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leute. Am 7. August kamen einige Birmanen von Dalla herüber, und zeigten an, daß in einem Dorfe zwanzig Meilen aufwärts am Dalla-Flusse sich zwei Parteien gebildet hätten, deren Eine sich den Engländern unterwerfen wolle, aber von der andern unterdrückt werde. Die erstere Partei bat um englische Unterstügung, und versicherte, daß dieselbe keinen Widerstand finden würde, indem keine birmanischen Truppen auf jener Seite ständen. Der Wunsch, endlich mit einem Theile der Bevölkerung in ein freundschaftliches Verhältniß zu kommen, bewog den Gen. Campbell, 200 Europäer und eben so viele Seapons zu bestimmen, mit welchen sich am nächsten Morgen der Oberstlieutenant Hastings Kelly auf Ruderbooten nach jenem Dorfe begeben follte. Kaum hatten dieselben zwei Meilen auf dem Flus se Dalla zurückgelegt, als sie bei einer plößlichen Wen dung der Ufer, in der Entfernung von einigen hundert Schritten, ein Pfahlwerk vor sich liegen fahen. Nun war es klar, daß die verrätherischen Boten den Gen. Campbell nur mit jener Nachricht getäuscht, und allein gesucht hatten, eine Anzahl Engländer in den Hinterhalt zu locken. Die Feinde beschossen die vordersten Schiffe mit Kartätschen. Doch diese wurden durch die steigende Fluth vorwärts getragen, und führten die Landung nur dreiBig Schritte von dem Pfahlwerk aus. Die Soldaten mußten dabei aber bis an den halben Leib durch Wasser und Morast waten, indeß eine zweite, bisher durch das Gesträuch verdeckte, Verschanzung ein heftiges Feuer begann. Ehe es den Engländern gelang, die feindlichen Werke zu ersteigen, waren denselben bereits 3 Offiziere und 50 Mann theils getödtet, theils verwundet wor den. In der Verpfählung wurde ein einziger verwun

deter Birmane gefunden. Oberstlieutenant Kelly kehrte dann in das Lager bei Ranguhn zurück.

Da die Armee vor dem Monat Jänner keine Vors rückung unternehmen konnte, so beschloß Gen. Campbell, die Zwischenzeit zu Angriffen auf die benachbarten feindlichen Seeprovinzen zu verwenden. Tavoy und und Mergui, in der Proving Tenasferim, waren. die nächsten Seestädte, durch deren Einnahme die Ver bindung mit dem Reiche Siam eröffnet, und dann mit dessen Regierung gemeinschaftliche Operazionen gegen die Birmanen verabredet werden konnten, um deren Aufmerksamkeit zu theilen. Der Oberstlieutenant Miles wurde mit dem königlichen 89. und dem 8. Madraser Seapons Regimentern zu dieser Unternehmung bestimmt. Die Birmanen hatten zwar vor der eng lischen Stellung bei Ranguhn bedeutende Streitkräfte versammelt; aber sie versuchten keinen Angriff. Nur wurden die Pikete häufig von birmanischen Abtheilungen beunruhigt, welche das Lager umschwärmten, um die Bewegungen der Engländer zu bewachen, und jes den einzelnen Soldaten, der sich aus dem Kreise der Posten wagte, und in ihre Hände fiel, aufs grausams fte ermordeten. In der zweiten Hälfte des Augusts. erhielt der englische Anführer Nachricht, daß die Bir manen am 27. August einen Angriff auf die Linien aus führen wollten, da dieser Tag ihnen von ihren Wahrfagern als glücklich bezeichnet worden war. Campbell bereitete sich zur Vertheidigung, ließ die Gesträuche vor der Fronte der Stellung niederhauen, Kanonen bei der großen Pagode und auf andern beherrschenden Punkten aufführen, und zwei gute Stellungen zwischen der Linie und dem Dorfe Puzzenduhn befeßen. Bald

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darauf wurde von den Patrullen ein Mann von dem feindlichen Korps der Unverwundbaren gefangen, die, dreihundert an der Zahl, geschworen hatten, die Pagode Schoe-Dagon aus den Händen der Engländer zu reißen. In der Nacht auf den 28. August zeigten die Schüsse der Außenposten an, daß die Unverwundbaren zum Angriff rückten. Auf diese Schüsse folgte ein fürch terliches Geschrei der Birmanen. Diese drangen zwischen der großen Pagode und den vorgeschobenen Piketen durch, und bis an die zur Pagode führende Stiege vor. Hier wurden die Birmanen durch ein Piket von 50 Mann aufgehalten, und die Kanonen der Pagode feuerten einigemal mit Kartätschen unter sie. Nun entflohen sie schnell und in größter Stille, nachdem sie bei zwanzig Mann verloren hatten.

Seit dem 8. August hatten die Birmanen die Pfahl, werke am Dalla-Flusse wieder befeßt, wurden jez doch durch eine Abtheilung des 22. Madraser SeapoysRegiments, unter Major Lacy, angegriffen, der die Schanze mit Kanonen beschießen ließ, und dann ohne Verlust einnahm. Der Posten war für die Birmanen wichtig; indem sie sich aus demselben unbemerkt herausschleichen, und die englischen Boote auffangen, auch die in der Stadt Mainduh in Dalla aufgestellte Abs theilung necken konnten. Daher wurde eine kleine Partei Seapons zurückgelassen, welche dort so lange bleis ben sollte, bis das Werk ganz zerstört worden wäre, und zwei Kanonenboote wurden nächst demselben im Flusse aufgestellt. In der Nacht des 6. Septembers machten die Birmanen einen Angriff auf diese Boote, erstiegen wirklich Eines derselben, wurden aber durch deren Feuer zurückgeschlagen. Es wurde dem Posten,

sobald der Kanonendonner erschallte, aus der Stazion der Flottille auf dem Ranguhn-Flusse, die Brigg Larne zur Unterstüßung geschickt; welche eben noch zurecht kam, um drei feindliche Schiffe zu zerstören und fünf zu nebe men. Auch auf die Seapons in dem Pfahlwerk machten die Birmanen einen Scheinangriff, und wurden dort ebenfalls in die Flucht getrieben.

Im September und Oktober verminderte sich die große Zahl der erkrankten Soldaten nicht, weil der Abgang an frischen Lebensmitteln noch fortdauerte. Höchstens konnte man so viele Büffel zusammenbringen, um die Spitäler mit frischem Fleische zu versehen. Um Bord der Schiffe waren wenige Lebensmittel, und diese nur um ungeheure Preise zu erkaufen, und manchmal gin.. gen auch den Marketändern ihre geringen Vorräthe völlig aus. Auch das in den nächsten Gegenden um die Stellung der Engländer in Menge wachsende Obst war schwer zu erhalten, weil fast jeder Soldat, der den Kreis der englischen Vorposten überschritt, von den auflauernden Feinden aufgefangen und ermordet wurde. Gedörrte Fische, eingesalzenes Schweinen- und Rindfleisch, schlechter Zwieback, und Reis waren vier bis fünf Monate hindurch die tägliche Nahrung der Engländer. Das epidemische Fieber, welches sich über ganz Indien verbreitet hatte, vereinigte sich mit der Einwirkung der elenden Nahrung und schlechten Witterung, um die Zahl der Streitfähigen mit jedem Tage zu vermindern. Die Rekonvaleszenten wurden durch die als Folge der Krank heit eingetretene Entkräftung auch noch lange nachher dem Dienste entzogen. Viele derjenigen, welchen es dennoch gelang, sich etwas von den in der Gegend um Ranguhn häufig wachsenden Früchten: als Ananas,

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Limonien, u. dgl., zu verschaffen, zogen sich durch übermäßigen Genuß derselben einen Rückfall zu, der sie dann meistens rettungslos zu Grabe führte. Auch die welche bereits wieder in die Reihen der Dienstthuenden getreten waren, litten noch lange an einer Schwäche, die, bei der unerläßlichen, anstrengenden Verwendung im Sicherheitsdienste, nicht gehoben werden konnte. Die ganze Armee zählte daher in jener Zeit kaum 3000 Mann unter den Waffen.

Das englische Gouvernement von Indien hatte indeß ein neues Heer von 10,000 Mann bei Dschittagong, unter Gen. Morrison, zusammengezo= gen. Dieses sollte Arakan erobern, und dann über die Gebirge, welche dieses Land von dem Flußgebiet des Irawaddy scheiden, in Ava einrücken, und auf die Hauptstadt losgehen. Gleichzeitig sollte Gen. Schuldam mit 5000 Mann nach Munipuhr, und eine Abtheilung unter Oberstlieutenant Richards durch Assam vordringen.

Die Birmanen waren in der Gegend von Ran= guhn während dieser Zeit nicht unthätig geblieben. Kii-Wunghi ließ durch die Truppen seiner Armee eine Reihe von Pfahlwerken längs dem Lyne-Fluß anle= gen, und rückte mit diesen Verschanzungen immer näs her gegen Ranguhn. Auch die bei Kykluh und Coghih gestandenen Truppen waren vorgerückt. Da es schien, als ob die Birmanen den Plan hegten, die englische Linie gar nicht anzugreifen, so wäre es den Engländern nothwendig gewesen, selbst die Offensive zu ers greifen, und auf den Feind loszugehen. Aber das Land war noch zum Theile überschwemmt. Der General fand es nicht gerathen, die Soldaten der so nachtheiligen

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