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Der König hatte vom Roskosberge an der Bistriz aus das Schlachtfeld durchritten und hatte anfänglich nur Opfer des Schlachtfeldes angetroffen, welche den Eindruck eines geordneten Rückzuges machten; doch schon hinter Chlum mehrten sich die Zeichen der Auflösung durch weggeworfene Tornister und Waffen. Lediglich die geordnete Nachhutsvertheidigung durch die tapfere österreichische Artillerie südlich Stößer (bei Kuklena und Placiz) hatte den Glauben aufkommen lassen, daß die Feinde den Rückzug in guter militärischer Haltung vollzogen hätten.

Erst später sollte die gänzliche Auflösung des österreichischen Heeres zum Bewußtsein kommen.

Die Flucht.

Hinter der die gänzliche Auflösung der österreichischen Armee deckenden Maske der lezten energischen Geschüßschranke sah es, wie man zwei Tage später erfuhr, allerdings nicht mehr „,geordnet“ aus, sondern ein wirrer, zum großen Theile in gänzlicher Auflösung fliehender Troß von Truppen aller Art bedeckte die Straßen. Dazu hatten außer der verlorenen Schlacht noch folgende Umstände beigetragen: Die ersten Kolonnen waren, wie wir sahen, nördlich Königgräß über die Elbe gegangen; die nächsten wählten, dem Drucke des preußischen VI. Korps nachgebend, diese Festung zum Durchkommen. Da aber der Kommandant mit Recht fürchten mußte, daß bei dem Durchströmen der eigenen Flüchtlinge nicht nur die Stadt übervölkert werden würde, sondern auch die Preußen sehr leicht mit in dieselbe eindringen konnten, so ließ er die Thore der von überschwemmtem Terrain umgebenen Stadt schließen und staute so den Strom auf, der überdies durch die zurückrasenden Kavalleriemassen zersprengt und noch mehr verwirrt wurde. Die umgestürzten Wagen, die in der Wegrichtung bis zur Brust im Wasser der Inundation watenden Infanteristen, die herrenlos herumirrenden Pferde, die in den Koth getretenen Waffen zeigten, wie das Generalstabswerk sagt, ein Schauspiel wildester Flucht und völliger Auflösung, welches dem Auge der Gegner entzogen war. Nur die sächsische Armee, obgleich mehrere Male von fliehenden Kolonnen durchbrochen, behielt ihre militärische Haltung. Nach der Schlacht.

Die preußischen Truppen biwakirten in der Nähe der Orte, an denen sie zuletzt angelangt waren.

Se. Majestät der König begab sich von Bor aus über das Schlachtfeld, enthusiastisch von seinen Truppen begrüßt, wobei er seinen Sohn, den er bei Problus traf, herzlich empfing und be glückwünschte.

Die Verluste der Preußen betrugen 359 Offiziere, 8794 Mann, die der Desterreicher und Sachsen 44 200, darunter 19 800 Mann

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an Gefangenen. Also im Ganzen etwa das Fünffache. 160 öster reichische und ein sächsisches Geschüß, alle ehrenhaft vertheidigt, fielen den Siegern in die Hände.

Der Sieg ist uns geblieben!
Echon nach der Tage sieben
War todeswund der Doppel-Aar

Der König bei Königgräß.

Der nie im Glück sich selber überhoben,
Wenn er zum Siege führte seine Heere,

In Demuth stets den Blick nach oben,

Von sich zum Himmel wandte Ruhm und Ehre.
Fr. Bodenstedt.

Noch am Abend der Schlacht konnte der König ein Telegramm an seine erlauchte Gemahlin absenden:

,,Einen vollständigen Sieg über die österreichische Armee, nahe an Königgräß, zwischen der Elbe und Bistriz, haben wir heute in einer achtstündigen Schlacht erfochten. Verlust des Feindes und Trophäen noch nicht gezählt, aber bedeutend. Einige 20 Kanonen. Alle acht Korps haben gefochten, aber große, schmerzliche Verluste. Jch preise Gott für seine Gnade. Wir sind Alle wohl. Der Gouver neur soll Victoria schießen.

3. Juli 1866, Nachts 11 Uhr."

Die Einzelheiten berichtete König Wilhelm in einem eigenhändigen Briefe an die Königin Augusta am folgenden Tage:

Horicz, 4. Juli 1866.

Am 2. verließ mich Frit Karl um 3 Uhr Nachmittags nach einem Kriegsrath, in welchem beschlossen wurde, den durch Märsche und Kämpfe erschöpften Mannschaften einen bis zwei Ruhetage zu gönnen. Um 1211 Uhr Abends traf jedoch General Voigts-Rheez wieder bei mir ein, um die Ausbente der Recognoscirungen des Tages zu melden, die dahin ging, daß bedeutende feindliche Massen von Josephstadt nach Königgräß diesseits der Elbe sich von 8 bis 3 Uhr bewegt hätten, Gefangene aussagten, die Armee concentrire sich zwischen Elbe und Bistrit um Königgräß; es wurde mir daher vorgeschlagen, den günstigen Umstand, daß die feindliche Armee sich diesseits der Elbe schlagen zu wollen scheine, zu benußen und ihr die Schlacht anzubieten. Zu dem Ende sollte sich die I. Armee mit dem 2., 3. und 4. Korps im Centrum, Sadowa vor sich habend, aufstellen, General Herwarth mit seinen 11/2 Korps über Nechaniz in die linke Flanke, Frig mit der II. Armee, Garde, 1., 5., 6. Korps von Königshof, seinen linken Flügel längs der Elbe, in die rechte Flanke des Feindes vorgehen. Erst um Mitternacht hatte ich mit General Moltke Alles festgestellt; bestimmte meinen Aufbruch auf

5 Uhr früh, da die Armee sofort Nachts um 2 Uhr den Marsch anzutreten hatte. Ich hatte fast vier Meilen zu fahren und glaubte immer noch nicht recht an die Richtigkeit der Annahme, daß der Feind diesseits der Elbe stehen könne. Aber nur zu bald sollte sich die Richtigkeit herausstellen. Als ich in einem kleinen Dorfe, Düb, zu Pferde stieg, regnete es und dauerte derselbe mit langen Unterbrechungen den Tag über an. Schon bei den Truppen vorüberfahrend, wurde ich fortwährend von denselben mit Hurrah begrüßt. Das Gefecht fing soeben 8 Uhr mit Artilleriefeuer des 2. Korps an, als ich in Sadowa ankam und auf einer Höhe Posto faßte. Dies Korps stand rechts von hier. Die Division Horn ging bei Sadowa über die Bistrit und griff vorliegende waldige Höhen an, gewann aber bei der Heftigkeit der Vertheidigung wenig Terrain; die 7. Division entwickelte sich mehr links, mit gleich schwankendem Erfolge. Herwarth griff schon nach 11/2 Stunden, von Nechanig kommend, ins Gefecht ein, welches von nun an fast während 5 Stunden hauptsächlich in Artilleriegefecht bestand, untermischt mit Infanteriegefecht in waldigen Bergen. Mit Schnsucht sahen wir dem Eintreffen der II. Armee entgegen, denn bei diesem langen Artilleriekampf mußte dieselbe mehrere Male bereits ihre Reservemunition verausgaben. Das Infanteriegefecht schwankte hin und her. Endlich entdeckten wir die ersten Spuren der Annäherung des Garde-Korps, aber das Gefecht konnte man nicht sehen, indem es jenseits einer Höhe vor sich ging und man nur dasselbe aus der feindlichen Flankenstellung abnehmen konnte. Troz dieser Umgehung und troß des allmählichen, sehr langsamen Vordringens Herwarths hielt der Feind in dem Centrum immer noch festen Stand. Jcht wurde die 5. Brigade 48. Leib-Regiment zur Unterstützung des Angriffes auf das Centrum vorgenommen. Ich ritt durch die Regimenter durch, die mich mit lautem Jubel begrüßten, während Pieffe im Marsch „Heil Dir im Siegerkranz 20.“ blies (ein ergreifender Moment). Plöglich wurde das Artilleriefeuer im Centrum schwächer und wurde Kavallerie verlangt, ein Zeichen, daß der Feind anfange, zu weichen. Jezt verließ ich meine Höhe, weil der Sieg ansing, sich durch den Flankenangriff der II. Armee zu entscheiden, und ritt mit der Kavallerie vor.

Hier stieß ich zuerst auf die in vollem Avanciren begriffene (Tambour battant) 2. Garde-Division, und Theile des Garde-Füsilier

Sce bert, Kaiser Wilhelm.

II. 15

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