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II.

Des Erzherzogs Marimilian Feldzug 1477 gegen Frankreich.

Des Erzherzogs erste Unterhandlung mit König Ludwig XI. - Die Franzosen belagern Arras. Des Erzherzogs Rüstungen. Die Niederländer überfallen Saint Amand, entsehen Arras, vereiteln des Königs Anschlag auf Saint Thomas. Französische Raubscharen an der Lys werden geschlagen. Wilhelm von Ahrembergs Verrath wird entdeckt. Der Erzherzog blockirt Tournay. Waffenstillstand Burgunds mit Frankreich zu Lens. Unterhandlung des Erzherzogs mit den Eidgenossen, und Abschluß des Friedens zu Zürch. Überfälle der Niederländer auf französische Scharen in Saint Crespin und bei Chimay, dann auf diese lettere Stadt selbst. Eroberung einer

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französischen Flottille im Kanale la Manche.d

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Achtzehn Jahre zählte Maximilian, als er die Hand der burgundischen Marie erhielt. In seinem ents schlossenen Geiste fand er die Mittel, den erschöpften, in sich selbst uneinigen, und von einem mächtigen Nachbar bedrohten burgundischen Staat vom Rande des Unterganges zu retten. Die niederländischen Provinzen, welche durch diese Ehe an das östreichische Haus gelang= ten, bestanden in den Herzogthümern Burgund, Brabant, Limburg, Luxemburg, Geldern,

den Grafschaften Hochburgund (Franche-Comté), Holland, Seeland, Flandern, Artois, Hens negau, Namur, 3ütphen, der Markgrafschaft Antwerpen, und den Landschaften Mecheln und West-Friesland. Da ein Theil dieser Provinzen von König Ludwig XI. mit Waffengewalt beseßt worden war, so berieth sich der Erzherzog mit den Ständen über die Mittel, wie diese ufurpirten Länder Frankreich wieder abgenommen werden könnten. Man kam überein, fürs Erste den Weg der Unterhandlungen zu versuchen.

Am 27. August, acht Tage nach seiner Vermählung, schrieb der Erzherzog an König Ludwig. Er beklagte sich über die von dem Könige verübten vielfachen Verlegungen des Vertrages von Souleuvre, demzufolge der Stillstand zwischen Frankreich und Burgund noch sieben Jahre hätte dauern sollen; während der König feiner Gemahlinn Marie bereits viele ihrer Länder treulos geraubt hatte. Marimilian erklärte sich dennoch ganz geneigt, alle zwischen den beiden Staaten obschwebenden Mißhelligkeiten im friedlichen Wege zu schlichten. Doch würde Frankreich seine Angriffe gegen Burgund fortseßen, so werde der Erzherzog in seinem eigenen Muthe und in dem Beistande seiner Freunde die Mittel zum kräftigen Widerstande finden."

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Der König antwortete heuchlerisch: „Er habe bei seiner Krönung zu Rheims geschworen, die Rechte der französischen Krone geltend zu machen. Aus seiner königlichen Pflicht habe er die vom Herzoge Karl besessenen französischen Mannslehen nach dessen Tode einziehen, für einige andere der auf Marien übergegangenen niederlän= dischen Besitzungen die Frankreich gebührende Huldigung fordern müssen."

Jim Namen des Kaisers traten die Erzbischöfe von Mainz und Trier, im Namen des Erzherzogs der Bischof von Tournay, die Reise an das französische Hofs lager an, wo sie die Räumung der Niederlande und der Reichsstadt Cambray verlangen sollten. Aber als sie zu Lille eintrafen, wurde ihnen angezeigt, daß König Lude wig das freie Geleite für die Gesandten verweigert habe. Diese kehrten daher unverrichteter Dinge zurück.

Philipp Descordes Graf voh Crevecöur befehligte das französische, im Artois, besonders in der Umgegend von Terouenne, aufgestellte Heer. Dieser hatte den Grafen von Nepers mit einem starken Korps vor Artas geschickt. Der offene Angriff wurde thätigst betrieben, und manche Kriegslist vergeblich angewendet, um den tapferen Vertheidiger der Stadt, Wouter_von Doyen, zu besiegen.

Während dieser Zeit wurden die Kriegsrüstungen in den Niederlanden thätigst betrieben. Der Landgraf Heinrich von Hessen kam mit 3000 Deutschen an. Diese bildeten den Kern des sich in Flandern sammelnden Heeres, zu dem die Antwerpner 300 Knechte, 20 Reiter und 4 Feldstücke, und andere Städte verhältnißmäßige Kontingente fchickten. Das Heer hatte eine Stärke von 8000 Mann erreicht, als Marimilian, durch die völkerrechtswidrige Zurückweisung jener Gesandten nun völlig überzeugt, daß von Ludwig XI. keine aufs richtige Versöhnung zu erwarten sey, in den ersten Tagen des Septembers beschloß, die zunächst von den Franzosen bedrohten Städte mit starken Besaßungen zu fichern. Den Grafen Egmond schickte er, mit einem Bortrab von 100 deutschen Reitern und den Scharen der Antwerpner, voraus nach Valenciennes. Dieser

überfel auf seinem Marsche das von den Franzosen beseßte Städtchen Saint Amand an der Scarpe, und hieb 150 der Lehteren nieder. Bei diesem Überfalle geriethen

Abtei und Stadt in Brand.

Der Graf von Romont und der Landgraf von Hessen schlugen durch überraschenden Angriff das französische Belagerungskorps vor Arras. Crevecöur selbst und Nevers flohen nach Blangy an der Ternoise, und die Sieger hielten einen' triumphirenden Einzug in die befreite Stadt. - Am nächsten Morgen zogen die burgundischen Generale nach Saint Thomas, welches bereits durch von Crevecöur eingeleiteten Verrath in größter Gefahr stand. Der Landgraf von Hessen übernahm selbst den Befehl über die Besaßung. Der von Ludwig XI. mit 3000 Kronen erkaufte Schulmeister Jan de la Haye wurde verhaftet, und verrieth in der Tortur seine Genoffen. Als dann der König selbst mit einem Korps der Stadt nahte, um sie auf die verabredete Weise ohne Schwertftreich in Besit zu nehmen, erblickte er die Leiche des Verräthers am Stadtthore aufgehängt, und zog sich eilends nach Terouenne zurück. Aus Wuth über das Mißlingen des Anschlags ließ er durch den Seneschall der Normandie die flandrischen offenen Orte an der Lys mit Feuer und Schwert verheeren. Diese Raubscharen nahten Ypern, wo damals eben Mar und Marie Hof hielten, bis auf drei Meilen. Der Erzherzog schickte den General Jan de Gheeft mit einem Korps ab, der die franzősischen Banden in die Flucht schlug, und ihnen die gu= sammengeraubte Beute wieder abnahm.

Wilhelm von Ahremberg, Graf de la Marche, genannt der Eber der Ardennen,

war

evenfalls von Ludwig XI. zum Verrath gegen den Bischof

von Lüttich, so wie gegen den Erzherzog, gewonnen worden. Wilhelm wagte es, am Hoflager zu Namur zu erscheinen. Aber seine Umtriebe wurden entdeckt, und er gefangen nach Lüttich zur Untersuchung seiner Frevel gesendet.

Mar folgte nun seiner Vorhut ins Hennegau mit dem lehten Theile des Heeres, umgeben von der 1000 Mann starken, von den Städten Gent und Brügge aufgerichteten Leibwache. Der Marsch ging über Ypern, Lille, Douay, Valenciennes, nach Mons (Bergen), der Hauptstadt der Provinz. Dann begann der Erzherzog die Blockade von Tournay, und wollte diese an der Schelde liegende Stadt durch Hunger bezwingen. Den Entsag oder die Zufuhren zu erschweren, wurden auf drei Meilen im Umkreise alle Bäume umgebauen und alle Brücken abgeworfen. Indeß hatte die Blockade nur wenige Tage gedauert, als es den Franzosen, weil die von Maximilian angeordneten Einschließungsarbeiten, troß aller Anstrengung, noch bei weitem nicht beendigt waren, gelang, eine beträchtliche Zufuhr in die Stadt zu bringen. Daher hob der Erzherzog die Blockade auf, und marschirte nach Flandern zurück.

Der König mochte seine Eroberungen nicht gerne aufs Spiel feßen. Er hatte sich nun bereits überzeugt, daß Marimilian den festen Willen hatte, der französischen Usurpazion auf das Äußerste zu widerstehen; daß alle niederländischen Parteien, nur jene der von Frankreich erkauften Verräther ausgenommen, sich um ihren jungen Fürsten zur Vertheidigung des Vaterlandes vereinigten; daß die tapfersten Ritter und Krieger Deutschlands nach den Niederlanden eilten, um die gerechte Sache mit ihren Schwertern zu unterstüßen. Er that

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