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stigen Verhältnissen bietet dieser Hafen einen sicheren Aufenthalt, selbst für die größten Schiffe. Nur im Winter fallen die Nordostwinde, die sich mit der größten Heftig keit von dem Hügellande herstürzen, lästig.

Diesen vortrefflichen Hafen in Besit zu nehmen, wurde im Sommer 1831 eine Flottille von 15 Segeln mit den nahe an 5000 Mann starken und unter dem Kommando des Gen. Bergmann stehenden Regimen= tern Nachenburg und Kozloff ausgeschickt..

Die Tscherkessen, welche die Ankunft der Russen in der Bai pon Ghelindschik erwarteten, hatten sich daselbst mit beinahe gleichen Streitkräften zur Wehre geseßt, und suchten mit aller Anstrengung, die Landung zu vers hindern. Nur mit vielen Opfern, und durch die Wirkung der Geschüße, deren die Tscherkessen ganz entbehrten, konnte es den Ruffen gelingen, ihre Gegner zurückzu« drängen, und die Landung zu bewirken. Dieselben hatten sich in ein Magazin, welches in dem zunächst liegenden Dörfchen Kuslize einige Jahre früher von Kaufleuten errichtet worden war, zurückgezogen. Hier war es, wo der Hauptkampf vorfiel. Erst nach einem lange an haltenden Geschüßfeuer und wiederholten Angriffen konn= ten die Tscherkessen daraus vertrieben werden. Das hinter dem Magazine liegende Katharinen Hölzchen konnte durch die vielen Kugelstreifen das beste, Zeugniß von der Lebhaftigkeit des Angriffes geben.

Nachdem sich die Tscherkessen in die entfernter lies genden Waldungen und Ortschaften zurückgezogen, las gerten sich die russischen Truppen neben dem verbrannten Dörfchen. Sie mußten aber auf steter Hut seyn, den allenfallsigen Angriffen der Tscherkessen begegnen zu kön nen, und erwarteten mit Sehnsucht das zu ihrer Unters

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kunft nöthige Bauholz, das ihnen von Kertsch und von Feodosia nachzuführen versprochen worden war.

Indeß war der Sommer verstrichen; die ungünstigen Winde hatten die Transportsschiffe zurückgehalten, und der Herbst drohte schon mit seinen Stürmen; ohne daß man die nöthigen Vorbereitungen hätte treffen köns nen. Die Mannschaft, mit allen Entbehrungen kämpfend, war den ewigen Neckereien der Tscherkessen ausgeseßt, und mußte sich noch dazu durch die angestrengteste Arbeit abmüden; da wegen Mangel an Pferden und Ochsen alles Bauholz aus den benachbarten Wäldern mit den Händen herbeigeschafft werden mußte. Es war gewiß keine Kleinigkeit, 3000 Mann in Hütten unterzubringen, zu deren Erzeugung beinahe alle Werkzeuge fehlten. Nur von den abgehärteten, an alle Entbehrungen gewohnten ruffischen Soldaten konnten solche angestrengte Leistungen vollbracht werden.

Da der Winter heran gebrochen, die versprochene Hilfeleistung aber noch nicht eingetroffen war, so ent schloß man sich, um vor den Anfällen der Tscherkessen mehr gesichert zu seyn, ein befestigtes Lager anzulegen, Sie wählten hierzu gerade nicht die für die Stärke der Befestigung geeignetste, vielmehr eine solche Stelle, die ihnen die bequemste schien. Dieselbe war am Fuße eines Plateaus längs dem Gestade des Meeres und am Ufer eines kleinen Baches gelegen, und hatte in ihrem Be= reiche mehrere von Eichen beschattete Quellen. Jedera mann lagerte sich, so gut er konnte, auf oder unter der Erde. Geflochtene mit Lehm angeworfene Zäune dienten statt Mauern. Dächer von Pfosten, mit Erde überworfen, oder in die Erde gegrabene Keller mußten zum ersten Schuß wider die Strenge der Jahreszeit die

nen. Ein großes an eine alte Eiche gelehntes Zelt wurde zur Kirche geweiht. Man baute Öfen, so gut man konnte. Die Soldaten formten Ziegeln, machten Rauchfänge, bearbeiteten das Holz auf alle Weise; sie machten in die Offiziershütten Fenster mit einigen aus den Schiffen herbeigeholten Glastafeln; sie waren Architek ten, Maurer, 3immerleute, Schlosser, mit einem Worte: die Soldaten waren und machten Alles.

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Um vor feindlichen Überfällen gesichert zu seyn, wurde das Lager mit einem Walle und einem tiefen Gra: ben umgeben. Auf den Brustwehren waren Schanzkörbe angebracht. Für 4 Kanonen wurden Plattformen errichtet. Als später, und zwar sehr spät, die Ingenieure mit dem Bau- Materiale ankamen, fanden sie wohl an der Wahl des Lagers und an der Befestigung Manches, be sonders aber das auszusehen, daß das Lager auf 300 Schritte vor einem Plateau angelegt war, von welchen es vollkommen eingesehen werden konnte. Sie mußten sich aber doch zufrieden geben, da sie die Erwiederung erhielten: daß die Tscherkessen wenig Munizion und gar keine Geschütze besißen, und man hauptsächlich den guten Landungsplaß und das vorhandene Holz und Wasser ber nüşen wollte; welche Bedingungen anderswo gänzlich fehlten. Indessen wurde ein, von den Ingenieuren später ausgeführtes, Fort auf dem Plateau projektirt, und für eine bequeme Unterkunft der Truppen gesorgt. Von dieser Zeit an, blieb Ghelindschik fortwährend von den russischen Truppen besetzt, und bewährte auch seine Wichtigkeit in den späteren gegen die Tscherkessen unters nommenen Feldzügen ; indem von hier aus Verbindungswege mit den innern Theilen des Landes erbaut, und auf diese Weise den Truppen Lebens- und Kriegsbedürf=

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nisse zugestellt werden konnten, die sonst beim Überschreiten des Kaukasus in den engen Gebirgsschluchten aufgehoben worden wären.

Der Zustand der Garnison von Ghelindschik hat sich natürlich seit seiner ersten Besißnahme bedeutend verbesfert. Die Soldaten wurden später von der Regierung mit allem versorgt; jede Kompagnie erhielt ihre Felder um die Festung zur Bebauung angewiesen; der fruchtbare Boden verschaffte denselben alle Genüsse; und man kann sagen, daß der Soldat wirklich recht angenehm hätte leben können, wenn nur die Tscherkeffen von ihren Beunruhigungen abgelassen hätten. Stets aber standen feindliche Vedetten auf den um die Festung liegenden Höhen, und benachrichtigten augenblicklich ihre in den benachbarten Dörfern zerstreuten Kammeraden über Ulles, was in die Festung oder aus derselben påffirte. Auf den ersten Schuß standen sie zu Hunderten bereit, so daß z. B. in Fällen, wo die Garnison ihr Wich auf etwas entfernter liegende Weiden treiben wollte, oft 200 bis 300 Mann, und auch Geschüße, zur Bedeckung mit gehen mußten.

Im Jahre 1837 als der thätige und sorgsame Lan, desvater Nikolaus Tscherkessien besuchte, überzeugte er sich auch in Ghelindschik von dem Zustande seiner braven, ihm ergebenen Truppen, die, wenn sie auch bei der ers sten Besißnahme dieses Hafens keine großen taktischen Erfolge aufweisen konnten, uns dennoch, wie der Verlust von 400 Mann, die gleich in den ersten Monaten, in Folge der übermäßigen Anstrengungen und Entbehrungen, zu Grunde gegangen, hinlänglich beweifet, ein schönes Beispiel von Ausdauer in Beschwerden geben, was unsere Bewunderung um so mehr ver

dient, da Nachenburg und Kozloff dieselben Regimenter find, die in den Jahren 1826 und 1828 in dem persischen und türkischen Kriege mit so viel Rühm gefochten, und die sich dann durch einen mehrjährigen Aufenthalt in dem schönen, südlich des Kaukasus gelegenen Georgien, wo alle Genüsse zu finden sind, so sehr an das Wohl= leben gewöhnt hatten.

Streffleur,

t. P. Oberlieutenant.

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