Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

theidigung, als jene, welche die vor den genannten Thoren angelegten Ravelins und die nächsten Bastione der Stadt zu leisten vermochten. Das Gewässer war freilich durch den starken Frost mit einer Eisdecke belegt worden. Indeß manövrirte die Besatzung mit den Schleus= sen so gut, daß sie bald das Wasser ablaufen ließ; worauf die Eisdecke in Schollen zerbrach; — dann wies der das Wasser schnell erhob, und die Überschwemmung in der früheren Höhe herstellte.

Ein preußischer Jäger-Offizier, Lieutenant Kretsch mer, stand mit einem Piket in dem Dorfe Orten an dem Damme, welcher sich vom Fort Crevecöur långs der Stadt und der Zitadelle Papenbrill nach dem Hint: hammer Thore zieht. In einer Nacht brachte eine Pa. trulle zwei Amsterdamer Schiffer zum Piket, welche mit ihren Fahrzeugen in Herzogenbusch eingefroren, und so eben aus der Stadt entflohen waren. Sie gaben fol gende umständliche Nachricht von dem innern Zustande derfelben: „Die Einwohner sehnten sich nach dem Augenblick, der sie von der französischen Herrschaft befreien könnte. Besonders war die Schiffergilde bereit, sobald ein Angriff von Aussen geschähe, denselben durch einen Aufstand von Innen kräftigst zu unterstüßen. Ihr Syne dicus Willem Hubert sey von oranischer Gesinnung, fein Einfluß groß, seine Entschlossenheit bekannt."-Als am nächsten Morgen der Oberst von Hobe die Vorposten "Eette besichtigte, wurden ihm die beiden Schiffer vorges stellt. Ihre Erzählungen erweckten die Idee, daß durch fie vielleicht eine Verbindung in der Stadt angeknüpft werden könnte. Der Lieutenant Kretschmer erhielt den Auftrag, diese Verbindung einzuleiten. Er wurde nach dem Dorfe Vugt, das an dem südlichen Damme im

-

Geschüßbereiche der Stadt liegt, gesendet, wo er einen sichern Boten für reichliche Bezahlung gewinnen sollte, der fich mit einem Schreiben an Willem Hubert in die Stadt schleiche. Diesem solle der Wunsch des Blockadekorps eröffnet werden: „Einverständniß mit der Schiffergilde anzuknüpfen. Sie solle nur Deputirte nach Vugt sens den, um die Unterhandlung zu eröffnen." Der Lieutenant, welchem die Leitung dieses Einverständnisses anvertraut wurde, sollte bis zur Ausführung in Vugt bleiben, sein Piket aber jeden zweiten Tag durch frische Mannschaft abgelöset werden. Das zunächst hinter Vugt liegende Dorf St. Michiel Gestel wurde mit einem Kommando Husaren beseßt, und dahin sollte der Lieutenant, wenn er angegriffen würde, sich zurückziehen.

Der Maire Janette des Dorfes Vugt war ein treuer Anhänger des Hauses Oranien, und bot freu dig zur Unternehmung die Hände. Er gab dem Kommandanten des Postens, Lieutenant Kretschmer, in feinem Hause Quartier. Dieses lag zwar im Kanonenbereiche der Festung, wurde aber durch seine niedere Lage und durch die dazwischen sich erhebenden Wälle der Forts Saint Antoine und Sainte Isabelle geschüßt. So diente es zum sichern Punkte, in welchem der Plan gegen die Besatzung von Herzogenbusch entworfen, und dessen Ausführung von dem Maire bestens unterstüßt wurde. Sein Dorfdiener, Jan van Bowlen, früher als Schmuggler mit allen Schleichwegen der Fes stung bekannt geworden, übernahm es für eine Handvoll Dukaten, einen von Lieutenant Kretschmer an Willem Hubert geschriebenen Brief demselben zu überbringen. Er ging ab. In der nächsten Nacht wurde van Bowlens Rückkehr vergebens erwartet. Erst in der dritten kam er Öftr. millt. Zeitschr. 1839. II.

zurück, brachte aber auch ein Schreiben Willem Huberts und einen Abgeordneten der Schiffergilde mit sich. Von nun an gingen die Boten jede Nacht hin und her. Aber auch eine telegraphische Korrespondenz wurde sinnreich genug eingeleitet. Auf dem Stadtwalle stand die Vormühle, und der Müller wurde einer der Ersten in das Einverständniß gezogen. Nun erhielt jes des Fenster derselben für die sie beobachtenden Offiziere seine eigene Bedeutung. Die Zeichen wurden bei Tage durch Öffnung, bei der Nacht durch Beleuchtung der Fenster gegeben. Sie verkündigten dem Piket, ob die einverstandenen Schiffer von den Alliirten einen Boten erwarteten; oder ob sie welche heraussenden würden; ob die Besaßung einen Ausfall, und nach welcher Seite, mit wieviel Truppen sie denselben unternehmen würde.

Jede Nacht war der Lieutenant Kretschmer in Be= wegung, um Boten bis in die Nähe der Stadt zu geleiten, oder die aus derselben kommenden zu übernehmen. Er lernte dadurch jene in die Stadt führenden Schleichwege, die Punkte, wo man die Wälle übersteigen, die Poternen, die man durchkriechen konnte, auf das genaueste kennen. Auf seinen Wanderungen um die Wälle wurde er einige Male von den französischen Patrullen entdeckt, angegriffen und zurückgejagt. Einmal hatte er selbst bei der Vormühle den Wall erstiegen, den Willem Hubert besucht, von ihm einen Plan der Stadt empfangen, und mündlich ausführliche Nachrichten über alle die innere Lage der Stadt und die Besaßung betreffenden Fragen eingeholt. Nach dieser erworbenen genauen Kenntniß des Plaßes überreichte er dem Oberst Hobe einen Entwurf zur Überrumpelung der Stadt, der auch

wirklich, mit geringen Abänderungen, bei der Ausführung zum Grunde gelegt wurde.

-

Die Franzosen machten bald darauf einen kleinen Ausfall gegen Vugt. Doch der Müller auf der Vormühle hatte noch früh genug durch den Fenstertelegra phen hiervon die nöthige Kunde gegeben. Das Piket war in Bereitschaft. Im Fort Saint Antoine empfing es die Feinde mit lebhaftem Feuer, und verthei= digte sich lange genug, damit die Husaren aus St. Michiel Gestel die Zeit gewannen, herbeizueilen. Die Franzosen schienen, auf das Gelingen einer Überrumpe lung gerechnet zu haben. Die kräftige Vertheidigung hatte sie überrascht. Nach Ankunft der Husaren wurden fie auf den langen Steindamm bis nahe an die Festung zurückgeworfen, Dann aber zwang das Kärtätschenfeuer aus dem Ravelin die Alliirten zum Rückzuge nach Bugt.

Von jest an wurde die Verbindung mit der Stadt sehr gefährlich. Es schien, als ob die Franzosen die Übs sichten der Alliirten, und den Zweck des in Vugt stes henden Pikets, errathen hätten. Denn zahlreiche Pas trullen bewachten nunmehr diese Seite des Plaßes, und alle jene geheimen Eingänge fanden sich vom Feinde wohl beseßt. Schon glaubten die Alliirten, ihre Vers bindung mit dem Innern des Plaßes sey für immer abgeschnitten. Schon trei Tage gab die Vormühle wies derholt das Zeichen, daß man in der Stadt sehnlichst auf Boten von Außen harre. Jan von Bowlen willigte ein, noch einmal den nunmehr doppelt gefährlichen Gang zu wagen. Der Lieutenant begleitete ihn mit feinem ganzen Piket. Die Nacht war dunkel. Ein Lämpchen an dem obersten Fenster der Vormühle diente zum

Zeichen, daß der gewöhnliche Schleichweg jest wieder unbewacht sey. Der starke Frost hatte die Graben mit so dickem Eise belegt, daß man sich über dieselben den Wållen nahen konnte. Aber die dichte Finsterniß war Urfäche, daß das Piket sich verirrte, und den Schleußen zu nahe kam. Dorthin kehrten jeden Abend zahllose Schwärme wilder Gánse von der See zurück, versammelten sich auf den den Schleußen nahen, daher eisfreien Stellen derselben, und erhielten durch Schlagen mit ihren Flügeln das Waffer offen.

Als die Preußen diesen Stellen nahten, erhoben sich Tausende jener Gänse mit betäubendem Geschnatter in die Luft. Die Aufmerksamkeit der Wachen wurde das durch erregt. Sie schlossen ganz richtig, daß sich Feinde nahten. Die nächsten Batterien richteten sogleich ein. lebhaftes Feuer, auf gut Glück in das nächtliche Dun kel hinein, nach der Gegend, in welcher die Wildgänse den Lärmen begonnen. Zahlreiche Kugeln rollten auf der Eisfläche. Die Preußen hatten sich aber gleich nach den ersten Schüssen niedergeworfen, und so wurde keiner getroffen.

Bald darauf verstummte jedoch das Geschüßfeuer. Es schien im Plate wieder ruhig geworden zu seyn. Schon wollte die Truppe ihren Weg gegen den Plas forts sehen. Aber plöhlich wandelten Laternen auf den Wällen, und ließen den Gang mehrerer Patrullen erkennen. Man hörte die Lärmtrommel erschallen, durch welche die Besaßung zu den Waffen gerufen wurde. Bald nachher vernahm man Stimmen; es schallten auf dem Eife nahende Fußtritte. Ein Theil der Besaßung war also schon aus den Poternen hervorgebrochen, um die Um

« ZurückWeiter »