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in die Hände der Franzosen, welche bis zu dieser Zeit durch Gefechte, Krankheiten und Deserzion bereits 4000 Mann verloren hatten.

Noch am Abend des 25. wurden die Laufgraben gegen den Plaß selbst, gleichfalls auf beiden Flügeln, nämlich vor dem Montjuich und beim verdeckten Kreuz, eröffnet. Die angegriffene Fronte war jene, welche auch die Alliirten im vorigen Jahr gewählt hatten. Man hoffte noch immer, den Plaß baldigst zu erobern. Das Fort beherrschte die Stadt; ein Bombardement konnte viel ausrichten; starke Batterien sollten die nur schlecht mit Erde geschlossenen alten Wallbrüche wieder öffnen, 105 Kanonen, 43 Mörser den Weg zum Sturm der Hauptumfassung bahnen. -So dachten die Franzosen.

Am 26. geschah ein Ausfall, wobei ein Theil der Laufgraben eingeebnet, und die Wache zurückgeworfen wurde; während die Miguelets bei San Geronimo in einem blutigen Gefechte vier Gebirgskanonen erbeuteten. Am Abhang des Montjuich wurden die Batterien XIX auf 8 Kanonen gegen das Thor Santa Madrona und den Bastion Rey, jene Nr. XX auf 8 Mörser, und XXI auf 9 Kanonen gegen den alten Wallbruch erbaut, während andere 25 Mörser aus dem alten Fort, und von den Bombarden auf der Rhede, die Stadt unaufhörlich bewarfen. Etliche Geschüße in diesen Batterien wurden am 28. durch die Artillerie des Vertheidigers demontirt. Endlich-legte man noch die Batterie XXII auf 3 Kanonen gegen das Bollwerk San Antonio und die anstoßende Kurtine, XXIII auf 6 Kanonen gegen das Thor Santa Madrona und die Hauptumfassung, XXIV auf 5 Kanonen zur Ricochetirung des Wallganges zwischen San Pablo und San Antonio, an.

Die Ricochetbatterie XXIV auf 5 Kanonen wurde auf dem äußersten linken Flügel des Angriffs im freien Felde errichtet. Am 29. begann man den Bau der Breschbatterien XXVI auf 6 Kanonen, XXVII auf 10 Kanonen, XXVIII auf 17 Kanonen, lauter Viers undzwanzig- und Vierzigpfünder. Alle drei lagen noch zwis schen dreihundertdreißig und dreihundertfünfzig Schritte vom Ziele, und faßten bloß die linke Face des Bollwerks San Antonio und die alte Bresche. Am leßten April gegen Mitternacht kam Prinz Heinrich auf einer mit 50 Grenadieren bemannten Felukke abermals nach Barcello= na, `und besah am folgenden Tag, in Begleitung des Gouverneurs, die gesammten Vertheidigungsanstalten.

Da der Angreifer am 1. Mai mit Batterieentladungen (Abfeuern aller Geschüße einer Batterie zugleich) schoß, so wurde der nur dürftig geschlossene alte Wallbruch gar bald wieder vollkommen gangbar; doch räum'te die Garnison diesen, und den andern im Bollwerk San Antonio, jede Nacht wieder auf, und hinderte durch ihre Steinmörser das rasche Vorrücken der Sappen, welche damals schon zum Theil den Fuß des Glacis erreicht hatten. Ein glücklicher Schuß, den ein Konstabler vom Bastion Rey that, zündete den Pulvervorrath einer französischen Batterie am Abhang des Berges. Mannschaft und Geschüße flogen in die Luft.

Das Bombardement hatte indessen mit gleicher Heftigkeit gedauert. Der Augenblick stand nahe, wo Barcellona fallen mußte, wenn ihm keine Hilfe von Außen wurde. Die meisten Häuser lagen in Trümmern, oder waren niedergebrannt, kurz nicht mehr bewohnbar, -die Straßen aufgewühlt von den Hohlkugeln und unzugänglich bei der stets drohenden Gefahr, von den stür

zenden Gebäuden zerschmettert zu werden; die Bürgerschaft wohnte in den Kellern. Kaum 1000 Mann alter Soldaten waren noch vorhanden, der Rest lauter junge Leute, oder bewaffnetes Landvolk, mit viel Muth, aber wenig Erfahrung. Die Stadtmauern selbst lagen in Schutt, die Brustwehren theilweise im Graben; die Wallgänge waren völlig gestaltlos von den dieselben durchwühlenden Bomben geworden; die eine Bresche war gangbar, die andere nahe daran, dieß zu werden. Da erfuhr man daß Admiral Leake in den Gewässern von Alicante angekommen sey. Soldaten und Bürger faßten neuen Muth, und Alles drängte sich zur Arbeit an den Abschnitten hinter den beiden Wallbrüchen, welche mit doppelten Pallisaden und tiefen Graben versehen wurden, und in den Flanken Geschüßbatterien erhielten.

Die Franzosen hatten mittlerweile noch die Kesselbatterie XXIX auf 10 Mörser, und eine leßte Breschbatterie Nr. XXX auf 30 vierzigpfündige Kanonen, nur achtzig Schritte vom Fuß des Glacis erbaut, und obschon ein großer Theil der Projektilen über den Wall in die Stadt flog, so wurden doch auch wieder viele Ar= beiter an den Abschnitten getödtet, wo Fürst Liechtens stein und Prinz Darmstadt, zur Aufmunterung der Übrigen, selbst mit Hand anlegten. Am 5. Mai rückte der Angreifer mit der Sappe auf der Kapitale des Boll werkes San Antonio bis auf die Höhe des Glacis, und stellte dort eine Verbauung her; während vor der alten Bresche die Annäherungen in kurzen Wendungen bis an den Fuß des Glacis getrieben wurden, und man die beis derseitigen Angriffe durch eine Parallele verband, zugleich aber den Mineur versenkte. Um dieselbe Zeit waren aber auch die Abschnitte des Vertheidigers sturm i her

gestellt. In einem Ausfall am 6. Mai drangen die Dra goner des Regiments Sinzendorf, nebst einer Abthei lung Miguelets, bis nahe an Philipps Wohnung in Sarria, warfen sich auf ein dort stehendes Haus, in welchem sie 19 Mann nebst etlichen Offizieren nieder machten, und ihre Vortheile weiter verfolgten; als die überlegene französische Reiterei sie wieder zum Rückzuge zwang. Bei dieser Gelegenheit zeichnete sich der kaum dem Knabenalter entwachsene Kornet Marquis Guadagni, der wenig Wochen früher noch die Dienste eines Pagen bei Karl III. verfah, durch seltene Kaltblütigkeit aus, und verlor sein Pferd, -- von sieben Kugeln ge= troffen, unter dem Leibe. Der Kampf hatte auf verschiedenen Punkten schon mehrere Stunden gedauert; einige hundert Mann von beiden Seiten bedeckten die Wahlstatt; die Katalanen gaben kein Quartier. Da, zwang sie die stets wachsende Übermacht, an den Rückzug zu denken.

Schon am nächsten Tage geschahen wieder zwei Ausfälle; die Spiten der feindlichen Annähe rungen und die vordern Batterien wurden theilweise eingeworfen, der Mineur verschüttet. Einige Handgra naten, in fünfzig Fässer Pulver bei der Batterie Nr. XXX geworfen, richteten bedeutende Verheerungen an. Aber 80 Kanonen, welche seit sechs Tagen in beständiger Thätigkeit waren, und wovon 63 nur allein Bresche schoffen, hatten endlich ihr Übergewicht behauptet, und man gedachte am Abend des 7., den Hauptstarm anzulegen; der übrigens, nach des Marschalls Ansicht, noch immer gefährlich blieb, weil 10,000 Mann von den nahen Höhen herab, die Franzosen in demselben Augenblick im Rücken anfallen konnten, wo diefe die

Wallbrüche erstiegen. Teffé mußte abermals dem Einflusse der spanischen Großen in Philipps Gefolge nachgeben.

Schon waren die Kolonnen bestimmt, und allen Truppen ihre Aufstellungspläße bezeichnet; da gab um vier Uhr Nachmittags das französische Admiralschiff ein Signal; es entstand eine allgemeine Bewegung unter der Flotte, und noch ehe der Tag sich neigte, entschwand mit günstigem Winde ein Schiff nach dem andern dem katalanischen Ufer, als eben die Guerillas auf dem Berge San Geronimo durch ihre Freudenschüsse verabs redtermassen die Nähe der verbündeten Flotte dem hart bedrängten Plage verkündeten. Seit 6. Mai hatte der Graf von Toulouse von dieser Flotte bestimmte Kenntniß, deßhalb die Anker gelichtet, und sich etwas weiter in die hohe See gezogen, um beim Erscheinen der ersten feindlichen Segel das Weite zu suchen. Seit dem Tage von Malaga war dieß in der französischen Mas rine Grundsaß geworden. Am 8. verfolgten 3 Fregatten und etliche bewaffnete Barken die leßten französischen Schiffe, und eroberten noch drei derselben. Etliche Stun= den später ging die verbündete Flotte im Hafen von Barcellona vor Anker, unter dem Jubel des Volkes in der Stadt und auf dem nahen Gebirge.

Als die Nachricht von Barcellonas Belagerung in Lissabon eingetroffen war, hatte ein Kriegsrath die schleunige Unterstützung dieses Plages entschieden. Die Flotte nahm 8 Bataillons (4000 Mann) Landtruppen an Bord, und steuerte ins Mittelmeer. Admiral Byngs, der 4 Bataillons (3000 Mann) aus Irland nach Spanien führte, traf bei seiner Ankunft im Lago den Bes fehl, der Flotte zu folgen, und holte diese auch wirklich ein, so daß dieselbe nunmehr 55 Kriegsschiffe mit 970

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