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die wieder allen Intriguen freien Spielraum ließ, indem es am Schlusse hieß: „daß eine Bewegung auf ,,Ciudad Rodrigo nur dann fiatt finden dürfe, wenn der „absolute Mangel an Lebensmitteln konstatirt sey." Dieß genügte. Ein abermaliger Kriegsrath sprach es aus, ,,daß man nichts mehr zu leben habe," und wohl oder übel mußte Galloway am 12. den Rückmarsch nach Plasencia antreten, da die Portugiesen ihr Fuhrwesen bereits nach jener Seite vorangesendet, und die Verpflegseinrichtungen dorthin verlegt hatten. Am 21. Mai erreichten die Verbündeten Ciudad Rodrigo, das am 26. kapitulirte; die Garnison zählte 1 Linien bataillon, nebst 2000 Milizen.

Marschall Berwick war seinem Gegner beständig gefolgt; schon am 12. stießen 2 Gardebataillons aus Valenza zu ihm; die andern Beiden hatte Philipps Ge= mahlinn in Madrid zurückbehalten. Der Herzog lagerte um S. Martin del rio, auf halbem Wege zwischen Ciudad Rodrigo und Salamanca, seine Infanterie weiter rückwärts. Indessen sammelte GL. de Bay bei Trurillo den Adel und die Milizen aus Estremadura; der Marquis Villaréal that ein Gleiches in Alt-Kastilien; der Vizekönig in Galizien, Herzog von Hijar, drohte, mit 6000 Mann, freilich nur zusammengerafftes Gesindel, über den Minho zu gehen. Die Lage der Alliirten auf dieser Seite war nicht besser geworden.

Da traf am 27. Mai die Nachricht vom schmach vollen Rückzuge Philipps aus Katalonien nach Rouffillón ein, und es gab jeßt keinen weitern haltbaren Grund, die Vorrückung auf Madrid zu verzögern. Statt aber auf dem nächsten Wege nach Kastilien zu marschiren, wählte man die Straße über Salamanca, Avila und

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durch das Guadaramagebirge. Um 2. Juni brach man von Ciudad Rodrigo auf, und erreichte am 3. San Munoz. Berwick deckte mit seinen 4000 Pferden die schöne und große Stadt Salamanca, welche, zwischen drei Berge hineingebaut, mit ihren 5000 Häufern sich freundlich an der Tormes erhebt, ging aber am 5., wo Galloway dort eintraf, abermals zurück, indem die nur mit einfacher Mauer umgebene und nahe an 6400 Schritte im Umfang haltende Stadt keiner Vertheidigung fähig war. Sie wurde am 7. befeßt. Dem Beispiele von Salamanca folgten Avila und Pena= randa. Fünf weitere und so überaus kostbare Tage vers loren die Verbündeten zu Salamanca; denn während sie unthätig weilten, war Philipp in seiner Hauptstadt wieder eingetroffen. Er hatte am 27. Mai Perpignan verlassen, am 2. Juni Pampluna erreicht, und gelangte am 6. in einer Postkalesche, nur von etlichen Granden begleitet, nach Madrid. Ihm folgten in Eilmärschen die aus Katalonien nach Frankreich zurückgeführten Truppen, welche bestimmt waren, den Marschall Berwick zu verstärken. Die Beleuchtung und das Feuerwerk, so man zur Feier der Eroberung von Barcellona vorbe= reitet hatte, wurden jetzt im Jubel über die glückliche Ankunft Philipps abgebrannt. Gleich nach seinem Eintreffen hatte dieser den hohen Rath von Kastilien vers sammelt. Die Sicherheit des Hofes wurde in Überlegung genommen, und entschieden: daß eine offene Stadt ohne Besaßung, mit einem zahlreichen und verwegenen Pőbel, den Verbündeten nicht zu widerstehen vermöge, Philipp also sammt seiner Gemahlinn nach Pampluna, im Nothfalle auch nach Frankreich gehen solle. Der zweiundzwanzigjährige Fürst nahm diesen Vorschlag

zwar für seine Gemahlinn an, erklärte aber für seine Person, daß er im Feldlager sich aufhalten werde. Alle Kostbarkeiten des Pallastes wurden eingepackt, und nach Navarra in Sicherheit gebracht; die berühmte Perle »la pupille« nach Frankreich gesendet.

Am 12. brachen die Verbündeten von Salamanca auf, und erreichten am 13. Penaranda de Bras camonte, auf der Grenze zwischen den Provinzen Salamanca und Avila, wo sie abermals einen Tag stehen blieben. Um 15. ging man bis Fontiveros; in vier Tagen hatte man also zehn Wegstunden zurückgelegt. Kein Feind zeigte sich. Berwick stand am 15. bei Arevalos, nur drei Stunden entfernt. Am 17. betrat man das Guadarama-Gebirge, lagerte am Abende bei Labajos, am 18. bei Villacastin, am 19. bei Espinar. Drei volle Tage dauerte der beschwerliche Übergang, wo der Soldat weder Unterkunft, noch Lebensmittel fand, und auf die Hälfte der gewöhnlichen Mundporzion beschränkt werden mußte. Die portugiesischen Milizen waren diesen Entbehrungen bereits so überdrüßig, daß sie nach Hause zu gehen drohten. Am 20. stand Galloway am südlichen Abhange des Gebirges, nur neun Stunden von der Hauptstadt, bei Guadars rama; vor ihm breitete sich die Madrider Ebene aus, gleich einem braunen verbrannten Teppich, umschlossen von einem Gürtel hoher Gebirge, deren Scheitel, mit ewigem Schnee bedeckt, im hohen Roth der abendlichen Sonne erglänzten. Rechts hinab, nur so weit, daß die Stückkugeln aus seinem Lager dahin reichten, erhob sich das Escurial im tiefen Schweigen, umgeben von kahlen Bergen.

In Madrid erreichte die Bestürzung ihren Gipfel;

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denn schon kannte man daselbst die schlimmen Nachrichten aus den Niederlanden, und befürchtete einen Volksaufstand, seit der Präsident Ronquillo die Absicht an den Lag gelegt hatte, den Herzog von Infantado und den Grafen Lemos, welche man für Anhänger Karls III. hielt, verhaften zu lassen. Während die Alliirten durch den Guadarrama zogen, hatte der ohne eine Schlacht aufs Äußerste gebrachte Philipp seine Gemahlinn nach Burgos gesendet, und am 21. in aller Stille durch eine Pforte des Parkes gleichfalls die Städt verlassen, um sich zu dem Herzoge von Berwick zu verfügen, der von Arevalos über Segovia in starken Märschen Somos sierra, am 19. Torya erreicht hatte, und sich auf Sopetran wendete, wo er eine verschanzte Stellung zu nehmen beschloß, und sich bis zum Eintreffen der Verstärkungen behaupten zu können hoffte. Die meisten Granden eilten auf ihre Landsize. Die stolzen Kastilia ner wollten der Demüthigung entgehen, den Eid der Treue in die Hände eines fremden Generals schwören zu müssen.

Am 22. Juni erreichten die Verbündeten Galas pagar, am 23. Nuestra Sennora di Retamar am Guadarramafluß, nur drei Meilen von Madrid, von wo der GL. Villaverde mit 3000 Pferden bis Cafa Del Campo hinter den Manzanares vorging, und in der Frühe des 25. Juni sich am Thore von Madrid zeigte, wohin ihm der Magistrat die Schlüssel der Stadt ent gegenbrachte, da die Hauptstadt weder Mauern noch Graben hatte. Es war der Johannistag. In dem Augenblicke, wo dieses geschah, lag der fromme Karl III. zu Esparaguerra vor dem Bilde der gnadenreichen Got tesmutter in brünstigem Gebete. -Am 26. ging auch

das alliirte Heer bis an den Manzanares, der weder Bach noch Fluß, sondern bald das Eine, bald das Andere, je nachdem der Schnee im Gebirge an der glühenden Sonne Kastiliens schmilzt, oder diese sein Wasser austrocknet, durch ein ödes Thal über groben Kies langsam dabinfließt, und den Bewohnern Madrids nicht einmal das Vergnügen des Badens gestattet. Man nahm ein Lager mit dem rechten Flügel an den Gärten del Ces rero und dem Hieronimiten kloster, dem linken am Pardo. Eilboten flogen nach allen Richtungen, um das frohe Ereignis in Lissabon und Barcellona, so wie auch an den auswärtigen Höfen zu verkünden. Um 2. Juli ̧ wurde Karl III. in Madrid zum Könige von Spanien und Indien ausgerufen; wobei man alle sonstigen Gebräuche streng beobachtete, das Banner von Kastilien entfaltete, und diesen Ukt im Staatsarchiv niederlegte, auch sämmtliche spanische Botschafter im Auslande hiervon verständigte.

Galloway sendete einen besonderen Offizier nach Katalonien, um den König dringendst anzugehen, mit fo piel Truppen, als er nur immer aufzubringen vermöge, nach Kastilien zu eilen, da der Herzog von Bers wick sich mit jedem Tage durch Franzosen aus Navarra, so wie durch die Truppen unter Las Torres aus Valenza, verstärke, und ihm bald überlegen seyn würde. Der Mare schall hatte nämlich auch nicht einen Augenblick seinen Hauptzweck bei Seite gefeßt: sich mit den über Burgos eintreffenden Verstärkungen zu vereinigen. Die wenigen Truppen aus Madrid, und diejenigen, so er aus Va lenza erwartete, zog er über Torrejon an sich. Am 22. traf auch Philipp bei ihm ein. Seine ganze Streit macht bestand damals in 16 schwachen Bataillons und Öftr. milit. Beitschr. 1839. II

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