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unsicher, daß man durch selbe unmöglich zu einer richs tigen Ansicht über die Geschüßwirkung kommen kann. So hat man auch versucht, aus der Menge der vers wendeten Munizion und aus der Angabe der Geblies benen und Verwundeten einen allgemeinen Maßstab für Geschüßwirkung aufzustellen. Aber wem wird nicht das Einseitige und Unrichtige dieser Methode sogleich ins Auge fallen? - In diefe Kathegorie gehört auch die veraltete Angabe: daß von 100 Kanonenschüssen selten mehr als einer treffe. So schlecht schießt keine Artillerie. Vor einer solchen Wahrscheinlichkeit des Tref= fens müßte sie erröthend eingestehen, daß sie der Kosten der Ausrüstung nicht werth sen. Übrigens dürfte auch der vor Zeiten gar beliebte Grundsatz: daß die Artillerie nur immer wieder gegen Geschüße feuern müsse, - das Seinige zum geringen Erfolge des Geschüßfeuers beigetragen haben.

Nach dem so eben Gesagten bleibt nichts anders zu thun übrig, als die aus Übungen gezogenen Schußresultate zum Grunde zu legen, und ihre Ergebnisse dergestalt zu modifiziren, daß sie jenen vor dem Feinde zu erwartenden so viel als möglich ähnlich werden. Zu diesem Ende legen wir in nachstehender Tafel die Wahrscheinlichkeit des Treffens der östreichischen Feldkanonen vor. Ihre Ergebnisse sind aus den jährlichen Übungen des Scheibenschießens gezogen; wobei zu bemerken kommt, daß bei dieser Übung mit aller möglichen Aufmerksamkeit vorgegangen, und nur von geübten Leuten geschossen wird. Sämmtliche Resultate gründen sich auf eigene Beobachtungen, und sind keineswegs aus mana gelhaften Protokollen entlehnt.

Das Ziel ist eine Bretterwand, 6 Schuh hoch,

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Man sieht aus dieser Tafel, daß die größern Kas liber auch eine größere Wahrscheinlichkeit des Treffens haben; doch ist dieser Unterschied zwischen den Sechsund Zwölfpfündern so unbedeutend, daß derselbe in der Praxis gar keine Beachtung verdient. Kein Kommandant einer sechspfündigen Batterie wird daher ein Bedenken tragen, gegen Zwölfpfünder oder Achtpfünder einen Geschützkampf einzugehen, wobei ihm noch die größere Beweglichkeit und die größere Schnelligkeit des Feuers zu Gute kommt. In diesem Falle darf die größere Perkussionskraft der zwölfpfündigen Kugeln in gar keine Betrachtung kommen, da eine sechspfündige mehr als hinreichend ist, um ein Rad, eine Uchse, u. dgl. entzwei zu schlagen.

Die in der oben erwähnten Tafel angegebenen Refultate sind unter den allergünstigsten Umständen erhalten. Sie müssen daher als die höchfte Leistung, als ein

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den zweispännigen Karren ist, verursacht die größere Beschwerlichkeit in der Fortbringung der vierspännigen Fuhrwerke, besonders auf Gebirgsstraßen mit gähen Wendungen.

Kommt es also darauf an, die Brauchbarkeit einer Straße für eine Geschüßkolonne zu beurtheilen, so muß man hierbei ganz vorzüglich auf die Munizionskarren Rücksicht nehmen; und dieses um so mehr, da die Ges schüße so manche Hilfsmittel zur Überwindung der Ter ränschwierigkeiten besißen, welche den Munizionskarren gänzlich fehlen; z. B. Abproßen, Anwendung des Schleppseils; u. f. w. Alles dieses findet bei den grø Ben Zügen der Reserve-Munizions-Fuhrwerke im vermehrten Maße Statt; denn bei diesen Fuhrwerken werden bei den zweispännigen 8, bei den vierspännigen 73entner auf 1 Pferd gerechnet.

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Nach der Beweglichkeit kommt die Schnellige keit des Feuers zur Sprache. Je größer die Schnelligkeit des Feuers, bei übrigens gleichen Umständen, seyn kann, desto größer ist nothwendig die mechanische und moralische Wirkung des Geschüßes. Das größere Ge= wicht der Patrone, die längere Wischerstange, das beschwerlichere Vorbringen des Geschüßes nach dem Schufse, besonders im aufgeweichten Boden, bewirken bei den verschiedenen Kalibern auch einen bedeutenden Unters schied in der Schnelligkeit des Feuers. Die Schnellig keit des Feuers ist bei der Haubige am kleinsten, da die Patrone von der Granate getrennt ist, mithin gleichsam ein doppeltes Laden entsteht.

Man kann annehmen, daß im Allgemeinen, bei gut eingeübten Leuten, beim Dreipfünder 5, beim Sechspfünder 4, beim Zwölfpfünder 3, und bei der siebens

pfündigen Haubiße 2 Schuß in 2 Minuten gegeben werden können. Im Kartätschenfeuer, wo gewöhnlich erst nach dem zweiten oder dritten Schuffe das Rohr ausgewischt wird, auch auf kurze Entfernungen keine so genaue Richtung wie bei den Kugelschüssen erforder= lich ist, kann die Schnelligkeit des Feuers wohl um die Hälfte vergrößert werden.

Vielleicht dürfte die angegebene Schnelligkeit des Feuers Manchem zu klein erscheinen; da man auf den Übungsplägen nicht selten doppelt so viele Schüsse in der Minute knallen hört. Solche Künste des Schnellfeuerns können aber nur auf Kosten der guten Richtung, d. h. auf Kosten der Wirkung des Geschüßes, ausge= führt werden, und sie geben nur zu sehr das Bild, wie die Artillerie nicht gebraucht werden soll.

Die Schnelligkeit des Feuers, verbunden mit der aus der Erfahrung entnommenen Angabe, wie oft die leichtern Kaliber öfter als die schweren im Durchschnitte ins Feuer kommen, gibt das sicherste Mittel an die Hand, die Muniz ions ausrüstung der verschie denen Kaliber mit Verläßlichkeit angeben zu können.

Die Wahrscheinlichkeit, ein gegebenes Ziel mit dem Feldgeschüße zu treffen, hängt zunächst von der Schußart und der Entfernung ab.

In den verschiedenen Lehrbüchern der Artillerie zählt man noch jetzt ein ganzes Heer von Schuß a rten, deren Benennungen aber nicht geeignet sind, eine große Deutlichkeit über den fraglichen Gegenstand zu verbreiten. Alter, Gewohnheit, und die eiserne Bes harrlichkeit an das Herkömmliche haben diese technischen Benennungen geheiligt, und man würde es einem Manne vom Fache ohne Weiters zur Sünde anrechnen, wenn

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Ideal der Wahrscheinlichkeit des Treffens angesehen wer den. Keine Truppe würde einer solchen Wirkung widers stehen können. Nicht so verhält es sich vor dem Feinde. Es würde eine große Unwissenheit verrathen, eine sols che Wirkung der Geschüße im Gefechte erwarten zu wollen. Schon bei solchen Artillerie-Übungen, wo mehrere neben einander stehende Batterien mit Schnelligkeit gegen eine aufgestellte Bretterwand auf verschiedene Distanzen feuern, wird die Wirkung des Feuers ungemein herabgefeßt, wozu Rauch, Staub, und die manchmal sich ergebenden Irrungen in den Distanzen, reichlich beitragen. Nach den deßhalb gemachten Erfah= rungen treffen beim Sechspfünder von 100 Schüssen auf goo Schritte 40, auf 1100 Schritte 37, und auf 1400 Schritte nur 35 Kugeln in die go Schritt lange und 6 Schuh hohe Bretterwand. Diese Wirkung ist der vor dem Feinde zu erwartenden schon um Vieles näher, indem sie unter Umständen erhalten wurde, wie sie im Gefechte gewöhnlich vorzukommen pflegen. Sie ist aber dennoch zu hoch, da die zu beschießenden Objekte kleiner und meistens in Bewegung sind, auch die Bretterwand nicht wiederschießt, und daher das Gemüth des richtenden Artilleristen nicht bewegt wird. Zieht man alles dieses gehörig in Erwägung, so wird man der Wahrheit sehr nahe kommen, wenn angenommen wird, daß beim Dreipfünder 1000, beim Sechspfünder 1200, und beim Zwölfpfünder 1300 Schritt diejenigen Distanzen sind, wo die Bogenschüsse aufhören wirksam zu seyn; denn auf diese Entfernungen werden unter 10 Schüssen kaum 2 treffen. Über diese Entfer nungen hinaus gehören die Bogenschüsse, sehr wenige Fälle ausgenommen, zur Munizionsverschwendung. Ist

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