Das Leben Jesu: kritisch bearbeitet, Band 1

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C. F. Osiander, 1838 - 787 Seiten
 

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Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite viii - Voraussetzung fallen gelassen, und erst untersucht werden, ob und wie weit wir überhaupt in den Evangelien auf historischem Grund und Boden stehen.
Seite vii - Dem Verfasser des Werkes, dessen erste Hälfte hiemit in die Hände des Publicums gelangt, schien es Zeit zu sein, an die Stelle der veralteten supranaturalen und natürlichen Betrachtungsweise der Geschichte Jesu eine neue zu setzen.
Seite 118 - Ungeschichtlichen: sie hängt aber mit ändern zusammen , oder ist doch von demselben Referenten berichtet wie andere, welche durch entscheidende Gründe in das mythische oder sagenhafte Gebiet verwiesen werden , und einen verdächtigenden Widerschein auch auf sie zurückwerfen. So kommen auch in jeder, noch so wunderhaften , Erzählung Züge vor, die an sich wohl historisch sein könnten , aber ihrer Verbindung mit dem Uebrigen wegen gleichfalls zweifelhaft werden müssen.
Seite 101 - Dichtung; es konnten Viele zugleich darauf kommen, und wenn es Einer zuerst aussprach, so wufste er, dafs die Andern, von denselben Vorstellungen genährt , keinen Augenblick an der Richtigkeit der Sache zweifeln würden. Der Hauptgrund aber, warum die Mythen in der Regel in ihrer Entstehung so wenig einfach sind : liegt darin , dafs sie grofsentheils gar nicht auf einen Schlag entstanden sind , sondern sich allgemach und successiv, unter der Einwirkung gar verschiedenartiger, äufserer...
Seite 100 - Alterthmnsforscher [und Theologen] dunkel, ja mystisch, vorkomme; aus keinem ändern Grunde, als weil diese mythenbildende Thätigkeit in unserem heutigen Denken keine Analogie hat: aber soll die Geschichte nicht auch das Fremdartige, wo sie unbefangene Forschung darauf hinführt, anerkennen...
Seite 619 - Aeltestcn durch eine entsprechende Anzahl von Jüngern nachgebildet haben; oder sofern wir sie mehr paulinisch - universalistisch vorstellen, nicht umhin konnte, vorauszusetzen, daß Jesus neben der durch die Zahl der Apostel angedeuteten Beziehung seiner Sache auf das israelitische Volk zugleich durch die Auswahl von 70 Jüngern ihre weitere Bestimmung für alle Völker der Erde vorgebildet habe? Und so angenehm auch von jeher der Kirche die Klasse der...
Seite 91 - Der alten, namentlich orientalischen Welt war, vermöge ihrer vorwiegend religiösen Richtung und ihrer geringen Kcnntniß der Naturgesetze, der Zusammenhang des weltlichen, endlichen Seins etwas so Loses, daß sie von jedem Punkte desselben auf das Unendliche überzuspringen, von jeder einzelnen Veränderung in der Natur und Menschenwelt Gott als die unmittelbare Ursache zu betrachten fähig war. Von diesem Standpunkte des Bewußtseins aus ist auch die biblische Geschichte geschrieben.
Seite ix - Den gelehrtesten und scharfsinnigsten Theologen fehlt in unsrer Zeit meistens noch das Grunderfordernifs einer solchen Arbeit, ohne welches mit aller Gelehrsamkeit auf kritischem Gebiete nichts auszurichten ist: die innere Befreiung des Gemüths und Denkens von gewissen religiösen und dogmatischen Voraussetzungen, und diese ist dem Verfasser durch philosophische Studien frühe zu Theil geworden.
Seite 114 - Er/.iilil(es nicht so geschehen sein könne , wird sich vor Allem daran erkennen lassen , wenn es 1) mit den bekannten und sonst überall geltenden Gesetzen des Geschehens unvereinbar ist.
Seite 1 - Wo immer eine auf schriftliche Denkmale sich stützende Religion in weiteren Raum- und Zeitgebieten sich geltend macht, und ihre Bekenner durch mannigfaltige und immer höher steigende Entwickelungs- und Bildungsstufen begleitet: da thut sich früher oder später eine Differenz hervor zwischen demjenigen, was jene alten Urkunden bieten, und der neuen Bildung derer, welche an dieselben als an heilige Bücher gewiesen sind.

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