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Geschütze gehören zu den schwerfälligsten der bekänhten Artis? lerien. Man verzichtet daher bei ihnen auf den so höchst wichtigen, durch das englische System sehr erleichterten Vortheil, mit auf Proß- und Wagenkisten aufgeseffener Bedienungs mannschaft auch mit Fußbatterien in schnellen Gangarten manövriren zu können. Die Wagen bleiben im Gefechte bei ihnen einige hundert Schritte von den Geschüßen zurück, weil der Munizionśvorrath in den Proßlisten, beim Sechspfünder 60 Schuß, ihre Nähe entbehrlich macht. Statt der französischen supports de timon wird hier das vordere Deichselende mittels einer kleinen hölzernen Querflange von den Stangenpferden am Kummtbügel getragen, auf eine ähnliche Weise, wie sie bei den zu Wiền 1828 vorgenommenen Versuchen mit einem dem englischen Systeme nachgeahmten Munizionswagen angewendet wurde. Die niederländischen Auffäße für Kanonen sind denen von den östreichischen Kanonieren im Felde häufig gebrauchten stufenförmigen ähnlich, jedoch von Gisen mit nur 3 Abfäßen, — was zu wenig scheint;' und werden mittels eines Kettchens® am Laffettenblocke befestigt.

Für Kartätschen und für zwölfpfündige Kugelschüsse wird mit blinden Pulverpatronen geladen, wie in England. Die Granatenzuträger werden mit einer um den Nacken hängenden ledernen Schürze versehen, die mittels eines Hakens aufgeschlagen, die Granate aufnimmt. dan

Von der Einführung der Racketen für den Kriegsgebrauch haben sich die Niederländer durch mißlungene Versuche abs schrecken lassen.

Die Feldorganisazion dieser Artillerie ist von dem Verf. mit interessanten Einzelnheiten dargestellt. #

-Nebst unserer vaterländischen Artillerie ist die hier be sprochene diejenige, welche ihr Geschüß mit der mindesten Zahl Kanoniere zu bedienen versteht. Die Exerzier- und Manövrir-Vorschrift ist mit der östreichischen ganz übereinstimmend. Das Angeführte dürfte hinreichen, das vielfältige Interesse. anzudeuten, welches sich jeder Militär von der Beschreibung einer Feldartillerie versprechen kann, welche

einestheils wenig bekannt war, und andererseits sich in kampfs fertiger Verfassung befindet. up amators

Drittes Heft. In der Übersicht der Kapitel dieses! die franzöfifche Feld Artillerie beschreibenden: Heftes ist in Folge einer kritischen Bemerkung in der Berz: liner Militär Literatur-Zeitung, von der Eintheilung der früheren Hefte etwas abgewichen; doch sind die Gegenstände des Inhalts die nämlichen, wie sie bereits übersichtlich hier erwähnt würden, bol mula dimakat

In der Einleitung gibt der Herr Verf. das Wesentlichste des frühern nach Gribeauval benannten Systems, mit dem Beifaße: des ersten Artillerie-Systëm si, s dias. „diesen Namen, verdiente, sundi auß 1.dem; fast alle „übrigen Artillerie - Systeme entsprossen::sind.“ Ohneiden großen Verdiensten nahe zu treten, welche sich die Franzosen, hauptsächlich durch ihre Schriftsteller, um die Geschüßkunst erworben haben, kann hier die Berichtigung nicht unterlassen werden, daß Gribeauval ørst nach dem Hubertsbürger Fries den Öftreich verließ, in dessen Heere er als Feldmarschälls, Lieutenant im Geniefäche gedient hatte, aber nie, wie Hogers Geschichte der Kriegskunst angibt, an der Spiße der Artille rie gestanden war. Seit dem Jahre 1744, in welchem Theresta dem Fürsten Wenzel Liechtenstein die hohe Würde Ihres General - Artillerie - Direktors verliehen hat, begann dieser großherzige Fürst, ein Vorbild währen. Adels" und "ächters Vaterlandsliebe, mit bedeutendem Aufwande eigenen Vermö-1 gens die Versuche, auf deren Grunde er sein mit wenigeni Veränderungen noch heute als vorzüglich erprobtes Artille rie - System festseßte. Mit diesem trat die k. k. Artillerie zum ersten Male beim Beginne des siebenjährigen Krieges in einer Verfassung auf, deren Vollkommenheit von ganz Europa angestäunt wurde. Dieser Zweckmäßigkeit ihrer Einrichtungen, nebst dem, was der felbst als Feldherr bewährte Fürst für die Ausbildung und Erweckung rühmlichen Wetteifers in seinem Korps aufgeboten hatte, verdankte es die Lorbern, die Freund und Feind seinen Leistungen in den Schlachten von Prag, Kollin, Breslau, bei Landshut unter Rouvroi,

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bei Maren unter Schröder, bei der Belagerung von Schweidnik und bei der Vertheidigung dieser Festung 1762, in Lezz terer unter Frierenbergèrs Leitung, zuerkannten. Insoferne man daher eine auf streng wissenschaftlichen Forschungen und mehrjährigen, mit Aufwendung von Millionen vorgenome menen Bersuchen beruheade, nach den richtigsten Grundsäßen durchgeführte Umschaffung des Felds und Belagerungs-Ar-t tillerie - Materials einer der ersten Mächte als Einführungs eines Artillerie-Systems gelten lassen will, so kann, dem 1772 ́verblichenën Fürsten. Wenzel Liechtenstein die Glorie-eines 1: Gründers - des : der Zeit nach ersten alleri Artillerie Systeme nicht bestritten werden. Die Großmuth seiner Kaiserinn hat die von ihm erhaltenen Dienste auch für die Nachwelt in einem Denkmal von Erz aufbewährt, welches die Jahreszahl 1760 führt. *) Erst vier Jahre später fing man in Frankreich an, die von Gribeauvälin Östreich erlernten Verbesserungen der Geschüßeinrichtung in Versus chen zu prüfen; 1765 erfolgte die Einführung seinës Systems. Gribeauval hat die Grundtendenz des Liechtensteinischen Systems: Einfachheit, Solidität, bei ohne Eintrag des? Wirkungsvermögens thunlichster Erleichterung der Geschütze,› nach Frankreich übertragen. Wenn seine Artillerie hinter ihrem Vorbilde hauptsächlich an Beweglichkeit zurückblieb, so mußte er darin der herrschenden Ansicht einer Gegenpartei nachgeben, die damit nicht zufrieden gestellt, 1772 die Wiederannahme der frühern. Geschüßröhre erreichte, bis 17741 jene Gribeauvals neuerdings eingeführt wurden. Eine gründ

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*) Diefes Monument prängt in demselben Saale des Wiener Zeughauses, welchen mit der Monarchinn Höchsteigenen und des kaiserlichen Gemahls Büsten zu zieren, dem Fürsten erlaubt worden war. Nach Liechtensteins Tode ließ die hochherbige Theresia eine goldene Medaille prägen mit des Fürsten Brustbild und auf der Kehrseite mit der Inschrift; „Die Kaiferinn Maria Theresia dem Hersteller der Artillerie, dem in · Krieg und Frieden gleich großen Manne, Ihremi ünd des Vaterlandes Freunde.","

liche Geschichte des östreichischen Geschüßwesens, deren Erscheinen bis jekt leider noch zu wünschen bleibt, würde nuch die Ehre der Erfindung der in ganz Europa nach Gribeauval benannten hohen Laffetten für einen östreichischen Artillerie-Zimmermeister, Namens Reuter, ansprechen, der mit den ersten derselben von ihm erfonnenen dem Man= gel gewöhnlicher Laffetten während der Vertheidigung von Schweidnig abhalf, in welcher Gribeauval als Generalmajor dem Ingenieurdienste vorstand. Eine solche Reuterische Wall Laffette war noch 1803 in Olmüß aufbewahrt. Dem Schöpfer des ersten französischen Artillerie Systems ist jedoch die Ehre gesichert, die in Schweidniß erfahrenen Vortheile der Erfindung vollständig gewürdigt zu haben.

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Aus so vielen neuern Werken ist die Einrichtung des heutigen französischen Materials bekannt, auch in der ersten Zeit ihrer Annahme in dieser Zeitschrift dargestellt worden, ") daß sie hier füglich ganz übergangen, werden kann. Die Bez schreibung derselben in dem vorliegenden Hefte ist ganz ge eignet, die Wißbegierde eines jeden Militärs hierüber zu befriedigen. In einer bedeutenden Zahl Tabellen sind die vornehmsten Konstrukzions Verhältnisse, die Geschüßausrüstung und Schießtafeln mit Richtigkeit gegeben. Die besten Zeichnungen verschiedener Gegenstände sind mit guter Anordnung in 4 Steintafeln zusammengedrängt.

Der seit 1833 festgesette Friedens stand der französischen Feld- Artillerie besteht nun in 14 Regimentern, zusammen von 168 Batterien (Kompagnien), von denen 32 von reitender Artillerie find. Mit Einschluß Lesterer ist jedoch die wahrs scheinliche Feld Ausrüstung einer französischen Armee nur auf 96 Batterien, jede von 6 Geschüßen, anzunehmen, weil die andern 72 Batterien - Mannschaft nach dem früheren Verhältnisse für den Festungs-, Belagerungs- und Park

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*) Öftreichisch militärische Zeitschrift Jahrgang 1832, I. Heft.

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dienst nothwendig wird. Der komplete Friedensstand der französischen Artillerie an Pferden besteht in:

Offiziers Dienstreit Bugpferden

1134

3148
174

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96 des parcs d'Artillerie, was eine Gesammtzahl von 9060 Artilleriepferden beträgt; von den Regimentern allein für 672 fechsspännige oder 1008 vierspännige Züge genügend. In des Heftes zweitem Theile hat der Verf. die Bildungsanstalten dieser Waffe, dann ihre Eperzier- und Ma= növrir - Vorschrift im Auszuge auf eine zweckgemäße Weise gegeben.

576 bei den 36 Eskadrons des train

"Viertes Heft. Der darin gelieferten Beschreibung der würtembergischen Feld Artilerie ist die Ent= fchuldigung vorangefchickt, sich überzeugt zu haben, daß auch den Artillerien jedes der kleineren deutschen Staaten ein eigenes Heft gewidmet werden müsse. Der deutsche Militär, und insbesondere der vom Fache, wird diese größere Gründlichkeit gewiß beifällig aufnehmen, da nähere Bekanntschaft mit der Verfassung einer Artillerie, mit welcher man im engsten Verbande zu stehen vorhersehen darf, ́nicht anders' als sehr erwünscht seyn kann. Die würtembergische Artillerie hat die Wandlaffetten beibehalten und verbessert. Referent kann sich aus voller Überzeugung für die Bemerkung des Verf. erklären, daß der Mechanismus eines Materials über dessen größere oder mindere Brauchbarkeit weniger entscheidet, als vielmehr eine angemessene Leichtigkeit desselben im Vereine mit guter Verarbeitung eines sorgfältig ausgesuchten NohMaterials.

Die erwähnte Feld-Artillerie hat nebst den Sechs- und Zwölfpfündern nur Einen Kaliber Haubißen, nämlich den zehnpfündigen. Die Laffetten der 6pfündigen Batterien, — welche sämmtlich reitende sind, haben einen Siß für 2 Mann; 2 andere nehmen jenen auf dem Deckel des Wagens ein. Obwohl die Hälfte der Infanterie mit Perkussionsgewehren versehen ist, ward für Geschüße keine der versuchten Vorrichtungen der Art annehmbar befunden.

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