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baren Lehne des Berges, um die wenigen Feinde zu erdrücken, die es wagten, fünfzig Tausenden die Spiße zu bieten. Bis zum Abend wehrt sich das tapfere Häuflein, alle Vortheile des Terräns für sich benüßend, größtentheils mit dem Bajonette jedem Angriffe bege= gnend, gegen mehr als zehnfache Übermacht, ohne überwunden zu werden. Endlich kam die sehnlichst erwünschte Nachtzeit heran. Die Türken ließen nach in ihren Anfällen, die Beute wahrscheinlich schon als sicher in ihren Händen wähnend, und nun dachte Hauptmann Geppert an den Rückzug. Gegen Mitternacht brach er mit seiner schon geschmolzenen tapfern Schar, die Verwundeten in der geschlossenen Masse tragend, durch die feindliche Stellung dort, wo sie am schwächsten schien, schlug sich durch die schlaftrunkenen Feinde, erreichte glücklich den nahen Wald, und entkam durch einen an gestrengten Marsch für den ersten Augenblick der ersten Verfolgung seiner Gegner. Allein erst am 7. Septem= ber, nachdem er und seine Tapfern die höchsten Mühseligkeiten: Hunger, Durst, Kälte, den Marsch über unwegsame Gebirge, die feindseligste Behandlung durch die Landesbewohner, ertragen hatten, immer unweit vom Feinde umschwärmt, der mit Spürhunden ihm folgte,

erreichte Hauptmann Geppert noch mit fünfzig der Seinigen den Rücken der Armee, den er in weitem Bogen zu suchen gezwungen gewesen war.

Am 30. August war der Kaiser mit der Hauptarmee im Lager bei Prebul eingetroffen. Hier erhielt er den Bericht des FML. Grafen Wartensleben, daß er sich, beinahe ganz ohne Verlust, vor einem mehr als vierfachen Feinde, der alle Höhen um ihn herum schon be fekt hatte, zurückgezogen, das Thal von Mehadia verlas

sen, und die Stellung bei Fenisch besetzt habe. Am 31. August marschirte die Hauptarmee von Prebul nach Karansebes, und bezog das Lager in zwei Linien rechts und links vor der Stadt. Am 1. September rückten 3 von jenen zehn Bataillons, welche aus dem Innern der Monarchie erwartet wurden, bei der Hauptarmee ein.

Seine Majestät der Kaiser, welcher an diesem Tage die Gegend zwischen Karansebes und dem Armeekorps des FML. Wartensleben rekognoszirten, beschloBen, die Hauptarmee vorwärts ins Lager bei Slatina zu führen; wo der Kaiser am 3. sein Hauptquartier nahm. Um das Armeekorps des FML. Grafen Wartensleben, welches nun die Avantgarde der Hauptarmee machte, näher zu bringen, wurde es hinter den Schlüssel des Thales zurückgezogen, durch welchen der Weg neben der Temes von Slatina nach Terregova führt, und der nicht breiter ist, als daß Weg und Fluß Raum nebeneinander haben. Hier, rückwärts von Armenisch, wurde das Korps so aufgestellt, daß der rech te Flügel seiner Infanterie an den steilen Grund der Temes, und der linke an den Gornißberg so angelehnt wurde, daß er gegen diesen eine Flanke bildete. Die Kavallerie stand im zweiten Treffen rechts der Temes. Die Hauptarmee nahm ihre Stellung hinter den tiefen Grund von Sadova, auf der Anhöhe zwischen diesem Dorfe und Illova, mit dem linken Flügel am Gebirge und dem rechten gegen die Temes zu.

Alle diese Aufstellungen geschahen am 3. Septem= ber; an welchem Tage die Nachricht eintraf, daß der Major Stein in der veteranischen Höhle, durch Mangel an Lebensmitteln und Munizion, nach einer

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tapfern und äußerst entschlossenen einundzwanzigtägigen Gegenwehr, und nach einem den Türken beigebrachten, verhältnismäßig ungeheuer zu nennenden, Verluste, gezwungen worden war, zu kapituliren. Der Großvezier war persönlich bei der Übernahme der Höhle zugegen. Die Besaßung erhielt freien Abzug, und die Offiziere die Begünstigung, ihre Degen beizubehalten. Sie wurden übrigens von den Türken mit der Achtung behandelt, die ihre heldenmüthige Vertheidigung verdiente. Bis zu dem Dorfe Swinicza, wo die ersten öst reichischen Truppen standen, wurden sie durch eine Abtheilung Janitscharen eskortirt; wohin auch die 86 Kranken und Verwundeten der Besaßung zu Wasser geführt wurden. Der Verlust der veteranischen Höhle war für uns von größerer Bedeutung, als man auf den ersten Anblick, des kleinen Postens wegen, hätte glauben sollen. Die Türken wurden dadurch Herren der ganzen Dos nau, auf der sie eine Menge Kriegsfahrzeuge hatten, bis nach Belgrad. Doch dieß war es nicht allein, was uns schaden konnte; die Hauptarmee selbst war in ihrer gegenwärtigen Stellung nicht sicher; indem die Türken jest wahrscheinlich aller Pässe durch die Almasch sich bemeisterten, ihnen auch, da der FML. Graf Brechainville zu schwach war, sie in Szaszka aufzuhalten, der Weg nach Weißkirchen, und mit ihm jener in die Ebene des Banats offen stand; wodurch die Hauptarmee leicht in den Fall kommen konnte, ganz von ihren rückwärtigen Kommunikazionen abgeschnitten zu werden. Der ausrückende Stand des Urmeekorps des FML. Grafen Wartensleben war zu dieser Zeit, in 12 Bataillons und 12 Eskadrons, etwas über 10,000 Mann, jener der Hauptarmee, in 7 Grenadier-, 16 Füselier-Bataillons

und 30 Eskadrons, bei 25,000 Mann; so daß man die ganze Hauptmacht auf 35,000 Mann rechnen konnte.

Vom 3. bis 10. September blieb Alles ruhig zwię schen beiden Armeen. Am Morgen des letteren Tages erhielt man die Nachricht, daß die Türken über Kornia und Terregova auf dem Unmarsche wären. Sie brachen. auch wirklich gegen Mittag bei dem sogenannten Fenischer Schlüssel hervor, beseßten die Anhöhen rechts und links, und schickten eine Menge Spahis gegen Urmenisch. Doch blieb es nur bei dieser Demonstrazion; indem diese sich gegen Abend wieder zurückzogen. Den 11. September blieb der Feind in der Stellung herwärts des Fenischer Schlüssels. Um 12. bemerkte man den Zumarsch von sehr vielen Truppen, welcher bis ges gen Abend dauerte; um welche Zeit der Feind noch bis jenseits des Grundes von Armenisch vorrückte, und dort in zwei Treffen das Lager bezog. Am 13. fielen einige Neckereien unter den beiderseitigen Vorposten vor; woź bei die Unsrigen hier und da zurückgedrückt wurden, die aber damit endeten, daß Abends ein jeder seine frü here Stellung wieder einnahm.

In der Nacht vom 13. auf dem 14. baute der Feind gegen den rechten Flügel unserer Stellung, auf einer Anhöhe vorwärts des Berges Ursu Timpi, einige Batterien, eben so auf dem Berge Tilna Usguri, und beschoß das Lager des Reservekorps am 14. den gans zen Tag unausgeseßt. Die auf den Gornißa-Berge aufgeführten zwölfpfündigen Kanonen waren nicht ganz im Stande, dieß zu verhindern. Auch versuchten von allen Seiten Spahis und Janitscharen mehrere Angriffe auf unsere Vorposten, wurden aber überall mit Vers Just zurückgetrieben. Nur bei einer Flesche waren sie glück

licher, die vor der Fronte des Regiments Terzy des Wartenslebenschen Korps lag, und noch nicht vollendet war; welche sie dem Regimente wegnahmen, sich darin behaupteten, und hinter der halbaufgeworfe nen Brustwehre dem Regimente mit ihren gezogenen Röhren großen Schaden thaten; so daß auch die Gen. Pallavicing und Huttern bald nacheinander hier bleßirt wurden. FML. Wartensleben ließ diese Flesche in der folgenden Nacht, durch den Obersten Werneck vom Infanterie-Regimente Stein und den Major Grafen Mitrowsky von Wolfenbüttel Infanterie, dem Feinde wegnehmen und sie der Erde gleich machen. Sie hatte uns an 100 Todte und Blessirte und den Verlust von 20 Pferden gekostet. Die Türken hielten sich die folgenden Tage ruhig. Daß sie keinen ernstlichen Angriff auf unsere Hauptarmee machten, lag wohl darin, daß ihnen unsere Stellung zu fest schien, als daß sie ohne großen Verlust von ihrer Seite hätte können ge= nommen werden. Auch waren sie zu gut postirt; um einen Angriff von uns sehr fürchten zu dürfen; indem ihre Mehrzahl ihnen erlaubt hatte, sich weit über unfere Flügel auszudehnen, und sie auch die steilsten Anhöhen mit Geschüß besezt hatten. Die Hauptsache aber war, daß seit der Übergabe der veteranischen Höhle schon – 75 Tschaiken die Donau aufwärts gefahren und ein bedeutendes Korps unter dem Seraskier am linken Donau-Ufer heraufzog, und sie gut wußten, daß, so wie sie in die Ebene des Banats vorrücken würden, unsere Hauptarmee von selbst zurückzugehen gezwungen fen.

Bei der Hauptarmee war man unentschlossen, was man thun sollte, weil bestimmte Nachrichten von der Donau her fehlten; wohin der Kaiser den Flügeladju

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