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des Landes. Aber ein Geldgeschenk erhielt er nicht; denn auch hier, wie in Katalonien, hielt man strenge an der Sitte, solche nur durch die Stände verwilligen zu Lassen, und diese einzuberufen, gestatteten damals weder Zeit, noch Umstände. Man fand in Saragossa etliche Geschüße nebst viel Munizion und Proviant, welche die Franzosen bei ihrem Abzuge dort zurückgelassen hatten. Da der König in Saragossa bestimmt erfuhr: Peterborough habe bis nun mit Absendung der Flotte nach Italien gezögert, so trug er ihm, in der sichern überzeugung, daß diese Hilfe jest wohl zu spät kommen dürfte, auf, felbe nicht mehr abgehen zu lassen, son, dern mit allen in Valenza entbehrlichen Truppen nach Kastilien aufzubrechen, und sich mit der Armee des Grafen Galloway zu vereinigen, wohin er even zu ge= hen im Begriff stehe. Karl hatte nämlich zu Saragossa endlich bestimmte Nachrichten von der portugiesischen Armee erhalten. Ein von Galloway abgesendeter Offizier sehte ihn von Madrids Eroberung in Kenntniß, und hinterbrachte, daß Berwick bei Atienza stehe, und täglich neue Verstärkungen an sich ziehe, weßhalb Galloway bitte, mit so viel Truppen, als er nur immer im Stande sen, zu ihm zu stoßen, um eine Schlacht liefern zu können, die vielleicht über den Thron von Spanien entscheiden dürfte. Es lag dem Könige um so mehr daran, diesen Wunsch zu erfüllen, als eben damals seine Feinde ein Gerücht verbreiteten: „er sey in Saragossa an den Blattern verstorben," und sogar einige ihrer erhabenen. Sendung unwürdige Diener des Altars öffentlich behaupteten, seine Leiche gesehen zu haben. Was aber Peters borough aus Valenza zum Heere bei Guadalarara beor derte, war unbedeutend; da er Requena, Cuença und

Huete befeßt halten wollte, und GM. Georges mit{4 Bataillons nebst etwas Reiterei im Valenzianischen zurückblieb. GM. Windham mit 3 Bataillons, 1 Reiter Regimente blieben allein disponibel; nachdem die FußRegimenter Ahumada und Colbatch schon vorangegan gen waren. Peterborough selbst ging über Teruel und Albaracin, um den König in Molina zu erwarten.

Nachdem in Saragossa eine dem Hause Habsburg ergebene Regierung eingesetzt worden war, verließ Karl III. diese Stadt, und schlug den nächsten zwar, aber auch den beschwerlichsten Weg nach Kastilien ein, der durch rauhe Gebirge und wilde Thäler führte. Er gelangte, da man jest nur mit der Truppe selbst mar. schiren konnte, wenn man sicher fortkommen wollte, am 24. bis Muel, nur vier Stunden von Saragossa, und über Carinnena am 26. nach Daroca, von wo er am 27. in der Nacht den Marsch auf Molina an trat. Groß war der Mangel an Lebensmitteln auf dies sem Zuge, und mancher Soldat fiel unter den Dolchen der Mörder, wenn er kaum erst aus Reih und Glied getreten war. Je mehr man sich Neukastilien näherte, desto deutlicher zeigte sich die Abneigung der Bewohner gegen die Fremdlinge; und es wäre, wie ein Schreiben aus jener Zeit versichert, fast nöthig gewesen, bei „Ihro Majestät selbigen Durchraiß, einen jeden Fleken „und Dorf vorhin zu belägern, ehe Sie Ihre Majestät „reconosciren und beherbergen wollen." Des Königs eigenes Gepäcke wurde von bewaffneten Banden. geplündert. Molina öffnete seine Thore erst, als man selbe einzuschießen drohte, und schloß sie gleich nach Karls Abmarsch wieder. An zehn bis zwanzig Orten wurden Engländer und Holländer, ja sogar des Königs eigene

Hofbediente, und namentlich sein Mundkoch ermordet, oder den Streifparteien Berwicks überliefert. Ulm nicht vom Feinde angegriffen zu werden, hielt sich Karl III. stets auf dem linken Tajo - Ufer gegen das Gebirge, überschritt diesen Fluß bei Sacedon, und traf am 6. August mit 5 Bat. 19 Eskadr., 1 Kompagnie Leibgarde zu Guadalarara ein, das auf hohem Hügel, mitten in üppigen Weinpflanzungen versteckt, sich über dem Henares erhebt, der hier eine schöne Brücke hat, welche ein fester Thurm in der Mitte vertheidigt. Seit zweiundzwanzig Tagen lagerte hier Galloway unterhalb der Stadt, auf des Flusses linkem Ufer; seine 22 Feldflücke standen auf und neben der Brücke, und beschoßsen den Feind, der gerade gegenüber bei Marchamalo stand.

Bei seinem Eintreffen im Hauptquartiere las der König noch die frischen Spuren der Bestürzung über den Verlust von Madrid auf allen Gesichtern. Ein Kriegs, rath wurde zusammenberufen, um zu überlegen, ob man den Herzog von Berwick angreifen solle oder nicht? Karl schien Ersteres zu wünschen. Graf Peterborough, der neuen Unfrieden ins Hauptquartier brachte, und mit ihm die meisten Generale, behaupteten, man dürfe keinen Angriff wagen, da dieser mit einem Übergange des Henares im Angesichte des Feindes verbunden seyn würde, und Berwick nicht nur sehr vorthellhaft poskirt, fondern auch weit stärker sey; zudem eine vollzählige und bessere Reiterei besige. Schon am 8. erklärte Peterborough schriftlich: „daß die englischen Truppen unab„hängig, und zu besondern Zwecken bestimmt seyen ;“ als er nämlich sah, daß seine Vorschläge nicht gut aufgenommen worden waren. Unter dem Vorwande, die

Verstärkungen dennoch für Italien zu sammeln, ging er kurz darauf wieder nach Valenza zurück, und da er selbe niemals absendete, so wie auch anderseits den Hafen zu Mahon nicht zu erobern trachtete, so mußte am 6. September ein Kriegsrath in Alicante erklären, ,,daß weder das Eine, noch das Andere thunlich gewe. ,,fen sey." Wenn man aber die Verhältnisse auf beiden Seiten gehörig ins Auge faßt, so drängt sich die Frage von selbst auf: Wozu man denn in Guadalaṛara über etwas berieth, das schon auf den ersten Blick als eine baare Unmöglichkeit erschien. Hatte man nicht gewagt, dem schwachen Gegner auf den Leib'zu gehen, und ruhig zugesehen, wie dieser sich mit jedem Tage mehr ver. stärkte, wie konnte man jeßt hoffen, mit etwa 15,000 Mann, meist junger Truppen verschiedener Länder, die zusammen 47 Generalen gehorchten, gegen 26,000 Mann des Feindes, worunter 8000 Pferde, etwas aus, zurichten? Und Berwick erwartete stündlich das Eintreffen des Glts. de Bay,mit einiger Infanterie und weitern 1500 Pferden aus Salamanca, so wie der Trup. pen aus Valenza. Was wollte man noch mitten in einem Lande, dessen Bewohner den Alliirten entschieden ab. geneigt waren; wo man sich um jede Handvoll Mehl schlagen mußte; wo täglich Hunderte der hungernden Soldaten zum Feinde hinüberliefen, und der Augenblick nahe war, in welchem der allgemeine Mangel die Auf, lösung des Heeres herbeiführen mußte? Nebstbei war die Verbindung mit Portugal gänzlich unterbrochen, ein Rückzug nach Aragonien eben so unthunlich. In Anda. lusien standen Villadarias und der Bischof von Murcia. Nur der einzige kümmerliche Ausweg, sich nach Balenza zu ziehen, blieb noch übrig, und um dieß einzusehen,

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bedurfte es weder eines gereiften Verstandes, noch gro. ßer Feldherrntalente.

Man that auch wirklich, was man thun mußte, und brach am 13. auf, ging hinter die Tajuna, und Lagerte am Abende des 14. zwischen Chinchon und Colmenar de Oreja, in dem Winkel, welchen die Vereinigung der Tajuna mit dem Tajo bildet. Dort stand man wenigstens auf einer der Rückzugslinien nach Valenza, obschon nicht auf jener, wo die von den Engländern beseßten Punkte Huete und Cuença lagen. Der Geist des kastilianischen Landvolkes gab sich beim Marsche von Guadalarara auf Chinchon deutlich kund. Der kleine Flecken Chinchon, welcher auf einer Höhe sehr vortheilhaft und nur sieben Stunden von Madrid liegt, machte Miene, dem ganzen alliirten Heere zu widerstehen. So weit ging der Troß sogar der geringsten Ortschaften. In Huete fand man 40 Engländer in einem Brunnen, welche, wie es sich später herausstellte, leben= dig hinabgestürzt worden waren. Auf den zwei langen Märschen erlitt man große Verluste; denn Berwick verfolgte die Berbündeten unaufhörlich; feine Reiterei hieb öfter auf sie ein. Schon war die Mannszucht aus ihren Fugen gewichen, die Bande des Gehorsams höchst locker, das Pflichtgefühl beinahe erstorben. Die Soldaten-zerstreuten sich in den Ortschaften, plünderten daselbst, und entzogen auf diese Weise dem Heere noch das We nige, so man für den Unterhalt benüßen konnte. Durch zweitägige Gefechte und Deserzion war das alliirte Heer um 2000 Mann, geschmölzen; zwei Kanonen, viel Ges päcke, hunderttausend Piaster, der empfindlichste Verlust bei dem ewigen Geldmangel, und Peterboroughs ganzes Silbergeschirr, im Werthe von 8000

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