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am 2. Juni die Stadt Condé plündern, dann in Brand stecken, und marschirte nach Tournay ab. Auch die am Zusammenflusse der Scarpe und Schelde liegende Stadt Mortagne wurde von den Franzosen den Flammen geopfert und dann verlassen. Aus dem Lager bei Saint Crespin streiften 700 niederländische Fußknechte gegen le Quesnoy, wohin sich jene französischen Besaßun. gen zurückgezogen hatten, und dort sic mit der Haupts macht vereinigten. Graf Dammartin kam mit 500 fran. zösischen Reitern aus der Stadt, und ging auf die Nies derländer los. Ein Gefecht entspann sich, und nahm eine für die Franzosen günstige Wendung. Aber Jakob Galeotto feßte mit einigen Kanonen über die Honelle, und brachte die Franzosen durch deren lebhaftes Feuer zum Weichen.

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Kaiser Friederich hatte dem französischen Kö nig mit einem Reichskriege gedroht, wenn er sich nicht aller ferneren Ansprüche auf die als deutsche Reichslehen rechtmäßig an den Erzherzog Mar übergegangenen niederländischen Provinzen enthalten, und die beseßten deuts schen Städte Cambray, Toul und Verdun räumen würde. Durch ein zu Gräß am 31. Jänner erlassenes Patent wurde bereits das Reichsheer gegen den Usurpator aufgeboten. Auch die Könige von Kastilien und Aragonien drohten mit Krieg, wenn Ludwig XI. die Niederlande nicht in Ruhe lassen würde. Schon hatten die Spanier einen Einfall nach Languedoc ausgeführt. Der König von England schickte einen Gesandten, Papst Sixtus VI. einen Legaten ab, um den Streit zwischen beiden Fürsten zu vermitteln. Diese Verhältnisse bewogen den König, mit scheinbarer Bereitwilligkeit den Erzherzog zu Unterhandlungen einzuladen. Am 6. Juni wurde ein

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Waffenstillstand auf acht Tage abgeschlossen. Dieser wurde dann noch um fünf Tage verlängert. Der König fühlte dringendes Bedürfniß, für einige Zeit Ruhe zu ge winnen, die er dazu anwenden wollte, um Verräther zu erkaufen, und durch gewohnte listige Umtriebe das Gelingen künftiger Kriegsunternehmungen vorzubereiten. Der Erzherzog aber durchblickte vollkommen die treulofen Absichten Ludwigs, und suchte die Schlacht, eben weil der König ihr auszuweichen wünschte. Er rückte vorwärts, stellte das Heer in Schlachtordnung, und ließ den König durch einen Herold zum Kampfe herausfordern. Die Franzosen blieben jedoch unbeweglich. Da es nun beiden Heeren an Lebensmitteln gebrach, erzwang die überall drohende Hungersnoth eine scheinbare Einigung. Am 4. Juni wurde in Maximilians Lager bei Vieux Vendin (Vendin-le- vieil) der Stillstand auf ein Jahr abgeschlossen. Ludwig, welcher den Vertrag am 11. zu Arras ratifizirte, verpflichtete sich, „die dem deutschen Reiche abgenommenen Städte, und was er in den Grafschaften Hochburgund und Hennegau sich angeeignet, dann die Stadt Tournay, binnen Monatsfrist zu räumen, und für die Zukunft die Neutralität dieser letteren Orte und Provinzen anzuerkennen. Die übrigen Landschaften und Städte sollten einstweilen in ihrer gegenwärtigen Lage verbleiben, und über Frankreichs Ansprüche auf einige derselben die Unterhandlungen sogleich beginnen. Gegen denjenigen der beiden unterzeichnenden Fürsten, welcher den Stillstand bräche, würde von Kaiser und Reich die Acht, vom Papst der Kirchenbann verhängt werden, und der König von England sollte denselben zu Wasser und zu Lande bekriegen." Die Franzosen verließen also im Juli Cambray,

le Quesnoy, Bouchain, Antoing, Lournay, Verdun und einige andere Orte. Das Schloß von Cambray erhielt eine gemeinschaftliche Besatzung. Die Räumung Hochburgunds wurde aber nicht einmal begonnen. Der Vertrag ließ die Franzosen im Besiß der übrigen eroberten niederländischen Provinzen, nåmlich: der Piccardie, des Artois und des Herzogthums Burgund.

Am 22. Juni, als der Erzherzog noch beim Heere im Lager sich befand, um den Rückmarsch der Franzosen aus den zu räumenden Städten und Landschaften zu erwarten, wurde ihm zu Brügge ein Sohn Philipp geboren.

Ludwig XI. fuchte, sich für die Zukunft durch die Bündnisse zu stärken, welche von ihm im Laufe des Jahres mit dem Grafen Philipp von Bougè und Bresse, einem Onkel des Herzogs von Savoyen, am 13. September, - am 9. Oktober mit dem König Ferdinand von Aragonien und mit deffen Gemahlinn Isabelle von Kastilien, in eben diesem Monate endlich auch mit Katharina von Geldern, welche den Aufruhr gegen den Erzherzog in jener Proving leitete, abgeschlossen wurden. Mit England und den Eidgenossen ließ Ludwig die Unterhandlungen thätigst fortseßen.

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IV.

Die Besißnahme der Bai von Ghelindschik am schwarzen Meere durch die Russen im Jahre 1831. *)

Die Länder zwischen dem schwarzen und dem kaspischen

Meere bis herunter an den Araxes Fluß gehören zu dem russischen Reiche. Mitten in diesen Gebietstheilen liegen aber die sogenannten freien Bergvölker des Kaukasus, welche nicht nur die russische Oberherrschaft nicht anerkennen wollen, sondern sogar schon verheerende Einfälle in den angrenzenden russischen Bezirken unternommen haben. Vielfältig wurden sie dabei von andern Nazios nen mit Waffen und Munizion unterstüßt. Besonders waren es die Türken, welche ihnen gerne Vorschub leisteten, zu deren Gunsten sie auch in dem leßten russisch - türkischen Kriege feindselig gegen Rußland auftraten. Durch den im Jahre 1829 abgeschlossenen Frieden von Adrianopel entgingen zwar die kaukasts schen Lande dem türkischen Einflusse, und Rußland ers warb die unbeschränkte Oberlehensherrschaft über TscherEessien und das ganze Küstenland am schwarzen Meere, von Anapa bis zum Fort St. Nikolaus. Uber demungeach=

*) Frei bearbeitet nach den Reiseberichten des Frederic Dubois de Montpereur in dessen Voyage autour du Caucase. Tome I.; Paris 1839.

tet fuhren die Tscherkeffen mit ihren Streifzügen fort; so daß sich Rußland genöthigt sah, diese Friedensstörungen mit Gewalt der Waffen zurückzuweisen.

Der Regierung war es nicht entgangen, daß die Tscherkessen durch fremde Schiffe, unter dem Vorwande von Handelsverbindungen, immer noch Zufuhren von Kriegsmaterial erhielten, und sie glaubte daher, am ein, fachsten an das Ziel zu gelangen, wenn sie den TscherEessen alle Verbindung mit den Türken und den andern Nazionen abschnitte.

In dieser Absicht blockirte sie die ganze Küste von Tscherkessien und Alkhasten, und suchte, in die wichtigsten Küstenpläge Garnisonen zu legen. Unter diesen Pläßen schien helinds chik, welches noch von den Tscherkessen beseßt war, wohl der wichtigste zu seyn; da er längs der ganzen Küste den geräumigsten und sichersten Hafen enthält.

Dieser Hafen von Ghelindschik hat beiläufig 3 Werste Breite und 2 Tiefe, und bildet ein Oval, welches sich auf einer der längeren Seiten in der Breite von einer Werst öffnet. Es ist ein schöner Bassin, welchen die Natur in einer Lage von Schiefersteinen gleichsam ausgehöhlt hat. Weder ein Fluß, noch die Fluth verschütten diese Bai. Ullenthalben ist der Grund sicher und gleichförmig. Die Tiefe wechselt zwischen 30 und 40 Fuß. Die Einfahrt in die Bai ist sehr bequem. Der Arm oder Kap, welcher dieselbe von Süden schließt, ist ein sanft abgerundetes Plateau von höchstens 180 Fuß Höhe über der Meeresfläche. Die übrige Strecke derselben wird von einer 3 bis 4 Wersten breiten Fläche umgeben. Hinter dieser Fläche erhebt sich Hügelland. Die Ufer haben durchgehends eine fanfte Böschung von nur einigen Fuß. Unter solchen güns

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