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ihre Eitelkeit selbst ihm wohl eine so gute Gelegenheit an die Hand geben werde.

In der Nacht vom 2. auf den 3. arbeiteten die Birmanen thätigst an ihren Werken, rückten mit den selben allmählig immer näher, und breiteten sich am Ufer des Teiches aus. Am Morgen des 3. seßten sie sich. auf dem der Pagode gegenüberliegenden Hügel fest, wo vorher ein englisches Piket gestanden hatte, befestigten fich dort mit einem Verhaue, und rückten mit ihren Schanzen bis in eine Nähe von dreihundert Ellen von der englischen Linie. Auch in der Ebene, und besonders gegen das weiße Haus, kamen sie im nächtlichen Dune kel der englischen Linie immer näher. Dabei feuerten fie unaufhörlich auf die Baraken, und wie ein Soldat den Kopf über den Lagerwall erhob, wurden viele Flin tenschüsse auf ihn gerichtet. Die auf der Pagode wehende englische Flagge wurde häufig mit Kugeln und Kartäte schen beschossen. Manche Kugel erreichte bereits die Stadt Ranguhn. Die auf der Ostseite dieselbe deckenden Fleis nen Posten waren im steten Gefechte verwickelt, und mußten jeden Augenblick den Sturm erwarten.

Der schwache Posten von Kemundine wurde häufig angegriffen, und das Kanonen- und Musketen Feuer erschallte dort fast den ganzen Tag. Jeden Mors gen ließen die Birmanen Feuerflösse gegen die dort aufgestellten englischen Schiffe von der Pagodenspite ab fahren, welche jedoch durch die Vorsicht und Gewandtheit der englischen Matrosen immer abgelenkt wurden. Auch in der Insel Dalla hatte der Feind immer ausges dehntere Verpfählungen errichtet, und mehr Batterien aufgeworfen, um die Flotte zu beschießen. Über das Feuer der englischen Kriegsschiffe vereitelte dieses Vorhaben.

Die Birmanen schrieben das zurückhaltende Bes nehmen der englischen Truppen der Furcht vor ihrer Übermacht zu, und durch diese Meinung kühn gemacht, breiteten sie am 5. Dezember ihren ganzen linken Flü gel in der Ebene unter dem Schuße ihrer Verschanzungen aus. Jetzt hielt es Gen. Campbell dafür, daß der entscheidende Augenblick gekommen sey, und entwarf so gleich die Disposizion zum Ungriff. Der Kapitän Chads, mit den Kanonenbooten sollte aus der kleinen Puzzen duhnbucht auf dem Morick- Flusse in den Rücken des Feindes fahren, und dann ein lebhaftes Feuer aus Kanonen und Mörsern beginnen, um der Birmanen Aufs merksamkeit ganz auf jene Seite zu ziehen. Zwei Kolonnen sollten den Feind auf seiner Fronte angreifen : Major Sale, mit 1100 Mann Infanterie und einer Abtheilung der berittenen Garde des General - Gouver neurs, sollte aus dem Centrum der Stellung vorrûcken, und die Schanzen am Ende des Sees bestürmen, um auf diese Art den ganzen linken Flügel abzuschneiden. Major Walker brach mit 600 Mann vom weiBen Hause auf, und hatte die linke Flanke des Feins des anzugreifen. Zu gleicher Zeit hatte Kapitän Piper mit der leichten Kompagnie vom 38. königlichen Regis mente gegen die der Pagude gegenüberstehenden Feinde eine Diversion auszuführen.

Kapitän Chads gelangte in den Rücken der feinds lichen Verschanzungen, und beschoß dieselben mit dem Geschüße seiner Boote auf Flintenschußweite so lange, bis das Signal zur Vorrückung der beiden Kolonnen gegeben wurde. Nun brachen diese vor. Major WalEer gerieth mit der zweiten Kolonne eher an die feindlichen Schanzen, als die erste Kolonne noch ihren Anz

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griff begonnen hatte. Er wurde von einem lebhaften Feuer empfangen, und selbst verwundet. Doch drang die Kolonne durch die Verhaue und Schanzen. Eine feindliche Reiterschar, welche hinter Baumgruppen hervorkam, um der Kolonne in den Rücken zu fallen, wurs de durch einige, von dem weißen Hause her gegebene Kartätschenschüsse zum Umkehren bewogen. Major Sale mit der ersten Kolonne nahm die ihm gegenüber liegenden Werke nach geringem Widerstande; da die Birmanen durch den Flankenangriff der zweiten Kolonne entmuthiget waren. Schon flohen 6000 Birmanen über die Fläche zurück, mit solcher Schnelligkeit, daß sie gar nicht verfolgt werden konnten. - Die englischen Truppen hielten an, und ordneten sich zum Angriff der zweiten Linie, welche aus vier runden Schanzen bes stand, mit deren Geschüße der Feind die Kolonne bes sooß. Die Engländer drangen in diese Schanzen mit solcher Schnelligkeit ein, daß die Birmanen nicht Beit fanden, den Widerstand fortzusehen, und die Flucht nahmen. Sie ließen viele Todte und Verwundete, dreis Big Kanonen, einige Doppelhaken, einige hundert Ge= wehre, ihre ganze Munizion und Schanzzeug, und mehrere Fahnen zurück. Einige wenige Birmanen wurden gefangen. Eine Stunde nach dem Anfang des Gefechtes war kein Birmane mehr zu sehen. Damit der Feind jedoch diese Verschanzungen nicht noch einmal besehen könne, bezog Major Sale ein Lager am Ende des Sees.

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Am 6. Dezember rückte das feindliche Centrum, durch die Niederlage des linken Flügels keineswegs abgeschreckt, mit der Erdarbeit immer weiter vor, und nahte am Abend bis auf hundert Ellen der englischen

Linie. Maha Bundulah beschäftigte sich vorzüglich damit, die Truppen seines Tags zuvor geschlagenen linken Flü gels wieder zu sammeln und zu ordnen.

Am 7. ließ Gen. Campbell die Stellung des feinde lichen Centrums mit schwerem Geschütze auf das lebhaf= teste beschießen. Dieses Feuer wurde von den Birmanen thätigst beantwortet. Unterdessen bildeten sich vier Angriffskolonnen, welche zusammen 1500 Mann zähl ten, und von den Obersten und Oberstlieutenants Mallet, Brodie und Parlby und Kapitan Wilson angeführt wurden. Von der Pagode aus, rückten sie, als das Feuer der Artillerie inne hielt, gegen den vers schanzten Hügel, auf dem das Centrum des feindlichen Heeres lagerte: Oberstlieutenannt Mallet links gegen die rechte Flanke desselben; Oberst Brodie rechts gegen die linke Flanke; Oberstlieut. Parlby und Kapitän Wilson mit zwei Kolonnen in der Mitte, zu beiden Seiten des Sees. Der Feind empfing die Kolonnen mit heftigem Feuer. Doch diese rückten unaufhaltsam vor, erstiegen den Hügel von mehreren Seiten in wenigen Minuten, und bemächtigten sich desselben. Die Feinde retteten sich aus ihren Schanzen durch eiligste Flucht nach den nahen Wäldern. Ein Theil zog sich auf dem Wege gegen Kykluh zurück. Aber die Engländer kennten sie nicht vers folgen, da sie durch die Anstrengungen der leßten Woche ganz erschöpft waren. - Hier lagen viele durch das englische Granatfeuer getödtete Birmanen. Doc waren die meisten derselben jeden Tag begraben wor den, um den Muth der übrigen nicht durch den trau rigen Anblick der Leichen zu erschüttern. Die am 7. Geż fallenen wurden von den Flüchtigen mit fort in die Wälder geschleppt. Der Verlust der Engländer vom

1. bis 7. Dezember belief sich auf 224 Mann; •jes ner der Birmanen wurde auf 5000 geschätzt. Auch in den am 7. erstürmten Schanzen waren alle Kanonen, die ganze Munizion und viele Waffen den Engländern in die Hände gefallen. →→→→

Am 8. Dezember machte der Feind seinen leßten Angriff mit größter Wuth auf Kemundine. Er wur de aber wieder zurückgeschlagen, räumte seine Verschan. zungen, und zog sich zurück.

Noch hielten die Birmanen ihre Verschanzungen in der Insel Dalla beseßt. Aber in der Nacht auf den 10. Dezember ging der Oberstlieutenant Parlby mit einem Theile des 89. königlichen, und einigen Seapoys voni 43. Madraser Regimente über den Fluß, überrumpelte die Birmanen in ihren Verschanzungen, und entriß denselben diese Werke. →→→

Die Engländer vermutheten nun, daß die Zerstreuung der birmanischen Streitkräfte vollkommen sey, und dieselben in größter Eile ihren Rückzug fortseßen würden. Aber nach ein Paar Tagen erhielten sie Kunde, daß Maha Bundulah einen Theil seiner Armee, angeblich 20,000 Mann, wieder gesammelt hate te, und einen zweiten Angriff auf die Stellung bet Ranguhn auszuführen dachte. Die Birmanen hatten die Verpfählung bei Kogien bedeutend erweitert und verstärkt, und sich dort in großer Stärke versammelt. Die Anführer hatten mit einigen nach Rang uhn zu rückgekehrten Einwohnern den Plan verabredet, daß sie in der Nacht vom 14. Dezember die Stadt in Brand stecken sollten; worauf die birmanische Armee die das durch entstehende Verwirrung benüßen, durch die Vers pfählung eindringen, und alle Magazine der Englårts Östr. milit. Zeitsch. 1831. III. M

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