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Kanonen und, nach den während der Reise erlittenen Verlusten, noch 6190 Mann zählte. Widrige Winde und gänzliche Windstille hielten die Flotte auf der Höhe von Altea zurück; da schlug der Wind um, und sie ges langte am 7. in die Nähe von Barcellona. Leake ging am 8. vor Anker. Graf Peterborough hatte bei Sitjas das Admiralschiff bestiegen, und in seiner Eigenschaft als Generalissimus der See- und Landmacht den Oberbefehl der Flotte übernommen. Viele kleine Fahrzeuge von den nahen Küsten standen bereit, um die Truppen schneller zu landen, von denen noch am Abend des 8. Mai 3000 Mann, hinter dem Wallbruche bei San Pablo aufgestellt wurden. Lautes Jauchzen erscholl durch die bisher verödet gewesenen Straßen, und noch an diesem Lage verrichtete der fromme Karl III. fein öffentliches Dankgebet für die ausgiebige Hilfe, und ernannte die Grafen Uhlefeldt'und Noyelles zu Feldmarschällen.

Marschall Tessé war von diesen Ereignissen nicht überrascht; er hatte selbe kommen sehen. Aber auch die Spanier begriffen nun die Unmöglichkeit eines Sturmes, so wie überhaupt einer Unterwerfung dieses Plages, der durch 6000 Mann frischer Truppen und neue Vorräthe an Mund- und Kriegsbedarf verstärkt worden war; indessen für das Belagerungsheer mit dem Abgang der Flotte alle Zufuhr aufhörte. Nur die Waffenehre war es, welche den Marschall bewog, am 9. und 10. mit dem Brescheschießen und Bombardement fortzufahren. Durch Überläufer erfuhr man bald, daß er im Begriff stehe, in aller Stille abzuziehen, und sich mitten durch das bewaffnete Land einen Weg nach Roussillon zu bahnen. Karl III. erließ schon vorläufig alle Anordnungen,

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welche auf die Störung dieses Marsches bis an den Ter Bezug nahmen. Peterborough weigerte sich übrigens, daran Theil zu nehmen; „die Truppen seyen ermüdet von der langen Seereise." So blieb die Verfolgung größtentheils den Miguelets und dem Landvolk zugewiesen, war also weder geregelt, noch kräftig, und rettete das französische Heer, von dem unter andern Umständen Wenige entkommen seyn würden; da dessen Bataillone kaum noch 300 Mann zählten.

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2m 11. Maisammelte der Marschall seine Truppen, theilte 50,000 Razionen Zwiback unter sie aus, verbrannte und zerstörte, was er nur immer von seinen Vorräthen und seinem Materiale zu vernichten im Stande war, und schickte sich, durch den Ausspruch des am 10. gehaltenen Kriegsrathes ermächtigt, zum Abmarsch an. Der alte Montjuich wurde seit drei Tagen zur Zerstörung durch Minen vorgerrichtet, die im Augenblick des Abzuges gezündet werden sollten, von denen man aber, durch Deserteure verständigt, am andern Tage noch zu rechter Zeit die meisten auffand. Nur der Minenofen im rechtsfeitigen Bastion der Stadtfrente flog auf, und stürzte das morsche Gemäuer ein. Noch ehe der Tag des 12. Mai graute, traten die Franzosen, -mit Zurücklaffung von 2000 Kranken und Verwundeten, den Heimweg über San Andreu und Hostalrich an. GL. d’Asfeldt führs te die Vorbut; Teffé selbst die Nachhut. Als die Morgennebel sanken, zeigte sich ein heiterer Frühlingstag. Da verfinsterte sich gegen neun Uhr Vormittags die Sonne so plöhlich, daß man die Sterne am Firmas ment erblickte, und alle Welt schrie über Wunder, und prophezeite den Bourbons schweres Unheil; ein Glaube, der noch dadurch bestärkt wurde, daß an demselben Tag

bei Manresa ein Schwarm Adler in den Lüften schwebte; was man als eine gute Vorbedeutung für das Haus Habsburg ansehen wollte. Die Dunkelheit war so groß, daß die Truppen ihren Marsch nicht fortseßen konnten. Selbst die Thiere schienen Bangigkeit zu empfinden, und blieben öfter zitternd stehen. Vol düstern Sinnes, aber gewaffnet mit Standhaftigkeit, ritt Philipp mit Eleinem Gefolge in der Mitte der Seinen. Mit freudigem Muthe, das Zeichen des Himmels erkennend, stürzten sich die Katalanen, gefolgt von der regulären Reiterei der Garnison, auf den abziehenden Gegner, und nahmen Rache für die Gräuel der verwichenen Nacht, wo die Franzosen rings un die Stadt Alles in Brand gesteckt hatten; so daß man beim Widerschein der Flammen auf eine Stunde weit die kleinste Schrift lesen konn te. Das ganze Land zu beiden Seiten der RückzugsstraBe stand unter den Waffen, und wollte zur gänzlichen Vertilgung des gehaßten Feindes beitragen, der jeden feiner Schritte mit Blut und Verwüstung bezeichnetė; gleich als ob er sich an den Wehrlofen für den verfehlten Sieg zu rächen gedenke. *) Alle Gebirgspäffe waren mit bewaffnetem Landvolk verlegt; die gerade Straße auf Gerona gesperrt. Nur auf Umwegen, über schlechte. Seitenpfade, gelangten die Franzosen nach Um pourdan. Teffé übernachtete am 12. zu Moncada, am 13. in Rocca, und erreichte über San Seloni am 26.

*) Sogar die ämtlichen Quellen sagen, daß die Franzosen bei dieser Gelegenheit viele Menschen geviertheilt, in die Flammen geworfen, oder ins Wasser gestürzt, die Ortschaften geplündert und die Gotteshäuser ver brannt hätten.

Östr. milit. Zeitschr. 1839. II.

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Torovilla, am 27. Figueras, und zwei Tage später Prats de Mollo in Roussillon, nachdem er auf dem ganzen Zuge bis dahin abermals über 2000 Mann an Todten und Überläufern, nebft 6 Geschüßen, eingebüßt hatte.

In einer fruchtlosen vierzigtägigen Belagerung hatte Philipp nahe an 6000 Mann geopfert, wenn man den Verlust auf dem Rückzuge einrechnet. Siebenunddreißig Tage offene Tranchees, 23 Kanonen-, 7 Kefsel= Batterien, mit 181 Kanonen, 61 Mörsern, 4300 Kurrentklafter Laufgraben gegen den Montjuich, 5500 Kurrentklafter gegen die Stadt, waren vergeblich aufgewendet; ein unermeßliches Materiale und kostspielige Vorräthe theils zerstört, theils den Alliirten überlassen. Nach den noch vorhandenen Inventarien fand die Garnison, als dieselbe am 12. Mai ins französische Lager drang, 106 metallene Geschüße von 24, 30 und 40pfündigem Kaliber; 23 metallene, 35 eiserne Mörser, 12 eiserne Mörserschleifen, viele Glühöfen; eine wohl versehene Feldapotheke; 5000 Fässer Pulver, 4000 Stückkugeln, 2000 Bomben, 10,000 Royals und Handgranaten, 500 Faffer mit Flintenkugeln, 250 Zentner Blei, 40,000 Patronen, 700 Flinten, 2300 Degen und Säbel, 10,000 Paar Schuhe, 8000 Stück Schanzzeug spanische Reiter, Körbe, Pallisaden, Leitern, u. dgl., 35 neue Proßen und eben so viele Munis zionskarren, 8 Fässer mit Brandzeug, 4000 Sandsäcke, 13,000 Säcke Mebl, 10,800 Säcke Korn, 6800 Säcke Gerste, 8000 Säcke Hafer, nebst vielem Heu und Stroh.-

Für die Befreiung der Hauptstadt wurde am 15. Mai in der Domkirche ein Tedeum abgehalten, und von

der Flotte und der Garnison eine dreimalige Salve gege ben. Mit der Nachricht vom Entsaße Barcellonas sendete der König den kurz vor der Belagerung aus Lissabon eins getroffenen Grafen Kessel nach Wien, wo man mit völligem Rechte dieses Ereigniß für folgenreicher ansah als eine gewonnene Schlacht. —

Philipp traf am 22. in Perpignan ein, und befahl dem Heere, ihm durch Navarra zu folgen; wäh rend er für seine Person nach Madrid voran eilte. Nur, 10 Bataillons, 12 Eskadrons (3000 Mann Infanterie, 1000 Dragoner) blieben unter dem Herzog Noailles an der Grenze von Roussillon zurück. ̧

Bei der Nachricht vom Abzuge der Franzosen aus Katalonien ließ sich Saragossa nicht länger halten, Karl III. zu erkennen. Ein Volksaufstand war dort nahe.

Die Festung Gerona war, so lange Philipp vor Barcellona stand, durch einen Theil der Garnison von Rosas und etliche Marinetruppen blockirt gewesen, auch aus mehreren schweren Geschüßen von Zeit zu Zeit be= schossen worden. Kaum hatte man noch Zeit gefunden, diese Stücke nach Colliouvre abzuführen. Der Festungskommandant GM. Palm führ jeßt in den Vertheidigungsarbeiten dieses Plaßes fort. Das von Teffé an der Grenze von Aragonien zurückgelassene kleine Korps war im Laufe der Belagerung zum Theil vor Barcellona gezogen, meist aber durch die bewaffneten katalanischen Banden aufgerieben oder zerstreut worden. Mit Ende Mai stand kein Franzose mehr auf katalonischem Boden, die Besaßung von Rosas ausgenommen.

(Die Fortsehung folgt.)

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