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I.

Der Feldzug 1706 in Spanien.

Nach östreichischen Originalquellen bearbeitet

vom Hauptmann Heller desk. k. General-Quartiermeisterstabes.

Zweiter Abschnitt.

Feldzug in Estremadura und Kastilien bis zum Rückzuge ins Königreich Valenza:

Deim Abmarsche Teffés nach Aragonien war an der Grenze von Portugal nur ein kleines Korps verblieben, welch es nicht wohl verstärkt werden konnte, da die Angeles genheiten in Katalonien die gesammten spanisch - franzősischen Streitkräfte in Anspruch nahmen, und auch im Königreiche Valenza etwas bleiben mußte. Wenn man also irgendwo mit einiger Gewißheit auf Erfolge zählen konnte, so war es hier, wo dem aus Portugal vorrückenden alliirten Heere fast nichts gegenüber stand, und man die Hauptstadt Madrid mit neun Märschen zu erreichen vermochte; überdieß durch den Besit der Festungen Oli venza, Elvas oder Velvas und Campomayor die Offensive gegen Kastilien hinreichend basirt war. Schon Anfangs März, als die Portugiesen sich endlich herbeiließen über den Operazionsplan etwas Bestimmteres auszu

sprechen, hatte Lord Galloway verlangt, daß man sich schleunigst sammeln und auf Madrid vorrücken solle; indem in dieser Bewegung der beste und wirksamste Entsaß von Barcellona liege. Wie gewöhnlich, blieb seine Meinung auch dießmal unbeachtet. Las Minas und die andern portugiesischen Generale wollten Badajoz belagern; der ewige Zankapfel zwischen Portugal und Spanien, von dem es nun einmal im Buche des Schicksals geschrieben stand, daß nie ein Portugiese darin befehligen solle. Zudem war dieser Plaß auch weit besser, denn das Jahr zuvor, mit Truppen und allem Nöthigen versehen, und sonderbar will es bedünken, daß die Portugiesen stets dasjenige wollten, was sie am wenigsten verstanden; denn der Festungskrieg war eben ihre Sache nicht. Man stritt in Lissabon lange hin und her. König Peter, der es gerne vermied, die nur allzuoft gegründeten Klagen seiner Verbündeten hervorzurufen, verfiel endlich auf einen Ausweg, wodurch er auch den Wünschen Karls III. zu begegnen hoffte: „Alcantara sollte erobert werden, das die kürzeste Straße nach Madrid längs dem Tajo sperrt. Ohne eine Belagerung konnte man nun einmal auf dieser Seite keinen Feldzug eröff nen. Aber von den wenig guten Beschlüssen war dieß doch noch der beste.

Das verbündete Heer, welches dieses Jahr 46 Bat., 53 Eskadr. (28,000 Mann, worunter 17,000 Portu giesen, 11,000 Engländer und Holländer) zählte, lag vom Ende Oktober bis Anfangs Februar ruhig in seinen Winterquartieren, und war in dieser Zeit zicht besser geworden. Die Portugiesen bestanden meist aus neuen Truppen, zur Hälfte aus bloßen Milizen; nur die Engländer und Holländer waren größtentheils alte, versuchte

Soldaten. Ein großer Übelstand des vorigen Jahres wurde dießmal beseitigt; der König von Portugal hatte, nach langem Drängen der Verbündeten, den Grafen Gallo= way zu feinem Generalissimus ernannt, wodurch der ge= fährliche Rangstreitgehoben blieb. Die Glts. Las Minas, Atalaya, Corsana, und Mascarenhas mußten nun wohl oder übel gehorchen. Über dem Oberfeldherrn stand nichts destoweniger noch immer ein Kriegsrath zur Seite. Dennoch war für die Angelegenheiten Karls III. schon viel ge

wonnen.

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Als Vorspiel der dießjährigen Kriegsoperazionen unternahmen beide Theile im Februar und Anfangs März, bei dem gewöhnlich äußerst niedrigen Wasserstande der Guadiana im Frühjahre und Sommer, kleine Streifereien in das feindliche Gebiet, wobei es ohne Mord und Plünderung nicht abging. Zwischen dem 24. und legten März konzentrirten sich die Verbündeten dicht an der Grenze zwischen der Caja und Cagola. Mit dem ersten Schritte, den sie auf spanischen Boden tha ten, standen sie nur 25 deutsche Meilen von Madrid.

Die spanisch französischen Streitkräfte in Estrema= dura, nicht viel über 6000 Mann Infanterie, 4000 Pferde, dem Antrage gemäß aber 27 Bat. 45 Eskadr. (20,000 Mann), wenn einmal die aus Frankreich erwarteten 10,000 Mann Verstärkungen eingetroffen seyn würden, befehligte Marschall Berwick, der am 11. nach Madrid gekommen war, und bei seinem Abgehen am 18. von dort 1500 Mann Garden, nebst etlichen Feldstücken, nach Estremadura mitgenommen hatte. Er sah sich, — falls die Verbündeten die Feindseligkeiten demnächst eröffneten, in keiner geringen Verlegenheit; da die ersten Bataillons der versprochenen Hilfs.

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truppen zwischen dem 8. und 16. März erst zu Bayonne eintreffen konnten; die Festungen Badajoz, Alcantara und Ciudad Rodrigo aber, obwohl ziemlich vertheidigungsfähig, doch nicht in einem glänzenden Zustande waren, und besonders der gehörigen Stärke ihrer Besaßungen ermangelten. Aus diesem Grunde war auch der GeneralKapitän von Andalusien, Marquis Villa darias, angewiesen worden, 2 Infanterie Regimenter nach Badajoz zu senden; zugleich aber mit 5000 Mann über die Guas diana zu gehen, in Alentejo einzufallen, und das Land zu verwüsten, mas, — wie man mit Recht hoffen durfte, - die Milizen aus dieser Provinz bewegen würde, eiligst nach Hause zu laufen. In Madrid lebte man wegen der Schwäche des Heeres unter Berwick nicht ohne gerechte Besorgnisse, und forderte den Adel in beiden Kastilien und in Andalusien auf, an der Vertheidigung des Vaterlandes Theil zu nehmen; während die Geistlichkeit ihr Scherflein steuerte, um die erschöpften Kaffen wieder zu füllen.

Die vom GM. alliirte Vorhut rückte man bis

Am 1. April rückten die Verbündeten mit 23,000 Mann nach Spanien vor; der Rest war an der Grenze zurückgeblieben, um Badajoz zu beobachten, wo der unternehmende Graf Risbourg befehligte, so wie auch um Villadarias zu begegnen, wenn dieser wirklich etwas gegen Alentejo im Schilde führen sollte. Johann Emanuel Atalaya befehligte stand bei San Salvador; am 2. Mayorga, wo das Geschütz zum Heere stieß, am 3. bis San Vincente, am 5. bis Membrio. Noch in der Nacht ging Oberst Manuel mit einer starken Reiter= abtheilung bis an den Salor, um die dortigen Übergänge zu beobachten. Berwick, der sich bei Talavera, hinter

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Badajoz, konzentrirt hatte, und Boten auf Boten fendete, um das Anrücken der französischen Hilfstruppen zu beschleunigen, war ebenfalls aufgebrochen, und den Alliirten zur Seite fortgegangen. Er stand am 5. bei Brojas, von wo er die, nur 3 Bataillons betragende Garnison in Alcantara durch 6 Bat. verstärkte, da er jeßt die Absicht seiner Gegner deutlich erkannte. Die Brücken über den Salor hatte er zerstört. Sein Fußvolk war ihm wenig nüße; er legte selbes in Kantonnirung, wenigstens so lange die Verbündeten sich mit der Eroberung von Alcantara aufhalten würden, und behielt nur seine ganze Kavallerie (40 Eskadr. 4000 Pferde) bei sich. Mit einer geringen Reiterschar blieb GL. de Bay bei Badajoz. Durch ein felsiges und sehr durchschnittenes Land rückte Galloways Vorhut am 6. ohne Widerstand über den Salor, und griff am 7. mit 16 Terzios Milizen und einigen Tausend Pferden (6000 Mann) den Herzog von Berwick an. Das Ges fecht war bisig; schon wendeten sich die in den vordersten Reihen fechtenden Portugiesen zur Flucht, als die englis schen Dragoner herbeieilten, und den Ausschlag gaben. Berwick wurde auf Caceres zurückgeworfen; der spanische GL. Montois gefangen. Das Schloß zu Brozas erhielt eine alliirte Besagung. Am 9. April erschien Galloway vor Alcantara, und schloß diesen Plaß ein,

Dort wo der Tajo, Spaniens beträchtlichster Fluß, und darum auch el rey dos rios genannt, — nachdem er von seinem Ursprunge am Albaracin, nahe bei den Quellen des Eucar und Guadalaviar, das Königreich Neu-Kastilien durchströmt, die Mauern des uralten Toledo bespült und Spanisch-Estremadura bewässert hat, -in südöstlichem Laufe, zwischen einengenden Gebirgen,

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