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das bisher so mühsam errungene Valenza und Katalonien mit einem Male wieder zu verlieren

Unter solchen Umständen konnte man vorerst ver= suchen, sich Aragoniens zu versichern, das nach einstimmigen Nachrichten bereit stand, sich in seine Arme zu werfen. Ohne aber die Meinung Peterboroughs über die veränderte Marschrichtung zu vernehmen, wollte er keinen bestimmten Entschluß fassen. Er schrieb ihm also am 9. Juni und frug: Ob? und mit wie viel Truppen er eine Expedizion nach Aragonien würde unterstüßen köns nen? Bon der Antwort des brittischen Oberfeldherrn hing es ab, ob die Reise über Tortosa nach Valenza, oder über Lerida nach Saragossa gehen solle; nachdem man endlich so weit gekommen war, die Kosten derselben aufzubringen. Peterborough, der nur für das Gewagte, für das Abenteuerliche Sinn hatte, und den die Lust daran auch im Alter nicht verließ, schien über den veränderten Entschluß hochbeleidigt, glaubte dadurch das Interesse der Allirten gefährdet, und schrieb einige harte Briefe an Karl III., andere noch beißendere an seine Freunde in England. Er allein war es, welcher das Gerücht von großen Versehen, die in Spanien bes gangen würden, an den fremden Höfen verbreitete. Was den Beistand an Truppen betreffe, so machte er große Anstände, und erklärte: „daß er wenigstens vier Wochen bedürfe, um seine Mannschaft marschfertig zu machen, indem das völlig verheerte Land nichts liefern könne, und er weder Geld, noch Transportmittel besiße, um eine Operazion weder nach Kastilien, noch nach Aragonien vorzunehmen; übers dieß GM. Wyndham, im Sinne der zu Barcellona getroffenen Verabredung, mit den Infanterie-Regimentern

Ahumada und Colbatch, dann etlichen Milizbataillons, bereits gegen Cuença vorgerückt sey." Da nun Karl III. deutlich sah, daß von dieser Seite durchaus nichts zu erwarten stehe, und auch das längst verbreitete Gerücht „der Graf Peterborough gefalle sich in den Vergnügungen zu Valenza, und trage keine Lust, selbe sobald zu missen,“ immer mehr Bestand gewann, so beschloß er, mit den wenigen Truppen (etwa 4000 Mann), die er aus Katalonien zu ziehen vermochte, und worunter auch nicht Ein Bataillon vollzählig war, nach Aragonien zu ges hen, für sich allein zu handeln, und es dem guten Willen des Grafen Peterborough zu überlassen, was er für das allgemeine Beste noch ferner fürzukehren ges neigt seyn möchte. FML. Graf Uhlefeldt wurde zum Bizekönig in Katalonien ernannt. Um 22. Juni rückten 300 Milizen und 400 Pferde von der Garnison zu Lerida über die Grenze`nach den aragonischen Städten Barbastro und Huesca, und gaben dadurch den dortigen Gebirgsbewohnern das Signal zum Aufstande gegen die französische Herrschaft; welchen bald das ganze Land folgte.

Während aber Karl III. nur mit aller Anstrengung 3200 Mann Infanterie, 800 Pferde, für den weiten Zug nach Madrid durch Aragonien, zusammenbrachte, gelangten auch noch von Außen her solche Forderungen an ihn, deren Erfüllung eine absolute Unmöglichkeit blieb, und wobei sich abermals die verschiedenen Intereffen der Verbündeten auf die nachtheiligste Weise durchkreuzten. Der Herzog von Savoien sendete nämlich Kuriere über Kuriere nach London und Barcellona, und bat nicht nur um überlassung der Flotte, sondern auch um einige tausend Mann Landtruppen.

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Die Königinn Unna ertheilte auch wirklich schon am 2. April dem Grafen Peterborough den geheimen Befehl : Falls Turin belagert werden sollte, drei oder auch ,,mehr englische und einige holländische Regimenter nach „Oneglia zu senden." Diese Verfügung wurde am 14. Mai wiederholt, und unterm 12. Juni bestimmt verordnet, „das Hilfskorps nach Piemont abzusenden, und ,,selbst wenn Turin mittlerweile gefallen seyn sollte, sol,,ches dem Herzog von Savoien noch ferner zu überlassen." Es läßt sich denken, welches Aufsehen eine solche Vorschrift in Wien und Barcellona machen mußte. Karl III., so hilfsbedürftig er auch selbst war, und so sehr, ihm von allem Anfange her die Eroberung der Küsten pläße Alicante und Cartagena am Herzen lag, war doch weit entfernt, die Noth seines Bundesgenossen zu verkennen, und deffen Begehren, so unstatthaft es auch seyn mochte, gerade von der Hand zu weisen. Im Gegentheile, er sah.die Sache des Herzogs von Savoien ganz wie seine eigene an, legte selbe dem Grafen Peterborough dringend ans Herz, und war gerne zufrieden, daß die ganze Flotte des Admiral Leake, oder doch ein Theil derselben, mit den eben damals vor Alicante und Cartagena verwendeten Truppen nach Italien ginge, und die in seinem Interesse so wichtige Unterwerfung dieser Seepläße aufgeschoben würde. Fürst Liechtenstein schrieb unterm 23. Juni dem Herzog von Savoien, „daß "sich der König, sein Gebieter, gerne für einige Zeir ,,der Flotte berauben wolle, wenn man dadurch Turin „zu entfeßen hoffen dürfe. Die Erhaltung Savoiens „bilde das Fundament des spanischen Thrones. Zwar sey ,,die Flotte eben jeßt nöthig, um die balearischen Inseln ju erobern. Doch möge selbe in Gottes Namen nach Östr. milit. Zeitschr. 1839. II.

"Italien segeln. Was die Truppen betreffe, so könne „man deren aus Katalonien gar keine, von Valenza ,, aber nur sehr wenige senden. Philipp sey nach Madrid zurückgekehrt; der Herzog von Berwick stehe in Estre= ,,madura, der Graf Lastorres im Valenzianischen. Die ,,große Flotte unter Admiral Shovel, welche allerdings ,,einige Landtruppen bringen werde, sey noch nicht an„gekommen. Des Königs ganze Macht betrage nicht ,,über 67000 Mann, wovon ein Drittel im Spital „liege. Der Herzog möge wenigstens den guten Willen ,,daraus ersehen, daß man ihm nicht nur jene 300 un= ,,berittene Dragoner überlasse, die der Prinz Eugen ,,nach Spanien unter Segel gehen lassen wolle, sondern ,,auch dem Grafen Peterborough bedeutet worden sey: ,,die entbehrlichen Truppen aus Valenza nach Italien „einzuschiffen, wenn die unterworfenen spanischen Pro„vinzen dadurch nicht in Gefahr geriethen.“

Da kam die Nachricht von Marlboroughs großem Siege bej Ramillies, und dem Falle von Brüffel, Antwerpen, Löwen und Mecheln nach Katalonien, und machte es immer gewisser, daß Frankreich in diesem Jahre keine weiteren Verstärkungen nach der pyrenäischen Halbinsel senden werde. Dieß feuerte Karl III. noch mehr zu seinem Zuge nach Aragonien an. Er verließ am 23. Juni sein getreues Barcellona, und übernachtete zu Esparaguera. In dem berühmten Kloster des Montserrat, wo er für den Sieg in den Niederlanden eine dreitägige Andacht verrichtete, empfing er zwar am 26. Juni ein Schreiben des Grafen Peters borough, aus dem aber nicht deutlich zu ersehen war, was dieser in Absicht auf die Unterstüßung nach Savoien fürgekehrt habe. Fürst Liechtenstein schrieb dießfalls un

term 6. Juli dem Prinzen Eugen: „Es scheinet, daß ,,der Peterborough dermalen einen so großen Widerwil,,len, um nach Savoien zu gehen, hat, als er voriges "Jahr Verlangen bezeigte, den Herzog zu succurriren."

Graf Noyelles war von einer Reise zurückgekehrt, welche er in die Cerdagna und das obere Segrethal unternommen hatte, um die dort getroffenen Unstalten gegen einen französischen Einfall aus Roussillon zu bes sichtigen. Dieser General und der Prinz von Darmstadt gingen am 30. Juni mit dem Infanterie-Regiment Castiglione und einem Lebensmittel - Transporte nach Aragonien voraus; die übrigen Truppen sollten in Lerida gesammelt werden, und ihnen folgen. Nur das noch in der Errichtung begriffene Reiter-Regiment Subias bļieb als Garnison in dem genannten Plaße zurück.

Der König gelangte am 28. nach Villafranca de Panades. Hier erreichte ihn die Nachricht vom Vordringen Galloways gegen Madrid. Es wurde ein Kriegsrath gehalten, und die einstimmige Meinung fiel dahin aus, bei dem Marsche durch Aragonien zu beharren. Am 30. traf Karl III. in Torre den Barra, am 1. Juli in Taragona, am 3. in Reus, am 4. in Valls, am 5. in Poblet, am 7. in Borjas Blancas, am 8. in Lerida ein. Am 10. ging der Monarch bis Tamarite, am 11. auf Monzon, am 12. bis Peralta de Alcofea, am 13. bis Alcubiere, am 14. auf Villamajor; am 15. kam er nach Saragossa. Von der Grenze bis an die Thore der Hauptstadt begleitete den jungen Fürsten lauter Jubel; seit 26. Juni hatte sich ihm dieselbe unterworfen. Am 18. geschah der feierliche Einzug, und der König beschwor in der Domkirche, nach altem Brauche, die Verfassung

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