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gatte aufgestellt, und bei achtzig flache Boote gesammelt, die angeblich zum Transport von Truppen bestimmt waren. Diese Sagen und scheinbaren Vorbereitungen erweckten unter dem deutschen Heere an der Emms große Besorgnisse. Eine französische Landung auf dessen rechtem Flügel war allerdings ausführbar, seit die englische Armee sich aus der Gegend von Embden zurückgezogen, und dreißig englische Kanonenboote, die bisher den Ausfluß der Oster - Emms bewachten, diese Stazion verlassen hatten. Indeß erfuhr man späterhin mit Gewißheit, daß die Franzosen durch ihre Schwäche sich in der Lage befanden, durchaus keine offensive Operazion wagen zu können. Die neuorganisirten holländischen Nazionalgarden konnten bei einer Angriffsbewegung kaum in Anschlag gebracht werden. Von französischen Truppen stand in der Proving Gröningen nur der Gen. Jardon zu Wehner mit 4000 Mann. Das Fert Bourtang war mit 700, dessen vor. liegende Posten Rosewinkel mit 200 und Kloster Appel· mit 80, die übrigen Forts an der Grenze jedes nur mit 2 bis 300 Mann beseßt. Von Wittmarsum, wo die Preußen standen, bis zum Dollert waren alle Wege abgegraben, mit Schanzen durchschnitten, und diese mit Kanonen, jedoch meistens nur, zur Täuschung der Gegner, mit hölzernen, beseßt. Dabei waren. die Franzosen aber ungemein thätig, neckten die alliirs ten Posten jeden Tag, ließen ihre Patrullen, wo diese eine unbewachte Stelle fanden, bis an die Emms dringen, ihre Truppen ununterbrochen die Quartiere wechseln, um über deren geringe Zahl zu täuschen. Am 30. März, am 3., 7., und vom 14. bis 25. April fielen wechselseitige Scheinangriffe und Demonstrazionen

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der Vorposten vor, welche mit Kanonaden und Geplänker verbunden waren, aber keine andere Wirkung auf die Linien hatten, als daß beiderseits mehrere Leute getödtet und verwundet wurden. Dagegen machte es die Noth an Lebensmitteln, welche sich seit der Ankunft der preußischen Armee bedeutend vermehrt hatten, nö thig, daß gegen die Mitte Aprils die Hälfte sämmtli cher deutschen Truppen von der Emms weiter zurück in ausgedehntere Quartiere verlegt wurde.

Am 1. April hatten die preußischen Truppen Be= fehl erhalten, nicht mehr auf die Franzosen zu schies. Ben. Am 20. April machte der Gen. d. Kav. Graf Wallmoden seiner Armee bekannt, daß zwischen Frank, reich und Preußen am 5. April zu Basel Friede geschlossen worden sey. Vom 27. April bis 2. Mai vers ließen alle deutschen Truppen die Emms, und die Preus Ben beseßten die Demarkazionslinie mit einem schwachen Kordon, der vom Rheine bei Emmerich, über Uhaus, Wetteringen, Ohne auf Lingen, und von dort längs der Emms hinab bis an die Nordsee lief. Die Franzofen räumten die noch am linken Ufer der Emms besetzten Ortschaften, und ihre Postenlinie ging nun von der Yssel, über Nienhuys und das Bourtanger Fort, längs der holländischen Grenze hinab. Die englischdeutsche Armee lag hinter dieser Demarkazionslinie rus big in ihren Quartieren. - Am 4. Juni verlegte der Gen. d. Kav. Graf Wallmoden sein Hauptquartier nach Diepholz, und der preußische FM. Möllendorf das seinige nach Osnabrück.

Am 16. Mai im Haag hatten holländische Be= vollmächtigte mit den französischen Volksrepräsentanten Sheis und Reubel ein off- und defensives Bündniß ge

schlossen. Unter dem neuen Titel einer bata vischen Republik hatte Holland, außer den schon erwähnten unermeßlichen Kontribuzionen, sich jest

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auch noch verpflichtet, hundert Millionen Franken für Kriegskosten zu zahlen, die Maasfestungen Benloo und Mastricht an Frankreich abzutreten, eine immer währende französische Garnison in Vlieffingen zu ge statten, bei am Niederrhein oder in Seeland sich ers gebender Kriegsgefahr sogleich in Bergenopzoom, Grave und Herzogenbusch französische Besaßungen aufzunehmen, die Hälfte seiner Land- und Seemacht mit Frankreichs Heeren und Flotten zu vereinigen, und eine französische Armee von 36,000 bis 40,000 Mann in Holland zu unterhalten; angeblich um das Land ge gen künftige Angriffe der Prinzen von Oranien zu schüBen. Auch wurde den Franzosen freie Schifffahrt auf dem Rheine, der Maas, Schelde und Honte zuge standen.

Als die Armee Jourdans am 6. September bei Eichelcamp am Rheine die preußische Demarkazionslinie verlegt hatte, fürchtete der Gen. d. Kav. Graf Wallmoden, ein ähnliches Ereigniß an der Emms eintreten zu sehen. Er zog daher seine Truppen Ende Septembers in verschiedene Lager zusammen, und hielt sie gegen eine solche, durch den Bruch der Traktate leicht zu bewirkende, Überraschung in steter Bereitschaft. Es ergab sich jedoch bald darauf aus verläßlichen Nachrichten, daß die ganze Zahl der in Holland vertheilten französischen Truppen damals nicht 10,000 Mann überstieg. Dadurch wurde jede Besorgniß gehoben, und die Truppen kehrten aus den Lagern gegen Ende Oktober in ihre Quartiere zurück. In diesem Monate waÖstr. milit. Zeitsch. 1831. III.

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ren die Emigrantenkorps im englischen Solde, auf der Weser und Elbe, nach England eingeschifft worden. Auch die englische Reiterei brach nach der Mitte Oktobers, aus ihren Kantonnirungen in der Grafschaft Delmenhorst, gegen Stade an der Weser auf, und wurde dann nach ihrem Vaterlande überschifft. Der Landgraf von Hessen-Kassel hatte am 28. August einen Separatfrieden mit Frankreich geschlossen, und im November marschirten seine Truppen nach Hause. Ein Gleiches thaten um dieselbe Zeit die Hannove raner, dann die Hessen-Darmstädtischen und die Braunschweigischen, endlich auch der Rest der englischen Truppen. Hiermit war also die Auflösung dieser alliirten Armee vollendet.

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II.

Einzelnes über leichtes Fußvolk. Von J. M. Guggenberger, Oberlieutenant im §. k. östreichischen Jäger-Regiment Kaiser.

Was nicht für den Krieg, ist auch nicht für den Krieger.

Leichtes Fußvolk bezeichnet: leicht beweglich und leit

bar, überall brauchbar, und immer wirksam. Daher gedrungener, fester Körper, scharfe Sinne, aufmerk fame Selbstthätigkeit, Vertrauen auf sich, seine Waffen, und seine Führer; daher stete Übung im Frieden, und dabei nur als einziges Vorbild des Krieges Wirklichkeit.

Zur angestrengten und dauernden Thätigkeit gehört die möglichste Beseitigung aller Hindernisse der freien Kraftentwickelung. Der schnellfüßigste Läufer wird durch unbequeme Kleidung zur Drathpuppe, der kraftvollste Körper durch unvollständige Bedeckung ein Opfer der Witterungseinflüsse und der Entbehrungen. Die Nothwendigkeit mit Zweckmässigkeit, mit Nazionalge= wohnheiten, und auch mit Vorurtheilen zu vereinigen, ist bei der Bekleidung der Truppen keine geringe Aufgabe; deren Lösung immer auf verschiedenen Wegen versucht werden wird. Die Bewaffnung und Ausrüstung hängt oft mehr als man denken sollte mit den Ansichten über die Bekleidung zusammen. Gewohnheit und Übung hel

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