Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Bewegungen der Kavallerie zurückgeblieben seyen; doch muß hier bemerkt werden, daß in jener Zeit die Kavals lerie Haubigen nur mit 4 Pferden bespannt waren. Übrigens dürfte dieser Übelstand auch wohl anderen Ars tillerien schon begegnet seyn.

Was endlich die Lenkbarkeit anbelangt, so bes trägt der Lenkungswinkel bei den ordinären Geschüßen gegen 60, bei den Kavalleriegeschüßen aber nur ge= gen 40 Grade. Es besißt mithin das ordinäre Geschütz eine bedeutend größere Lenkbarkeit als das Kavalles riegeschüß.

Von der Beweglichkeit der Geschüße hängt jene der Batterien aber nur in dem Falle ab, wenn die Ges schüße so viel Munizion auf der Proße führen, um unabhängig von ihren Munizionswagen in das Gefecht gehen zu können. In der östreichischen Artillerie findet dieses nur beim Kavalleriegeschüße Statt, wo der Sechse pfünder 54, und die siebenpfündige Haubiße 27 Schüsse, theils in der Wurst, theils auf den Packpferden, bei sich führt. Bei den ordinären Geschüßen ist die auf der Proße befindliche Munizionsmenge viel zu klein, um die Munizionswagen entbehren zu können. Es wird mite hin die Beweglichkeit dieser Batterien durch jene der Munizionskarren mitbedingt.

Nachstehende Tafel gibt das Totalgewicht des vollständig ausgerüsteten Munizionskarrens, ohne Fourrage, und die Bespannung an.

[blocks in formation]

Aus dieser Tafel ist ersichtlich, daß alle Munizionskarren, mit Ausnahme jener des Kavalleriegeschüßes, stark belastet sind, und daß die Beweglichkeit des Munie zionskarrens beim Sechspfünder und der siebenpfündigen Haubige weit unter jener des Geschüßes sey.

Man darf übrigens nicht einwenden, daß die etwas größern Vorderräder die Beweglichkeit des viers spännigen Munizionskarrens begünstigen. Dieser Vortheil der höhern Räder wird durch den Umstand, daß ein beträchtlicher Theil der Fourrage auf den Munizionskarren fortgebracht werden muß, wieder aufgehoben. Aber eben dieser höhern Vorderräder wegen ist auch die Lenkbarkeit der vierspännigen Munizionskarren so ge= ring. Dieses, verbunden mit dem Umstande, daß die Entfernung der beiden Achsen um 2% Schuhe größer als bei

den zweispännigen Karren ist, verursacht die größere Beschwerlichkeit in der Fortbringung der vierspännigen Fuhrwerke, besonders auf Gebirgsstraßen mit gähen Wendungen.

Kommt es also darauf an, die Brauchbarkeit einer Straße für eine Geschüßkolonne zu beurtheilen, so muß man hierbei ganz vorzüglich auf die Munizionskarren Rücksicht nehmen; und dieses um so mehr, da die Ges schüße so manche Hilfsmittel zur Überwindung der Ter ränschwierigkeiten besißen, welche den Munizionskars ren gänzlich fehlen; z. B. Abproßen, Anwendung des Schleppseils; u. f. w. Alles dieses findet bei den grø Ben Zügen der Reserve-Munizions-Fuhrwerke im vermehrten Maße Statt; denn bei diesen Fuhrwerken werden bei den zweispännigen 8, bei den vierspännigen 73entner auf 1 Pferd gerechnet.

Nach der Beweglichkeit kommt die Schnellig. keit des Feuers zur Sprache. Je größer die Schnel= ligkeit des Feuers, bei übrigens gleichen Umständen, seyn kann, desto größer ist nothwendig die mechanische und moralische Wirkung des Geschüßes. Das größere Ge= wicht der Patrone, die langere Wischerstange, das beschwerlichere Vorbringen des Geschüßes nach dem Schusfe, besonders im aufgeweichten Boden, bewirken bei den verschiedenen Kalibern auch einen bedeutenden Unters schied in der Schnelligkeit des Feuers. Die Schnellige keit des Feuers ist bei der Haubige am kleinsten, da die Patrone von der Granate getrennt ist, mithin gleichsam ein doppeltes Laden entsteht.

Man kann annehmen, daß im Allgemeinen, bei gut eingeübten Leuten, beim Dreipfünder 5, beim Sechspfünder 4, beim Zwölfpfünder 3, und bei der siebens

pfündigen Haubiße 2 Schuß in 2 Minuten gegeben werden können. Im Kartätschenfeuer, wo gewöhnlich erst nach dem zweiten oder dritten Schusse das Rohr ausgewischt wird, auch auf kurze Entfernungen keine so genaue Richtung wie bei den Kugelschüssen erforders lich ist, kann die Schnelligkeit des Feuers wohl um die Hälfte vergrößert werden.

Vielleicht dürfte die angegebene Schnelligkeit des Feuers Manchem zu klein erscheinen; da man auf den Übungsplägen nicht selten doppelt so viele Schüsse in der Minute knallen hört. Solche Künste des Schnells feuerns können aber nur auf Kosten der guten Richtung, d. h. auf Kosten der Wirkung des Geschüßes, ausgeführt werden, und sie geben nur zu sehr das Bild, wie die Artillerie nicht gebraucht werden soll.

Die Schnelligkeit des Feuers, verbunden mit der aus der Erfahrung entnommenen Angabe, wie oft die leichtern Kaliber öfter als die schweren im Durchschnitte ins Feuer kommen, gibt das sicherste Mittel an die Hand, die Munizionsausrüstung der verschie denen Kaliber mit Verläßlichkeit angeben zu können.

Die Wahrscheinlichkeit, ein gegebenes Ziel mit dem Feldgeschüße zu treffen, hängt zunächst von der Schußart und der Entfernung ab.

In den verschiedenen Lehrbüchern der Artillerie zählt man noch jezt ein ganzes Heer von Schuß a rten, deren Benennungen aber nicht geeignet sind, eine große Deutlichkeit über den fraglichen Gegenstand zu verbreiten. Alter, Gewohnheit, und die eiserne Bes harrlichkeit an das Herkömmliche haben diese technischen Benennungen geheiligt, und man würde es einem Manne vom Fache ohne Weiters zur Sünde anrechnen, wenn

1

er sich hierin einen fehlerhaften Ausdruck zu Schulden kommen ließe. Man scheint die alte Wahrheit vergessen zu haben, daß, je mehr irgend eine Sache von techni schen Kunstausdrücken stroßt, sie sich desto weniger vom Handwerk noch entfernt hat. Die Sprache des Künft\ Iers verschmäht 'diese Hilfsmittel; aber auch darum ist sie überall verständlich.

Im Allgemeinen gibt es nur zwei wesentlich von einander verschiedene Schußarten; nämlich: der Bo= genschuß und der Gells&uß; wobei noch zu bemer ken kommt, daß man bei der Haubiße den ersten einen Wurf, den leßtern aber einen Schleuderschuß zu nennen pflegt. Daß aber auch diese beiden letteren Be nennungen ganz zu entbehren wären, ist von selbst klar; denn mit dem nämlichen Rechte, als man von Kanonenschüssen spricht, kann man auch von Haubißschüssen reden.

Mit dem Bogenschusse und mit dem Wurfe trachtet man den Gegenstand im ersten Aufschlage zu treffen. Bei den Gell- und Schleuderschüssen hingegen foll die Kugel oder Granate mehrmal auf den Erdboben aufschlagen, und das gegebene Ziel erst nach meh reren Sprüngen (Gellern) erreichen.

Die Entfernung des ersten Aufschlages, nämlich die sogenannte Bogenschußweite, hängt von der Richtung des Geschüßes ab. Je höher diese ist, desto größer wird auch die Bogenschußweite. Die Schußtafeln der östreichischen Artillerie geben für den Dreipfünder 1500, für den Sechspfünder 1700, für den Zwölfpfünder 1990, und für die siebenpfündige Haubige 2000 Schritte als die Grenze der Bogenschußweite an. Es ist aber eben kein großes Kunststück, die hier angege

« ZurückWeiter »