Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

bedeutend schwächern Russen vor Allem auf Vertheidigung des eigenen Landes bedacht seyn mußten. Das dritte Heer hätte sich bei dieser Aufstellung leicht über Mosty mit dem zweiten vereinigen können. Fürst Bagration hätte dann 80,000 Streitbare unter seinem Befehl gehabt. Er wäre im Stande gewesen, sich auf die 60,000 des Königs von Westphalen zu werfen, sie zu schlagen, und so dem Feldzug gleich im Beginn eine andere Wendung zu geben. Daß die erste Aufstellung der Russen höchst fehlerhaft war, un: terliegt keinem Zweifel. Die von dem Verfasser vorgeschlas gene wäre den Umständen viel angemessener gewesen.

Napoleon bewirkte am 24. und 25. Juni den Übers "gang bei Kowno. *) Er hatte die Garde, das 1., 2. und

*) Die Stärke der Korps und des Heeres betrug nach Chambrai :

Berthier mit dem Generalstabe
Davoust erstes Infanteriekorps

zu Fuß zu Pferd

[ocr errors]

3,075

908

[blocks in formation]
[merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors]

3. Infanteriekorps (Davoust, Oudinot, Ney), das 1. und 2. Kavalleriekorps (Nansouty, Montbrun) unter Murats Befehl bei sich. Mit dem 4. und 6. Infanteriekorps (Eugen, Et. Cyr) und dem 3. Kavalleriekorps (Grouchy) ging Eugen bei Pilony über (30, Juni). Jerome bewirkte den Übergang mit dem 5. und 8. Infanteriekorps (Ponias towsky, Vandamme) und dem 4.Kavalleriekorps (Maubourg) bei Grodno (24. Juni). Das 7. unter Reynier ließ er bei Bialistok übergehen (24. Juni). Auf dem äußersten rechten Flügel bewirkte Fürst Schwarzenberg den Übergang bei Drogiczin; auf dem äußersten linken stand Macdonald bei Tilsit. Das 9. und 11. Infanteries korps (Victor, Augerau) waren zwischen der Weichsel und Berlin aufgestellt.

Napoleon überschritt demnach in einer Ausdehnung von 61 deutschen Meilen die Grenze des russischen Reiches. Seine aus 448,000 Mann bestehende, mit 1336 Kanonen versehene Streitmacht, die ihm erlaubte, auf allen Punks ten mit Kraft zu erscheinen, machte diese Ausdehnung gefahrlos. Die Russen waren nicht im Stande, diese lange unbefestigte Strecke zu vertheidigen. Sie konnten nicht eins mal darau denken, das höchst wichtige Wilna zu behaup. ten; da sie, bei ihrer fehlerhaften ersten Aufstellung, höchs ftens 76,000 Mann zu vereinigen vermochten, die Napoleons Übermacht erdrückt und umfaßt haben würde. Aber statt den Rückzug über Smorgony gegen Dokschity und Bo. rissow anzutreten, wandte sich der größte Theil der ersten Armee, durch die unglückliche Wahl des Lagers von Drissa verleitet, nach Swentiany. Diese excentrische Bewegung gab dem Feinde die kürzeste Linie nach dem Hauptpunkt Smolensk Preis, machte die Vereinigung beider Heere, die das nächste Ziel seyn sollte, an der Beresina unmöglich, am Dnieper ungewiß. Napoleon war am 28. Juni zu Wilna, Bagration an diesem Tage noch zu Wolkowisk. Von Wolkowisk auf Minsk sind 30, von Wilna bis dahin 24 deutsche Meilen. Wäre Bagration von Wolkowisk gerade nach Minsk marschirt, so würde es ihm schon schwer ge

[ocr errors]

3

wesen seyn, den Franzosen auf diesem wichtigeu Punkt zus vorzukommen. Er hatte indes Befehl, an der Düna sich mit dem ersten Heere zu vereinigen, und versuchte deßhalb, über Nowo Grodek auf Willeika durchzubrechen; ein Unternehmen, daß er, als unausführbar, ganz hätte aufge= ben sollen. Hätte aber auch Bagration den geraden Weg nach Minsk eingeschlagen, und durch Gewaltmärsche diefen wichtigen Punkt am 4. Juli vor dem Feinde erreicht, so war doch Mortier an diesem Tage bereits in Glubokoe und der Vice - König am 6. Juli zu Dokschiky. Die Vereinigung Bagrations mit Barclay an der Beresina oder Düna blieb somit, auch unter dieser günstigen Vorausse= sung, unmöglich. Aber auch die Vereinigung am Dnieper bei Smolensk würde unmöglich geworden seyn, wenn der König von Westphalen, und selbst Davoust, gethan hätten, was sie konnten und sollten. Jerome war am 30. Juni zu Grodno. Napoleon sandte Davoust mit dem 1. Korps, um Minsk vor Bagration zu erreichen. Napoleon wollte das zweite russische Heer, das nicht mehr als 50,000 Streit= bare hatte, zwischen Jerome und Davoust, die vereint bei 100,000 zählten, einklemmen und vernichten.

Zu Nikolaiem (4. Juli) angelangt, erkannte Bagra tion etwas zu spät, daß er nicht über Willeika vordringen könne. *) Er schlug nun den Weg über Koreliky, Mir, Novi- Swergen und Kaidanow gegen Minsk ein. Aber Das youst hatte diesen wichtigen Punkt, den Bagration, wenn er nicht dem erhaltenen Befehl zufolge versucht hätte, nach Drissa zu marschiren, leicht vor ihm erreichen konnte, be reits am 8. Juli beseßt. Der König von Westphalen war minder thätig. Er war an dem Tage (30, Juni), wo Bagration zu Zelwa war, in Grodno. Von diesem Ort auf Nowo - Grodek sind 17, auf Korelicza 20 deutsche Meilen; eben so weit sind von Zelwa dahin. Jerome konnte demnach auf beiden Punkten Bagration, wo nicht

*) Davoust war nur noch einen Marsch von Volojin, durch welchen Ort der Weg nach Willeika führt.

1

zuvorkommen, doch ihn ereilen. Er konnte am 8. Juli, wo Davoust in Minsk eintraf, zu Novi - Swergen seyn, das er indes erst am 11. erreichte, und sich mit dem Marschall über Kaidanow in Verbindung feßen. Die Straße von Minsk auf Smolensk, in das Herz des Reiches, war dem vereinten, bei 100,000 Mann starken Heere geöffnet. Statt dahin zu marschiren und somit die Vereinigung der Russen gänglich unmöglich zu machen, wandte sich Jerome, in Verfolgung des Fürsten Bagration, den er doch nicht mehr erreichen konnte, von Novi. Swergen auf Neswige und Slukk, verwickelte sich in ein sumpfiges Land, und entfernte sich von der wichtigen Linie von Minsk nach Smolensk, auf der, vereint mit Davoust, er nun seine weiteren Bewegungen gegen Mohilew und Orcha mit Kraft und Nachdruck hätte fortseßen sollen.

Bagration hatte sich von Bobruisk nach Mohilew gewendet, um daselbst über den Dnieper zu gehen. Davoust hatte diese Stadt bereits am 20. Juli beseßt. Bagration beschloß, sich den Weg mit Gewalt zu öffnen, da ein Übergang unterhalb Mohilew ihn zu weit von Mstislaw entfernt, und es dem Feinde leicht gemacht haben würde, diesen Ort früher zu besehen, und ihn dadurch von Smolensk abzuschneiden. Der Verfasser billigt Bagrations Entschluß, der das Gefecht von Saltanowka (23. Juli) herbeiführte, tadelt jedoch, daß Bagration, ohne die Ankunft von Borodins Korps, und ohne die Sammlung seiner Streitkräfte, die am 24. Juli hätte bewirkt seyn können, abzuwarten, mit dem einzigen Korps von Raeffskon sich in ein Gefecht einließ, das, bei der großen Ungleichheit der Streitkräfte, nicht von günstigem Erfolge seyn, konnte. Napoleon hatte um diese Zeit Jerome das Kommando gee nommen, und Davoust, der bei Mohilew auch durch Poniatowskys Korps verstärkt wurde, die Befehligung aller Truppen übertragen. Mit Recht, sagt der Verfasser, habe man Jerome getadelt, daß er Bagration bei Korelicza ent= schlüpfen ließ. Er glaubt jedoch, daß Davoust denselben Tadel verdiene; denn wäre er von Mohilew über Mstis

[ocr errors]

law auf Smolensk vorgerückt, so würde er sich dieses wich tigen Punktes im Rücken von Barclay bemächtigt, Bagras tion auf Jelnia zurückgeworfen, und die Vereinigung beis der russischen Heere unmöglich gemacht haben. Hätte auch bei dieser entscheidenden Unternehmung der Dnieper Das voust von Napoleon getrennt, so konnte doch keine Gefahr für ihn daraus erwachsen, da auch die russischen Heere getrennt waren, und Davoust auf den innern Linien sich bez wegte. Bei seiner Überlegenheit durfte er hoffen, Bagration zu besiegen. Wäre er auch geschlagen worden, so hätte nichts seinen Rückzug über Gory nach Orcha gehindert, wo bereits Truppen des 3. Korps standen. Wir können dies sem Urtheil des Verfassers nur beipflichten. Durch einen Sieg hätte der Marschall vielleicht den Krieg beenden können; eine Niederlage hätte ihn bloß mit dem Verlust von einigen tausend Mann nach Orcha geführt.

Nachdem der Verfasser den Fürsten Bagration bis an den Dnieper begleitet, kehrt er zu dem Heere Barclay de Tollys zurück. Diefer General hatte am 10. Juli mit dem 2., 3., 4., 5. Infanterie-, dem 1. und 2. Kavallerie-Korps das Lager von Drissa erreicht. Napoleon hatte von Wils na aus das Korps von St. Cyr und die Garden nach Gluhokoe, und den Vice- König von Smorgony nach Willeika in Marsch geseßt. Barclay erkannte die Gefahr, von Smolensk abgeschnitten zu werden. Er verließ demnach am 14. Juli das schlecht gewählte, mit großem Zeitund Kostenaufwande verschanzte Lager von Drissa, um Smolensk zu erreichen, und sich, wo möglich, mit Bagration zu vereinigen. Der Verfasser zeigt nun, daß Beides dem russischen General unmöglich geworden seyn würde, wenn Napoleon, ohne was Erhebliches zu leisten, nicht achtzehn Tage für seine Person in Wilna geblieben wäre; was auf die Bewegungen seiner Feldherren, die nicht durch seine Gegenwart angespornt waren, einen sehr nachtheiligen Eins fluß hatte. Von Drissa nach Witebsk sind 23, von Glubokoe dahin 24 deutsche Meilen. Murat war am 3. Juli mit dem linken Flügel in Swentziany; die Mitte konnte

« ZurückWeiter »