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Atlas

der

Schlachten, Treffen und Belagerungen

aus der

Geschichte der Kriege von 1792 bis 1815

von

Professor Dr. J. E. Woerl.

Einhundert und vierzig Blätter,

verbessert und mit kurzen Erläuterungen begleitet

von

Ferdinand von Dürrich,

Königl. würtemb. Ingenieur-Hauptmann a. D.

Bayer. Armee-Museum
Fachbück. Z. B. No 74/

Freiburg im Breisgau.

Herder'sche Verlag s h and lung.

1857.

1173

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Vorwort.

Karten geben uns ein Bild von einem Lande, so anschaulich wie wir es durch eine Beschreibung allein nicht erreichen können. Der Zweck bestimmt auch hier den Maßstab des Bildes. Während Pläne mit allen Terrain - Gegenständen zum Einzeichnen der Befestigungen, der Truppenkörper 2c. bei Treffen, Schlachten, bei Manövern benugt werden müssen, sind Karten in einem kleineren Maßstabe wie die mit I. II. c. bezeichneten für eine strategische Uebersicht bestimmt, bei welchen deßhalb nur die Richtung, der Durchbruch der Gewässer und die Züge der Gebirge mit ihren Höhenzahlen und einzelne Ortspunkte angegeben wurden. Der Militär wird sich immer zu seinem Studium große und kleine Kartenblätter wählen, weil er hier die Totalübersicht, ohne viel lesen zu müssen, im Augenblick hat, die oft zu einem schnellen Orientiren so nothwendig ist. Zu solchem Zweck erscheint diese neue Ausgabe des Schlachten - Atlas, begleitet nur von kurzen Erläuterungen aus dem Werke „Geschichte der Kriege von 1792 bis 1815" von Professor Dr. J. E. Woerl, um die Karten und Pläne den weitesten Kreisen zugänglich zu machen.

F. Dürrich.

Nr. 1. Strategische Uebersichtskarte von Deutschland.

Von den großen Flußgebieten des Rheins, der Donau, der Weser, Elbe, Oder und Weichsel ist keines durch seine Ausdehnung und Beschaffenheit dem andern besonders überlegen. Der volle Besit des ganzen Rheinthales bildet die vollkommenste concave Basis Deutschlands gegen Frankreich.

Durch den Verlust des ganzen Rheines ist Deutschland strategisch aufgelöst; es fehlt ihm das gemeinsame Band einer Verbindung zwischen Nord- und Süddeutschland, welches der Rhein bildet. Gegen Westen umfaßt die Schweiz Deutschlands vorzüglichste Basis, deßwegen ist die Schweiz ein strategisch deutsches Land.

Die Donau ist der Hauptstrom des südlichen Deutschlands, sie gewährt jedoch weder gegen Norden noch Süden eine vortheilhafte Basis ohne den Besitz der sie umgebenden höhern Punkte, hauptsächlich Tyrols, das zu offensiven Operationen nöthig ist, weil es das Land bis an die Donau strategisch dominirt. Als Höhen- und Scheidepunkt Deutschlands und Italiens ist Tyrol von größter Wichtigkeit. Dagegen ist die Donau das trefflichste Operationsobject desjenigen, der den Rhein zur Basis hat.

Der Besizer des ganzen Elbethales wirkt auf den Norden und Süden, Westen und Often Deutschlands mächtig ein; daher, um entweder in dieses Thal zu kommen oder es zu vertheidigen, die Schlachten an der Saale, Elster, daher die Schlacht bei Leipzig, die sich in allen Kriegen wiederholen werden.

Das Oderthal ist ganz im Besig Preußens; es bildet daher die vollkommenste erste Basis gegen Norden.

So lange die Mündung der Weichsel, sowie die Duellen und das obere Thal derselben von Deutschland festgehalten sind, ist die Mitte in Rußlands Besig nur in sofern gefährlich, als dieser Staat hiedurch aufgefordert wird, sich das ganze Flußbett zu verschaffen; gerade wie die Franzosen, die im Besiz des Elsaßes, des obern Moselgebiets und Lothringens gelassen wurden, sich stets aufgefordert fühlen, das ganze Rheinthal zu nehmen. Hieraus geht für Deutschland die Nothwendigkeit hervor, jene nächsten Angriffspunkte, wo die Natur es unterlassen hat, durch die Kunst zu verstärken. Im Süden bildet der Po mit seinen Alpgebieten die wahre und einzige Basis Italiens, in deren Besiz man Italien gegen Norden absperrt, oder von dorther erobert.

Nr. 2. Strategische Uebersichtskarte von Frankreich.

Die Thäler der Rhone und des Rheins bilden die defensiven Gränzwälle Frankreichs. Die Schweiz ist wie für Deutschland so für Frankreich zur Vertheidigung unumgänglich nöthig. Das Elsaß, eingeschlossen von dem Rhein und den Vogesen, flankirt durch die Weißenburger Linien und durch die Festung Befort, vertheidigt durch die Festungen Schlettstadt, Neubreisach und Straßburg, bietet Frankreich eben so viel Schuß gegen Außen, als es einen fremden Angriff von dieser Seite erschwert.

Die verwundbarste Stelle Frankreichs ist der Raum, in welchem die Mosel, die Maas, die Sambre, die Schelde und Lys fließen. Auf diesem blutgetränkten Kriegsschauplag wird auch in Zukunft jede große europäische Frage entschieden werden.

Das Rhonethal ist die vortheilhafteste Basis zum Angriffe des nördlichen Italiens.

Ein Schlüsselpunkt Frankreichs ist auch da, wo die Sevennen sich den Vogesen anschließen, und

wo die Mosel und Maas, die Marne, Seine und Saone abfallen.

Die Garonne ist das südlichste Flußgebiet Frankreichs, vor ihr liegt die Defensionslinie gegen die Pyrenäen und Spanien. Dagegen bildet jenseits der Ebro die Nordbasis Spaniens, die gleichfalls in den Pyrenäen ihre Defensionslinie findet.

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