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solt, reinů můter, urlüb geben,
unt vuren in das ewig leben.

G. Biblische Gegenstellungen.

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Der Eingang des vorstehenden Stückes machte oben Seite 134 flg. die Untersuchung nöthig über die Beziehungen des alten Testamentes zu dem neuen, die in den Schauspielen dargestellt wurden. Es gibt auch andere Gedichte, welche diesen Gegenstand enthalten, deren ich einige hier mittheile. Sie sind in Gesprächform und hängen in sofern mit den Schauspielen zusammen, mit deren Inhalt sie auch noch andere Vergleichpunkte darbieten.

Eva und Maria, Kirche und Synagoge.

Folgende Gegenstellung steht in einer St. Blasischen Papierhandschrift zu Karlsruhe, ohne Nummer in Quart, vom Jahr 1439, Bl. 70. Nach einer beigesegten Bemerkung wurde dieß kleine Stück in Bologna geschrieben. Die Verse sind aus aufgelösten Herametern entstanden, deren Cäsur mit dem Schlusse reimte.

In dem französischen Schauspiel der Passion bei Jubinal (mystères du 15° siècle 2, 258 flg.) bildet die Gegenstellung des alten und neuen Testamentes einen wirklichen Theil des Dramas, indem die Kirche, das alte Gesez und die Synagoge als allegorische Personen auftreten und mit einander reden. Dieser Gegenstand wurde auch bei den Franzosen in besonderen Gedichten behandelt, wovon Jubinal (Seite 404 flg.) ein Beispiel gibt. Aus dem Französischen ging diese Personificirung in das niederrheinische Schauspiel über, denn in dem Osterspiel bei Haupt 2, 309 ist die ecclesia als Person aufgeführt. Auch am Schlusse des Frankfurter Stückes halten die Kirche und Synagoge ein Gespräch (Fichard 158.)

Per esum vanum

Eva dicit.

destruitur genus humanum,

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Engel und Propheten, Teufel und Verführer.

Das folgende Gespräch ist aus der Papierhandschrift in Duart, No. 128, zu Würzburg genommen, wo es auf dem legten Blatte steht, geschrieben im fünfzehnten Jahrhundert. Es scheint nicht, daß diese Gegenstellung ein Bruchstück eines alten Schauspieles ist, sondern die Parallele der Personen soll wie bei dem vorigen Gespräche die Gegensäge deutlicher hervorheben.

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ich hilf dem woll guten lesser und den frolichen gottes lober.

Raphael angelus.

Ich bin gottes ergney genant,

die franken gehiren mach ich gesunt zuhant, die lustiglich singen mit gyren mút,

die mach ich süßherzig zu allem gút.

Johannes. apokalypsis.

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Du bist weder warm noch heyß noch kalt mir bekannt, sunder lawbe,

hyerumb wirf ich dich aus meinem mund zu hant. 15

Jeremias propheta.

Verflucht ist von got ein yeder sichtiglich, der gottes lob verbringt verseumlich.

Tewfel Asmodeus.

Die allczu bald betten,

auf die wil ich in der hell tretten,

die fawlen schloffer wil ich münder machen

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und wil ir in der helle pein wol lachen.

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Krengellein.

Ich plos ein die alten frewden und gesellen,

im for pring ich für die alten teng und kreng mit ziln, ich zütrenn das gemût hin und her,

treiben sie mich von yn, so bleibt mein kauf ler. 35

Ich weiß nicht, ob dieser legte Namen mit den verspro-` chenen Kränzelein im Wasservogel - Liede zusammen hängt, (Schmid Schwäb. Wörterb. S. 520), wohl aber heißen im Alsfelder Spiele die Teufel Krenglynn und Nosenkrancz (Haupt 3, 487. 490.) Es sind Schmuckteufel, d. h. die bösen Geister der Eitelkeit. Andere Teufel haben von andern Sünden und Lastern den Namen, wie Spiegelglanz vom Begaffen im Spiegel, Federwysch von den Federn des Kopfpuges, Schorbranth vom Zwietrachtstiften, Hellekrugk von der Trinksucht u. dgl., die sämmtlich im Alsfelder Spiele vorkommen. Wie man die Singweisen der weltlichen Lieder für geistliche Terte gebrauchte, so ist auch der Rosenkranz der Gebete dem Rosenkranze der Eitelkeit entgegengesezt. Ungedruckte lateinische Kirchenlieder, deren ich eine große Anzahl besige, geben darüber Auskunft; hier würde es jedoch zu weit abführen, wenn ich darauf eingehen wollte. Nur will ich bemerken, was zunächst zum Schauspiele gehört, daß der Spiegel für Maria Magdalena eine wesentliche Sache ist, (Haupt 2, 329. 331. 333. 3, 494), wodurch sie der Teufel verführte.

9. Marienklagen.

A. Erstes Bruchstück.

Die Handschrift No. 1006 zu St. Gallen aus dem fünfzehnten Jahrhundert enthält folgendes Bruchstück. Es ist davon nur noch ein Blatt übrig, die vorhergehenden sind weggerissen, daher sich über den Umfang des Stückes nicht urtheilen

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