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zweite. Die Infanterie rangirt in zwei Gliedern. Jede Eskadron hat einen ersten Kommandanten, gewöhn= lich Oberst, und mehrere zweite Kommandanten, eben= falls Stabsoffiziere. Ferner zerfällt sie in 2 Kompagnien oder 4 Züge. Sowohl die Bataillons wie die Eskadrons können als vollkommen selbstständige Truppenkörper angesehen werden. Regimenter eristiren dermalen keine. Die Kavallerie besteht nur aus Lanciers mit etwa 8 Fuß 10 Zoll langen Lanzen, die sie mit Gewandtheit und großer Bravour führen. Die Christinische Kavallerie ist nun auch, bis auf die Gres nadiere zu Pferde, mit dieser Waffe betheilt worden. Man sieht schön berittene Schwadronen, deren Pferde meistens aus erbeuteten andalusischen Hengsten bestehen. Nur dann wird man begreifen, wie sich ein Fleckchen Land, wie jenes der Karlisten, überall von Feinden umgeben, durch sechs Jahre gegen Spanien, und die frems den Legionen (48,000 Mann stark), vertheidigen und behaupten konnte, wenn man diese Braven dem Feinde gegenüber sieht. Die Art, Krieg zu führen, scheint mir von der unsrigen, die ich leider nur aus Büchern kenne, ganz verschieden. Der besondere Karakter des Terräns und des Spaniers haben diesem Kampfe auf Leben und Tod einen eigenen Stempel aufgedrückt. Noth und Mangel hat hier indessen auch wieder Interessantes ers scheinen lassen. Die vielen sehr steilen Berge machten den Transport des Geschüßes unendlich schwer. Man stellte Versuche an, diese leichter zu verfertigen, und scheute zur Erreichung des Zweckes keine Mühe und Arbeit. So gelang es denn durch rastloses Studium und Fleiß, eine sehr schöne, und wenn sie sich, wie bisher, erhält, äußert wichtige Erfindung oder Verbesserung (da man

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früher schon in England schlecht ausgefallene Versuche anstellte) ins Leben treten zu lassen. Man verfertigte Kanonen von geschlagenem Eisen, welche durch die Bes schaffenheit und Behandlung ihres Metalles äußerst dünn Eonstruirt werden können. Ihr großes Verdienst ist die ungemeine Leichtigkeit, so daß eine zwölfpfündige Haubig - Kanone nicht anderthalb Zentner wiegt, und leicht auf dem Rücken eines Maulthieres an den betreffenden Ort gebracht werden kann. Diese Röhren bestehen aus kleinen Stückchen von Eisen, welche so lange an und auf einander geschmiedet werden, bis endlich ein Zylins der entsteht, der den erwünschten Durchmesser hat. Die Bohrung geschieht, wie bei den Gußgeschüßen, später.+

Ich muß nun dieses wichtige Thema fallen lassen, um zu den Ereignissen des 18. Februars und zum Ende meines Briefes zu kommen. Diese werden stets ein interessantes Denkmal in der Geschichte zurücklaffen. Die Epoche meiner leßten Zeit in Spanien wird mir tief im Gedächtniß geprägt bleiben, und die bekannte Krisis ents hielt so viele Handlungen und Thatsachen, daß entwes der ungeheuer viel Leichtsinn und Phlegma, oder Seelenkraft und Karakterstärke dazu gehört, nicht aus dem Takte zu kommen. Es war am 11. Februar Abends, als ich von Maroto Abschied nahm. Ich trennte mich ungern von ihm. Er hatte immer viel Güte für mich; was man hier gewiß mehr als an jedem andern Orte zu schätzen weiß. Mit Unbruch des andern Tages wurde Marsch geblasen. Ich konnte mich nicht enthalten, den General noch Einmal zu sehen. Er war in der leßten Zeit physisch und moralisch verändert, trübe gestimmt und oft in Gedanken. Ich sah ihm und seiner Armee, unter welcher ich manchem Freunde zum legten Male Adieu

gesagt, lange nach. Maroto dirigirte seinen Marsch nach Estella in Navarra, wo er am 17. Februar Nachmittags anlangte, und sogleich den Generalkommans danten der Provinz, Gen. Garcia, sodann den Bri\gadier Sanz, nebst Ibannes und Uriz, festnehmen ließ. Brigadier Carmona, welcher eine Brigade bei Estella kommandirte, wurde noch denselben Tag dorthin berufen und ebenfalls verhaftet. Garcia suchte durch eine List zu entwischen; doch sein Glücksstern war längst, mit seinen guten Gesinnungen, untergegangen. Die Verhaftung geschah in dem Hause seines Freundes und Pfarrers. Garcia, der, schuldbewußt, wohl sein Schickfal abnen mochte, beredete den Geistlichen, mit ihm Kleider zu wechseln, nahm Stock, Hut und Mantel, fich in letteren tief einhüllend, um auf diese Weise das Haus zu verlassen. Doch der Volontario vor seiner Thüre ließ sich, troß der Ehrfurcht vor dem heiligen Stande, nicht betrügen, und befahl Garcia, den Mantel zurückzuschlagen; was nach langem Plaudern, Hin- und Herreden endlich geschah. Man rief die Wache, und nahm ihn erneuert in strenge Haft. Maroto, der Nichts mehr wie Feigheit haßt, befahl, daß Garcia bis zur Exekuzionsstunde in diesen Kleidern zu bleiben habe. Er und Carmona, Sanz, Guergué, Jbannes und Uriz, wurden den 18. Februar zu Estella in dem Fort El Puŋ durch ihre eigenen Soldaten und Compatrioten erschoffen. Carmona, nachdem er eine Rede an die Truppe gehalten, in welcher er sie zur Subordinazion ermahnte, und Abschied genommen hatte, starb mit großer Ruhe und Kaltblütigkeit; feige, aber Garcia, Guergué, welche schon früher Leichen schienen. Dieses Ereignis konnte allen Feinden des Generals die Augen

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öffnen, und beweisen, welchen Anhang er in der Armee und dem Volke hatte. Estella war ruhiger als je, und der Enthusiasmus stieg aufs Höchste. Alles schrie: ,, Viva el rey! Viva el general Maroto! Mueran los traidores!" Schon die Arretirung der Erwähnten brachte eine große Sensazion in Bergarra, dem Quare tier royal, hervor. Ich kam gerade dort an, als diese bekannt wurde. Den andern Tag führten mich Geschäfte nach Durango. Als ich wieder zurückkehrte, fand ich Alles in Bestürzung. Die Erekuzionen des 18. waren bekannt geworden. Ein ausgesprengtes Gerücht sagte: Maroto sey auf dem Marsche, um den größten Theil des Hauptquartieres niederzumachen. Der König, irregeführt durch seine Umgebung und die Camarilla, welche ihn so umlagert hatte, daß nur ihre egoistischen Raths schläge zu seinen Ohren gelangen konnten, verlegte noch am selben Übende das Hoflager nach Villafranca. Hier erschien die unglückliche Proklamazion, welche Mg=" roto zum Verräther, und außer den Gefeßen erklärte: ein gelungenes Werk von Marokos Feinden, das viel Unheil stiftete. Ich hatte hierauf eine Audienz bei dem Kö nige, in welcher ich unverhohlen meine Meinung über Maroto aussprach, ihn so schilderte, wie ich ihn glaubte. Ich mußte es thun, da Maroto keine Vertreter mehr hatte, und Alle, nach der Proklamazion, vielleicht ge. gen ihre Überzeugung, das Wort Verräther wiederholten. Obgleich ich längst schon auf dem Rückwege hätte seyn sollen, so schien es mir doch nicht passend, in dies sem Momente Spanien zu verlassen, ohne die Krisis, welche nur kurz dauern konnte, abzuwarten. Nachdem man mit Blißesschnelle die Proklamazion an alle Be hörden und die Armee abgesendet hatte, erhielten die

Generale Villareal und Urbistondo den Befehl, Maroto in seinem Marfche nach dem Hauptquartiere mit einigen zusammenberufenen Bataillons aufzuhalten. Der Nacht des 23. Februars werde ich stets gedenken. Bis gegen Morgen war das ganze Hoflager in Bewegung. Die Pferde und Maulthiere standen gesattelt auf den mit Truppen überfüllten Straßen. Arias Teijeiro, der Bischof von Leon, Larraga, hatten ihren Werkzeugen den Auftrag gegeben, alle Anhänger Marotos in demselben Augenblicke, wo dieser in das Hauptquartier Karls V. -einrücke, niederzustechen. Sie selbst waren bereits in die Gebirge entflohen. Sie begreifen, meine Lage zu Maroto kennend, daß die Sache Unangenehmes für mich hatte. Das Ungewitter wurde indessen durch Urbistondos kluges Benehmen zertheilts Maroro schickte zuerst den Grafen Negri zu dem Könige, und erschien nach wenigen Tagen sodann selbst, nur von wenigen Adjutanten begleitet, bei ihm. Durch die nun erfolgte zweite Proklamazion wurde Maroto wieder die Ehre und konigliche Gnade zurückverliehen. Ich ritt sogleich nach seinem Hauptquartier zu Tolosa,: und kehrte nach unserem Facciosos - Diner und einigen Stunden angenehmer Unterhaltung nach Villafranca zurück. Noch oft führten mich Verhältnisse mit ihm, aber am 2. März zum leßten Male zusammen. Vollkommene Ruhe herrschte überall. Die Armee und das Volk jubelte dem Könige entgegen. Die ganze Camarilla, zusammen 34, ergriffen jeßt auch die Flucht, und mußten auf Befehl des Königs Spac nien verlassen. Die glückliche oder unglückliche Überschreitung der Grenze war nur durch eine sehr starke Eskorte, abermals unter Urbikondos Kommando, mög lih; da das achte Bataillon von Navarra die Grenze

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