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verworfen, brachen die Türken, zum sechsten Male stür mend, in die Redute ein, und, der Rest der ges schmolzenen Besaßung mußte über die Klinge føringen. Acht Offiziere und 412 Mann wurden das Opfer ihrer Unerschrockenheit, und besiegelten mit dem Tode ihre geschworne Treue und ihren hohen Sinn für militärische Ehre. Der Major Stein vertheidigte die Höhle noch bis zum 30. August; wie wir hören werden.

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Um 17. August marschirte die Hauptarmee, in drei Kolonnen aus dem Lager von Pancsova in jenes von Kubin, nachdem der GM. Baron Lilien der Ältere mit seiner Brigade in Pancsova zum Schuße der dortigen Gegend zurückgelassen worden war. In Kubin wurde Rasttag gehalten, und am 19. wurde, ebenfalls in drei Kolonnen, über Gacza nach Dubowacz mar schirt; wo die Hauptarmee längs der Donau lagerte, und von da am 20. August nach Weißkirchen aufbrach.

Schon in Dubowacz hatte der Kaiser die Nach richt erhalten, daß die Türken am 17. August den FML. Grafen Wartensleben mit 6 bis 7000 Mann in seiner Stellung auf dem Laßmare angegriffen, allein mit dem Verluste von 500 Mann und 100 Pferden zurücke geschlagen worden, welche auf dem Playe liegengeblie ben seyen.

Der Berg Laßmare liegt auf dem rechten Ufer der Bella Reka, unweit von da, wo sich diese mit der Cserna vereinigt, und dehnt sich noch ungefähr 1000 Schritte vorwärts der Vereinigung der beiden Flüsse längs dem rechten Ufer der Cserna aus. Die Stellung, die er in Verbindung mit dem nördlichen Abfalle des Gebirges Pinkine Zulucz bilder, dessen Fuß zwischen dem

Zusammenflusse der genannten beiden Gewässer liegt, wird durch selbe und die Straße von Mehadia durchschnitten. Der nördliche Abfall des Laßmare, welcher das hier bei 700 Schritte breite Thal der Cserna beherrscht, war der rechte Flügel der Stellung, und durch mehrere Batterien vertheidigt, die zusammen mit 35 Geschüßen besetzt waren. Außerdem war der ganze Fuß des Berges von Pallisaden umgeben. Rechts und links von der Straße, welche zwischen dem Laßmare und der Cserna eingeengt ist, waren Fleschen angelegt, welche den vorliegenden Terrän mit einem rasirenden Feuer bestrichen, und die einer Seits mit der Pallisadirung' des Laßmare durch einen breiten Verhau, anderer Seits durch eine doppelte Reihe spanischer Reiter, welche in ihrer Fortsetzung die Cserna sperrte, mit einem andern Berhaue zusammenhingen, der das linke Ufer der Cserna auf drei bis vierthalb tausend Schritte aufwärts beglei tete, und so die Fronte des linken Flügels der Stels lung in soweit decre, daß den Feinden das Durchwa ten der Cserna verwehrt war. Die auf dem Fuße des Abfalles des Pinkine Zulucz - Gebirges aufgeworfenen Batterien bildeten den linken Flügel der Stellung und deckten selbe gegen die Straßen, welche vom StokiernBerge über die Cserna gegen sie führen. Vor dem rechten Flügel der Posizion lag ein Blockhaus oder Pas lanke am Abhange des Laßmare, welches die Straße übersah, und das Thal dieße und jenseits der Cserna beherrschte; auf dem linken Flügel ein anderes, welches den Weg von Bezaneska, und die Brücken über die Cserna vertheidigte. Vorwärts des linken Flügels der Posizion aber lag auf einer Kuppe des Stokiern - Berges eine tambourirte Redute, Persa Palanka ges

nannt, von dem unweit davon gelegenen Dorfe Persa. Gegen diese war der Hauptangriff der Türken am 17. August gerichtet. Nach deren Wegnahme durften sie hoffen, um so eher den linken Flügel der Stellung zu überwältigen, als dieser der schwächere Theil derselben war. Einmal Herren der Persa Palanka, konnten sich die Verschanzungen des linken Flügels nicht mehr lange gegen sie halten, und ihr Verlust hätte den FML. Wartensleben gezwungen, den Laßmare beinahe ohne Kanonenschuß zu verlassen. Allein das Vorhaben des Feindes scheiterte dieses Mal an der tapfern Vertheidigung der Palanka durch den heldenmüthigen Major Lat

termann.

FML. Graf Wartensleben meldete dem Kaiser diesen Vorfall, und bat Seine Majestät dringend um Verstärkung; da er nächstens einem Angriff des Großveziers entgegen sehen mußte, der mit 40,000 Mann, meistens Kavallerie, und vielem Geschüße, über die Schiffbrücke bei Kladova gezogen war, und stündlich in Schuppanek erwartet wurde.

(Die Fortsetzung folgt.)

IV.

Literatur.

les

Considerations sur les grandes Operations, Batailles et les Combats de la Campagne de 1812 en Russie. Par le Colonel N. Okuneff. Paris 1829.

Unter den zahlreichen, zum Theil sehr gehaltvollen Schrif

ten, welche über den russischen Feldzug erschienen, nimmt obgenanntes Werk eine ausgezeichnete Stelle ein. Es ist gewissermassen einzig in seiner Art; denn es ist eine strategische Kriegsgeschichte, wo mit Beseitigung gewöhnlicher Gefechtsbeschreibungen, Verlustsangaben, Lobpreisungen, und sonstis ger Dinge, die man in Kriegsgeschichten zu finden gewohnt ist, und die das große Lesepublikum auch vorzüglich sucht, der Blick stets auf das Große,strategisch Wichtige gerichtet, Plan und Ausführung immer in diesem Sinne, mit großer Sachkenntniß und vieler Unparteilichkeit, gewürdigt wird. Wir wollen uns bemühen, von diesem gehaltvollen Werke einen Auszug zu liefern, der jene, denen es nicht zu Gesicht kommt, mit dem Hauptinhalt bekannt macht, und denen, die es gelesen, zur Übersicht und Rückerinnerung diener, auch die Bemerkungen beifügen, die wir bei Durchlesung dessel ben zu machen Veranlassung fanden.

Der Verfasser beginnt sein Werk sehr zweckmäßig mit strategischen Betrachtungen über den Kriegsschauplaķ. Er theilt Rußland in zwei Kriegszonen: die nördli che, welche sich vom baltischen Meere bis zu den Morästen des Pripet, die südliche, welche sich von diesem Mos rästen bis zu den Ufern des schwarzen Meeres erstreckt. In ersterer Zone sind die Operazionslinien auf die Grenze

senkrecht, in der zweiten mit der Grenze gleichlaufend. In der nörlichen Zone sind die Linien minder lang. Das Land aber ist arm. In der südlichen Zone ist das Klima viel milder, der Boden viel fruchtbarer. Die Grenzausdehnung in der nördlichen Zone, von Polangen über Kowno, Grodno bis Brzesc-Litewski, beträgt bei 85 deutsche Meilen. Zwei Operations- Objekte böten sich dem Feine de dar, der in dieser Strecke die Grenze überschreitet : P etersburg und Moskau. Wollte er, nach dem Meere hin, dem ersten Ziele zueilen, so gäbe er sich großen Gefahren Preis. Moskau sey das wahre Objekt: die Strecke zwischen Kowno und Brzesc - Litewski die Basis, um es zu erreichen. Der Niemen, Bobr und Bug, diese drei Grenzflüsse, bilden die erste Vertheidigungslinie der Russen. Sie bietet indeß dem Vertheidiger keinen Vortheil, dem Angreifer kein Hinderniß. Kowno und Grodno sind die wich. tigsten Übergangspunkte. Was zwischen Polangen und Kowno steht, muß sich in der Richtung gegen Riga gleich bis Schawly zurückziehen, wenn der Übergang bei Kowno geschieht; geschieht er bei Grodno, so muß der linke Flügel der Vers theidiger gleich hinter die Rossa zurückgehen. Auf sechs Ope: razionslinien, denen mehrere Hilfs- und Nebenlinien zur Seite gehen, kann man in der Strecke zwischen Kowno und Brzesc Litewski (50 Meilen) gegen Moskau vorrücken. Diese Linien verbinden sich bei weiterer Vorrückung in zwei Hauptrichtungen, von denen eine die Beresina fast an der Quelle umgeht, und zwischen diesen Fluß und die Düna führt, die andere aber über Minsk und Borissow gerade nach Smolensk zieht. Zur Umgehung der Beresina führt der beste Weg von Kowno über Wilna und Dokschiky (39 MeiIen). Man findet auf ihm die wenigsten Schwierigkeiten, läuft aber Gefahr, von Dünaburg diese, am äußersten Ende der Basis liegende, Operazionslinie durchschnitten zu sehen.

Die beste und sicherste Operazionslinie sen die von Grodno auf Minsk (44 M.). Die Wege über Wilna und Bialistock nach Minsk wären als Seiten und HilfeÖftr. milit. Zeitsch. 1831. III.

P

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