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Pfund Sterling, welches er mit nach Kastilien geführt hatte, da er bestimmt war, als brittischer Botschafter am Hofe Karls-III. in Madrid zu bleiben, fielen in die Hände der französischen Reiterei.

Berwick war am 13. von Marchamalo abmarz schirt, und hatte, fast in demselben Augenblicke, wo die Alliirten bei Chinchon eintrafen, abermals eine Stellung diesen gegenüber hinter dem Manzanares be zogen; den rechten Flügel gegen Aranjuez, den lin Een bei Ciempozuelos. Vor feiner Fronte hielt er die Tajobrücken von Bayona und Puente larga beseßt*). Dieses Lager deckte Madrid und Toledo. Der Besiß diefer Städte, verbunden mit jenem von Alcala, Segovia und Porto de Guadarama sicherte die Zufuhren aus beiden Kastilien. Berwicks Truppen aßen sich satt; die Alliirten hungerten; für diese gab es kein Heil mehr in Kastilien, und man dachte jezt allmälig daran, noch

*) Obschon der Tajo keine geringe Tiefe hat, so ist er doch nicht schiffbar; denn es finden sich Stromschnellen und theilweise felfige Ufer. Im XVII. Jahrhunderte unternahm es eine Gesellschaft während der Regierung Karls II., ihn von Madrid bis Lissabon schiffbar zu machen, und beabsichtete deßhalb ein Gleiches mit dem Manzanares. Die Sache kam aber nicht völlig zu Stande. Von dem Schifffahrtskanale des, lekteren Flusses finden sich noch einige Spuren. Das größte Hinderniß gegen derlei Ausführungen in Spanien war der Sak: „Gott habe nicht gewollt, daß der Tajo und Manzanares schiffbar seyen; denn wenn dieß seine Absicht gewesen wäre, so würde er des Menschen nicht dazu bedurft haben. Es hieße ein Eingriff in die gött. liche Gerechtsame, ein wahrer Frevel, etwas zu thun, was die Vorsehung selbst nicht beabsichtet habe.

vor dem Eintritte der Regenzeit nach Valenza zurückzugehen. Über die Tajobrücke war zerstört, und man mußte erst auf Mittel denken, einen Übergang zu bewerkstelligen; seit der in Madrid zurückgelassene Brücken. trän eine Beute des Feindes geworden war. Man ließ einige Häuser abtragen, und verwendete das Holz zur Herstellung einer Floßbrücke. Über dem Bestreben, sich Lebensmittel zu verschaffen, kam es nicht selten zu klei» nen Gefechten, in denen die Verbündeten gewöhnlich den Kürzeren zogen. Das unter den Waffen stehende Landvolk fiel über die kleinen Abtheilungen her, hinderte alle Zufuhren, diente den spanischen Truppen als Boten und Wegweiser. Berwick hatte unterhalb Aranjuez noch eine weitere Brücke über den Tajo geschlagen, und zer störte Galloways Schiffmühlen auf diesem Fluffe. Da hörte plöglich die Verpflegung auf. Bei der allgemeinen Geldnoth, den zahlreichen Erkrankungen *) und der starken Deserzion, erreichte das Elend feinen Gipfel. Um 1. September wurde abermals ein Kriegsrath berufen.

*) Besonders dem Ausländer ist das spanische Klima höchst nachtheilig. Die große Hiße des Sommers, der ewige Staub, die reine, von keinem Winde gekühlte Luft, der Gallego, welcher so scharf weht, daß die Glieder erstarren, und er bis ins Mark dringt, gerade wenn die Poven offen sind, und man sich der Hiße wegen doppelt willig der gefährlichen Kühle überläßt.

Alles dieß waren lauter Ursachen des zahlreichen Krankenstandes. Rechnet man dazu, daß das gewöhnlich dürre Land oft Stunden weit keinen Baum aufzu, weisen hat, in dessen Schatten man sich niederstrecken könnte, und daß Kastilien an Getreide Mangel leidet, so begreift man wohl, wie sich der Armeestand zusehends mindern mußte.

Man überlegte was zu thun sey? Der König und Graf Noyelles verlangten, man solle den GM. Windham erwarten, von dem man wußte, daß er mit 3 englischen Bataillons, 1 Kavallerie Regiment (3000 Mann), dann einem Lebensmitteltransporte, von Cuença unterwegs sey. Die Portugiesen weigerten sich, länger zu bleiben; nachdem Las Minas schon von Guadalarara aus, bevor man noch den Marsch hinter die Kajuna antrat, umsonst versucht hatte, sich über Loches, Ars ganda, Morata, Aranjuez und Toledo die Verbindung mit Estremadura auf dem linken Tajo Ufer wieder zu eröffnen. Von einer Beziehung der Winterquartiere in Kastilien, wozu man anfangs fanguinische Hoffnungen nährte, konnte, wie begreiflich, nicht mehr die Rede seyn; denn Kastilien war kein so durchschnittenes Land, um bei der bekannten Abneigung seiner Bewohner sich darin bes ..haupten zu können. Eine Schlacht aber durfte man eben

fo wenig wagen; denn ihr Verlust konnte die widrigsten Folgen haben. Galloway stimmte für Beziehung der Winterquartiere in Valenza, die in einer Artgenommen wer= den sollten, um Aragonien, Valenza und Katalonien zu decken, mit der Küste in Verbindung zu bleiben, sich aber nebstbei die Thore nach Kastilien offen zu halten. Im Valenzianischen, meinte er, habe man weit weniger vom Feinde ju besorgen. Obschon Las Minas wußte, daß ein Rückzug nach dieser Seite feinem Könige wenig ange= nehm seyn würde, so mußte er es sich dennoch gefallen lassen, die entmuthigten Portugiesen dahin zu führen.

Nachdem Alles für den weitern Rückzug vorbereitet war, wurde dieser am 8. September, also nach einem fast vierwochentlichen Aufenthalte um Chinchon, endlich angetreten. Die Alliirten gingen in aller Stille bei

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Nacht über die bei Fuenti Duennas über den Tajo ge= schlagene Floßbrücke, und hatten von Glück zu sagen, daß sie das linke Ufer noch erreichten; denn der anges schwollene Strom riß hinter der von Galloway befehligten Nachhut die Brücke fort. Berwick brach ungesäumt zur Verfolgung auf, und ging bei Æranjuez, fünf Stunden füdlich von Chinchon, über den Tajo. GL. Legal führte feine aus Reiterei bestekende Vorhut, und saß dem Grafen Galloway beständig an der Ferse.

Am 10. September stand Berwick bei Ocanna, und folgte den Alliirten stets zur Seite, die ihre Rich tung über Tarançon auf Valenza nahmen; nachdem an eben diesem Tage bei Veles der GM. Wyndham mit 3000 Mann zu ihnen gestoßen war, und Lebensmittel auf vier Tage für das Heer mitgebracht hatte. So zog man fort gegen den Eucar, nachdem das auf bohem Berge liegende Cuença durch 1 spanisches, 1 deutsches Bataillon verstärkt worden war, weil sich Engländer und Portugiesen weigerten, einige Truppen' dahin abzugeben. Unzufrieden im höchsten Grade, daß ihm nichts gelang, daß er stets Undern nachgeben mußte, und nie den Eingebungen weder seines Verstandes, noch feines Herzens folgen konnte, jog der König an der Spiße des demoralisirten Heeres seine Straße. Um 15. gingen die Alliirten bei Olivarez über den Xucar, Berwick folgte über Quintanar del Orden auf San Clemente, und stand am 23. bei Fuente santa hinter dem Eucar. Schon am 17. war Philipp mit 2 Bataillons, 4 Eskadrons seiner Leibgarde auf Madrid zurückgegangen, wo er am 27. wieder eintraf.

In der Absicht, noch den letzten Streich zu führen, hatte Berwick am 25. im Thale von Quintanar del

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rey, vorwärts Tarazona, feine Ungriffskolonnen gebildet, und rückte gegen die rechte Flanke der im Marsch begrifs fenen Gegner, die Kavallerie auf beiden Flügeln, die Infanterie in zwei Treffen in der Mitte. Aber die Vers bündeten hatten eine sehr vortheilhafte Stellung bezogen, mit dem rechten Flügel an Yniesta, dem linken an einem Wildbache. Der Herzog wagte nicht, sie anzugreifen; denn auch seine Truppen waren durch angestrengte Märsche in diesen ausgefogenen Gegenden erschöpft. Karl III. beschloß, in dieser Stellung die vielen Nachzügler zu sammeln, um etwas mehr Ordnung in einen Rückzug zu bringen, welcher, nach der Versicherung eines glaubwürdigen Augenzeugen, in völliger Unordnung geschah, und wobei kein wichtiger Punkt, kein Defilee, keine Brücke oder Furth, im Voraus beseßt worden waren. ,,Nie," fagen die Akten, - ,,sind Truppen mit wes niger Ordnung marschirt, nie haben selbe weniger Mannszucht beobachtet, als damals." An Lebensmitteln war großer Mangel, und doch durfte man erst in Requenna, wo ein Magazin errichtet war, auf selbe zählen. Aber des König guter Wille reichte nicht aus in der allge= meinen Verwirrung, und bei dem grenzenlosen Ungehorfam der Höhern ́und Niedern. Ohne Befehle zu erbalten, brachen die Portugiesen am Abend auf, und seß. ten ihren Rückzug fort; die Engländer und Holländer folgten, da sie allein zu schwach waren, einigen Widerstand zu leisten. Als man dem König diese neue Probe militärischen Gehorsams hinterbrachte, stieg er zu Pferde. Die stockfinstere Nacht war bereits hereingebrochen; man verfehlte den Weg, und irrte auf weiter Haide umher; nur der junge Graf: Althann und einige Andere bildeten eine Begleitung. Um dem Feinde nicht in die Hände zu

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