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der zerstören wollte. Dieser Plan wurde auch zum Theil ausgeführt, indem in der Nacht des 14. Dezembers mehrere Häuser in verschiedenen Theilen der Stadt angezündet wurden, und in kurzer Zeit die Hauptstraße niedergebrannt war. Glücklicher Weise ließ der Wind nach, und so wurde das Feuer gelöscht, ehe es noch bedeutenden Schaden an den Magazinen, die in einem vom Feuer verschonten Stadttheile lagen, anrichten konnte.

Am folgenden Tage (15. Dezember) wurde die Disposizion zum Angriff auf die feindliche Stellung bei Kogien entworfen. Sie lag zwei Meilen von der Pagode, an dem Wege von Kykluh. Vor ihrer Fronte breitete sich ein Sumpf aus; die Flanken und der Rückzugsweg waren durch dichtes Gebüsch gedeckt. Doch war es möglich, die Straße nach Kykluß durch einen Umweg über Joazong zu erreichen. Eine Kolonne von 600 Mann, vom Brigades General W. Cotton geführt, und aus dem 13. leichten Infanterie-Regimente, einigen Scharen Seapons, und einer Abtheilung der Gouverneurs - Garde bestehend, sollte auf diesem Wege in den Rücken von Kogien marschiren. Dort angekom= men, würde der General durch ein Feuersignal die zweite Kolonne hiervon verständigen. Mit dieser rückte Gen. Campbell auf dem geraden Wege gegen die Fronte des Feindes vor. Sie bestand aus Ubtheilungen der königlichen Regimenter 38, 41 und 89, und des Mas draser europäischen Regiments, dann einigen Seapons, zusammen 800 Mann, mit einer Abtheilung der Leibgarde und Artillerie. Die übrigen Truppen blieben in der Stellung zurück, um Ranguhn gegen jede, vom Feinde vielleicht versuchte, Überraschung zu schüßen.

Gen. Campbell langte auf dem schmalen, durch dichte Wälder führenden Fußpfade vor der feindlichen Stellung an. Er fand dieselbe wohl gewählt, und die Befestigung gut ausgeführt. Die Hauptwerke bestan= den in zwei, auf Anhöhen gebauten, starken Verpfäh, lungen. Der Zwischenraum derselben war von sechs runden Schanzen ausgefüllt, welche mit breiten und ties fen Graben, auswärts derselben noch mit Verhauen umgeben, und mit Vertheidigern angefüllt waren. Alle diese Werke hatten die Birmanen binnen vierzehn Ta= gen zu Stande gebracht. Gen. Campbell beschloß, den Angriff auf die beiden an den Flanken liegenden Vers pfählungen durch zwei Kolonnen ausführen zu lassen: die eine Kolonne, Major Evans mit dem 38. Regis ment links, Oberstlieutenant Miles mit dem 89. Res gimente rechts. Jede Kolonne sollte unter der ihr zum Angriff bestimmten Verpfählung sich gedeckt aufstellen, und so das Zeichen zum Sturme erwarten.

Gen. Cotton war unterdessen im Rücken des Feindes angekommen, griff mit dem 13. leichten Regimente an, und war dabei dem Feuer der ganzen Artillerie ausgeseßt. Dieses, nur 220 Mann starke, Regis ment zählte 3 todte, verwundete Offiziere (unter den Lehteren auch den Major Sale), und 70 Mann todt oder verwundet. Doch die noch übrigen Soldaten dies ses Regiments drangen entschlossen durch die Verschanzungen und in die linke Verpfählung. Zu gleicher Zeit erstieg Major Evans mit dem 38. Regiment auf Leis tern dieses Werk von der andern Seite, schnitt den Birmanen den Rückzug ab, und machte viele derselben mit dem Bajonette nieder. Auch die Kolonne des Oberst lieutenant Miles, oder das 89. Regiment, nahm

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die rechte Verpfählung mit Sturm. Binnen zwanzig Minuten war das 25,000 Mann starke feindliche Heer von der geringen Zahl Engländer geschlagen und zerstreut, hatte viele Todte und 2500 Musketen auf dem Kampfplage gelassen. In der Fläche hatte die Gouverneurs-Leibgarde, unter dem Lieutenant Archbold, eine Truppe Cassayscher Reiter und Fußvolk, welche fich in Linie gestellt, und den Angriff der englischen Reiterei erwartet hatte, geworfen. Auf dem Flusse hats ten die Schaluppen der Kriegsschiffe und die Kanonenboote, vom Lieutenant Kellet angeführt, eine Menge mit Munizion beladener feindlicher Schiffe verfolgt und genommen.

Der Verlust der Engländer in diesem Gefechte be trug nicht mehr als 16 Offiziere und 140 Mann an Todten und Verwundeten. Maha Silva hatte die birmanischen Truppen befehligt. Er hatte um so größeres Vertrauen in die Festigkeit seiner Stellung genährt, als am nämlichen Morgen der Oberfeldherr Bundulah die Befestigungen besichtigt, und erklärt hatte, daß die englischen Truppen nicht im Stande wären, dieselben einzunehmen. Doch jest war Bundulah selbst von der Nichtigkeit seiner Hoffnungen so sehr überzeugt worden, daß er mit 7000 Mann von Tadaghih, bei welchem Dorfe er eine Verpfählung angelegt hatte, sich zurückjog, und nicht eher anhielt, als bis er Denobi uh erreicht hatte; wo er sein Heer wieder zu sammeln be gann. Maha Silva floh mit 2000 Mann, die es ihm noch zusammenzubringen gelang, nach Mopie; wo er stehen blieb. An den Flüssen Lyne und Panlang wur den ebenfalls Abtheilungen aufgestellt. Alle übrigen Trup= pen dieser so`zahlreichen Armee, welche die birmanische

Regierung durch eine Anstrengung von sechs Monaten aufgerichtet hatte, waren ganz aufgelößt, und die Krieger derselben hatten sich, jeder nach seiner Heimath, zerstreut. Der Verlust der Birmanen in den Gefechten vom 1. bis 15. Dezember wurde auf 6000 Mann be rechnet. Jener der Engländer belief sich an Todten und Verwundeten auf 40 Offiziere und 500 Mann.

Nachdem die Engländer nun die Feinde, welche durch ihre Nähe die Stellung bei Ranguhn bedrohten, jerstreuet hatten, war der Oberanführer darauf bedacht, die Armee in einen solchen Stand zu setzen, daß sie am 1. Jänner 1825 den Vormarsch antreten könnte. Doch ungemeine Hindernisse standen noch diesem Vorhaben entgegen. Das Heer hatte, obwohl aus den englischen Besitzungen bereits mehrere Transportschiffe mit Zugvieh bei Ranguhn eingetroffen waren, in Ullem nur 2000 Zug, und Tragthiere, und diese waren durch die Seereise so erschöpft, daß kaum die Hälfte dienstbar war. Obwohl die Regierung 500 Bootsleute aus Dschite tagong nach Ranguhn abgeschickt hatte, welche unab lässig daran arbeiteten, Fahrzeuge für den Dienst auf dem Flusse auszurüsten, so reichten doch die vorhandenen Boote kaum hin, um die zur Wasserkolonne bes stimmten Truppen und ihre Bedürfnisse, keineswegs aber, um auch den Proviant für die Landkolonne, fort= zubringen. Die frischen Vorräthe waren beinahe aufgezehrt, und man durfte keine sichere Rechnung darauf machen, im Lande Lebensmittel aufzutreiben. So schies nen also die Umstände, den Versuch, Ranguhn zu dieser Zeit zu verlassen, ganz unausführbar zu machen. Aber die Thätigkeit und Beharrlichkeit des Gen. Camp. bell ließ sich durch alle diese Hindernisse nicht zurückhal

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ten. Er hielt sich überzeugt, daß mit jedem Tage, den das Heer länger in Ranguhn bliebe, auch die Schwierigkeiten wüchsen; indeß mit der Vorrückung doch die Aussicht gewonnen wurde, die Einwohner auf die Seite der Engländer zu ziehen, und dann von denselben Le= bensmittel zu erhalten. Gegen Ende des Jahres kamen Verstärkungen bei der Armee an, deren sie um so mehr bedurft hatte, da die europäischen Truppen der= selben so sehr geschmolzen waren. Sie bestanden in der ersten Kompagnie der bengalischen reitenden Artillerie, der Raketen Kompagnie, zwei Eskadrons der Gouverneurs-Leibgarde mit vier Kavallerie-Geschüßen, und dem königlichen 47. Regimente. Bald darauf folgten das Regiment Royal George Infanterie, nebst mehreren Bataillons Madraser Seapons.

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