Sie, während die Verhandlungen schweben, keine Aeußerungen von Mir erwarten.

Aber, wie Sie Gewißheit haben müssen, daß Ich Preußens Ehre unter allen Verhältnisien wahren werde, so wollen Sie auch mit Mir an dem Vertrauen festhalten, daß die Opfer, welche Wir der deutschen Sache gebracht haben, auch für die Interessen unseres engeren Vaterlandes fruchtbringend sein werden.

Dieses Vertrauen wird in Mir durch die Worte gekräftigt, welche Sie an Mich gerichtet haben, und für welche Ich Ihnen von Herzen danke, indem Ich denselben einen neuen Beweis der warmen und einmüthigen Hingebung entnehme, auf welche Jch bei dem preußischen Volke in allen Fällen rechnen darf, wo es sich um die Größe und die Wohlfahrt des gemeinsamen Vaterlandes handelt."

Alfen.

Nicht Schanze, nicht Meer,

Achtet das deutsche Heer!

Die Verbündeten hatten die Waffenruhe benußt, um den Plan zu einer der kühnsten Unternehmungen der Neuzeit, zur Wegnahme der vom Feinde dicht beseßten Insel Alsen, auszuarbeiten.

Das erste Korps unter General Herwarth v. Bittenfeld wurde mit der Ausführung des Unternehmens betraut.

Der Transport der zum Angriff bestimmten Kolonnen, je 312 Bataillone, sollte in drei Staffeln erfolgen, und zwar in der Nacht vom 28. zum 29. Juni, fast unmittelbar nach dem Schlusse der Waffenruhe. Die Truppen der Division Manstein sollten zuerst übergesezt werden, sich sofort in den Besiz der nächsten Gegend der Insel sehen und diejenigen der Division v. Winzingerode ihnen unmittelbar folgen. Der Anzug war: Müze, ohne Gepäck, aber mit Kochgeschirr.

Das Wetter in der Nacht war so hell, daß man die Küste deutlich erkennen konnte, und der Sund war ruhig. Der rastlosen und umsichtigen Thätigkeit der Ingenieur-Offiziere und Pioniere gelang es, alle Vorbereitungen ohne Stockungen und so geräuschlos zu betreiben, daß die Dänen nichts hörten. Das Einlassen der Boote von den Wagen in's Wasser machte viel Mühe, auch weil das Ufer ziemlich flach war; die Leute mußten deshalb ihre Boote 50 Schritt weit im Waffer vorschieben und dann einsteigen. In furzer Zeit waren die verfügbaren 160 Boote mit etwa 2000 Mann beseßt.

Einige Sekunden waren verstrichen, erzählt ein Mitkämpfer, Premierlieutenant Knorr, alles war still und nun ging's vorwärts! Die Herzen pochten hörbar.

Es war ein gewaltiger, finnbetäubender Moment.
Die Schiffe stießen ab.

Nichts regte sich während jener köstlichen, unvergeßlich schönen Nacht. Nur das Einjeßen der Ruder und ihr Plätschern im Wasser war vernehmbar: gleich dem Schlagen des Pendels einer Uhr in einem großen, leeren Zimmer bei schlaflos durchwachter Nacht brachte dies leise, eintönige Geräusch ein unheimliches Gefühl hervor.

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Am jenseitigen Ufer blieb fortdauernd alles still.

Bemerkten sie nichts, die drüben stehenden Posten, die Wächter der,,uneinnehmbaren" Insel, oder wollten sie die Unverschämtheit", einen Meeresarm ohne Flotte zu überschreiten, mit gänzlicher Vernichtung strafen, die Wagehälse herankommen lassen, und mit einigen Kartätschen lagen sie alle begraben in den Wellen des beleidigten Meeres?

Indes nicht lange dauerte die Stille mehr.

Jezt entstand ein Krachen und Dröhnen, als wäre das Ende der Welt gekommen.

Granaten, Kartätschen, Wallbüchsen- und Espignolgeschosse, dabei unaufhörliches Kleingewehrfeuer; ein förmlicher Höllenhagel überschüttete die Herannahenden, erwidert von den diesseitigen Batterien, die nun auch mit aller Macht zu arbeiten anfingen.

Rechts und links schlugen die Geschosse ein, zum größten Theile jedoch in's Wasser, daß dieses hoch aufsprizte und mit seiner salzigen Fluth die von unten bereits völlig durchnäßten Fahrgäste nun auch noch von oben besprengte.

Aber dies beeinträchtigte die gute Laune nicht.

Wurde der frohe Muth nicht durch herzerschütternde Todesscenen unterbrochen, so herrschte jener frische Humor vor, der eine gedrückte Stimmung nicht aufkommen ließ.

Die Kähne waren jezt dem Ufer nahe.

Wie die Kazen sprangen die Stürmenden in's Wasser, ohne Zögern ging's auf den Uferrand. Mit einem Sage war die steile Brustwehr erklommen, ein zweiter folgte, und in den Laufgräben entbrannte nun Mann gegen Mann der erbitterte Einzelkampf.

Nach längeren Kämpfen, aber unaufhaltsamem Vordrängen der Truppen war die Insel etwas nach 9 Uhr völlig in den Händen der Preußen; die sämmtlichen nicht gefangenen Dänen aber hatten sich auf Kekenis zurückgezogen, wohin auch die Transport-Dampfer bestellt worden waren.

Die Dänen beschleunigten ihre Einschiffung, welche ungestört am 1. Juli Mittags beendet wurde.

An Beute fielen den Preußen, die nur einen Verlust von 33 Offizieren und 339 Mann hatten, 101 Geschüße, 37 Offiziere

und 2437 Mann als Gefangene in die Hände; ebenso viel Offiziere und 637 Mann waren dänischerseits geblieben. Größer aber als der materielle Erfolg war der der moralische Sieg, den die preußischen Truppen erfochten hatten; denn möge man die späteren großen Siege noch viel höher schäßen, eine glänzendere Waffenthat als die bei Alsen ist in den nächsten Kriegen kaum ausgeführt worden, und mit Recht zeichnete die Gnade des Königs die Theilnehmer an jener kühnen Unternehmung durch die Verleihung eines Gedenkkreuzes aus.

Wer's nicht geschaut,

Hätt's nicht geglaubt!

Bis zu Dänemarks Spike.

Inzwischen war man auch in Jütland energisch vorgerückt und hatte den Lijmfjord überschritten.

General Vogel v. Falckenstein war mit dem Prinzen Albrecht (Vater) mit der Kavallerie und der auf Wagen gesezten Avantgarde nach Norden geeilt, um womöglich die dänischen Truppen noch einzuholen. Jedoch erfuhr man in Frederikshavn, daß die Dänen bereits seit 24 Stunden das Festland verlassen hatten.

Die Preußen besezten den ganzen Vendsyssel. Am 14. Juli ritt der kommandirende General mit dem Prinzen Albrecht (auch Verfasser war dabei) und einer kleinen Bedeckung bis auf die äußerste Spize des Kap Skagen, auf welchem die preußische und österreichische Fahne aufgehißt wurde, auch der Stadt Skagen wurde ein Besuch gemacht. Ein Dampfer, der bei Aalbeck Landungsversuche machte, um die Expedition abzuschneiden, wurde durch wohlgezielte Karabinerschüsse der einzelnen zurückgelassenen Kavallerieposten abgewehrt.

Der Abzug der Dänen aus Nord-Jütland war so schleunig erfolgt, daß sie nicht einmal bis Fünen transportirt werden konnten, sondern auf den kleinen Inseln Hirsholmenen und Lacjoe hatten abgesezt werden müssen.

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