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Am 3. März bestand Dwernicki gegen Gen. Kreuß das Gefecht bei Kurom. Um 4. marschirte er über Ozarow, Moszna und Konoprica. Lublin umgehend, rückte er, nachdem Gen. Kreuß diese Stadt geräumt hatte, um neun Uhr in dieselbe ein. Dort rastete er den 5. und 6., und verließ am 7. die Stadt wieder, als starke russische Kolonnen vom Wieprz nahten. Nun marschirte Dwernicki über Krasnostaw nach Zamosc, und kam am 14. März unter den Kanonen dieser Festung an."

»Indessen hatte am 9. März Gen. Murawieff (so sagt Spazier im II. Bande auf Seite 82; indeß Neys feld auf Seite 58 auch hier den Herzog Adam von Würtemberg als Anführer bezeichnet) Pula wy beseßt. Nun endlich wurde die angedrohte Plünderung auf eine schreckeherregende Weise vollzogen, und zwar unter dem Vorwande, daß die Einwohner von Pulawy den Polen bei der Einnahme der Stadt beigestanden hätten. Die Fürstinn entfloh nach Galizien.“

Wahre Darstellung der bei Pulawy stattgehabten Ereignisse.

Die russischen Truppen kamen im Laufe des Feldzuges 1831 dreimal theils nach Pula wy selbst, theils in dessen nächste Umgegend.

I.

Der damalige Generallieutenant und Chef des fünften Reserve - Kavalleriekorps Baron Kreuß marschirte im Februar 1831 mit seinem Korps von Lublin nach Pulawy, in dessen Umgegend er über die Weichsel gehen, und jenseits eine Diversion zu Gunsten der großen Armee ausführen wollte. Er trug dem Generaladjutanten Herzog Adam von Würtemberg auf, mit 2 Eskadrons Twer Dragos ner, 150 Kosaken und 2 reitenden Kanonen die linke Flanke des Korps während des Zuges zu decken, und daher bei dem Städtchen Kazimierz, zwei Meilen oberhalb Pulawy, über die Weichsel zu gehen. Der Herzog führte diesen gefahr.

vollen Übergang über die durch das eingetretene Thauwetter sehr mürbe gewordene Eisdecke glücklich aus.

Indeß war das Korps Kreut in Pulawy eingerückt. Die alte Fürstinn Czartoriski lud den Gen. Baron Kreuß mit seinem Stabę zur Tafel. Während dem Speisen bat sie den kommandirenden General, ihr eine Sauvegarde zu ges währen, und dieselbe am Eingange des Schlosses zu dessen Schuhe aufzustellen. Gen. Kreuk bewilligte die Bitte, machte jedoch die Fürstinn wiederholt darauf aufmerksam, daß Sauvegarden unter dem Schuße des Völkerrechtes ständen, und daß er diese im Schlosse Pulawy zurückbleibenden Soldaten unter die persönliche Obhut der Fürstinn stelle.

Das Korps ging dann über die Weichsel, lieferte jen= seits den Polen mehrere Gefechte bei Koszeniecze unweit Radom, bei Zwolin, u. s. w., mußte aber endlich dem mit großer Macht anrückenden Gen. Dwernicki, weichen, und bei Tirczy auf das rechte Ufer der Weichsel zurückgehen. Der Herzog Adam von Würtemberg machte bei diesem Übergange, mit seiner Abtheilung, die Arrieregarde des Korps. Gen.Kreuß stellte sich in und bei Maciowicze,' wo er seinen Truppen einige Ruhetage zu gönnen dachte. In dem Städtchen Pulawy war schon bei dem Übergange des Korps eine Eskadron des Kafanischen Dragoner Regiments, höchstens 150 Pferde zählend, einquartiert zurückgeblieben, welche jene Strecke des linken Weichsel-Ufers durch ihre Posten bewachen lassen sollte, und zugleich die von der Fürstinn Czartoriski erbetene Schußwehre gab.

Gen. Dwernicki befahl dem Major Graf Willehorski, jene in Pulawy stehende Eskadron zu überfallen. Diese Unternehmung wurde durch den Verrath der mit den Polen ` einverstandenen Hofleute der Fürstinn vorbereitet, und die am 26. Februar Nachmittags mit größter Stille überschifften Truppen von denselben durch den Schloßgarten in das Städtchen geführt. Die Überrumpelung gelang vollkommen. Die Offiziere wurden zuerst in ihren Wohnungen gefangen, dann die einzelnen Stallungen, in welchen die Dragoner bei ihren Pferden lagen, angegriffen. Diese tapferen Sol.

daten, ihrer Anführer beraubt, und von einander abge schnitten, vertheidigten sich durch vier volle Stunden auf das Entschlossenste, unterlagen aber endlich, der Munizion, der Lebensmittel, selbst des Wassers entbehrend, der Übermacht der Gegner. Gleich im Beginne des über falles hatten die Hausleute des Schlosses die zwei dort auf den Posten stehenden Sauvegarden meuchlings ermordet.

Um diese Verlegung des Völkerrechts zu rächen, beauftragte der Gen. Baron Kreuß am 27. Februar zu DembTin seinen Chef des Generalstabes, Gen. Baron Dellingshausen, mit einer Truppenabtheilung nach Pulawy zu eilen, und von der Fürstinn Czartoriski die Auslies ferung der Rädelsführer zu fordern. Als dieser General in dem Städtchen anlangte, wurde er von einer Schar Gärte nerburschen und Hofkosaken, an deren Spike der Postmeister stand, mit Flintenschüssen empfangen. Gen. Dellingshausen gab nun Befehl, daß sich seine Truppen in der Stadt Pulawy militärisch einquartieren sollten. Dieses geschah wohl mit jener Hiße und Erbitterung, welche in dem feind feligen Benehmen der Einwohner ihren natürlichen Grund fanden. So wurden dann einige Häuser von den Kosaken ausgeplündert.

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Es kostete Mühe, die Fürstinn zur Auslieferung der schuldtragenden Glieder ihres Hausstandes zu bewegen. Gen. Dellingshausen wurde aber durch die strengen Befehle, welche er erhalten, gezwungen, seine Forderung mit Drohungen zu wiederholen. Sie wurde endlich erfüllt. Ein Gesellschaftsfräulein der Fürstinn, Julie von die an dem Verrathe die Hauptschuld getragen, wurde unter Begleitung einer älteren Dame in einer fürstlichen Equipage in das Hauptquartier Konskawola, bei Kurow auf der Straße nach Lublin,, gebracht. Der Postmeister und einige andere Menschen, welche sich der durch das Völker- und Kriegsrecht zu allen Zeiten und bei allen zivilisirten Nazionen hochverpönten Verbrechen des Treubruches, der meuch lerischen Ermordung der Schuhwachen, des Spionirens und des bewaffneten Widerstandes gegen reguläre Truppen

f.huldig gemacht, wurden ebenfalls nach Konskawola ge= bracht. Dort erfuhren die Damen jede dem schönen Geschlechte gebührende Schonung, und die Hauptschuldige wurde, nach einem kurzen Verhöre, fret nach Pulawy zurückgeschickt. Nur zwei der männlichen Verbrecher fühnten fpäter, nachdem von einem Kriegsgerichte die Schuld erwogen, und das Urtheil gefällt worden, ihre Frevel mit den Strafen, welche die Gefeße über sie verhängten. — Der Herzog Adam von Würtemberg befand sich während der ganzen Expedizion des Gen. Baron Dellingshausen beim Korpschef Baron Kreuß, Anfangs in Demblin, und später in Konska wola. Es ist also ein sehr auffallender Irrthum gewesen, den Namen dieses Prinzen in diese ersten Ereignisse bei Pulawy einzumengen.

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II.

GL. Baron Kreuk befehligte den Gen. Kawer, mit den Dragoner Regimentern Twer und Finnland und einer reitenden Batterie von zwölf Geschüßen, Pulawy wieder zu besehen. Dieser General marschirte von Lublin über Garbow, Markuschef, Kurow und Konskawola. Er traf am Morgen des 3. März in der Nähe von Pulawy, an einem Scheidewege, auf polnische Truppen. Die Straße zieht von dort gerade in das Städtchen, und eine Lindenallee führt links auf das Schloß. Es entspann sich ein Gefecht. Die Polen stellten vor dem Schlosse zwei BatailIons auf, und feuerten von dort mit Kanonen auf die Russen. Der General ließ das Feuer aus seiner Batterie erwiedern. Die Entfernung war jedoch so groß, daß die russischen Kugeln nicht bis an das Schloß reichten. Gegen Mittag fand es Gen. Kawer rathfam, sich vor der Übermacht der Polen zurückzuziehen. Er marschirte auf dem nämlichen Wege, den er gekommen, zu dem Korps Kreuß nach Lublin zurück. Es war also Gen. Kawer,

Adam von Würtemberg,

und nicht der Herzog der durch die Noth

wendigkeit, polnisches Geschüßfeuer mit gleichem zu erwie

dern, dem Schlosse Pulawy vielleicht irgend einen Schaden hätte zufügen können, wenn seine Kugeln dasselbe zu errei chen vermocht hätten. Der Herzog befand sich an jenem Tage im Hauptquartiere des Korps Kreuk zu Lublin, also sechs Meilen von Pulawy entfernt. Am 4. März, als Gen. Kawer, nach dem ungünstigen Gefechte bei Kurow, sich auf Lublin zurückgezogen hatte, und am nämlichen Abende auch GL. Baron Kreuk diese Stadt räumte, befehligte der Hers zog Adam die Arrieregarde des Korps, und deďte dessen Marsch vom Warschauer Schlage der Stadt an, bis zum Zamoscer, so wie dessen fernere Bewegungen.

III.

Der Feldmarschall Graf Diebitsch befehligte Anfangs März den Chef seines Generalstabes, Grafen von Toll, aus der Woiwodschaft Sielce mit dem Kavalleriekorps des GLts. Graf Witt (zweite Kürassier- und zweite Uhlanendivision), dann der dritten Grenadierdiviston und der Grenadierbrigade Murawieff, in die Woiwodschaft Lublin einzurücken. Er sollte, wenn es noch möglich, Dwernicki von seinem Marsche nach Volhynien abhalten. Gl. Graf Toll marfchirte über Maciowicze und Demblin längs der Weichsel, und kam auf der Warschauer Straße am 9. März in Pulawy an, wo er über Nacht blieb. Bei dieser Gelegenheit wurde in das von der Fürstina Czartoriski bereits ein Paar Tage früher verlassene Schloß das zu der Brigade Murawieff gehörige Grenadier- Regiment Samogitien einquar tiert. Hierbei wurde an der Einrichtung des Schlosses wohl einiger Schaden verübt; jedoch kam es keineswegs zu einer Plünderung.. Am 10. März marschirte Toll mit seinen gesammten Truppen nach Lublin, und folgte in den nächsten Tagen dem Gen. Dwernicki bis Krasnostaw, konnte ihn jedoch nicht mehr einholen. Dieser General hatte nämlich damals schon die Gegend von Zamosc verlassen, und ging bei Uscilug über den Bug nach Volhynien.

Der Herzog Adam von Würtemberg, bes kanntlich zu dem entsendeten Korps des Glts. Baron

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