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I.

Der Feldzug 1706 in Spanien.

Nach östreichischen Originalquellen bearbeitet

vom Hauptmann Heller des k. E. General-Quartiermeister stabes.

Erster Abschnitt.

Mit dem Plane der Belagerung von Barcellona.

Ereignisse in Katalonien, Aragonien und Valenza in den drei ersten Monaten des Jahres. Belagerung von Barcellona. Rückzug der französisch - spanischen Armee nach Roussillon.

Seit Karl III. am Schlusse des vorigen Jahres sich im Besige von Katalonien und des größten Theiles vom Königreiche Valenza sah, und, um sich die kaum gewon= nenen Herzen seiner Katalanen nicht wieder zu entfrem= den, den Winter über in Barcellona zugebracht hatte, war sein vorzüglichstes Augenmerk dahin gerichtet, die das mals so geringen alliirten Streitkräfte im Osten der Halb, insel dermaßen zu vermehren, und in eine solche Verfassung zu sehen, damit er dem sichern und nahebevorstehenden Angriffe des Herzogs von Anjou gehörig zu begegnen, und das Errungene wenigstens zu behaupten, wenn nicht zu erweitern vermögend sey. Als die alliirte Flotte am 22. Oktober 1705 in die Hafen des Ozeans zurückkehrte,

hatte sie dem Könige 6500 Mann englischer und holländischer Truppen, 80 Geschüße, nebst vielem Mund- und Kriegsvorrathe, hinterlassen. Mit diesen unzulänglichen Kräften konnte man, in Katalonien und Valenza zugleich, einem Feinde nicht die Spiße bieten, der von mehreren Seiten einzubrechen drohte, und es überhaupt auf nichts Geringeres abgesehen zu haben schien, als dem Kriege mit einem Schlage ein Ende zu machen. Die Mittel zum Widerstande mußten jenen des Angreifers gewachsen bleiben; die Kraft solche zu wecken und zu finden lag in dem jungen Könige selbst, der zwar gerne weisem Rathe sein Ohr lieb, aber eben so gerne, auf sich selbst vertrauend, immer wieder einen Ausweg fand, wenn auch seine Lage noch so verzweifelt schien. Die meisten Schwierigkeiten lagen in den beschränkten Geldmitteln. Fürst Liechtenstein gestand in einem vertrauten Schreiben an den Prinzen. Eugen vom 2. Februar,,,daß die Noth eben so groß sey, ,,wie die Gefahr; es mangle an Truppen und Geld, und „da Philipp seine ganze Macht von Portugals Grenzen ,,weggezogen, nebstbei ein französisches Hilfskorps aus „Roussillon erwarte, so glaube der König kaum, mit sei ,,ner Handvoll Soldaten widerstehen zu können; und ,,man besorge, daß die meisten Truppen, weil sie nicht ,,bezahlt werden könnten, vorzüglich Spanier und Neas „politaner, bei erster Gelegenheit wieder zum Feinde hin„überlaufen würden." Dazu kam ferner, daß der König mit jedem Lage mehr jenes Zutrauen in den Grafen Peterborough verlor, welches er ihm anfangs unbedingt geschenkt hatte; da die sonderbare Handlungsweise dieses Mannes, wie billig, Jeden befremden mußte, der tiefer in die eigentlichen Verhältnisse zu blicken vermochte. Der Mangel an guten Generalen, und überhaupt an erfah

renen Offizieren, war ein weiterer, keineswegs zu über: sehender Übelstand. Binnen kurzer Zeit waren zwei der tapfersten Generale, nämlich der Prinz Georg von Darmstadt und der holländische Gl. Graf Schrattenbach, dem Könige entrissen worden, deren Verlust tief empfunden wurde. Die einzige Hoffnung waren jeßt noch der Prinz Heinrich von Darmstadt, der holländische Gl. Graf Noyelles, der kaiserliche FML. Graf Uhlefeldt, und der englische GM. Donegal. Unter den gewöhnlichen Verhältnissen würden diese allerdings zugereicht haben; nicht aber hier, wo man verschiedene wichtige Punkte mit Kommandanten versehen mußte, und die Streitkräfte im freien Felde oft und meist zwar nur in geringeren Theilen auftraten, aber eben deßhalb eines erfahrenen Führers um so mehr bedurften. Fürst Liechtenstein ließ darum nicht ab, seinen Kaiser zu bitten, „aufs eheste ,,etwelche solche Generale anbero zu schicken, welche Ihro „Majestät Truppen kommandiren, und derselben, und „absonderlich in denen Militärsachen, mit deren ver,,nünftigem guten Rath an Hand gehen, und sich sonsten ,,in, das hiesige Land, und den spanischen und katalanischen ,,humor schicken mögen." Die Zeitumstände waren jedoch leider von einer Art, daß diesem Anfüchen keine Folge gegeben werden konnte.

Doppelt auffallend muß aber die Geldnoth erschei nen, wenn man bedenkt, daß das englische Parlament zur Führung des Krieges im Jahre 1706 für die in Spanien und Portugal aufzustellenden 29,335 Mann englischer und holländischer Truppen die Summe von 631,842 Pfund, nebstbei an Subsidien für Portugal 150,000 Pfund, und als Unterstüßung für Kart III. abermals 250,000 Pfund bewilligt hatte, wovon 103,000

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