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verließen, um unter Begleitung von fünf jungen, kräftis gen und gut bewaffneten Kontrebandiers die Grenze Frankreichs zu überschreiten. Die Nacht war dunkel, und starker Wind hatte sich erhoben. Obschon wir auf den hohen Punkten bei Tage ungeheure Strecken der Ebene übersehen hatten, so gewahrte man doch außer dem rothen Scheine des Leuchtthurmes von San Seba stian, welcher oft in weiter Ferne momentan durch die Nacht zuckte, kein einziges Licht. Zum ersten Male be, fanden wir uns ohne Waffen in der Gewalt fremder Menschen. Den Zug eröffnete ein Bedienter, den Füh. rer und dieser seinen Hund vor sich habend. Diese schei nen für Schmuggler der Art unentbehrlich, und mit vielem Interesse beobachtete ich jene muthigen, wackeren Thiere. Sie wittern die Verfolger ihrer Herren, wie der Hühnerhund sein Wild, und lassen sodann ein durch. dringendes Gebell hören. Als wir bereits vier Stunden, meistens durch hohes dichtes Heidekraut und Wachholders stauden, zurückgelegt hatten, brachte uns das Anschlagen eines fremden Hundes zum Halten. In demselben Augenblicke faben wir unsere Gefährten wie Visionen in der Nacht verschwinden. Wir ftanden nun verlassen, und wußten nicht, was von der Sache zu denken, ob wir unsern Führern trauen und bleiben, oder uns durch Weglaufen retten sollten! Noch ehe wir einig geworden waren, kehrten vier zurück, und rissen uns, die Marschdirekzion verändernd, einen steilen Abhang hinunter. Der fehlende Fünfte ließ sich von dem fremden Hunde stellen und anbellen; wodurch die Aufmerksamkeit der Verfolger von dem wirklich gefährlichen Punkte abgelenkt, und uns Zeit zum Fliehen gelassen wurde. Nach kurzer Zeit hatten wir wieder unsere fünf gazellenartige

Kompagnons beisammen, und schritten wacker unserem Ziele zu. Wie unerschöpflich die Kniffe dieser Menschen sind, werde ich ihnen mündlich beweisen.

Eben waren wir eine steinigte Berglehne mehr heruntergefallen wie gegangen, und hatten einen kleinen Bach überschritten, als uns der Ruf: Viva el rey Carlos Quinto, Hispaña! freudig überraschte. Lustig wieder holte das Echo unsere Worte.

Gegen drei Uhr Morgens kamen wir zu Urdaz, dem ersten spanischen Dorfe, an. Wir sanken ermattet au unser Lager, das wir wieder nach kurzer Rast verließen, und kamen auf weniger beschwerliche Weise nach Zus garramurdi. Dieser an sich höchst unbedeutende Ort hatte jezt mehr Interesse für mich als die größte berühmteste Stadt. Er war durch 2 Kompagnien des fünften navar, resischen Bataillons befeßt. Troß meinem Wunsche nach Ruhe konnte ich mich doch erst nach Verlauf von geraus mer Zeit und dann noch mit Mühe von dem Plaze, wo eine große Anzahl Volontarios Ball spielten (das belieb. teste Spiel Spaniens, wo der Herzog mit dem Bettler ohne Scheu um den Preis ringt), oder, sich mit den Mänteln oder Decken drapirend, ihre Papier Bigarren rauchten, trennen, und in meine Kammer zurückziehen. Man kann sich an diesen athletischen Gestalten, mit einer bewunderungswürdigen Gewandtheit begabt, nicht müde sehen. Ihr pittoreskes Kostüme erhöht den Reiz. Da wir uns hier beritten machen, und unsere in Franks reich erkauften Gegenstände erwarten mußten, so verlies ßen wir erst nach mehreren Tagen Zugarramurdi, nach dem Hauptquartiere des Königs aufbrechend. Munna, gorri machte einen großen Theil unseres Weges, durch

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seine Banden, unsicher. Wir hatten den Ort, wo er hauste, nur auf kurze Entfernung neben uns, und nahmen, auf Anrathen, eine kleine Eskorte. Unser guter Stern ließ die Plane einiger übelgesinnten scheitern, und führte uns ohne bedeutende Opfer nach Ellorio, dem damaligen Quartier royal. Ich freute mich sehr, den König kennen zu lernen, der seit so vielen Jahren keine Fatiken scheute, rit Muth und Beharrlichkeit in der Mitte seiner treuen, tapferen Provinzianer die Revoluzion bekämpft. Sein herablassendes, vertrauli ches Wesen muß für ihn einnehmen. Nachdem wir die Ehre gehabt, von dem Könige empfangen zu werden, stellten wir uns dem Infanten Don Sebastian (genugs sam durch seine früheren Kampagnen dieses Krieges be= kannt) vor. Der Prinz gewinnt sehr durch näheren Umgang, in welchem man sein richtiges Gefühl und schön ausgebildete Talente schäßen lernt. Später wurde auch mein Wunsch, die Königinn und den Prinzen von Astųs rien kennen zu lernen, erfüllt. Diese hobe Dame, ges kommen, um die Gefahren zu theilen, deren sie schon viele auf ihrer Reise bestand, konnte ich nicht ohne Ehr. furcht ansehen. Ich hatte mehrmal Gelegenheit, ihren Verstand und edle Denkungsart kennen zu lernen. Der Prinz von Asturien soll ebenfalls viele Fähigkeiten bests hen. Ich kann hierüber jedoch, wegen Mangel an Verbindung, nicht urtheilen.

Nachdem wir gekommen waren, um den Krieg in seiner Wirklichkeit zu sehen, so brachten wir nur kurze, durchaus nöthige Zeit zur Beendigung unserer Geschäfte in Ellorio zu, um uns, nach der Genehmigung des Königs und unserem Wunsche, so schnell als möglich mit der Operazionsarmee unter Maroto zu vereinigen

Nach wenigen Tagen standen wir im Faccioso-Kostüme vor ihm. Der General hatte schon durch eine königliche Ordre Nachricht von unserer Ankunft. Ich glaube, daß wenige Menschen existiren, die so viel angebornen Stolz und Imponirendes haben, als der General. Er ist 56 Jahre alt und mittlerer Größe. Sein Blick, finster und durchdringend, ist schwer zu ertragen; sein ganzes Wesen voll Adel und Würde. Selten sp cicht er mehr als nöthig, nie viel. Den ersten Eindruck, welchen mir Marote machte, ließ mich ihn, wie ich später fand, richtig be urtheilen. Ich hatte Gelegenheit, den General, durch meine Stellung zu ihm und tägliches Zusammenleben, näher kennen zu lernen. Stets fand ich ihn meinem Bilde treu. Was auch da kommen mag, Maroto ist und wird stets als eine intereffante Erscheinung gekannt bleiben. Seine strenge Gerechtigkeit verschafft ihm die Achtung der Offiziere, die Verehrung des Soldaten und Landmannes, dessen Lasten er nach Möglichkeit zu vermindern und gleichmäßig zu vertheilen bemüht ist. Bei jeder Gelegenheit auf dem Marsche findet man meine Aussage durch den Ruf des Volkes bestätigt. Er leitet mit eiserner Hand den Krieg, und es ist bewun, derungswerth, welchen blinden Gehorsam ihm seine Offiziere und Soldaten leisten; Leute, die oft Monate keinen Kreuzer Sold sehen, vielleicht barfuß und halb nackt den Schnee durchwaten, ihre Häufer und Besit zerstört, den größten Theil ihrer Verwandten unter der Erde sehen. Solche Soldaten können nur Großes thun, wo sie sich zeigen. Nur muß man nie nach unserem Maß: ftabe, sondern nach dem zu den obwaltenden Verhältnissen passenden, messen. Jeder ist brav; Jeder kämpft aus Überzeugung, nicht um zu leben, um seinen Solt,

ober schöne Uniform. Die Armee Marotos besteht, mit ganz geringer Ausnahme, aus Volontarios; nach den Fueros der Provinzen, die ich Ihnen mündlich mit theilen werde.-

Ich bemerke dafür in Kurzem Einiges über die Organisazion des Heeres und hauptsächlich der Operazionsarmee. Der König hat sich ihr Kommando vorbes halten und Maroto zum ersten Chef d'état major be stimmt, Graf Negri ist zweiter Chef und mit dem Ges neral; so wie sein Secrétaire général Colonel Reyna (ausgezeichneter Offizier) und Secrétaire privé. Ferner besteht der Generalstab, der übrigens in seinen Obliegenheiten ganz von dem östreichischen abweicht, aus sogenannten Generals, ersten, zweiten Adjutanten und Zugetheilten. Die ersten Adjutanten (Brigadiers), Grad zwischen Maréchal de camp und Colonel oder Obersten, sind entweder in dem großen Generalstabe oder in den verschiedenen Provinzen als Chefs dieser Branche vertheilt. Sowohl die ersten als zweiten Adjutanten übernehmen, nach Umständen, die Führung der Ge= schäfte. Artilleriedirektor ist Gen. Graf Juaquin Montenegro, ein äußerst wissenschaftlich gebildeter Mann. Das Geniewesen wird von Gen. Silvestre kommandirt. Die Armee besteht aus Leuten der Provinzen Navarra, Guipuzcoa, Biscaya, Ulava, Santander und Kastilien. Sie ist in Divisionen zu 2 Brigaden, jede 2 Bas taillons stark, eingetheilt. Jedes dieser zählt 8 Kompagnien (zu 100 Köpfen), worunter eine Grenadier- und SchüBenkompagnie, ferner einen ersten und zweiten Kommandanten (Stabsoffiziers), nebst einem Schreiber, 3 Adjutanten und den zugetheilten Verpflegs - Offizieren. In Abwesenheit des ersten Kommandanten schließt der

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