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Durch dieses Anschließen an den legten Neim der vorigen Strophe wollte man wahrscheinlich dem Gedächtnisse der Schauspieler zu Hülfe kommen, was man auch in den französischen Stücken häufig antrifft, wie im zweiten Bande bei No. 12 gezeigt ist. Strophenmaß ist der celtischen Dichtkunst vor andern eigen und mag selbst auf die lateinischen Gedichte des Mittelalters vielfach gewirkt haben, was ich hier nur andeuten kann.

7. Leben Jesu.

A. Uebersicht und Eintheilung des Stückes. Ankündigung. Vers 1–16.

Erste Handlung.

Vorbereitung Christi.

Erster Auftritt. Hochzeit zu Kana. Vers 17-40.
Zweiter Auftritt. Johannes der Täufer. Vers 41-87.
Dritter Auftritt. Taufe Christi. Vers 88-111.
Vierter Auftritt. Versuchung Christi. Vers 112–155.
Fünfter Auftritt. Maria Magdalena. Vers 156–175.
Sechster Auftritt. Berufung des Petrus und Andreas.
Siebenter Auftritt. Maria Magdalena. Vers 186-203.
Zweite Handlung.

Vers 176-185.

Befehrung der Maria Magdalena.

Ankündigung. Vers 204-213.

Erster Auftritt. Die Ghebrecherin im Tempel. Vers 214-231.
Zweiter Auftritt. Maria Magdalena. Vers 232-253.
Dritter Auftritt. Simons Gastmahl. Vers 254-307.

1 D. h. Gesundheit und Muth find mir geworden. Und David, du bist gesegnet, ich bin durch dein Wasser geheilt. Gott sey gelobt in diesem Augenblick, wo die Menschen viele Wunder gesehen haben durch die Gnade Gottes, des Königs der Länder, und durch deine Gebete in diesem Thale.

Mone, Schauspiele.

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Dritte Handlung.

Ankündigung. Vers 308-313.

Erster Auftritt. Heilung des Blindgebornen. Vers 314-441. Zweiter Auftritt. Erweckung des Lazarus. Vers 442–540.

Vierte Handlung.

Ankündigung. Vers 541-547.

Erster Auftritt. Rathschlag der Hohenpriester. Vers 548-561. Zweiter Auftritt. Bereitung des Ostermahls. Vers 562-591.

Fünfte Handlung.

Ankündigung. Vers 592-609.

Erster Auftritt. Das h. Abendmahl. Vers 610-631.
Zweiter Auftritt. Verrath des Judas. Vers 632-637.
Dritter Auftritt. Vollendung des Abendmahls. Vers 638-680.
Vierter Auftritt. Jesus am Delberg. Vers 681–705.
Fünfter Auftritt. Gefangennehmung Christi. Vers 706-751.

Sechste Handlung.

Ankündigung. Vers 752-768.

Erster Auftritt. Marien-Klage. Vers 769-788.
Zweiter Auftritt. Jesus vor Annas. Vers 789-822.
Dritter Auftritt. Petri Verläugnung. Vers 823-844.
Vierter Auftritt. Ende des Judas. Vers 845-854.

Siebente Handlung.

Ankündigung. Vers 855--862.

Erster Auftritt. Jesus vor Pilatus. Vers 863-890.
Zweiter Auftritt. Geisselung Christi. Vers 891-932.
Dritter Auftritt. Jesus vor Herodes. Vers 933-972.

Achte Handlung.

Ankündigung. Vers 973-981.

Erster Auftritt. Jesus vor Pilatus. Vers 982-1001. Zweiter Auftritt. Die Frau des Pilatus. Vers 1002-1031. Dritter Auftritt. Verurtheilung Christi. Vers 1032-1068.

Neunte Handlung.

Ankündigung. Vers 1069-1076.

Erster Auftritt. Kreuzigung Christi. Vers 1077-1169.

Zweiter Auftritt. Tod Christi. Vers 1170-1191.

Dritter Auftritt. Grablegung. Vers 1192-1223.

Vierter Auftritt. Die Grabwache. Vers 1224-1255.

Fünfter Auftritt. Die Vorhölle.

Vers 1256-1282.

Sechster Auftritt. Die Auferstehung Christi und die h. Frauen am Grabe. Vers 1283-1340.

Im folgenden Abdruck sind die Handlungen und Auftritte mit lateinischen und teutschen Zahlen zu Anfang jeder Abtheilung bemerkt und die Terte der Evangelien, welchen der Dichter folgt, nach den Ueberschriften mit cursivem Drucke angeführt.

B. Einleitung.

Ich habe die Uebersicht dieses Spieles vorangesezt, um schon daraus den großen Unterschied von den obigen Stücken zu zeigen. Und doch steht dieses Schauspiel der Zeit nach nicht weit von dem vorigen ab, sondern ist aus einer Handschrift des vierzehnten Jahrhunderts zu St. Gallen Nr. 919, Seite 197 bis 217. Aus demselben Jahrhundert sind auch die altteutschen Schauspiele, die ich herausgegeben, deren Ausführlichkeit diesem St. Galler Stücke nicht nachsteht. Es scheint daher, daß mit dem Anfang des vierzehnten Jahrhunderts die dramatische Dichtung eine bedeutende und ziemlich rasche Entwicklung erhielt, deren Verlauf man nicht genau nachweisen kann, weil es an hinlänglichen Beispielen fehlt.

Die Einrichtung dieses Stückes ist mit Kunst angelegt. Aus dem Leben Jesu ist nur dasjenige ausgewählt, was zu seinem öffentlichen Auftreten gehört, also von seiner Taufe bis zur Auferstehung, mithin sind die Kindheit Jesu, die in den Dreifönigspielen vorgestellt wird, und die Himmelfahrt weggelassen. Das Stück ist also eine Erweiterung der Passions- und Osterspiele, indem es bis auf den öffentlichen Grund zurückgeht, welcher das Leiden Chrifti verursachte, nämlich sein Auftreten als Lehrer. In diesem Zusammenhang liegt die Einheit des Schauspiels; daß er drei Jahre umfaßt, also streng genommen sein Umfang für die Vorstellung eines Tages zu groß ist, hat nichts zu sagen, weil sich das kirchliche Schauspiel nicht um die Länge oder Kürze der Zeit be

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kümmert, sondern den Verlauf der Handlungen in einem zusammenhängenden Bilde gibt, wenn auch die einzelnen Begebenheiten der Zeit nach aus einander liegen. Selbst das heutige Schauspiel ist genöthigt, in die Vorstellung weniger Stunden die Begebenheiten ganzer Tage zusammen zu drängen.

Der Dichter folgt dem Evangelium des Johannes, der auch die Kindheit Christi ausläßt, daher sind auch die vier ersten Auftritte nicht in geschichtlicher Ordnung, denn der zweite bis vierte (Johannes der Täufer, die Taufe und Versuchung Christi) sollten voran stehen und darauf der erste Auftritt (die Hochzeit zu Kana) folgen. Der Grund dieser Abweichung mag eines Theils darin liegen, daß die Hochzeit zu Kana das erste Wunder Christi war, welches der Dichter als Zeichen des öffentlichen Auftretens Christi voran stellen wollte, andern Theils führt die Anlage des Stückes noch auf einen weitern Grund. Eine der Hauptpersonen des Spiels ist nämlich Maria Magdalena, weil sie bei der Auferstehung eine bedeutende Stellung hat. Mit richtigem Sinn für dramatische Anordnung hat deswegen der Dichter diese Person gleich zu Anfang des Stückes eingeführt, damit sie am Ende nicht unvorbereitet und plöglich in die Handlung eingreift. Magdalena ist das Bild der sündigen und reuigen Menschheit gegenüber dem Erlöser, dieser vollendet sein Werk durch die Auferstehung und hat die gefallene Menschheit gerettet. Das ist die Einheit des Inhalts, worauf sich die drei ersten und die legte Handlung beziehen.

Nun erscheint die Hochzeit zu Kana nicht umsonst voran gestellt, es ist die Heiligkeit der Ehe, von welcher die Menschheit abgefallen ist zur fündigen Weltlust der Magdalena, die nur der Heiland retten kann. Zum Vorbild aber, daß eine Rettung noch möglich ist, folgt die Scene mit der Ehebrecherin im Tempel und darauf die Bekehrung der Magdalena. Was diese Bekehrung sey, wird in der dritten Handlung angedeutet: es ist die Heilung des Blinden und die Erweckung

des Todten, auch, wenn jener blind geboren ist und dieser schon vier Tage im Grabe liegt. Denn es soll damit gezeigt werden, daß bei Gott alle Dinge möglich sind und kein Sünder an seiner Gnade verzweifeln soll. Es sind daher nicht mehr Wunder Christi in diesem Spiele angeführt, denn diese genügen für den Zweck und Zusammenhang des Stückes und es geht darauf mit der vierten Handlung unmittelbar zum Leiden Christi über.

Den Ursprung der vier ersten Handlungen kann ich nachweisen. Das älteste lateinischteutsche Stück bei Hoffmann (2, 245) ist aus dem dreizehnten Jahrhundert. Es beginnt mit einer kurzen Einleitung über die Berufung der Apostel und behandelt dann ausführlich die Scenen mit Magdalena und zwar ganz im weltlichen Style. Das hielt unser Dichter für unschicklich, er kürzte die Scene ab, gab der Magdalena die warnende Martha bei, und schob die Berufung des Petrus und Andreas dazwischen als Vorzeichen der Bekehrung der Sünderin. Der Tert bei Hoffmann ist lateinisch und teutsch in Strophen, in unserm Stück aber in Reimpaaren, es scheint daher zwischen diesem und jenem Terte strophische teutsche Bearbeitungen gegeben zu haben. Ein unrichtiges Einschiebsel ist aber in jenem Texte der Salbenkrämer (2,248) denn er gehört, wie die Worte deutlich anzeigen, zu dem Auftritt mit den h. Frauen am Grabe, wo dieselben Worte in meinen Schauspielen (S. 134) richtig vorkommen. Bei Hoffmann fehlt die Ehebrecherin und der Blindgeborne, und die übrigen Scenen sind sehr abgebrochen behandelt. Die Vergleichung der beiden Stücke beweist, wie bedeutend die Ausbildung des teutschen Schauspiels vom dreizehnten zum vierzehnten Jahrhundert war.

In dem eigentlichen Passionsspiel, von der vierten Handlung an, weichen beide Stücke von den lyrischen Marienklaklagen sehr ab, indem das eigentliche Drama vorwaltet, und nur Bruchstücke der Klage bei Hoffmann (2,255) und noch

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