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feuer beim Dreipfünder nur auf 300, beim Sechspfünder und der siebenpfündigen Haubiße auf 400, beim Zwölfpfünder aber auf 500 Schritte noch mit Erfolg anzuwenden sey.

Wir kommen endlich zur Betrachtung der Zerstörungskraft der abgeschossenen Proje ktile. Bei den Kugeln und Kartätschen ist es vorzüglich die Kraft des Eindringens in feste Gegenstände (Pers Eussionskraft), welche in Erwägung gezogen werden muß. Je tiefer das Eindringen geschieht desto mehr besißen diese Körper Perkussionskraft, und desto mehr sind sie geeignet, Menschen und Pferde außer Gefecht zu seßen.

Was Kugeln gegen Menschen oder Pferde leis ften können, hierüber hat man nur beiläufige Erfah= rungen. So warf in der Schlacht bei Zorndorf eine preußische Kugel 42 Mann zu Boden. Aus Versuchen, bei welchen man gegen alte Pferde schoß, glaubt man mit Sicherheit folgern zu dürfen, daß auf 600 bis 700 Schritte eine dreipfündige Kugel 15, eine sechspfündige 20, und eine zwölfpfündige 30 Mann durchbohren könne. Gegen Pferde ist die Wirkung ungefähr halb so groß., Selbst auf jenen großen Entfernungen, auf welchen man noch mit einigem Erfolge die Gellschüsse anwens den kann, wird eine sechspfündige Kugel 5 bis 6 Mann niederwerfen. Man kann sich aus diesen Angaben einen Begriff von den Verheerungen machen, welche Kugeln in tiefen Kolonnen und Massen unter günstigen Umständen anrichten können. In solchen Fällen sind die Zwölfpfünder so recht an ihrem Plaße. Diese Geschüßwirkung scheinen die Verehrer Folards, die absoluten Vertheidiger der Kolonnen- oder Massen - Stellung, nicht recht beherzigt zu haben. Nur dem jezigen, so alfs

gemeinen Gebrauche der Kolonnen und Massen, selbst im wirksamsten Bereiche des Geschüßfeuers, müssen die oft ungeheuern Verluste zugeschrieben werden.

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über das Eindringen der Kartätschenschrotte gibt es gar keine bestimmten Erfahrungen. Man glaubt, - daß selbst der kleinste Kartätschenschrott eine hinreichende Perkussionskraft gegen Truppen besite, wenn derselbe ein 1 Zoll dickes Brett durchschlägt. Bei Pferden kann aber diese Annahme nicht Statt finden; denn ein Pferd muß zufälliger Weise an einem sehr empfindlichen Theile getroffen werden, wenn es durch einen kleinen Schrott unthätig gemacht werden soll. Aus dieser Ursache wendet man auch gegen die Kavallerie größere Schrottgat= tungen an. So führt der Kavallerie Sechspfünder nur fechslöthige Schrotte mit sich.

Das Eindringen der Kugeln in Erdbrustwehren ist nach der Beschaffenheit der Erde, und nach der Art der Erbauung der Brustwehren sehr vers schieden. Den Erfahrungen zufolge dringt in festges stampfte Erde die zwölfpfündige Kugel 4 bis 5, die fechspfündige 2 bis 3 Schuh tief, bei einem Abstande von 600 bis 700 Schritten, ein. Wird aber die Erde nur lose aufgeworfen, so wie es bei den eilfertig erbauten Feldbefestigungen meistens der Fall ist, so ver= größert sich die Tiefe des Eindringens um 2 bis 3 Schuh. - Auf 600 bis 700 Schritte Entfernung durchbohrt keine zwölfpfündige Kugel eine gut aufge= führte Schuh dicke Mauer; doch gilt dieses nur bei wenigen Schüssen; denn treffen mehrere Kugeln den nämlichen Ort, so schlagen sie unfehlbar durch. Soll daher eine Mauer durch eine längere Zeit den Kanonenschüssen Widerstand leisten, so muß selbe wes

nigstens 3 Schuh dick seyn; worauf bei der Vertheidigung der Häuser, Kirchen, u. s. w. Rücksicht zu nehmen ist. Eben so werden auch nur die 4 bis 5 Schuh dicken Holzwände der Blockhäuser einem anhaltenden Geschüßfeuer aus Zwölfpfündern widerstehen können.

Zum Anzünden der Städte, Dörfer und Blockhäuser sind die glühenden Kugeln sehr vortheils haft zu verwenden. Man wählt dazu vorzüglich die größten Kaliber; da durch das Eindringen der größern Kugeln Splitter und Risse in dem Holze entstehen. Die Splitter befördern das Anzünden, die Risse aber den zur Erhaltung der Flamme nöthigen Luftzug. Mehrere glühende Kugeln, in eine Holzwand dergestalt abgeschoffen, daß sie darin stecken bleiben, zünden nach einiger Zeit unfehlbar, selbst dann, wenn das Holz noch grün ist.

Die Perkussionskraft der geworfenen Haubißgranaten ist nur gering. Man kann daher nur leicht eingedeckte Gebäude durchschlagen. Die zerstörende WirEung der Granaten besteht vorzüglich in ihrem Zerspringen, und im Anzünden leicht brennbarer Gegens stände. Die siebenpfündigen Granaten werden, durch die Explosion der Sprengladung, meistens in 12 bis 15 Stücke zersprengt; wovon 3 bis 4 Stücke schon auf 50 bis 60 Schritte vom Sprengungsorte zur Erde fallen, die übrigen aber in hohen Bogen noch 500 bis 600 Schritte weiter gehen. Dringt aber die Granate in weichen Boden ein, so wird ihre Sprengwirkung sehr herabgesetzt. Ihre Wirkung ist am größten, wenn die Granate kurz vor dem Niederfallen springt. In der Schlacht von Wagram sprang eine feindliche Granate auf halbe Mannshöhe in einer östreichischen Batail

lonsmasse, und zerschmetterte 18 Mann. Weit größer ist noch diese Wirkung in geschlossenen Kavallerieko

lonnen.

Die Granaten werden, nebst der Sprengladung, auch noch, zum Behufe des sichern Anzündens, mit kleinen Stücken eines leicht entzündbaren Stoffes (ge= schmelzten Beuges) gefüllt. Da diese Stücke nur klein seyn können, so werden sie auch nur leicht feuerfan= gende Körper, als Stroh, Heu, u. s. w., in Brand se= Ben. Werden derlei Körper aus den Häusern wegge schafft, so gehört Zeit und Glück dazu, um in solchen Fällen Städte oder Dörfer anzuzünden.

J. Rucker.

Öftr. milit. Zeitsch. 1831. III.

III.

Geschichte des Feldzugs 1788 der k. E. Hauptarmee gegen die Türken.

Wir

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Sir haben bisher schon beinahe sechs Monate eines Feldzugs beschrieben, zu dem von unserer Seite eine so bedeutende Kriegsmacht aufgestellt war, ohne noch die Gelegenheit gefunden zu haben, von der eigentlis chen Armee des Feindes zu sprechen; weil noch keine vorhanden war, und es sogar an sichern Nachrichten von derselben mangelte. Denn nichts war schwerer, als Kundschafter zu haben, denen man Glau ben beimessen konnte; da nur die Landesbewohner dazu hatten benügt werden können, die aber an Falschheit gegen Alles, was Ostreichisch war, alles Erdenkbare übertrafen. Der FML. Graf Wartensleben, der, wie wir wissen, im Banate befehligte, hatte anfangs Juni der Hauptarmee Nachrichten mitgetheilt, die er aus der Walachei erhalten hatte. Nach diesen sollte der Großvezier bei Sophia eine Armee von 80,000 Mann gesammelt haben, die gegen Widdin zu marschiren bestimmt sey, von deren künftigem Aufbruche man aber noch nichts sicheres wisse; der Seraskier von Rumelien mit einem Korps von 30,000 Mann, von Adrianopel her, auf dem Marsch nach Nissa begriffen seyn; bei Klas dowa eine Brücke über die Donau geschlagen were den, wozu man alle Vorbereitungen mache, und auch in der Walachei bei Krajova und Csernez Truppen

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