Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

gerathen, mußte man den Tag abwarten. Karl brachte die Nacht auf dem feuchten Boden zu, seinen Mantelsack unter dem Kopfe. Graf Althann hatte aus den umher wachsenden Stauden von wildem Rosmarin ein Feuer angefacht, um bei der fühlbaren Kälte die Füße des Herrschers zu erwärmen. Am Morgen erreichte er halberfroren die Truppen wieder.

Berwick gab bei der Imilta die Verfolgung auf. Unangefochten. ging das Heer am 26. auf der Brücke von Badocanas über den Cabriel, und erreichte in dem bedauernswerthesten Zustande bei Requena die Grenze. des Königreichs Valenza, wo felbes von Requena bis Denia längs dem untern Eucar die Winterquartiere bezog, und die wichtigsten Punkte durch Verschanzungen deckte. Cuença, Requena und Cofrentes blieben, als bedeutende Straßenknoten, beseßt, um sich das Vordringen nach Kastilien im künftigen Jahre zu sichern; wozu es leider nicht kam. Eine kleine Truppenabtheilung wurde nach Aragonien entsendet. Die Portugiesen zählten Eaum noch 7000 Mann, fast alle ohne Schuhe und völlig abgerissen. Mit 400 Reitern und in Begleitung der Grafen Oropesa, Haro, Don Manuel de Sylva, eines Bruders des Herzogs von Ifantado, des Marquis Xarandilia und anderer spanischer Granden, verließ der König schon am 28. das Heer, und begab sich nach Va= lenza, wo er am 11. Oktober seinen öffentlichen Einzug hielt.

So endigte der Feldzug in Kastilien. Alles, was man erwartet hatte, blieb unerfüllt; man stand wieder dort, wo man im Frühjahre gewesen. Die spanischen Angelegenheiten sollten nun einmal keinen Schritt weiter thun. Es ist höchst interessant, eine Stelle aus dem

Schreiben des Fürsten Liechtenstein vom 25. September aus dem Feldlager bei Peral an den Prinzen Eugen anzuführen, worin dieser in seinem schlichten, aber treffenden Tone sich über den Ausgang des Feldzuges in nachstehender Art äußert: „Wahr ist es, daß die glück,,lichen progressen von Seiten Portugals, womit an„noch im Frühjahre Madrit erobert, und unter Ihre ,,königliche Majestät devotion gebracht worden, auch darauf von Deroselben erfolgten persönlichen Annähe= ,,rung hiesiger Enden der Welt anderst nichts glauben ,,machen können, als daß Ihro Mayestät bei solcher ,,Beschaffenheit Dero königlichen Thron hätten besteigen ,,follen. Allein die Portugiesen haben sich vielmehr nach ,,diesem so glorreichen Erfolg bei 5 oder 6 Wochen zu „Madrit triumphirend adoriren machen wollen, als "Sorg zu tragen, dem damals geflohenen schwachen „Feind, wie es seyn sollen, zu verfolgen, welcher nach,,gehends mit einem ansehnlichen Succurs verstärket, „und in Stand geseßet worden, sich unserer Armee um „so Mehreres zu widersehen, und auch das Verlorene "¡u recuperiren, als dieselbe Madrit verlassen, und ,,sich nach Guadalarara retiriret, mithin dem Feind ,,Luft gelassen haben, Uns die Zuruckpassage abzuschnei„den, welches dann verursachet hat, daß darauf sowohl „Madrit, als das ganze Land von Uns wieder ab- und „ihme Feind zugefallen. Woraus 2c.2c. von Selbst er,,kennen werden, daß von hier aus wenig consolables zu überschreiben sey. Anjezo bei so avancirter saison ,, aber, wird wenig mehr zu thun, sondern vielmehr „dahin zu sorgen seyn, wie ein- und anderseits sowohl „zu Wasser als zu Land das acquistirte manutiret, ,,und nicht wieder verloren gehen möge." Um dieselbe

[ocr errors]

Zeit schrieb Peterborough an seine Freunde in London: „Der Erzherzog werde nie über Kastilien gebieten, und ,,wenn auch ganz Europa sich die Hände reichen wolle, „ihn dahin zu führen."-In England schrie man laut über die Zögerung Karts III. zur Reise nach Madrid, maß dieser alle Schuld der nachherigen Unfälle bei, und sah den geheimen Sekretär Zinzerling als die Ursache derselben an; weßhalb auch der brittische und der portugiesische Botschafter sich alle Mühe gaben, ihn von Karls Seite zu entfernen.

(Die Fortsehung folgt.)

IV.

Schreiben aus Tolosa über die Ereignisse, beim Heere des Don Karlos im Februar 1839.

Eben erhalte ich Ihren Brief vom 20. Jänner, der

einzige, welcher mir seit meiner Anwesenheit in Spanien zugekommen ist, und aus welchem ich mit Verdruß ersehe, daß auch nicht Eines meiner Schreiben in Ihre Hände kam. Ich theile Ihnen daher wiederholt einige Bruchstücke meiner Schicksale mit, von welchen ich die Details wohl bald mündlich geben dürfte. Nach unse rer Zusammenkunft zu P. reiste ich, ohne mehr als Alltägliches zu erleben, über Bordeaur nach Bayonne. Dort angelangt, mußte ich meine bisherige Lebensart ändern. Die französische Polizei ist nirgends thätiger als hier. Die Kontrebandiers indeffen nirgends pfiffiger! Nachdem wir endlich mit vieler Mühe das nöthige für unseren zukünftigen Aufenthalt gekauft, auch uns durch die Vertrauten über unser Benehmen bei Überschreitung der Pyrenäen in Kenntniß gesetzt hatten, nahmen wir einen Interims-Paß nach den Bädern der Pyrenäen, den wahren in Bayonne zurücklaffend, und verließen noch am felben Nachmittage die Stadt. Abends langten wir ohne alle Hindernisse zu Cambo (kleinem Orte mit kalten Bäs dern), wenige Stunden von Bayonne, an, und stiegen in Öftr. milit. Zeitschr. II. 1839.

u

[ocr errors]

dem Wirthshause ab. Ich verließ es wieder mit Beginn der Dämmerung, um den dortigen Apotheker, an wel= chen man uns anwies, aufzusuchen. Nachdem er meine Briefe strenge examinirt, von vorne und rückwärts ges lesen, und sie dann als richtig anerkannt hatte, begann eine lange Unterredung, in welcher Folgendes beschloss fen wurde: Wir mußten, als es völlig Nacht geworden, unsere Wohnung verlassen, und an einem bezeichneten Orte auf und abgehend, das Zeichen mit einer Glocke, welches uns in die Apotheke rief, erwarten. Bald ers folgte dieses, und erfreut traten wir ein; um so mehr, da uns bereits zwei Gestalten auf allen Tritten verfolgt hatten. Nebst dem Apotheker war ein baskischer Bauer zugegen, welcher uns, so schnell wie thunlich, in sein eine Viertelstunde von dort gelegenes Haus begleiten sollte, um daselbst die Nacht zuzubringen; welches in dem Wirthshause nicht rathsam schien. Wir machten uns sogleich auf den Weg, und ließen unser Gepäcke, keinen Verdacht zu erregen, in der früheren Wohnung zurück. Den andern Tag in aller Frühe brachte man Bauerns kleider, und gab uns, nachdem alle Bärte abgeschnitten waren, Bäuerinnen zur Begleitung, um allen Verdacht zu verscheuchen. In diefer Verkleidung, mit weiten Beinkleidern, Sandalen und der baskischen Kappe, ents gingen wir mehrmalen unsern Feinden, und gelangten, nach einem mehrstündigen Marsche, zu Espelette, dem leßten französischen Dorfe, am Fuße der Fyrenäen an. Ich war mit meinem Führer einen ́andern kürzeren Weg gegangen, und geraume Zeit vor meinen Beglei tern angekommen. Man erwartete hier die Nacht, bei deren Einbruch wir wie Fledermause die Behausung unseres braven, der Sache Karls V. ergebenen, Wirthes

« ZurückWeiter »