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So hatte das Großherzogthum Baden, mit schweren Kosten, mit dem Verlust seiner nach Rußland gestellten Truppen und ihrer sämmtlichen Bewaffnung und Equipirung, in dem merkwürdigen Jahr 1812 die, durch sein Verhältniß im Rheinbund auferlegten Pflichten erfüllt.

Wenn schon alle diese Verluste drückend waren, so blieben doch für das Militár die Vernichtung von 7000 Mann durch Feldzüge gebildeter und trefflich diszi plinirter Truppen, und für das Vaterland selbst der Tod von beinahe 6000 seiner Söhne, im kräftigsten Alter hingegeben, weit. länger schmerzende Opfer.

II.

Geschichte

der

Ereignisse in Serbien

in den Jahren 1804-1812

3 weiter Abschnitt.

Begebenheiten der Jahre 1805 und 1806.

(Schlu ß.)

Mit dem Pläne des Sturms auf Schabac, am 26 Juni 1806.

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Unter den bosnischen Christen waren im Anfang des Juni Unruhen ausgebrochen, welche Hauptunterneh mungen von dieser Seite lähmten. Inzwischen unters nahmen doch 3000 Türken am 13. Juni, das bedráng. te Schabac zu entfeßen. Sie gingen über die seichte Drina, und schlossen den Popen Luka Lazarewics gänz☛ lich in die Verschanzungen bei Cserna bara ein. Luka vertheidigte sich drei volle Tage mit seinen 400 Sere. biern gegen alle Angriffe auf das tapferste; aber schon begann Mund- und Schießbedarf zu fehlen, als Kara Georg mit 2000 Mann anrückte, die Türken in der Nacht vom 16. auf den 17. unversehens angriff, und sie gänzlich zerstreute. Zur Deckung des Rückzugs vers brannten die Türken die Dörfer Velino - sello und Bro

bah. Ihr Verlust belief sich auf 500, der serbische auf 250 Mann.

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Um sich der Festung Schabac, welche schon so viel Blut und Mühe gekostet, endlich zu bemeistern, ließ Kara Georg sie am 26. Juni in vier Abtheilun= gen bestürmen *). Die erste unter dem Bim - Pascha Stojan Chupics, 1200 Mann stark, sollte von dem Morate Durmina bara den Angriff auf die südliche Spitze der äußern Festung unternehmen; die zweite unter Luka Lazarewics, 1000 Mann stark, von der Dumacsa gegen den Morast Ziganka und den östlichen Theil der Festung gleichzeitig angreifen. Zu gleicher Zeit sollte die dritte (1500 Mann) unter Jakob Nea nadowics gegen das Schloß (Kameniti - Grad) vorrüs cken. Die vierte Abtheilung (2500 Mann) unter Kara Georgs unmittelbarem Befehl war hinter der ersten als Rückhalt aufgestellt. Um fünf Uhr früh griff Cfupics herzhaft an. Der zweiten und dritten Abtheilung sollte Miloe Petrowics, ein Verwandter Csernis, den An griffsbefehl überbringen, überließ jedoch dieses einem Andern, der sich verspätete. Die gesammte Macht der Türken konnte sich daher gegen die erste Abtheilung wenden, welche zurückgeschlagen wurde. - Kara Georg führte sogleich den Rückhalt vor. Die Unterstüßung und seine Unwesenheit brachten die Weichenden zum Stes hen. Mit Entschlossenheit wurde ein zweiter Angriff unternommen, den jedoch die gefaßte Besaßung eben= falls zurückschlug. Jeßt erst griff die zweite und dritte Abtheilung an; aber ihr vereinzelter, und durch den

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* Siche den Plan.

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Anblick der Niederlage der andern muthloser Angriff wurde leicht zurückgetrieben. 1200 Mann kostete dies fer unglückliche Sturm den Serbiern. Kara Georg bes fahl, seinen Verwandten Miloe Petrowics zu hängen. Nur die Bitten aller Befehlshaber retteten ihn. Allgemein wurde jedoch bekannt gemacht, daß in Zukunft mit dem Tode bestraft werden würde, der durch Unfolge samkeit, Nachlässigkeit oder Mißverstand Unglück here beiführt.

Die Belgrader Besaßung erhielt am 5. Juli die Nachricht ihres bald zu hoffenden Entsages, und bes zeugte ihre Freude durch wiederholtes Geschüßfeuer. Des folgenden Tages griffen die Serbier in drei Kolonnen die Außenwerke an. Die linke Kolonne, welche, 500 Mann stark, von der Ziganska mala vorrückte, war so glücklich, sich des äußern Sawethores zu bes meistern. Die Mitte hielt sich außer dem wirksamen Bereich des Geschüßes, und die rechte Kolonne bee gnügte sich, gegen die Raizenstadt zu plänkeln. Die Wegnahme des Sawethores brachte die ganze Besatzung unter die Waffen. Vergebens versuchte sie, den Sere biern den errungenen Vortheil zu entreißen. In dieser mißlichen Lage unternahm Guschanz einen Ausfall ge= gen die Mitte der Serbier, und trieb sie nach wieder. holten Angriffen und Reitergefechten zurück. Die linke Kolonne verließ nun, aus Furcht, abgeschnitten zu werden, das Sawethor. So scheiterte eine Unterneh mung, die bei dem Beginn den besten Erfolg versprach, durch Mangel an übereinstimmung.

Um diese Zeit (10. Juli) lief die Nachricht ein, daß die türkische Macht sich von Sophia der Morawa nähere. Cserni Georg eilte nun mit 5000 Mann an

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die Morawa, wodurch die serbische Streitmacht in dies fer Gegend auf 18,000 anwuchs. Mit der Besa: bung von Schabac schloß Cserni, unter Gewährleistung des Pascha von Zwornik, einen achtzehntägigen Waf fenstillstand, vermöge welchen sie während dieser Zeit weder angegriffen, noch von Bosnien aus zu ihrem Entsah ein Versuch gemacht werden sollte. Bei innern Kriegen, wo Grundverträge zerrissen worden, darf man nicht auf die Unverleglichkeit der Verträge rechnen, welche das Bedürfniß des Augenblicks herbeiführt. Jeder Theil hält sich gegen den andern erlaubt, was nügt. Die Gewalt, und die Gewalt allein wird geachtet. Wort und Schwur werden dann, besonders bei Barbaren, als Angeln ausgelegt, durch die Hine terlist der Leichtgläubigkeit Verderben bereitet. Also ers ging es den Serbiern. Die Türken hatten die Aufs stände der bosnischen Christen unterdrückt; sie hatten im Rücken nichts mehr zu besorgen, und die serbische Hauptmacht war weit an der Morawa entfernt. Eine so schöne Gelegenheit zu benüßen, konnte sie ein ges schlossener Vertrag nicht hindern.

Am 20. Juli feßten 3000 Türken bei Zwornik, und 2000 bei Cserna - bara über die Drina, verjage ten die in voller Sicherheit an keine Gefahr denkendenSerbier, und vereinigten sich unter den Wällen von Schabac, welches sie entseßten. So grausam, wie auf diesem Zuge, hatten die Türken noch nie in Serbien gewüthet. Das Land wurde verheert, die Örter ver brannt, die Bewohner ohne Unterschied des Alters und Geschlechts gemordet. 8000 retteten das nackte Leben über die Sawe nach Syrmien, Andere in das Lager nach Belgrad. So wie früher geflüchtete Türken,

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