H. Heine: Denkwürdigkeiten und erlebnisse aus meinem zusammenleben mit ihmJ. L. Kober, 1857 - 331 Seiten |
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Beliebte Passagen
Seite 275 - Das Vaterland wird nie verderben, Jedoch die alte Frau kann sterben. Seit ich das Land verlassen hab, So viele sanken dort ins Grab, Die ich geliebt - wenn ich sie zähle, So will verbluten meine Seele. Und zählen muß ich - Mit der Zahl Schwillt immer höher meine Qual, Mir ist, als wälzten sich die Leichen Auf meine Brust - Gottlob ! sie weichen ! Gottlob ! durch meine Fenster bricht Französisch heitres Tageslicht ; Es kommt mein Weib, schön wie der Morgen, Und lächelt fort die deutschen Sorgen.
Seite 274 - Denk ich an Deutschland in der Nacht. Dann bin ich um den Schlaf gebracht. Ich kann nicht mehr die Augen schließen. Und meine heißen Tränen fließen.
Seite ix - Nicht allen hat er gelebt! Aber eine Zeit wird kommen, da wird er allen geboren, und alle werden ihn beweinen. Er aber steht geduldig an der Pforte des zwanzigsten Jahrhunderts und wartet lächelnd, bis sein schleichend Volk ihm nachkomme.
Seite vi - Folgerungen desselben emporschwingen, wenn wir die Dienstbarkeit bis in ihrem letzten Schlupfwinkel, dem Himmel, zerstören, wenn wir den Gott, der auf Erden im Menschen wohnt, aus seiner Erniedrigung retten, wenn wir die Erlöser Gottes werden, wenn wir das arme, glückenterbte Volk und den verhöhnten Genius und die geschändete Schönheit wieder in ihre Würde einsetzen...
Seite 169 - Ganz spät, nachdem die Teilung längst geschehen, Naht der Poet, er kam aus weiter Fern Ach ! da war überall nichts mehr zu sehen, Und alles hatte seinen Herrn! Weh mir! so soll denn ich allein von allen Vergessen sein, ich, dein getreuster Sohn ? So ließ er laut der Klage Ruf erschallen Und warf sich hin vor Jovis Thron.
Seite 274 - Ich hab ein neues Schiff bestiegen, Mit neuen Genossen; es wogen und wiegen Die fremden Fluten mich hin und her — Wie fern die Heimat! mein Herz wie schwer! Und das ist wieder ein Singen und Lachen — Es pfeift der Wind, die Planken krachen — Am Himmel erlischt der letzte Stern — Wie schwer mein Herz! die Heimat wie fern!
Seite 288 - Noch in diesen Tagen habe ich Gedichte von Platen gelesen und sein reiches Talent nicht verkennen können. Allein, wie gesagt, die Liebe fehlt ihm, und so wird er auch nie so wirken als er hätte müssen. Man wird ihn fürchten, und er wird der Gott derer sein, die gern wie er negativ wären, aber nicht wie er das Talent haben.
Seite viii - Wir hatten Jean Paul, und wir haben ihn nicht mehr, und in ihm verloren wir, was wir nur in ihm besaßen: Kraft und Milde und Glauben und heitern Scherz und entfesselte Rede.
Seite 274 - Die Jahre kommen und vergehn ! Seit ich die Mutter nicht gesehn Zwölf Jahre sind schon hingegangen ; Es wächst mein Sehnen und Verlangen. Mein Sehnen und Verlangen wächst. Die alte Frau hat mich behext, Ich denke immer an die alte, Die alte Frau, die Gott erhalte! Die alte Frau hat mich so lieb, Und in den Briefen, die sie schrieb, Seh ich wie ihre Hand gezittert, Wie tief das Mutterherz erschüttert.
Seite 64 - Wahrlich, die Bilder, wodurch jene romantischen Gefühle erregt werden sollen, dürfen ebenso klar und mit ebenso bestimmten Umrissen gezeichnet sein als die Bilder der plastischen Poesie.