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zosen in muthigem Anlaufe sich gegen die Wallbrüche stürzten, welche aber der Vertheidiger stark beseßt hielt. Einige höhere Offiziere vom Regimente Maine und von Sillery Grenadiere waren die Ersten auf der Bresche, als fie mit den von der Garnison vorgerichteten Fladderminen aufflogen. Es entspann sich ein heißer Kampf mit blans ker Waffe, der drei volle Stunden dauerte, und in welchem von beiden Seiten Boden gewonnen und wieder verloren wurde. Gl. Donegal war allenthalben, wo Gefahr drohte, ertheilte die nöthigen Befehle, und entflammte den Muth der Seinigen durch Wort und Beispiel. Ein englisches Bataillon warf die Franzosen wieder aus dem Fort; der Sturm war nahe daran, zu mißlingen. Da sendete Teffé neue Verstärkungen; die Walle brüche wurden abermals erstiegen, und der Angreifer drang bis zu einer Abschlußmauer vor, die, fast parallel mit dem Mittelwalle der Angriffsfronte laufend, das Innere des neuen Montjuich vom sogenannten alten Fort trennte. Um den Kavalier im Bollwerke San Felipe wurde mit beispiellofem Heldenmuthe geruns. gen. Die Franzosen befeßten ihn, und mußten felben wieder verlassen, als GL. Donegal eine Fahne ergriffen, und sich wieder auf dieses Werk geschwungen hatte, ge= folgt von seinen Engländern und den Holländern unter Saint Amand. Die Verbauung, woran die französischen Ingenieure arbeiteten, wurde niedergeriffen. Das Ges megel dauerte lange. Wer nicht blieb, war verwundet. Da sank der tapfere Kommandant, durch drei Kugeln in die Brust getroffen, und der Kavalier ging abermals verloren. Ein letter Versuch, sich desselben wieder zu bemeistern, schlug fehl; die Hiße hatte die Besakung zu weit geführt; die Obersten Coock, Russel, und Masson

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nebst vielen Offizieren und etlichen Hundert Mann, wurden abgeschnitten und gefangen. Die Garnison zog sich jezt ins alte Fort zurück, und der Angreifer führte feine Berbauungen unangefochten, obgleich nur langsam aus; denn die Blutarbeit dieser Nacht hatte beide Theile völlig erschöpft, und war von namhaften Verlusten begleitet. Die Vertheidiger berechneten den ihrigen zu 600 Mann, worunter 300 Todte; die Franzosen zählten 800 Mann Eampfunfähig. *) Aber der empfindlichste Verlust für Karl III. blieb unstreitig der Tod des GLts. Donegal, dessen Körper man am 23., wo eine mehrstündige Waf fenruhe zur Beerdigung der Gebliebenen eintrat, am Fuße eben jenes Kavaliers auffand, den er so muthvoll vertheidigt hatte.

Der Verlust des heuen Montjuich erregte große Bestürzung in der Stadt; denn man wußte, daß jenes alte enge Fort, welches noch übrig blieb, um so weniger eines langen Widerstandes fähig fen, als sogar die im vorigen Jahr durch das Auffliegen seines Pulvermagazins entstandene Bresche noch nicht hatte gehörig versichert werden können, und die Belagerer bereits an den Brefchbatterien XIV auf 3 Kanonen, XV auf 5 Ka= nonen, so wie an den Mörserbatterien XVI auf 6 und XVII auf 3 Kessel emsig arbeiteten, diesen 8 schwes ren Kanonen und 9 Mörsern aber das Fort nur mit 12 Geschüßen von kleinem Kaliber zu antworten vermöge, Am Morgen des 22. wurden die heiligen Fahnen von Santa Eulalia und San Georg, unter dem Geläute aller Glocken und einem unermeßlichen Zulaufe des Vol

*) Quincy im V. Band Seite 217 gibt ihn nur zu 66 Köpfen an!!

Ees, öffentlich ausgestellt, um an die gemeinsame Ge= fahr zu erinnern, und den vereinten Widerstand zu er= höhen: da es nun, wie begreiflich, bald der Stadt selbst gelten mußte. Zu ganzen Kompagnien eilten die Mis lizen und Miguelets auf den Berg; andere versammelten sich vor des Königs Wohnung; alle begehrten, den verhaßten Feind aus dem Montjuich vertreiben zu dürfen. Selbst der alte Pug, dessen Ansehen so viel über diese Naturmenschen vermochte, konnte seine Landsleute dießmal nicht beschwichtigen. Eine Unzahl Bürger, Miguelets, Geistliche und Mönche, gefolgt von Weibern und Kindern, wälzte sich gegen Mittag aus dem alten Montjuich gegen die Angriffsarbeiten, und trat, — ein nicht zu bändigender Strom,-- Unfangs Alles nieder. Wer keine Waffen hatte, riß Schanzkörbe und Faschinen ein, oder zündete das Holzwerk der Batterien und die Laffetten und Mörserschleifen an; während sich die Andern mit den Franzosen herumschossen. Sechs Stunden dauerte der verzweifelte Kampf, in welchem die Weiber ihre Väter, Brüder und Gatten zum Streite aufmunterten, ihnen Speisen und Getränke zutrugen, und die Verwundeten: in Sicherheit schafften. Es schien, als seyen die Lage des alten Sagunt und Numanz wieder gekommen. Viele Hunderte verbluteten an diesem Tage auf beiden Seiten; aber zuleht siegten doch, wie immer, die Kriegserfahrung und ein geregelter Widerstand über rohen Muth und versplitterte Kraft. Ja Teffé wußte sogar den Grafen Cifuentes im Zaume zu halten, welcher um dieselbe Stunde von den Bergen niedergestiegen war, und das Lager im Rücken angriff.

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Das Bombardement von der Seeseite hatte damals das Nonnenkloster Jerusalem zur Hälfte eingeäschert.

Die noch im alten Montjuich befindliche Munizion und der Proviant wurden allgemach in die Stadt geschafft, wo in diesen Tagen eine abermalige Verstärkung von 420 Mann unter Obstlt. Salazar, nebst vielem Proviant und Munizion, eintraf. "Dieser Stabsoffizier ging jedoch schon am 23. wieder ab, um die außerhalb stehenden Anführer zu schleunigem Entsaße aufzufordern. Der Graf Peterborough war noch unterwegs aus Valenza, von wo er mit mehreren hundert Pferden und 2000 Mann Infanterie heranzog.. Cifuentes stand bei San Cucufate; Oberst Moras bei San Geronimo; ne= ben ihm Oberst Pinos; der Prinz von Darmstadt mit einem Theile der Garnison von Lerida in vorderster Linie. Nicht weniger als 4000 Milizen, and gegen 6000 bewaffnete Landleute lagerten hier in buntem Gemisch durcheinander, wagten aber keinen ernstlichen Angriff, da die französische Circumvallazionslinie bereits eine ansehnliche Haltbarkeit erlangt hatte, und vollständig bewaffnet war. Die Verbindung des Plaßes mit den außerhalb stehenden Truppen blieb nun freilich sehr erschwert; aber auch die Franzosen hatten ihre Kommunikazionen mit Roussillon, Valenza und Aragonien völlig verloren, und konnten sich die eine oder andere, bei einem schlimmen Ausgange der Belagerung, nur mit den Waffen in der Hand wieder öffnen. Dieß war die natürliche Folge einer vorschnellen Operazion gegen Barcellona selbst, ohne zuvor, wie Tessé wollte, sich den Rückzug durch die Eroberung von Lerida oder Tortosa zu sichern.

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In der Nacht vom 23. auf den 24. April kamen. Prinz Heinrich und Cifuentes in die Stadt, um den König abermals zu überreden, folche zu verlassen; in dem sie ihm die vermehrten Schwierigkeiten eines baldi

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gen Entsates vorstellten. Von Peterborough kam ein Schreiben, das ungefähr denselben Wunsch aussprach; er bat den Monarchen, sich nach Taragona zu begeben. Fürst Liechtenstein schöpfte neue Hoffnungen. Allein Karl III. erklärte bestimmt: „er würde nur dann diesen Vorschlag annehmen, wenn alle Mittel zur Behauptung des Plages sich als unwirksam erwiesen hätten, das heißt: wenn der Feind einen Hauptsturm über die Bresche versuche. Dann wolle er entweder an der Spike der Garnison sich durchzuschlagen versuchen, wobei er hoffe, daß ihn die außerhalb stehenden Truppen aufnehmen würden, -oder, Falls dieß nicht angehe, eine der im Hafen liegenden vier leichten englischen Fregatten besteigen, und hart an der Küste hin zu entkommen suchen." So dachte und handelte Karl III. —

Mittlerweile hatte die französische Artillerie noch eine weitere Breschbatterie Nr. XVIII auf 14 Vierundzwanzigpfünder erbaut, und damit die Eskarpe des alten Forts völlig zusammengeschossen. In dem engen Werke gab es keinen weitern Schuß gegen die Masse von Projektilen, mit denen es überschüttet wurde. Die Garnison zog sich somit in der Nacht von 24. auf den 25. in die Stadt zurück. Als die Franzosen am Morgen durch einige Grenadiere den Wallbruch erkennen ließen, fanden diese nur noch 6 Kranke darin. Die ganze Nacht hindurch hatten 5 Soldaten den Muth gehabt, als Schildwachen stehen zu bleiben, und die Geschüße von Zeit zu Zeit zu lösen. Sie waren, da der Angreifer Minen vermuthete, und nur zögernd vorrückte, fo glücklich gewesen, durch ein Loch in der Mauer gleichfalls zu entkommen. So fiel der Montjuich nach einer regelmäßigen Belagerung von zwei und zwanzig Tagen

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