Goethe's zweiter Faust; oder, Der geöffnete Walpurgissack

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Buchdr. von F. Wentzel, 1864 - 239 Seiten
 

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Seite 204 - Die erste Seite, die ich in ihm las, machte mich auf zeitlebens ihm eigen, und wie ich mit dem ersten Stücke fertig war, stund ich wie ein Blindgeborner, dem eine Wunderhand das Gesicht in einem Augenblicke schenkt. Ich erkannte, ich fühlte aufs lebhafteste meine Existenz um eine Unendlichkeit erweitert; alles war mir neu, unbekannt, und das ungewohnte Licht machte mir Augenschmerzen. Nach und nach lernt ich sehen, und, Dank sei meinem erkenntlichen Genius!
Seite 62 - In eurem Namen, Mütter, die ihr thront Im Grenzenlosen, ewig einsam wohnt, Und doch gesellig. Euer Haupt umschweben Des Lebens Bilder, regsam, ohne Leben. Was einmal war, in allem Glanz und Schein, Es regt sich dort; denn es will ewig sein.
Seite 19 - Jetzt zu der Alpe grüngesenkten Wiesen Wird neuer Glanz und Deutlichkeit gespendet, Und stufenweis herab ist es gelungen; Sie tritt hervor! - und leider schon geblendet, Kehr ich mich weg, vom Augenschmerz durchdrungen.
Seite 18 - Ätherische Dämmerung milde zu begrüßen; Du, Erde, warst auch diese Nacht beständig Und atmest neu erquickt zu meinen Füßen, Beginnest schon mit Lust mich zu umgeben, Du regst und rührst ein kräftiges Beschließen, Zum höchsten Dasein immerfort zu streben. — In Dämmerschein liegt schon die Welt erschlossen, Der Wald ertönt von tausendstimmigem Leben; Tal aus, Tal ein ist Nebelstreif ergossen, Doch senkt sich Himmelsklarheit in die Tiefen, Und Zweig...
Seite 19 - Haß? die glühend uns umwinden, Mit Schmerz und Freuden wechselnd ungeheuer, So daß wir wieder nach der Erde blicken, Zu bergen uns in jugendlichstem Schleier. So bleibe denn die Sonne mir im Rücken! Der Wassersturz, das Felsenriff durchbrausend, Ihn schau' ich an mit wachsendem Entzücken.
Seite 178 - Doch wünscht ich Unterricht, warum die Rede Des Manns mir seltsam klang, seltsam und freundlich: Ein Ton scheint sich dem andern zu bequemen, Und hat ein Wort zum Ohre sich gesellt, Ein andres kommt, dem ersten liebzukosen.
Seite 104 - Ich seh', die Philologen, Sie haben dich so wie sich selbst betrogen. Ganz eigen ist's mit mythologischer Frau; Der Dichter bringt sie, wie er's braucht, zur Schau : Nie wird sie mündig, wird nicht alt, Stets appetitlicher Gestalt, Wird jung entführt, im Alter noch umfreit; G'nug, den Poeten bindet keine Zeit.
Seite 185 - Götter, ob es Menschen sind! So war Apoll den Hirten zugestaltet, Daß ihm der schönsten einer glich; Denn wo Natur im reinen Kreise waltet, Ergreifen alle Welten sich.
Seite 227 - Steigt hinan zu höherm Kreise, Wachset immer unvermerkt, Wie, nach ewig reiner Weise, Gottes Gegenwart verstärkt. Denn das ist der Geister Nahrung, Die im freisten Äther waltet: Ewigen Liebens Offenbarung, Die zur Seligkeit entfaltet.

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