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Sinzendorf, Moras, Subias und Clariana, waren den Winter über errichtet worden, obschon bei weitem noch nicht vollzählig. Zwei andere Regimenter stellte Peterborough im Valenzianischen auf. Die Bildung regulärer Milizen wurde eifrigst betrieben; die Obersten Rau, Suals und Bach sammelten ihre Freitruppen; Oberst Pugh, ein siebenzigjähriger Greis, aber noch in voller Manneskraft, eben derselbe, welcher zuerst in Katalo nien das Panner Karts III. zu Vich entfaltet hatte, befehligte eines dieser Korps, ein zweites der Oberst Masderode aus Manresa. Graf Cifuentes, immer thätig, wo es den Vortheil seines Königs galt, eilte im Lande umber, und betrieb die Bewaffnung. Allent halben fanden seine Ermunterungen den schönsten An= Elang; denn das treue schlichte Gemüth des Katalanen begriff die Noth seines Herrn. Miguelets, Guerillas und Somatenes sammelten sich in starken Haufen, oder versprachen wenigstens zu erscheinen, sobald man ihrer bedürfe. Jene aus Ampourdan stellten sich unter den thätigen Häuptling Virola. *) Un regulären und noch

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*) Die Miguelets sind verschlagen, findig, wachsam, sinnreich, entschlossen, stets heiter und guter Laune; aber auch rachsüchtig, unverföhnlich, der gröbsten Ausschweifungen fähig. Geschworene Feinde der Kastilianer, tru gen sie nur ungerne das Joch derselben, und sehnten sich nach dem Augenblicke, dieß durch die That zu be: weisen. Ihre Bergjäger øder Somatenes trugen einen kurzen Dolch die Pistole im Gürtel, das Gewehr mit Radschloß auf der Schulter, mit welchem sie auf hundert Schritte einen Piaster treffen. Ein Aufstand dieser Milizen ist gefährlich; es schreckt sie weder Galgen noch Rad; ihre Wuth ist blind. Verheerung mit Feuer und

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dazu meist ungeükten Truppen konnte der König kaum auf 12,000 Mann rechnen. Mit bekümmertem Herzen blickte er also auf Östreich und England. Das Erstere war, bei den schweren Kriegen in Italien und am Rhein, nicht in der Lage, feine alte Zusage eines Hilfskorps von 6000 Mann zu erfüllen. England aber, das anfangs 8 vollzählige Bataillóns nebst 1300 Rekruten versprach, wollte diese Zahl kurz darnach auf fünf Bataillons und 900 Rekruten ermäßigen. So zerfiel der noch wenig Wochen früher verabredete Plan, nach welchem Karl 26,000 Mann haben sollte, von selbst!!

Der dringendste Wunsch des Königs ging dahin, die alliirte Flotte recht bald im Mittelmeere zu sehen; wie man ihm auch am Ende des vorigen Jahres versprochen hatte. Konnte man nicht weiter in das Innere von Svanien vordringen, so war man doch mit Hilfe der Flotte im Stande, Alicante, Karthagena, Murcia und die balearischen Inseln zu erobern, und dadurch sters festeren Fuß im Osten der Halbinsel zu fassen, bis das Glück mehr zu thun gestatten würde. Im äußersten -Falle blieb die Flotte auch der einzige Schuß und Hort,

Schwert bezeichnet jeden ihrer Schritte; Blut fließt rings um sie her, 3wingt man ste durch übermacht, sich zu beugen, so ist dieß nur ein Waffenstillstand z denn sie werden den ersten günstigen Augenblick wieder ergreifen, einen Aufstand zu versuchen,

Die blutigen Spuren, welche die Katalonier im eigenen und fremden Lande während des spanischen Erbfolgekrieges zurückließen, beweisen mehr als Alles ihren kriegerischen und freien Sinn. — So erzählt der Spanier Colmenar in feinen Aunales de España y Portogal pora Jahre 1741.

und konnte die Küsten von Katalonien und Valenza schüßen. Über die Absichten der Seemachte, und überhaupt der Alliirten, eröffnete Fürst Liechtenstein schon unterm 10. Januar dem Kaiser seine Gedanken, und fagte unter anderem: „Obwohl England and Holland ,,die Erhebung Karls III. auf den spanischen Thron zùm „Hauptziele der Operazionen ihrer Flotten machen wer„den, so dürften sich doch auch wieder Nebenrücksichten ,,einschleichen, und die Alliirten es auch heuer wieder ,,auf Kadir abgesehen haben, weil dadurch auch Seviglià, ,,und mit ihm der ganze spanische Handel, in englische „und holländische Hände fallen müßte. Auch würden sie „Kadir dann nicht herausgeben, bevor nicht die an Por,,tugal erfolgten Subsidien rückerseßt seyen; wozu sich ,,in des Königs Namen der Graf Wallenstein verpflich „tete. Auf alle Versprechungen der Portugiesen, könne „man, wie die Erfahrung lehre, durchaus keinen Staat, ,,noch fundo machen; da selbe auch im verwichenen Jahre „nichts gethan, und vor zwei Jahren unter allerlei ,,Ausflüchten dem Prinzen von Darmstadt statt den vers sprochenen 2000 Mann auch nicht einen Einzigen zu „deffen Zug gegen Barcellona mitgegeben; also daß man von Portugal einen geringen, oder gar keinen Beis ,,stand zu erwarten hätte."

Der spanische GL. Graf Aguilar war nach Paris gesendet worden, um mit Ludwig XIV. die Operazios nen des dießjährigen Feldzuges näher zu bestimmen, und das Eintreffen der Hilfstruppen zu beschleunigen, Es wurde verabredet, daß um die Mitte Februar 8000 Mann französischer Infanterie, 2000 Reiter unter dem Gl. Herzog von Noailles an der Grenze von Katalonien bereit stehen sollten, um sich aus Roussillon mit

den Truppen unter Teffé, die am Ebro und an der Cinca standen, vor Barcellona zu vereinigen, und diesen Plaß zu belagern; weil man zu Paris in dem Wahne lebte, Karl III. werde, bei seiner Handvoll Soldaten, kaum im Stande seyn, ein Schiff zu erreichen, um die Nachricht seiner Niederlage selbst nach Wien zu überbrins, gen. Die Befehle wurden erlassen, um diese 10,000 Mann baldigst zu sammeln. Im freien Felde konnte Philipp selbst, mit Einschluß der schon in Spanien befindlichen französischen Truppen, 38 Bataillons, 60 Eskadrons gegen Katalonien aufstellen. In Frankreich wurden 28,000 Rekruten ausgehoben, wovon 18,000 nach Spanien bestimmt blieben, die über Saint Jean pied de port in Abtheilungen zu 600 Mann nach Aragonien geben sollten; da man von drei Seiten: aus -Roussillon, Aragonien und Valenza, gegen Karl III, einen Schlag zu führen gedachte. In Toulon und Marseille wurde das zur Belagerung von Barcellona erforder= liche schwere Geschüß zusammengebracht, 40 Ingenieure unter dem GL. Lapara dazu bestimmt. Der Graf von Toulouse sollte eine Flotte aus 27 Linienschiffen, 8 Fre gatten, 10 Galeeren, 4 Bombarden, 6 Brandern mit 10,980 Mann und 1726 Kanonen befehligen, und den Plaß zur See einschließen. Einige hundert Transportfchiffe führten die Vorräthe nach Colliouvre. Der Inten= tant in Languedoc war angewiesen, für das Korps in Roussillon 400 mit Lebensmitteln beladene Maulthiere nebst 450,000 Livres in Perpignan zu sammeln. Der Mangel an Matrosen und Schiffssoldaten, so wie an geeigneten Kriegsfahrzeugen, verzögerte indessen diese Ausrüstung bedeutend; man mußte sogar einige Hans delsschiffe bewaffnen. Von den zwanzig Provinzen Spas

niens wurde eine Stellung von 50 Mann für jede verlangt, um ein neues Garde-Infanterie-Regiment zum Schuge der Königinn zu bilden; da Philipp selbst ins Feld ziehen wollte. In Estremadura, Andalusien und beiden Kastilien fanden Milizaushebungen statt. Die hohe Geistlichkeit des Landes steuerte bedeutende Summen zur Bestreitung der Kriegskosten.

Schon im Anfang des Jahres rührten sich Karls Anhänger auf allen Punkten des Landes, und es kam an manchen Orten zu unruhigen Auftritten. In der Hauptstadt selbst sah es nicht am besten aus, und zu keiner Zeit war dort die Polizei so thätig wie damals. In Saragossa und Carega kam es am 26. Jänner zu blutigen Händeln; in der erstgenannten Stadt weigerte man dem französischen Regiment Sillery den Einlaß. Aus den Fenstern und von den Dächern der Häuser wurde auf die Soldaten geschossen. Der Gouverneur von Aragonien seßte den auf einer Anhöhe liegenden Inquisizionspallast zu Saragossa in Vertheidigungsstand, verfah ihn mit 5 Kanonen und eben so viel Mörsern, nebst einer Garnison von 1200 Franzosen. Nur bei solchen Mitteln durfte man dort auf Ruhe rechnen. Die Absicht des Marshall Tessé ging vorzüglich dahin, die Vers bindung zwischen Valenza und Katalonien abzuschnei= den. Was zu Ende des vorigen Jahres in dieser Hinsicht fürgekehrt worden war, reichte, wie der Erfolg lehrte, — nicht aus; man mußte zu wirksameren Mitteln schreiten. Aber dieß rief in den Thälern des. Ebro, Segre und der Cinca einen allgemeinen Kampf hervor. Am 21. Jänner hatte der Marschall die früher vom Fürsten Tzerklas - Tilly und später vom Gl. Salazar befehligten 6000 Mann spanischer Truppen übernommen,

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