Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

danten Fürsten Reuß geschickt hatte, um sich bei dem FML. Graf Brechainville persönlich um die Lage der Dinge zu erkundigen. Fürst Reuß brachte die sehr unangenehme Nachricht, daß die große Übermacht der TürEen alle Posten in der Almasch gezwungen habe, sich zurückzuziehen; daß Major Graf Oreilly den Alibeg habe verlassen müssen, und in Folge dessen FML. Brechainville, zu schwach, dem überlegenen Feinde im offenen Felde zu widerstehen, sich von Weißkirchen nach Verschiß zurückgezogen; Gen. Lilien auch seine Posten von Kubin habe an sich ziehen, Pancfova räumen, und sich gegen Oppowa reteriren müssen. So war denn die schöne Ebene zwischen Ujpalanka, Weißkirchen, Pancsova bis Oppowa offen und der Wuth der raubsüchtigen Feinde preisgegeben.

Diese unangenehme Nachricht entschied zu dem Entschlusse, das Lager und die Stellung zwischen Sadova und Slatina zu verlassen und jene bei Karansebes zu beziehen, wozu die Nacht vom 20. auf den 21. September festgesetzt wurde. Man entledigte sich im Voraus in verschiedenen Intervallen aller unnöthigen fahrenden Bagage, um ihr Zeit zu geben, den nöthigen Vorsprung zu gewinnen, damit die Armee auf ihren Marsche nicht gehindert werde.

(Die Fortseßung folgt.)

IV.

Literatur.

Considerations sur les grandes Operations, les Batailles et les Combats de la Campagne de 1812 en Russie. Par le Colonel N. Okuneff. Paris 1829.

De

(Schluß.)

er Verfasser kommt nun auf die zweite Kriegsepoche, die den Zeitraum von Vereinigung der russischen Heere bei Smolensk bi Besetzung von Moskau durch die Franzosen begreift.

zur

Nach seiner Ankunft in Witebsk (28. Juli) verlegte Napoleon sein Heer nach Surage, Orcha, Liosna, Nudnia, Polewiki, in so weitläufige Kantonnirungen, daß es kaum in zwei Tagen gesammelt seyn konnte. Die beiden russischen Heere waren am 3. August bei Smolensk vereint. Barclay belchloß, von dem Fehler Napoleons Vor. theil zu ziehen, und den König von Neapel anzugreifen; der mit dem 1., 2. und 3. Reiterkorps zu Rudnia, zwischen Witebsk und Smolensk, von jedem dieser Orte zwei Märsche entfernt stand. Schon hatte das eine russi sche Heer rechts Prikaz - Wydra, das andere links Nadwa erreicht; schon hatte Platom zu Inkowo (8. August) eine Voltigeur-Kompagnie gefangen, und Sebastianis Korps geworfen, als Barclay plößlich, aus unzeitiger Besorgniß, von Surage in seiner rechten Flanke umgangen zu werden, feinen Plan aufgab, und sich rechts gegen die Straße zog, welche von Poreczie nach Smolensk führt.

Obschon unser Verfasser Barclay deßhalb tadelt, bemüht

344

er sich doch, zu zeigen, daß es dem russischen Feldherrn nicht gelungen wäre, die ganze französische Armee theilweise zu shlagen, und daß er höchstens bis Liosna hätte rücken können, wo Neg mit dem 3. Korps stand. Nach unserer An= sicht lassen sich die Grenzen solcher Erfolge nicht wohl abstecken. Das zerstreute, fast überfallene, französische Heer würde sich wohl schwerlich in Babinowiczy (wenn anders Napoleon, wie der Verfasser glaubt, diesen von Rudnia nur einen Marsch entfernten Punkt zur Vereinigung des Heeres gewählt hätte) haben sammeln können, wenn Barclay mit Kraft und Schnelle vorgerückt wäre, und seine zahlreichen, in solchen Gelegenheiten höchst nüßlichen Kofaken gehörig verwendet hätte. Barclay ließ die schönste Gelegenheit, die sich ihm bot entschlüpfen. Er machte auf der Siegesbahn bei Beginn des Sieges Halt. Vielleicht hätte hier Napoleons Siegeslauf seinen Wendepunkt gefunden. Doch nicht das russische Schwert, der russische Winter sollte die Franzosen vernichten. Die Angriffsversuche Barclays hatten Napoleon aus seiner Ruhe geweckt. Er ließ sein Heer an den Dnieper marschiren; entschlossen, diesen Fluß bei Rasasna und Khomino zu übersehen, und in Hoffnung, Smolensk im Rücken des russischen Heeres zu nehmen.

Ohne diese Bewegung Napoleons gerade zu tadeln, glaubt unser Verfasser doch, daß es vortheilhafter gewesen wäre, wenn der französische Feldherr auf dem rechten Ufer vorgerückt wäre; indem die Russen, um nicht ihre Rückzugslinie über Wiasma nach Moskau zu verlieren, sich genöthigt gesehen hätten, auf dem rechten Ufer zu schlagen, und der Sieg das erhaltene Smolensk, mit seinen Hilfsmitteln, in Napoleons Hände gegeben hätte. Doch der Kai= ser hoffte nicht ohne Grund, Smolensk ohne Kampf zu bekommen. Vielleicht wollte er auch Barclay die Möglichkeit benehmen, sich von Smolensk über Jelnia nach Kaluga zurückzuziehen; eine Rückzugslinie, die Barclay in die fruchtbarsten Provinzen brachte, und den Heeren des Admirals und Tormassows näherte, und wohl vortheilhafter als jene nach Moskau gewesen wäre. Vielleicht würde Bar

slay auch den Weg nach Kaluga gewählt haben, wenn Mosz kau, die Alte, die Heilige, nicht Deckung, nicht Schuß gez fordert hätte. Napoleon fand die beiden russischen Heere schon am linken Ufer bei Smolensk. Die beiden Feldherrn wollten zur Rettung der Stadt die Schlacht annehmen. Besorgnisse wegen des weiteren Rückzugs nach Moskau ließen diesen Plan aufgeben. Da sie jedoch bereits am linken Ufer waren, so mußten sie Smolensk als Brückenkopf zur Deckung ihres Rückzuges benüßen. Barclay übernahm die Vertheidigung von Smolensk. Er besette die Stadt auf dem linken Ufer mit 30,000 Mann, und stellte das übrige Heer am rechten Ufer. Das zweite Heer, unter Bagration, verließ die Gegend von Smolensk, und nahm Stellung bei Kolodnia. Der schnelle Wechsel von Entschlüssen zeigt Mangel an Beurtheilung und Festigkeit. Wären die russischen Heere gleich am rechten Ufer geblie ben, so hätte Barclay nicht nöthig gehabt, Smolensk und einen Theil seines Heeres zu opfern, um für sein zahlreiz ches Geschüß und Gepäck Zeit zum weitern Rückzug zu gez winnen. Er konnte die Stadt nach freier Wahl behaupten oder verlassen, je nachdem ihm Ein oder das Andere vors theilhafter schien. Am 17. August Nachmittags begann der Kampf um Smolensk, das von 100,000 Franzosen ans gegriffen, von 30,000 Russen vertheidigt wurde. Barclay, besorgt, daß Napoleon oberhalb Smolensk über den Dnies per gehen, ihn von Bagration trennen, von der Straße nach Moskau abschneiden könne, ließ in der Nacht vom 17. auf den 18. Smolensk räumen. Die Franzofen gewahrten erst am Morgen, daß die Stadt verlassen sey. Napoleon zog in die rauchenden Trümmer, deren Besitz sein Heer um 20,000 Mann geschwächt hatte, wogegen die Russen nur 6000 verloren. Unser Verfasser zeigt in einer langen Erörterung, daß es Napoleon nicht möglich gewesen seyn würde, oberhalb Smolensk über den Dnieper zu gehen, und die russischen Heere zu trennen. Er tadelt deshalb Barclay, daß er Smolensk geräumt, und nicht einen Kampf fortge= fest, bei dem, wie schon die Erfahrung gelehrt, der Feind

einen dreifach stärkeren Verlust leiden mußte. Okuneff scheint jedoch vergessen zu haben, daß die Citadelle von Smolensk nur aus unpallisadirten Erdwerken bestand; daß die Stadt auf dieser Seite leicht zu erstürmen war, und daß am 18. geschehen konnte, was am 17. bloß aus Unkenntniß der Beschaffenheit dieses Werkes nicht geschah. Die Erstürmung von Smolensk würde aber höchst wahrscheinlich einen gro: en Theil der Vertheidiger in die Gefangenschaft geführt, und das ohnehin viel schwächere Heer Barclays noch bedeutend vermindert haben. Über den Werth von Smolensk, über das, was es hätte leisten können, wenn es eine Festung gewesen wäre, stimmen wir übrigens dem Verfasser ganz bei. Im ganzen innern Rußland ist wohl kein Punkt zur Festung mehr geeignet, als Smolensk; in dem sich so viele Straßen vereinen, das durch seine Lage an beiden Seiten eines bedeutenden Flusses den großen Vortheil einer gesicherten Uferwechslung bietet. Napoleon hatte Unrecht, Smolensk anzugreifen. Durch die Bedrohung eines Überganges oberhalb würde er Barclay vermocht haben, ihm die Stadt unversehrt zu überlassen.

Am 18. August trat die erste Armee in zwei Kolonnen ihren Rückzug an. Die eine marschirte auf Grudichtchi, die andere auf Bredikino. Man mußte diesen Umweg nehmen, weil die Hauptstraße nach Moskau zu nahe am Dnieper hinzog, und im wirksamen Bereich des Geschüßfeuers vom linken Ufer lag. Neys Korps, die Reiterei Murats, folgten dem russischen Heere über Stabna und Gorbunowo. Junot ging bei Gruditchewo über den Dnieper; er sollte den Russen in die Flanke fallen, blieb jedoch un. thätiger Zeuge des Gefechtes von Lubino, in dem die Russen die Versuche, sie von der Straße von Moskau ab. zuschneiden, vereitelten. Vom 19. bis 29. August waren die Russen in immerwährendem Rückzug; sie räümten Dorogobuge und Wiasma; erst bei Tzarewo - Zaimischt: che fand Barclay die Stellung, in der eine Schlacht ge= wagt werden konnte.

Dëuneff sagt, daß von dem Augenblick, wo man Smo

« ZurückWeiter »